Da mir jetzt sehr viele Kollegen sagten, dass man sich an genau DIESES Rennen noch sehr lange erinnert, erlaube ich mir erstmals auch hier in diesem Bereich meinen Bericht zur lang ersehnten Sub-3 einzustellen.
Eben jene ominöse Drei-Stunden Marke ist im Marathonsport wohl für jeden ambitionierten Amateur DAS Ziel schlechthin. So geht es mir auch und nach bisher zwei Versuchen, bei denen man aufgrund der Vorbereitung definitiv nicht davon ausgehen konnte, dass es dort klappt, war das Motto für Düsseldorf: Alle guten Dinge sollten drei sein.
Die Vorbereitung:
Nachdem ich mich bei der Premiere für einen Steffny-Plan entschieden hatte und mich beim zweiten Versuch an einer selbst gebastelten Variante versucht hatte, stand ich Ende letzten Jahres vor der Frage: Wie bereite ich mich dieses Mal vor? Jan (Commanche27), u.a. mit ihm habe ich mich in den letzten Monaten super austauschen dürfen über alles Mögliche (Und so viel falsch konnte er ja mit seiner fabelhaften 02:56 nicht gemacht haben

Das lief dann auch wie geplant und ich konnte im Januar so viele km wie noch nie laufen. Die 361 km sind jetzt für die meisten hier eher die Regel als die Ausnahme. Aber für mich war das schon eine ordentliche Umfangssteigerung im Vergleich zu sonstigen Vorbereitungen. Mit Fahrtspielen und unspezifischen 400er-Intervallen habe ich dann auch frühzeitig seltene Tempospritzen eingebaut und ein klein wenig Abwechslung reinbringen können. Abgesehen von einem ganz leichten Infekt an einem Wochenende lief auch der Februar wirklich gut. Ab Anfang Februar startete dann auch der M-spezifische 12 Wochen-Block und die Form entwickelt sich in die richtige Richtung. Bemerkenswert fand ich, dass ich lockere Läufe @ 04:38 mit einem 136er-Durchschnittspuls laufen konnte. Das muss an der soliden Grundlagenarbeit gelegen haben und hat mich dahingehend bestätigt, dass der Aufbau gut war.
Tempoarbeit wurde nun in Form von den Beck'schen 1-2-3-2-1-Fartleks, Langintervallen, Tempowechselläufen und MRT-Läufen eingebaut. Diese Sachen sind ohnehin mein Steckenpferd und das Geballer macht mir einfach viel mehr Spaß als stupides km sammeln. Daher für mich persönlich wenig verwunderlich, dass dies dann super lief und ich immer schneller wurde mit der Zeit. Anfang März habe ich dann eine Rekom-Woche eingebaut und auf den Halbmarathon in Kandel hingearbeitet mit einem Mini-Tapering. Dadurch war dann auch eine super Zeit (01:19:46) möglich. Also ich wusste ja, dass ich auf einem guten Weg war, aber eine Sub-80 im Halbmarathon hätte ich jetzt wirklich nicht für möglich erachtet. Aber das war dann natürlich nochmal ein klasse Schub für den Rest der Vorbereitung.
Nach einer weiteren Entlastungswoche Ende März ging es dann auf die Zielegerade auf dem Weg nach Düsseldorf. Zwei super schnelle Einheiten haben mir nochmal eine klasse Form bestätigt Anfang April und der letzte lange Lauf (32,2 km @ 04:26) lief dann auch sehr gut, bevor es in Richtung Tapering ging. Eigentlich hätte das nicht der letzte lange Lauf werden sollen (3 Wochen vorm Marathon), aber er wurde es. Gezwungenermaßen. Denn was dann passierte, war folgendes: 16 Tage vorm Wettkampf wollte ich nochmal 15 km MRT laufen. Dieses Unterfangen musste ich dann völlig entkräftet abbrechen. Nach 5 km. Danach war joggen angesagt. Ok, schlechte Tagesform evtl. Zwei Tage später wollte ich mich dann nochmal in Richtung 28-32 km aufmachen. Auch das war nichts. Viel zu hoher Puls und total unrundes Laufverhalten mit Schmerzen im Oberschenkel. Was ist denn jetzt los? Gut, zwei Wochen vorher, es geht ins Tapering, eigentlich ist noch nichts passiert. Es wurde aber in der Folge nicht besser, eher im Gegenteil. Ich habe es auf Heuschnupfen, einen leichten Infekt oder ähnliches geschoben. Das Offensichtliche wollte ich mir aber irgendwie nicht eingestehen. Zwei Tage vor Düsseldorf bin ich dann nach der letzen mehr als deprimierenden Einheit nochmal zum Arzt. Ich wollte mich durch checken lassen und bat um grünes Licht, dass ich ohne gesundheitliche Bedenken an den Start gehen kann, weil ich mich seit Tagen sehr schlapp fühlte. Dies wurde auch erteilt. Und ihm Gespräch mit dem Sportmediziner (Über 30 x Marathon gelaufen und Ironman Hawaii mit einer PB @ 02:48) war er sich sicher: Überform!
