Vorbereitungswoche
Die Woche lief wirklich gut. Man weiß zwar immer erst, was das Training wert war, wenn man den Wettkampf läuft, aber Körpergefühl und Tempi konnte ich bei den HMRT Einheiten gut laufen. Die Müdigkeit der Vorwoche war deutlich geringer und die Zuversicht wieder da, dass es am Ende eine gute Zeit werden könnte.
WK-Vorbereitung
Nachdem es beim letzten 10km WK eigenartig entspannt, ja sogar fast zu entspannt zuging (obwohl das Ergebnis wirklich ordentlich war), nahm ich mir vor, am Wettkampftag mal ziemlich früh aufzustehen und entsprechend früh zu Bett zu gehen. Ich hatte am Samstag kein besonders gutes Carbo-Loading gehabt, es wurden Soba Nudeln mit grünem Pesto und das erst gegen 18:30 Uhr. Ich fühlte mich etwas schwer. In der Befürchtung, dass es nächsten Tag sehr warm werden könnte, habe ich aber darauf geachtet den Tag über und abends sehr gut zu trinken und den Körper gut zu hydrieren (keine Ahnung, ob das tatsächlich was bringt).
Der Wettkampfmorgen
Der Wecker klingelte um 5:45 Uhr. Ich wollte damit sicherstellen, dass sich mein Körper um 10 Uhr nicht noch im Schlafmodus befindet und hatte mir genug Zeit zum Kaffee, Smoothie und "Küche saubermachen" genommen

Meine Sachen hatte ich schon soweit vorbereitet, sodass es sehr stressfrei zugehen konnte. Ich wohne nicht weit vom Start entfernt und so bin ich mit meiner Freundin gegen 8:50 Uhr los. Auf dem Weg zum Wettkampf hatten wir aus einem Cafe schöne Salsa Musik vernommen und so blieb etwas Zeit für ein kleines Tänzchen.
Als wir dann am Wettkampfort um 9:20 Uhr ankamen, hatte ich jedoch wieder diese blöde "zu spät dran" Gefühl. Letztlich blieb aber unglaublich viel Zeit zum Abgeben des Kleiderbeutels und zum Einlaufen, so dass ich mich entspannt um 9:50 Uhr zum Einlass in Block A anstellen konnte.
Das erste Drittel
Vor unserem Start waren noch die Handbiker dran und so dauerte es ein paar Minuten, bis wir in den Block hinein konnten. Im letzten Jahr bin ich noch in der zweiten Startwelle gelaufen und hatte so viele Läufer vor mir, die mich stark ausgebremst hatten, dass ich gespannt war, wie es diesmal ganz vorne sein würde. 10:05 Uhr war der Startschuss und ca 30 Sekunden später ging es für mich über die Matte. Natürlich war es recht eng, da aber für Block A nur Läufer unter 1:30 zugelassen waren, war es für das Tempo gar kein Problem. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht zu überpacen und bin den ersten Kilometer in 4:04 gelaufen. Ich hatte keine spezielle Renntaktik, mir war nur wichtig, die ersten 10 Kilometer in ca. 40 Minuten zu laufen, damit ich mir auch bei einem Einbruch auf der zweiten Hälfte die Chance auf eine 1:24er Zeit erhalten würde. Auch Kilometer 2 und 3 waren mit 4:01 und 4:02 entsprechend "verhalten". An diesem Punkt habe ich mich allerdings bewusst entschieden, ein klein wenig mehr Druck zu machen, um die Lücke zur 40 Minuten Zeit nicht zu groß werden zu lassen. Mit einer 3:58 und 3:59 ist mir das auch gut gelungen, sodass ich die 5 Kilometer Matte in 20:05 überquerte. An Kilometer 8 bekam ich das erste mal ein leichtes Müdigkeitsgefühl und den Gedanken, ob das Pacing angemessen war. Allerdings waren meine Muskeln noch recht locker und ich konnte problemlos den Druck halten.
Das zweite Drittel
Von Kilometer 5 bis Kilometer 10 war mein Pacing gefühlt optimal. Einmal knapp unter 3:59 und 4 mal knapp über 4:00 und so erreichte bei 40:05 die 10 Kilometer Marke. Nach weiteren 500 Metern ging es dann auf den Kudamm. Dieser Streckenabschnitt war leicht abschüssig und ich versuchte diese Situation zu nutzen. Das resultierte in 3:56, 3:59, 3:58. Bei Kilometer 13 wurde mir klar, dass ich heute vermutlich ein 4er Tempo durchhalten würde, aber mein Gefühl sagte mir, auf keinen Fall jetzt schneller werden. Der Kudamm ist immer ein sehr schöner Abschnitt, weil es hier eine große Menschenmenge mit vielen abzuklatschenden Kinderhänden gibt
Auch die über die Strecke verteilten Trommelbands sind klasse und an diesem Tag haben sie mir immer wieder einen kleinen Push gegeben, wenn es nötig war. Denn ich merkte schon, dass es zum Ende hin hart werden würde. Der Weg über den Kudamm ging dann am Wittenbergplatz links Richtung Potsdamer Platz und zwischenzeitlich am Landwerkanal entlang. Hier waren zwei kleine "Bergauf" Abschnitte inkl. einer Brücke, die mir im letzten Jahr noch sehr weh getan haben. Dieses Jahr gelang es mir, mein Tempo konstant zu halten. Die wachsende Müdigkeit machte sich aber jetzt schon langsam bemerkbar. Denn am Kudamm gab es die eine oder andere Gegenwind Situation. Das war bereits auf dem 17. Juni so, aber dort machte es mir noch nicht so viel aus. Feige wie ich bin, habe ich mich immer wieder mal in den Windschatten eines Vorläufers verkrümelt
Das letzte Drittel
Den Potsdamer Platz erreichte ich bei Kilometer 17. Hier machten sich erste Anzeichen stärkerer Ermüdung bemerkbar. Ich habe meine Runden manuell gestoppt, aber Kilometer 17 aufgrund nachlassender Konzentration fast vergessen. So lief ich diesen Kilometer in 4:14 und den nächsten dann eben sehr viel schneller in turbomäßigen in 3:47

