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Wieso heben Profis die Füße sehr an?

Wieso heben Profis die Füße sehr an?

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Hallo,

ich habe mir gerade ein Video angeschaut, vom WR Lauf. Dabei konnte ich beobachten, dass alle Läufer fast mit ihren Fersen den Po berührt haben.

Ich hebe meine Füße nur etwas an und wollte fragen, wieso die das so machen, da alle so laufen muss es ja einen Sinn machen und ich sollte meine Laufbewegung umstellen?

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Nein... anders rum wird ein Schuh draus: Wenn du irgendwann auch so schnell läufst, dann wird deine Laufbewegung auch so aussehen. Will sagen: Das geschieht ein gutes Stück weit von alleine. Beobachte dich mal, wenn du jeweils ein paar hundert Meter weit mit 7er Pace dahintrabst, dann mit 6er pace gemütlich joggst, oder wenn du 400m - Intervalle läufst. Dein Laufstil wird sich ganz von selbst an die jeweilige Geschwindigkeit anpassen.

Edit:
Der Grund liegt meines Erachtens in der Biomechanik: Wenn der Fuß nah am Gesäß ist, kann das Bein schneller nach vorn schwingen.

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@Rheinostfriese

Ich mach bei höherem Tempo vor allem raumgreifendere Schritte. Meine Schrittfrequenz verändert sich kaum, 154 bei langsamem 7er-Tempo, 160 bei flotterem 6er Tempo und kaum mehr beim Intervall mit 4:30-5:00. Neulich meinte in einem anderem Forum mal jemand zu mir, das sei eine viel zu niedrige Schrittfrequenz, 180 pro Minute wären vom Stil her viel besser. Stimmt das? Bin aber auch noch nicht gerade der schnellste.

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Ganz ehrlich: ich würde mir im Hobby-Bereich keine Gedanken über die Frequenz machen. Wichtiger ist meiner Ansicht nach die Hüftstreckung und der richtige Abdruck (bei hohem Tempo) - den Rest optimiert der Körper, wenn man mit etwas Lauf ABC unterstützt, auf Dauer von alleine.
My 2cents.

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PoS hat geschrieben: Ich hebe meine Füße nur etwas an und wollte fragen, wieso die das so machen, da alle so laufen muss es ja einen Sinn machen und ich sollte meine Laufbewegung umstellen?
Rheinostfriese hat geschrieben: Der Grund liegt meines Erachtens in der Biomechanik: Wenn der Fuß nah am Gesäß ist, kann das Bein schneller nach vorn schwingen.
Eigentlich in der Physik - aber am Ende ist ja alles (angeblich) Physik :D

Es geht dabei um die Verkürzung des Hebels zwischen Masse (Fuß, Unterschenkel) und dem Drehpunkt. Lies mal diese Artikel:

Der Mythos über den Vorteil langer Beine
Artikelansicht - German Road Races

Alderamin hat geschrieben:Neulich meinte in einem anderem Forum mal jemand zu mir, das sei eine viel zu niedrige Schrittfrequenz, 180 pro Minute wären vom Stil her viel besser. Stimmt das?
Jack Daniels propagiert das zumindest so. Das Argument ist, dass die Erhöhung der Kadenz weniger Kraft kostet, als die Vergrößerung der Schrittlänge. Allerdings verkürzt ein Läufer die Schrittlänge bei Erhöhung der Frequenz automatisch, d.h. dem musst Du bein Training entgegen arbeiten. Ob nun 180 für jeden das Optimum sind, wage ich zu beweifeln, daher ist eine Aussage für Deine Frequenz aus der Ferne nicht sinnvoll.

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PoS hat geschrieben:Ich hebe meine Füße nur etwas an und wollte fragen, wieso die das so machen, da alle so laufen muss es ja einen Sinn machen und ich sollte meine Laufbewegung umstellen?
Mach das mal wie Rheinostfriese vorgeschlagen hat, aber vielleicht nur 200 m, aber die richtig schnell. Dann mach mal eine 'negativ' Übung und versuche mal dabei die Füße so flach zu halten wie bei deinem Wohlfühltempo. Sollte sich komisch anfühlen. Mit dem Tempo kommt auch der dynamische Laufstil.
Alderamin hat geschrieben:Ich mach bei höherem Tempo vor allem raumgreifendere Schritte. Meine Schrittfrequenz verändert sich kaum, 154 bei langsamem 7er-Tempo, 160 bei flotterem 6er Tempo und kaum mehr beim Intervall mit 4:30-5:00.

Das ist sogar ziemlich normal so. Um mal aus Jack Daniels Running Formular (3rd Edition) zu zitieren:
In our lab one time, I tested an Olympic gold medalist in the marathon. At a 7-minute-per-mile pace, the rate was 184; at a 6-minute pace, it moved up to 186; and at a 5-minute pace, it moved to to 190. This represented a 16.5 percent increase in running speed and a 3 percent increase in rate. It is quite clear that runners seem most comfortable with a particular rhythm, and that rhythm varies little as they change stride length to increase speed during different races.
Neulich meinte in einem anderem Forum mal jemand zu mir, das sei eine viel zu niedrige Schrittfrequenz, 180 pro Minute wären vom Stil her viel besser. Stimmt das? Bin aber auch noch nicht gerade der schnellste.
Jack Daniels schlägt auch diese Frequenz vor, geht aber dabei von Elite-Läufern aus. Ich habe das auch mal versucht, aber es ist wie 76er sagt. Koordinationsübungen reichen im Hobbybereich.