Das war natürlich einerseits gut, dass aus medizinischer Sicht alles ok ist. Aber andererseits ist es hart zu wissen, dass man nicht in Topform an den Start gehen kann. Ich habe wohl zu früh begonnen, zu schnell zu laufen...Jetzt galt es: Den Kopf so zu steuern, dass man weiß, dass man es ja im Prinzip drauf hat. An dieser Stelle muss ich auch nochmal meinen Dank aussprechen, an die tolle Truppe der Sub 03:20er, die wirklich sehr viele mutmachende Worte und Ratschläge geben konnten. Ich habe wirklich mit jedem einzelnen in Hamburg mitgefiebert und jeder hatte für sich eine tolle oder eben teilweise auch tragische Geschichte zu erzählen Das hat kurz vorm eigenen Wettkampf sehr motiviert und ich sah mich dann auch ein wenig in der Bringschuld, zumal mir alle wirklich einen überragenden Zuspruch gegeben hatten. Das tat wirklich sehr gut.
Das Wettkampf-Wochenende:
Nun, es sollte in jeder Hinsicht ein besonderes Wochenende werden. Das war spätestens ab dem Zeitpunkt klar, an dem mich die Trauzeugin meiner besseren Hälfte gefragt hat, was wir am Wochenende vom 23-24.04.2016 machen, weil sie ihren Junggesellenabschied plant. Als ich dann gesagt habe, dass wir da in Düsseldorf beim Marathon sind, habe ich dann angeboten, dass man das ja verbinden kann. Wir sind sowieso dort und sie hat ihre Sachen selbst gepackt und sollte dann samstags Mittags dort von ihren Freundinnen überrascht werden. Und die Überraschung ist natürlich mehr als gelungen. Dass die Bande dann noch Sonntags nach dem Frühstück im Ziel auf meine Ankunft warten sollte, war dann natürlich nochmal ein zusätzlicher Ansporn ein gutes Rennen hinzulegen.
Mit Kollege Steffen habe ich dann vorab ein Treffen für den Nachmittag geplant. Das war wirklich ein sehr angenehmes Treffen. Wir hatten ein Stück sehr leckeren Kuchen vernascht und einen Kaffee getrunken und dabei über alles Mögliche gequatscht. Über viele Forumskollegen und deren super Leistungen und deren Geschichten, aber auch über Trainingsphilosophien und das anstehende Rennen in Düsseldorf. Hinsichtlich Training vertreten Steffen und ich eine ähnlich Ansicht. Ich bin nicht der Typ, der ein halbes Jahr stringent auf EIN Ereignis hin trainieren kann. Ein solch mehrmonatiger Aufbau ist wirklich sehr komplex. Und ohne professionelle Betreuung werde ich mir das in der Art und Weise auch nicht mehr antun. Das ist eine der wesentlichen Lehren dieser Vorbereitung. 8-10 Wochen als intensive Vorbereitung und davor ein paar Wochen die Umfänge hoch fahren. Das muss reichen und ich denke, damit kann ich auch sehr gute Ergebnisse einfahren. Aber erst einmal stand noch der Marathon an. Ich kündigte Steffen an, dass ich nach einem lockeren Start schon relativ früh aufs Tempo drücken werde. Ich will mir ein Polster heraus laufen für hinten raus. Steffen hat mir dann nochmal mitgeteilt, wann er wo mit seinem MTB wartet: Start - 10 km - HM - ca. 30 km - kurz vorm Ziel.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, habe ich mich zurück in mein Zimmer begeben und mir noch Schalke vs. Leverkusen rein gezogen und bin dann ca. gegen 22:30 Uhr eingeschlafen. Am nächsten Morgen bimmelte der Wecker dann kurz vor 06:00 und ich konnte ab 06:30 Uhr frühstücken. Ein Brötchen und zwei Toast mit Marmelade gab es. Dann machte ich mich ca. gegen 07:50 Uhr auf den Weg über die Königsallee in Richtung Start. Es waren sehr viele Läufer unterwegs und die Anspannung stieg von Minute zu Minute. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwarten wird: DNF? 03:20? PB? Near 03:00? An eine mögliche Sub-3 konnte und wollte ich nach den letzten beiden ernüchternden Wochen mit extrem hohen Puls und wenig Luft irgendwie nicht glauben. Auch wenn mir jeder etwas anderes einreden wollte. Daher habe ich mir erst einmal keinen Druck gemacht, was ja nicht so schlecht ist.