. Hier merkte ich jedoch deutlich, dass ich zum Halten meiner Pace sehr viel Konzentration aufbringen musste.
Trotz meines Starts im vordersten Block war es auch in diesem Rennen interessanterweise so, dass ich so gut wie nie überholt wurde, aber immer wieder Läufer überholte (allerdings in der Form, wenn eine Schnecke die andere überholt

). Geachtet habe ich beim Lauf aber nur auf mich selbst, denn ich hatte genügend damit zu tun, den Druck aufrecht zu erhalten. Ab Kilometer 18 wurde es schwer, ich lief da schon seit 2 Kilometern bei 90% und ab Kilometer 19 dann sehr hart. Die Zuschauer haben nur noch in immer mehr zugekniffene Augen gesehen und auf dem letzten Kilometer mussten mir die Schmerzen ins Gesicht geschrieben gewesen sein. Jedenfalls fühlt ich mich so! Kurz vor Ziel sah ich meine Freundin am Rand und motivierte mich nochmal alles zu geben und erreichte die Ziellinie in einer optimalen
1:24:28!
Der Tank war wirklich leer und ich brauchte erstmal ein paar Minuten Erholung mit 2 Liter Flüssigkeit und 5 Bananen, um einigermaßen zu mir zu finden.
Es war ein Wettkampftag, an dem wirklich alles zusammengepasst hat. Wetter, Leistungsfähigkeit und Leistungswillen, den ich zuletzt etwas habe vermissen lassen, haben das möglich gemacht.
Ich bin jetzt total happy, heute werden nur noch die Beine hochgelegt. Ab morgen gilt der Fokus auf die Vorbereitung auf Hamburg, auch wenn es dort kein grenzwertiger Lauf werden soll.
Viele Grüße
Michael