Hallo zusammen, ein frohes Neues Jahr und mal wieder etwas Läuferisches von mir :-)
GRN GRTL 2022 - G1 Grüngürtel um Köln - 63 km - 9:58 h
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Auf Facebook fragte am Sa Abend ein Posting "Was macht ihr morgen? Nenne eine Tätigkeit, die mit dem Anfangsbuchstaben deines Vornamens beginnt." Udo hatte es da leicht mit einer passende Antwort: "Ultralaufen". Und ich? "W-andern", ach nee Vorname, dann halt "Meandern". Der G1 Grüngürtellauf um Köln herum stand auf dem Programm. Angemeldet hatte ich mich vor 2 Jahren, die Sache wäre also schon längst gegessen gewesen, wenn da nicht ... Aktuell wäre eine Anmeldung kein Thema für mich gewesen, wegen akuter Untrainiertheit, was inzwischen fast schon chonische Züge angenommen hat. Egal. In der Ausschreibung musste man ausreichende Impfungen nachweisen, kein Problem, darin bin ich gut. Von einem Nachweis des Trainingszustands war zum Glück keine Rede.
Also einfach Augen zu und einfach mal drauf los, zumindest Erfahrung habe ich ja inzwischen genug. Die "Taktik" war auch klar, ich muss es in meinem Tempo machen und das dürfte aktuell auf lange Distanz nur ganz knapp über dem Marschiertempo liegen. Thorsten hat dann nochmal seine Telepathischen Fähigkeiten gezeigt und mich letzte Woche angefragt: "Ein paar Läufer haben Sorge wegen dem Zeitlimit und die lasse ich 30 Minuten früher starten? Wäre das nicht auch etwas für dich?" "Jaaaa!"
Der Start der Vorauseinheit ist dann schon um 7:30 Uhr. Noch bevor alle Läufer überhaupt im Startbereich eingetroffen sind, geht es für uns los auf die Strecke. Und schon knapp nachdem wir den Rhein an den Fordwerken verlassen, werden wir von dem Spitzentrio überrollt. Wahnsinn wie groß die Diskrepanz zwischen uns Fußvolk und den Spitzenläufern ist. Gut, der Felix Weber ist nicht irgendwer, der ist absolute Weltspitze, läuft mal eben den kompletten(!) Kölnpfad (100 Meilen) zum Spaß als Trainingslauf(!), wenn er mal wieder in Köln zu Besuch ist. Oder stellt bei seinem allerersten 24 Stunden Lauf eine absolute internationale Topleistung auf. Einfach, weil er es kann. Und ich? Ich kann es nicht und mache es trotzdem. Richtig schön, dass in unserem
Sport Elite- und Hobbysportler gemeinsam unterwegs sind, als wäre das das Normalste auf der Welt.
Von der Streckenführung her ist der G1 für mich keine Herausforderung, den kenne ich auswendig. Eisenbahnschrankenmäßig hatte ich Glück. Alle Läufer, die mich durch Bocklemünd hindurch überholt hatten, habe ich am Bahnübergang wieder eingesammelt und direkt danach geht die Schranke hoch. Naja, viel gebracht hat's für mich jetzt nicht. Durch meinen Frühstart habe ich nach und nach das gesamte Läuferfeld auf der Strecke einmal zu sehen bekommen, oft mit einem netten "Hallo" und ein paar netten Worten beim Vorbeiziehen oder einem weniger schmeichelhaften "Alles gut bei dir?". Ich bin ja deutlich langsamer unterwegs als der Rest auf dieser Höhe. Im Belvederepark an der Autobahn entlang kommt dann die liebe Sanne von hinten. "Huhu". Große Freude. Die letzten Jahre sind wir schon so viele Läufe zusammen gelaufen und hatten immer das selbe Grundtempo. Das hat immer perfekt gepasst. Heute ist sie aber merklich schneller als ich unterwegs. Ich versuche ein bisschen Gas zu geben und sie hält sich etwas zurück, und so laufen wir bis zum Stadion zusammen, wie in alten Zeiten.
Ansonsten immer wieder interessant, wie sich gleichschnelle Läufer auf der Strecke finden. Vom Start an war die Kerstin immer wieder mal auf meiner Höhe und man hat sich getroffen, etwas gequatscht und zwischendurch ist jeder wieder für sich gelaufen. Das hat bei uns bis zur VP auf der Hälfte gepasst, dann ist sie vorzeitig aber geplant ausgestiegen, weil sie nach einer OP ihre Achillessehne nicht überfordern wollte. Die VP war klasse, der Kaffee hat mir sehr geholfen. Vielen Dank.
Bis zur VP die 30 km war auch so mein realistisches Minimalziel. Check. Danach mal sehen, wie man sich so fühlt und es wäre schon schön, zumindest den Rhein zu sehen. Check. Und wenn man erstmal drüben ist, dann wäre es ja blöd noch auszusteigen, wenn man schon so weit gekommen ist. Genauso war es dann. Es lief, ähm nee, es ging noch erstaunlich gut, also weiter und weiter und weiter. Es zog sich, aber es machte erstaunlicherweise immer noch Spaß. Auch in meinem Schneckentempo. Insgesamt lagen die Laufanteile nur bei kleiner 20%, aber den Rest bin ich ohne viele Pausen durchmarschiert und habe das Gehtempo hoch gehalten und das überraschenderweise ganz ohne inneren Grummel, weil Gehen ist eigentlich nicht so meins. Gegangen bin ich sonst immer nur, um mich irgendwie ins Ziel durchzukämpfen, wenn das Laufen so gar nicht mehr klappen wollte. Heute habe ich das Gehen von Anfang an bewusst "taktisch" eingesetzt und nein, es hat nicht genervt und ich bin dabei genauso in den Fluss gekommen, wie sonst auch.
Irgendwann neigt sich dann der Tag, die Sonne senkt sich, es dämmert und ich biege in Stammheim Richtung Rhein ab und da isser dann, ein toller erhabener Moment, dieser schöne Fluß. Jetzt nur noch am Rhein entlang zurück. Die Mülheimer Brücke kommt näher und näher mit jedem Schritt. Ich war mir heute morgen wirklich unsicher, ob das machbar ist für mich, jetzt ist es Gewissheit und ich bin ein klein bisschen stolz auf mich. Hach, so schön. Ich habe übrigens den ganzen Tag nur ein einziges mal auf die Uhr geschaut, in Rodenkirchen, um abzuschätzen, ob das Projekt Weiterlaufen zeitlich noch Sinn macht. Als ich im Ziel dann einlaufe, juhu, muss ich laut lachen, als ich sehe, dass es 17:58 Uhr ist - also genau 9:58 h, eine Sub 10. Das passt doch perfekt, wie alles an diesem schönen Tag.
Ich bin so zufrieden. Die liebe Susanne macht dann noch ein Foto vom stolzen Finisher, die liebe Karen überreicht die Finsher-Kachel dem stolzen Finisher und der liebe Thorsten räumt schonmal Sachen ins Auto. Vielen lieben Dank euch und den anderen vom Team, Michael Irrgang und und und. Ihr habt mir einen ganz tollen Tag ermöglicht, ein tolles Erlebnis, ein tolles Abenteuer. Vielen vielen Dank.
2022: erledigt: G1-Grüngürtel, Kölnpfad 100k, Burginsellauf Delmenhorst 24h Staffel(!), Mega Marsch Köln (63k) ... geplant: nix