Ich konnte dann an der Kleiderabgabe nochmal kurz auf Toilette gehen. Das Zelt war sehr voll. Ich habe mich in aller Ruhe umgezogen, meine Gels in der Hose verstaut und den Beutel abgegeben. Es war wirklich sau kalt und auch schon stellenweise relativ windig am Rhein. Ca. 15 min. vor Start stellte ich mich nochmal an den Dixies an. Ich wollte es dieses Mal zwingend vermeiden, dass mich wie in Frankfurt letztes Jahr eine Pinkelpause komplett aus dem Konzept bringt. Das lief dann auch völlig reibungslos und ich machte mich auf in Richtung Startblock, nachdem ich meinen Wegwerfpulli in den Altkleider-Container geworfen hatte, die extra aufgestellt wurden.
Das Rennen
Mit meiner angegebenen Zielzeit von 02:59 war ich für den vorderen Block startberechtigt. Es war zu meiner Überraschung sehr viel Platz und ich habe mich relativ weit vorne einsortiert. Sportreporter-Legende Wolf-Dieter "Poschi" Poschmann, der die Moderation übernahm stand ca. 10 m vor mir, direkt an der Startlinie und stellte die Top-Läufer vor, die das Rennen dann später auch unter sich aus machten (Klasse Ding mit Hendrik Pfeiffer!).
Von links hörte ich dann meinen Namen und tatsächlich stand Steffen mit ordentlichen Winter-Outfit am Rand des Starts. Kurzer Plausch und Abklatschen und er wünschte mir einen erfolgreichen Lauf und dann kam auch schon der Startschuss!
Ich hatte zwei wesentliche Vorhaben zum Start: Nicht zu schnell angehen. Und Christian @ Dude77 gab mir den Tipp den Puls völlig zu ignorieren. Nun ja, beides habe ich nicht eingehalten.

Der erste km ging in 04:03 weg, was mich zugleich dazu bewog mal den Puls zu checken: Oh 165...Naja egal. Spätestens jetzt habe ich mir vorgenommen: Lauf locker, roll mit und schau, dass du einen sauberen Laufstil hinlegst. Das ist mir gefühlt eigentlich auch ganz gelungen. Trotz des hohen Puls fühlte es sich wirklich gut an und ich war der Ansicht, dass ich mein Tempo erst einmal gefunden hatte. Die km 2-5 bewegten sich dann zwischen 04:06-04:11. Also ein vorsichtiger bzw. defensiver Beginn sieht in der Tat anders aus, was die 5 km-Zeit mit 20:37 min noch einmal bekräftigt. Ich fragte mich zu diesem Zeitpunkt schon, ob das wohl gut gehen wird. Aber wie oben bereits beschrieben: Ich muss wieder mit einem Einbruch rechnen und Holger hat es kurz vorm Wettkampf auch schon gesagt, dass das funktionieren kann: Also ein Polster herauslaufen, wenn man ohnehin mit einer langsameren 2. Hälfte rechnet. Also ließ ich es weiter rollen.
