Jogging-Rookie hat geschrieben:Gruselig und immer noch kaum vorstellbar, was passiert ist.
Das kann man sich auch nicht vorstellen. Auch nicht, wenn man hier Vorort ist. Wegen der Erftumgestaltung u. co hatte ich mir die ganzen Hochwasserkarten früher schon angesehen. Das was dort bei einem Jahrhunderthochwasser prognostiziert wurde, ist um ein vielfaches übertroffen worden.
Es ist insgesamt ziemlich surreal. Das man sich gegenseitig hilft ist doch normal. Trotz allem geht aber auch das Leben parallel weiter. Das mutet manchmal sehr merkwürdig an. Wenn ich zwei Straßen in die eine Richtung gehe komme ich an Gärten vorbei, wo die Leute gelassen im Garten grillen. Gehe ich in die andere Richtung, sehe ich Straße mit Sperrmüll. Wieder eine andere Richtung und bin in einer Straße, in der es immer noch kein Strom gibt.
Ähnlich ist es auch im Freundes und Bekanntenkreis, auch bei Betroffenen. Ein Bekannter, den es richtig übel getroffen hat, fliegt am Wochenende trotzdem in den Urlaub. Ein anderer ist vermutlich ähnlich hart getroffen, aber immer noch im Urlaub, hat sich also gegen einen vorzeitige Rückreise entschieden. Das mutet erst mal seltsam an, ich kann aber beides durchaus verstehen und würde vermutlich ähnlich handeln.
Ähnlich ist es auch mit dem Laufen. Ich habe mich mehrfach gefragt, ob es ok ist trotzdem weiter laufen zu gehen oder es nicht vielleicht doof/ignorant rüber kommt? Andererseits gehen aber auch Betroffene trotzdem auch selber laufen. Wir sind eben doch alle Gewohnheitstiere, brauchen unsere Routinen und Rituale, die uns auf der Spur halten.
Daher hab ich dann auch versucht dieser Trainingswochen etwas Struktur zu geben. Am Montag waren es 5 km mit 4 Strides. Dienstag wieder 5 km, diesmal als Fahrspiel frei Schnauze. Gestern 8km, nach ca. 5,4 km gab es 5 x 20-30" schnell mit 3' GP. Tempo war so flott, wie ich es mit dem Oberschenkel gerade noch Ok fand. Leicht zu spüren war es noch, aber nur ganz dumpf im Hintergrund. Sprinten könnte ich noch nicht, sich herantasten ist aber vermutlich ok. Es war jetzt eigentlich in den letzten Wochen immer so, dass ich mit behutsam herantasten die Grenzen verschieben konnte, fast so als müsse das Gewebe auch mal arbeiten um sie an die Belastung anzupassen.
Heute war Laufpause. Habe einen Spaziergang gemacht, dabei natürlich auch geschaut, was von meinem Laufrevier übrig ist. Meine Hausstrecke kann ich nach wie vor laufen, war die letzten Tage daher auch immer nur dort. Das meine Runde an der Erft dahin sind, war klar. Die Erftauen sollten renaturiert werden. Spatenstich war vor zwei Wochen. Nun hat die Erft das selber gemacht, ganz anders als geplant war. Eigentlich sollte der asphaltierte Weg weg, den gibt es noch, der Schotterweg auf der anderen Seite ist jetzt jedoch mit Flußbett. Eine Fußgängerbrücke sollte entfernt werden, die steht auch noch, dafür ist die befahrbare Brücke einsturzgefährdet. Etwas höher gelegen, auf dem Areal des alten Freibads, gibt es ein Beachvolleyballfeld, Basketballplatz und Calisthenicspark, das war alles vom Wasser verschont. Es waren dort auch schon wieder Leute sportlich unterwegs. Etwas weiter unten ist der Weg an der Erft auch mit Rädern befahrbar, damit auch sicher laufbar. Sieht also besser aus als befürchtet. Meine alten Runden mit mir bekannten Längen kann ich zwar dort nicht mehr laufen, aber anderen.
Unweit von der Erft ist unser Stadion, auch etwas höher gelegen und damit verschont. Damit hatte ich auch gerechnet. Gut 2km von dort entfernt ist meine Sprintbahn, liegt quasi direkt an der Veybach, die hier für die meisten Überschwemmungen verantwortlich war. Wie erwartet aktuell dort nicht laufbar. Danach ging es zum Sportplatz mit der Aschenbahn. Zwischen ihr und der Sprintbahn liegt nur die Bahnstrecke. Die Straße dort hin führt unter den Gleisen entlang, der Sportplatz ist auch etwas höher gelegen. Ich dachte daher, dass das Wasser es vielleicht verschont hätte, da habe ich mich gänzlich geirrt. Überhaupt was den ganzen Bereich der Stadt dort angeht. Ich hatte die Mitbach unterschätzt. Ich wusste zwar, dass auch sie über die Ufer ist, aber nicht in dem Maß.
Soweit die Bilanz. Ich werde wohl vorerst eher auf den Wirtschaftwegen meiner Hausrunde laufen. Dort ist aktuell jedoch auch viel Verkehr, was es nicht immer einfach macht. Ich muss jetzt erst mal schauen, dass neben dem Bein auch das Gewicht wieder wird. Im Home Office nicht ganz so einfach. Wir hatten schon vor der Katastrophe entschieden, dass wir keinen Herbstmarathon laufen werden. Ich könnte also behutsam da einsteigen wo aufgehört, wenn ich grad nicht so fett wäre

Um das Gewicht runter zubekommen, tun mir mehr KM eigentlich ganz gut. Muss das jetzt also irgendwie verbinden, dabei macht mir aktuell lange laufen aber auch wenig Spaß. Ausdauer ist halt dahin.