
Ich stellte mich etwa im vorderen Drittel des Starterfeldes auf, meine Lehre ziehend aus dem letzten Jahr wo ich ziemlich zum Schluß startete weil ich ja unbedingt fünf Minuten vor dem Start noch aufs Klo musste und dann den ersten Kilometer im Slalom laufen durfte vorbei an „Läufern“ die teilweise in der Nordic-Walking-Wertung besser aufgehoben gewesen wären. Trotzdem war ich noch etwas zu pessimistisch in meiner Selbsteinschätzung, aber immerhin konnte ich schon nach etwa 200 Metern ziemlich unbehindert mein Tempo laufen.
„Mein Tempo“ - das ist bei mir immer so eine Sache. Nach etwa einem Kilometer attestierte mir meine neue Uhr eine vorraussichtliche Zielzeit von etwa 1:30. Ganz klar, daß ich diese Geschwindigkeit niemals durchhalten kann. Aber ich fühlte mich gut und hatte partout keine Lust, einen Gang runter zu schalten. Ich wußte sehr wohl, daß das Schaffen eines Zeitpolsters zu Beginn unterm Strich immer zu schlechteren Zeiten führt als ein gleichmäßiges Tempo und sich allzu oft gegen Ende des Rennes auf das Bitterste rächt. Aber der Wille, diesem Wissen auch Taten folgen zu lassen, war schlicht nicht vorhanden.

Gegen Ende der ersten Runde merkte ich schon, daß meine Beine begannen sich etwas schwer anzufühlen. Ich hatte erst zu einem späteren Zeitpunkt damit gerechnet und begann schon mit meinem anfänglichen Übermut zu hadern. Die Aussicht, auf diesen Beinen noch zwei Runden zu absolvieren, gefiel mir überhaupt nicht.


Die dritte Runde begann schon ziemlich zäh. Aber ich hatte noch Reserven, und auch wenn ich das Tempo der zweiten Runde nicht ganz halten konnte, von einem Einbruch konnte noch keine Rede sein und das Bewußtsein des nahenden Zieles beflügelte mich fast ein wenig. Fast. Immer wieder blicke ich auf die Uhr. Die Zielzeit ist immer noch ein paar Minuten unter den angestrebten 1:40; aber ich bin mir bewußt daß sich das unter Umständen sehr schnell ändern kann. Der Gegenwind auf den letzen Kilometern macht mich auch nicht viel zuversichtlicher. Aber der erwartete Leistungseinbruch bleibt aus und nach 1 Stunde, 37 Minuten und 55 Sekunden erreiche ich schließlich das Ziel.