Bereits nach wenigen km lief ich mit einem spanischen Läufer zusammen. Er ist in der M45 am Ende 9. geworden und wir haben uns peu a peu zusammen nach vorne gearbeitet. Immer mal wieder fiel einer von weiter vorne zu uns zurück oder jemand von hinten schloss auf und wir waren dann mal in einer 8er-Gruppe. Aber der Spanier war irgendwie immer da. So sucht man sich immer wieder seine einzelnen Fixpunkte, an denen man sich entlang hangelt. Mein nächster war dann bei der 10 km-Marke. Denn hier sollte ich ja das erste Mal auf Steffen treffen. Der Punkt ist etwas nördlich der City und ein Stückchen östlich des Rheins. Ich musste Steffen an dieser Stelle zurufen, weil er (warum auch immer

Nach einer kleinen Schleife durch die Stadt ging es dann wieder in Richtung Rhein und jetzt stand die erste Überquerung der Oberkasseler Brücke an. Dezent raus genommen und locker drüber. Bereits hier pfiff uns ein ganz fieser Wind entgegen. Auf der Brücke war dann auch ordentlich Stimmung und der spanische Kollege, ein anderer Läufer und ich machten uns dann auf durch den Abschnitt im Stadtteil Oberkassel. Hier ging es dann durch ein Business-Viertel und vorbei an netten Wohnanlagen. Bei km 20 habe ich mir dann ein weiteres Gel einverleibt.
Kurz bevor es wieder über Oberkasseler Brücke auf die andere Rheinseite ging, wartete die HM-Marke. Auch hier wartete wieder der gute Steffen. Bei wirklich ordentlichen 01:27:37 freute ich mich auf das Wiedersehen. Ich zeigte wieder den Daumen nach oben und sagte ihm, dass sich die Pace gut anfühlt und es mir gut geht. Das war auch wirklich so. Klar, ich war nicht langsam unterwegs und wusste, dass der Hammermann jetzt jederzeit kommen kann, zumal ich wirklich nicht in Top-Form an den Start gehen konnte. Aber für negative Gedanken war hier und heute kein Platz. Nach einem kleinen Schwenk durch die Stadt ging es dann in Richtung Nordosten der Stadt. Steffen hat diesen Streckenabschnitt als relativ öde angekündigt. Das war auch in der Tat der "langweiligste" Teil der Strecke. Aber für Sightseeing hatte ich sowieso keinen Kopf. Von der Pace her und vom persönlichen Empfinden her war alles super. Die km wechselten sich zwischen 04:05 im unteren und 04:15 im oberen Bereich ab. Mir wurde dann allmählich bewusst, dass ich mit jedem weiteren km nach der HM-Marke mein Polster weiter vergrößern kann und mir je näher das Ziel rückt, den Luxus erlauben kann, langsamer werden zu dürfen, wenn es mein Körper erfordert. Aber wie gesagt, negative Gedanken schnell vertreiben und weiter drücken, wie Jan es empfohlen hat. Drücken, nicht im Sinne von Tempo erhöhen, sondern halten und nicht Gefahr zu laufen den Schlendrian einkehren zu lassen. Daran habe ich mich erinnert und auch ganz gut umgesetzt.
Km 30 ging in 04:06 weg. Wahnsinn, das läuft wirklich wie geschmiert bisher. Der spanische Kollege und ich waren nach wie vor Seite an Seite. Er bot mir ein Stück Banane oder von seinem Gel an. Ein sehr netter Mitstreiter. Weiter geht es. Nach 30 km zeigte die Uhr eine 02:04:30. Grob überschlagen heißt das: Ca. 55 min Zeit für 12,2 km. Das müsste doch heute mit dem Teufel zugehen, wenn das keine Sub-3 wird!