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LiveLoveRun hat geschrieben: Jack Daniels schlägt auch diese Frequenz vor, geht aber dabei von Elite-Läufern aus. Ich habe das auch mal versucht, aber es ist wie 76er sagt. Koordinationsübungen reichen im Hobbybereich.
JD macht aber keine Aussage darüber, ob die statistische Häufung im Bereich 180-190 spm die Folge bestimmter, für einen Spitzenläufer typischer körperlicher Eigenschaften oder ein allgemeines Optimum für jeden Läufer ist. Im letzteren Fall wäre ein explizites Training der Kadenz für den Freizeitsportler sinnvoll.

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Warum die Profis ihre Füße so weit anheben?

Hmmm.... wohl, weil sie es können :zwinker2:
Im Gegensatz zu den meisten hier von uns :wink:

Von 180er Schritt-Frequenz habe ich auch mal gelesen und dann nachgezählt - bei mir sind es unabhängig vom Tempo 180 ± 5

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jsb317 hat geschrieben:JD macht aber keine Aussage darüber, ob die statistische Häufung im Bereich 180-190 spm die Folge bestimmter, für einen Spitzenläufer typischer körperlicher Eigenschaften oder ein allgemeines Optimum für jeden Läufer ist. Im letzteren Fall wäre ein explizites Training der Kadenz für den Freizeitsportler sinnvoll.
Messungen an Spitzensportlern zeigt, dass das tempoabhängig ist. So erreichen sie im Mittel die 180 bei 3:10 min/km (und aufwärts). Das passt auch zu Daniels, der schließlich diese Zahl bei einer Olympia ermittelt hat, wo die Herren mindestens so schnell laufen. Steht auch schon bei Hottenrott. (Frauen haben, u.a. wegen der im Schnitt geringeren Körpergröße, bei gleichem Tempo eine höhere Frequenz.)

Ansonsten ist das auch Mathematik. 180 Schritte pro Minute bei 3 min/km ergeben 180 x 3 = 540 Schritte pro km, d.h. 1,85 m/Schritt.
Wer jetzt 180 Schritte bei 7 min/km macht, legt nur 79 cm pro Schritt zurück. Schnelles Googeln zeigt, dass die durchschnittliche Schrittlänge beim Gehen in dem Bereich liegt (75 - 85 cm), d.h. man "läuft" dann ohne Flugphase.

Lange Rede kurzer Sinn: je langsamer du läufst, desto langsamer ist deine Frequenz. Je weiter weg dein Tempo von dem der Elite entfernt ist, desto weiter weg sollte auch deine Frequenz (und Schrittlänge) von der der Elite sein.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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D-Bus hat geschrieben:Je weiter weg dein Tempo von dem der Elite entfernt ist, desto weiter weg sollte auch deine Frequenz (und Schrittlänge) von der der Elite sein.
Voraussetzung: Du gehörst zur Elite!

Ansonsten müsste ich meine Schrittfrequenz auf ein Niveau senken, was in der Tat eher nach Wandern aussehen würde.

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Guckst du z. B. hier und in den dort folgenden Beiträgen:
CarstenS hat geschrieben:Ich nehme an, dass ich das anderswo schon getan habe, aber ich zitiere noch einmal Neumann und Hottenrott: „Größere individuelle Abweichungen von den gemittelten Werten geben einen Hinweis auf Defizite in der Lauftechnik. Bei Joggern sind deutlich kürzere Schrittlängen und höhere Schrittfrequenzen im Vergleich zu gut trainierten Langstreckenläufern festzustellen. Die Ursache liegt in einer unzureichenden Streckung in der hinteren Stützphase.“

Die gemittelten Werte, die sie angeben, sind übrigens ungefähr 165 Schritte pro Minute bei einem Tempo von 5min/km und 180 Schritte pro Minute bei einem Tempo von 3:10/km. Wer sich die 180 antrainiert, obwohl er nicht so schnell unterwegs ist, läuft Gefahr, sich schlechten Laufstil anzueignen.
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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D-Bus hat geschrieben:Guckst du z. B. hier und in den dort folgenden Beiträgen:
@D-Bus: danke für`s Rauskramen.
CarstenS hat geschrieben:Die gemittelten Werte, die sie angeben, sind übrigens ungefähr 165 Schritte pro Minute bei einem Tempo von 5min/km und 180 Schritte pro Minute bei einem Tempo von 3:10/km. Wer sich die 180 antrainiert, obwohl er nicht so schnell unterwegs ist, läuft Gefahr, sich schlechten Laufstil anzueignen.
Das beweist meine Mittelmäßigkeit :peinlich: Bei mir gehen die Werte (ermittelt mit der Ambit 2 ohne Pod) von 155 beim langsamen bis 165 beim TDL. Die Werte aus IVs kann man mit der Meßmethode wohl vergessen.

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D-Bus hat geschrieben:Guckst du z. B. hier ...
Was versteht man denn unter "größeren individuellen Abweichungen"?

Wenn ich mit 200 spm bei 5:00 min/km "jogge" ist die Abweichung dann schon groß oder noch im Normbereich? Welchen Bereich sollte ich denn anstreben, wenn ich in meinem Langfristziel von 4:30 min/km in nicht allzu schlechtem Laufstil laufen möchte?


PS: Ich habe meine Schrittfrequenz noch nicht verfolgt, bin aber immer an Optimierungen interessiert. Tendenziell mache ich nicht so lange Schritte.
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