schauläufer hat geschrieben: 19.01.2023, 22:53
@UDO:
Obwohl deutlich jünger habe ich derzeit auch mit den ersten Boten des Alters zu kämpfen (Hexenschuss, schlechtere Regenration).
Was bleibt ist die Zuversicht und der beschönigende Blick auf das was noch kommt:
https://www.spiegel.de/politik/nichts-f ... 0014799621
Und zum Thema Muskelaufbau. Das muss mein Mantra werden um weiter laufen zu können. Damit anfreunde tue ich mich- zugegebener Maßen- zur Zeit noch schwer.
Hallo schauläufer,
was mich angeht, habe ich das Älterwerden auf zweierlei Arten erfahren. Zum Einen schleichend und nun, in jüngster Vergangenheit, als kapitalen Paukenschlag.
Schleichend ist gemein, weil einem die Rückentwicklung, der Kräfteverfall, das Bröckeln von physischem und mentalem Vermögen kaum auffällt. Irgendwann stellt man fest, dass dieses und jenes und leider auch noch einiges andere schwerer vom Fuß oder der Hand geht, zäher aus dem Kopf kommt als noch vor xx Monaten, Das ging für mich auch einher mit sukzessive gesteigertem Aufwand, wenn ich weiter laufen wollte, was ich noch immer laufen will. Ich meine damit nicht den Trainingsaufwand, der blieb von der Belastung her weitgehend gleich, da ich ohnehin immer am Limit lief. Mit gesteigertem Aufwand meine ich all das an begleitenden, teils vorsorglichen Maßnahmen, die ich früher nicht brauchte. Es fing vor etlichen Jahren damit an, dass ich beim Laufen Brille tragen musste und mit den Jahren kamen einige andere Sachen dazu. Etwa die Tatsache, dass ich mich gegen Wundlaufen vor jedem Marathon an bekannten Problemzonen eincreme, was über etliche Jahre nicht nötig war. Seit meinem Infarkt trage ich auch noch bei jedem Trainingslauf ein altes, kleines Notfallhandy mit mir rum. Nicht, weil ich denke es zu brauchen ... aber weiß man's? Schleichend mehr Aufwand um marathon- oder ultrafähig zu werden/bleiben, bei gleichzeitig schleichend einbrechender Leistung.
Und nun diese Viruserkrankung, die mich für zwei Wochen komplett niederstreckte. Das meine ich mit
"Paukenschlag". Ich musste erfahren, was geschieht, wenn ich (zwangsweise) mehrere Wochen völlig bewegungslos abhänge. Wie alt ich mich dabei und mehr noch danach fühle, wenn ich nach einer weiteren Woche Rekonvaleszenz wieder mit dem Laufen beginne. Dass als Folge der Krankheit meine Reichweite von Marathon plus x auf gerade mal noch 5 km schrumpfte. Ich gebe unumwunden zu, dass mich meine Kraft- und Teilnahmslosigkeit erschreckt hat. Noch mehr hat mich die Mutlosigkeit in jenen Wochen erschreckt. Sie weist über die Erkrankung hinaus und forderte mich alsbald dazu auf endlich den Arsch wieder hochzukriegen. Nur ist dieser Arsch verdammt schlaff und alt geworden ...
Was noch kommt, weiß man zum Glück nicht. Ich empfinde das als Glück und werde nie verstehen, dass es Menschen gibt, die gerne wüssten, was auf sie zukommt. Gesetzt den Fall das wäre möglich: Was machte ich mit solchem Wissen? Die Realität wäre dennoch unabwendbar.
Ich kann gut verstehen, dass du dich mit jeglicher Muskelschulung schwer tust. Wer das nie nötig hatte, zumindest die Notwendigkeit nie spürte, der wird Entschlusskraft brauchen, um solches Training in seinen Alltag zu integrieren. In der Hinsicht hatte ich es einfacher. Bei mir war das Training anfangs, meiner desolaten LWS wegen, medizinisch verordnet. Mein Doc schickte mich zur "KGG (Krankengymnastik am Gerät"), was nichts anderes ist als angeleitetes Krafttraining an Maschinen, wie sie ähnlich auch im Fitnesscenter stehen. Beim KGG verordneten mir Therapeuten ein paar Geräte gegen die Rückenschmerzen. Und weil ich schon mal da war, ergänzte ich selbstständig weitere Übungen/Geräte, die für Läufer hilfreich sind. Die ein oder andere Übung kam mit der Zeit dazu, weil ich mir beim Laufen Beschwerden einfing und die KGG-Therapeuten bat mir Übungen zu zeigen, mit denen ich gegen diese neuen/zusätzlichen Beschwerden antrainieren konnte. Einmal zum Beispiel nachdem sich durch hohe Laufumfänge Schmerzen in einer Schulter eingestellt hatten. Oder ein anderes Mal, als meine Patellasehne meckerte. So ergab sich ein "Programm", dass ich dann schließlich vom Reha- in ein Fitnesscenter übertrug. Auch wenn ich bei dieser Art des körperlichen Trainings nichts anderes als Unwillen, Abneigung und Langeweile empfinde, bin ich doch unfähig damit aufzuhören. Weil ich ob seiner Wirkung weiß, wie nötig ich es habe und jedes Mal auch erlebte, dass ich Beschwerden durch Muskelschulung beheben konnte.
Ich wünsche dir alles Gute Klaus. Wir sehen uns.
Gruß Udo