Ziemlich genau an dieser Stelle meinte es dann das Wetter nicht mehr so gut mit uns. Und das ist ein Euphemismus erster Güte, was auch die Berichterstattungen von extrem schwierigen Bedingungen belegen. Es begann zu hageln und der Wind bließ wirklich extrem heftig von vorne. Egal in welcher Richtung man gerade lief. Irgedwie hatte ich immer den Eindruck voll im Wind zu laufen. Es war wirklich sehr heftig, aber noch fühlte ich mich stark genug. Eigentlich hatte ich Steffen wieder bei km 30 erwartet, aber ich machte ihn dann bei km 33 erneut aus. Bis hier her wieder alles super, trotz der schwierigen Bedingungen. 04:14, 04:14, 04:12. Das waren die km 31-33. Alles noch im Rahmen und das Polster sogar noch etwas vergrößert. Steffen bekam wieder den obligatorischen Daumen nach oben. Aber ab jetzt hieß es weiter beißen, zumal ich meinen spanischen Mitstreiter ziehen lassen musste. Er machte wirklich einen sehr starken und auch erfahrenen Eindruck. Mein Race-Predictor von meiner Garmin FR 920XT zeigte mir zeitweise eine 02:54er-Prognose. Eine Zeit in der Region 02:54-02:57 wäre mehr als ich mir je erträumt hatte bei diesen ungünstigen Voraussetzungen. Aber weiter den Fokus auf die letzten km richten.
Der 34. km war dann nochmal eine 04:14, wohingegen die km 35-36 in 04:19 bzw. 04:22 weg gingen. Ok, Ruhe bewahren. Alles gut und ich bin super im Plan. Hatte versucht, das positive in den Fokus zu stellen und alle Zweifel beiseite zu schieben. Jetzt noch ein Gel rein und ab gehts. Dann habe ich an Farhads unerschütterlichen Willen gedacht, den ich in Frankfurt letztes Jahr live erleben durfte und den er jetzt nochmal in Hamburg mehr als bestätigt hat. Was hatten Sven, Sascha oder Tobi in Hamburg wohl für Schmerzen? Zieh das Ding sauber durch, auch wenn jetzt wirklich alles weh tut und der Hammermann mit grinsendem Gesicht vor mir steht und mir sein Gewerk mit voller Wucht entgegen kracht. Km 37 geht dann in 04:34 und der nächste in 04:37 weg. Wenn ich daran denke, wie ich mich im Oktober in Frankfurt von Verpflegungsstand zu Verpflegungsstand geschleppt habe und Gehpausen eingelegt, dann ist das doch ein Einbruch auf hohem Niveau. Also habe ich auch in dieser schwierigen Situation versucht, das positive heraus zu ziehen. Komm, jetzt ist es wirklich nicht mehr weit und im Ziel wartet deine Liebste mit ihren Freundinnen. Also reiß dich zusammen. Leichter gesagt als getan. Die km 39 + 40 gingen mit je 04:47 weg. Irgendwie bin ich mir gerade nicht mehr sicher, ob Steffen schon an der 40 km-Marke wartete oder erst später am Ziel. Jedenfalls ging es jetzt über die Königsallee. Gestern habe ich hier noch die Lambos und Ferraris beäugt, die vor den Luxus-Hotels und Boutiquen posierten und jetzt schleiche ich hier wie ein Häufchen Elend entlang. Nach 40 km kam ich auch direkt an meinem Hotel vorbei. Hmm, eine Sekunde habe ich wirklich darüber nachgedacht. Aber nicht länger weiter gehts. Vor einigen Stunden bin ich hier lang gelaufen auf dem Weg zum Start und dachte mir: Wenn du so weit gekommen bist, dann ist es fast geschafft. Tja, die letzen beiden km waren gefühlt länger als die bereits gelaufenen 40 km. Wirklich übel und es war ja nicht so, dass sich der Wind in der Zwischenzeit verabschiedet hätte...
Der 41. km musste dementsprechend sogar in 05:00er Pace gelaufen werden. Ärgerlich im Nachhinein, aber mir ging es wirklich sehr schlecht. Kurz bevor es dann in Richtung Rhein und damit in RIchtung Ziel ging, habe ich dann wieder Steffen wahr genommen. Das hat nochmal "gepusht". Denn ich konnte mit allerletzter Kraft und illegaler, aber nur kurzer Fahrrad-Begleitung von Steffen nochmal km 42 in 04:40 laufen. Ich keuchte merklich auf und pfiff aus dem letzten Loch. Der Puls ging hier auf über 180 Schläge...
Dann ging es auf eine kleine Bergab-Passage in Richtung Rhein-Promenade und damit auf die Zielgeraden. Auf der rechten Seite hinter dem Absperrzaun machte ich auf einem Grünstück meine Holde mit ihren Freundinnen aus. Habe irgendwie noch gewunken und ihre Trauzeugin rannte die letzten ca. 200m mit mir und motivierte mich nochmal und sprach mir Mut zu. Super Aktion!

Als ich die Uhr zum ersten Mal erkennen konnte ca. 100m vom Ziel entfernt, sah ich eine tiefe 02:59. Da war mir klar, es reicht. Aber da es immer noch leicht abschüssig war, musste ich mit jedem Schritt aufpassen, dass die sich andeutenden Krämpfe nicht komplett durch kommen. Das war meine einzige Sorge. Ein Läufer vor mir (vllt. 15m) machte eine Mischung aus Radwende und Luftrolle (nicht sauber ausgeführt natürlich), woraufhin ich mich fragte, was der wohl in den letzten 3 Stunden gemacht hat.

Völlig am Ende drückte ich die Uhr dann bei 02:59:45 ab und ließ noch einen Jubelschrei raus, bevor ich mich erst mal hinsetzen musste. Das war in der Tat eine absolute Punktlandung und so sicher ich mir bis km 35 war, so knapp war das dann auch am Ende. Aber egal, die Sub-3 ist im Sack und das fühlt sich auch heute nach einer Nacht drüber schlafen, verdammt geil an!
Zwischen Ziel und Zielverpflegungsbereich (Einziger Kritikpunkt bei einer wirklich guten Orga: Denn der Weg war abartig weit) hat mich dann nochmal Steffen in Empfang genommen auf der anderen Seite des Zauns. Er fragte nach der Zeit und hat sich sofort mit mir gefreut und noch ein schönes Erinnerungsfoto geschossen.
Steffen, nochmals herzlichen Dank an dich für die vielen mutmachenden Worte und das gute Gefühl an der Strecke und vor allem für die Motivation am Ende. Das tat wirklich sehr gut.

Es ist immer wieder schön, wenn man von hier Leute persönlich kennen lernen darf und sich der positive Eindruck, den man hier erhält, nochmals mehr als bestätigt.
Nachdem ich dann versucht habe, den Hauashalt wieder ein wenig auszugleichen mit Cola und Erdinger, war ich dann sehr froh als ich meine Liebste wieder in die Arme schließen konnte und wir haben uns dann noch sehr nett mit ihr und ihren Freundinnen ausgetauscht. Danach ging es ins Hotel zum Duschen und auschecken und zum wohlverdienten Burger-Essen. Auch die Location war natürlich wieder eine Empfehlung des guten Steffen.

Jetzt ist die Sub-3 also geschafft. Aber in dem Wissen, dass es wirklich nicht die einfachsten Bedingungen waren und die Umstände für mich persönlich alles andere als einfach waren, weiß ich, dass durchaus noch Luft nach oben ist. Es ist müßig zu spekulieren, ob der Einbruch weniger spektakulär gewesen wäre, wenn ich vorsichtiger angegangen wäre. Das will ich jetzt auch nicht in Abrede stellen, aber das Langzeit-Ziel ist erreicht. Und auf diesen Kampf gestern bin ich dann auch irgendwie etwas stolz, zumal ich mir das selbst nicht zugetraut hätte.
Die Fakten:
Platz: 138
Platz (AK:M30) 37
Brutto: 02:59:48
Netto: 02:59:45
10km: 00:41:23
Halbmarathon: 01:27:37
30km: 02:04:30
40km: 02:49:34
Der Durchschnittspuls von 169 war sogar 3 Schläge höher als bei meinem Halbmarathon in 01:19. Also vor allem daran sieht man, dass ich wirklich nicht in einer optimalen Verfassung war...
Jetzt gilt es sich erst einmal zu regenerieren. Im Mai bzw. Juni würde ich gerne noch die ein oder andere Unterdistanz mitnehmen. Zu 99,9% würde ich dann am 30.10. wohl wieder Frankfurt angehen. Aber das ist erst einmal alles Zukunftsmusik. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass der 3. Marathon geschafft ist und lasse alles auf mich zu kommen.
Viele Grüße
Dennis