Hallo Zusammen,
ach mensch, lieben Dank, dass ihr so mitgefiebert habt.
Ich bin jetzt wieder zu Hause und fühle mich auch schon wieder recht gut erholt.
Es war ein Krimi und eine Hitzeschlacht! Wenn ich richtig informiert bin, gab es noch nie so viele DNFs wie dieses Jahr - die meisten wegen der Hitze.
Aber mal von Anfang an:
Start war um 22 Uhr und die Stimmung dort von den Leuten auf den ersten 1,5 km ist unbeschreiblich. Da fällt es einem schwer bei der vorgenommenen langsamen Pace zu bleiben.
Die ersten 6 km waren flach und es staute sich am ersten Anstieg, aber nicht allzu stark. Wir sind bei ca 14 °C gestartet und ich bin in kurz/kurz gestartet, ohne zu frieren.
Die Nacht lief wirklich sehr gut, die An- und Abstiege waren sehr gut und ich lag da auch noch vor meinem Plan. Die VPs waren ok - ich glaube da bin ich zu anspruchsvoll mit meinen Wünschen mal was anderes als Süßes zu haben. Aber ich kam klar.
Mein Körper fühlte sich gut an und der Darm war kein Thema dieses Mal. So gegen halb 4 morgens merkte ich die erste Müdigkeit, aber an der VP hatten sie Kaffee und der hat richtig gut getan. Dazu noch ein Suppe - herrlich. Dann kam ein langer Anstieg und 14 km bis zur nächsten VP - also war ich sicher 3-4 h ohne VP unterwegs und habe noch meine 3. Softflask für die Strecke gefüllt.
Der Anstieg war anstrengend, aber auch fantastisch - die Stirnlampen in der Ferne oben zu sehen, das beleuchtete Zelt der Bergwacht oben schon weitem zu sehen und zu wissen wo das Ende des Anstiegs ist.
Tolle Gespräche und zum Sonnenaufgang war ich tatsächlich an der höchsten Stelle der Strecke - so wie ich mir erhofft hatte

Ein absoluter Traum!!
Mit der aufgehenden Sonne kam dann aber auch immer mehr die Wärme und Hitze. Nach dem 2 Anstieg ging es in einen technischen Downhill der bei mir eigtl gut lief, allerdings kamen dann die ersten von der 68km Strecke mit frischen Beinen an uns vorbei gesprintet - den gesamten Downhill musste ich immer wieder an die Seite und stehen bleiben, um die schnelleren vorbei zu lassen, da der Weg sehr eng war. Nach 30 Minuten hat das dann irgendwann genervt - aber es nützt ja nix.
Es kam dann die V5 wo auch mein Dropbag war und ich hatte vor, dort etwas länger (20-30min) Pause zu machen, ich lag bis dahin gut in der Zeit. An V5 dann Zähne geputzt, frisches T-shirt angezogen, und mein alkoholfreies Bier getrunken. Und dann bemerkt, dass ich durch das Platz machen im Downhill ca 30-45 Minuten an Zeit verloren haben...
Das hat mich echt geärgert. Ich habe dann schnell alle Sachen zusammen gepackt und zugesehen, dass ich wieder los komme, weil dann nur noch 30 minuten bis zum Cutoff übrig waren.
Ab da kamen 30 km recht flache Strecke im Tal in sengender Hitze. Mittlerweile waren es dann über Mittag 31 Grad geworden. Jeder Bach, Tümpel oder Rinnsal wurde von allen genutzt, um die Kappe naß zu machen, Wasser in den Nacken zu geben oder die Arme zu kühlen. An den VPs hatten die auch immer Wasser zum kühlen, allerdings stand man auch an jeder VP Schlange an den Wasserkanistern, um seine Flaschen wieder aufzufüllen.
Die "flachere" Strecke konnte ich auch immer wieder laufen, habe ein paar andere 100er Überholt und wurde dauernd von den 68ern überholt, die da noch recht frisch waren.
An jeder VP waren Läufer, die aufgegeben haben und auf den Shuttle warteten - das war echt Herausforderung mental.
Ich musste eigtl an jeder VP länger Pause machen als geplant - zum einen wegen Schlange an Wasserkanister anstehen, zum anderen, weil die Hitze einem echt alles abverlangt hat. Dadurch bin ich immer weiter aus meinem Zeitplan gekommen.
An V7 war es extrem - da kam gerade der Shuttle und fast alle, die dort saßen, standen auf um mit dem Shuttle dann ins Ziel zu fahren - das war seeehr verlockend. Aber ich habe mir auch mal vor einiger Zeit geschworen, dass ich NIEMALS an einer VP aufgeben würde. Das wäre zu einfach!
Zwischen V7 und 8 waren 13,5 km und ca 600 Hm und ich bin losgelaufen. Nach ca 1km wurde mir bewusst, was ich da jetzt vor mir habe. Meine 3 Softflasks haben oft schon für 8 km nicht immer ausgereicht - jetzt mit 13,5 km ohne nochmal wasser zwischendurch zu bekommen, mit der Hitze, der Müdigkeit in den Beinen (es waren mittlerweile 71km gelaufen) und dem Verdacht, dass ich den Cutoff an V8 nicht schaffen könnte. Ich wollte da umdrehen, zurück zur V7 und aufgeben. Habe stattdessen eine Sprachnachricht an meine Freundin geschickt und mit ihr zu quatschen hat mir da sehr geholfen und ich habe mir dann gesagt - bis zu V8 und dann sehen wir weiter. Ich gebe NIEMALS selber auf, entweder werde ich aus dem Rennen gezogen, oder ich mache weiter.
Auf dem WEg zu V8 habe ich dann Micheal von der 68er Strecke kennen gelernt und er hat mir wirklich den Ar... gerettet (und ich ihm auch, wie er mir hinterher sagte)
Wir haben die Strecke zusammen verbracht, uns viel erzählt und so nicht gemerkt, wie die Strecke vergeht. In der Zwischenzeit hatten wir aber auch starke Gewitterwolken aufkommen sehen und es auch schon donnern gehört. Ich war mir sicher, dass wir bald Info von Orga bekommen oder an der VP informiert werden wie es mit dem REnnen weiter geht. Denn wir mussten eigtl nach der V8 noch auf den Osterfelder Kopf rauf.
Dann kam die SMS, dass die V9 ausgelassen wird, wir noch den Anstieg machen, aber nicht mehr komplett bis zum Osterfelder Kopf, sondern nur bis zur Cheering Zone und dann direkt zur V10 - da wurde uns klar, dass ich das Finish schaffen kann, wenn wir den Cutoff bis V8 hinkriegen. Also Gas gegeben und 15 Min vor Cutoff an V8 angekommen.
Dort sagte man uns, dass wir bis oben zur Cheering Zone 1:45h Zeit haben und danach alle Cutoffs aufgehoben sind.
Die 1:45h waren für 5 km und ca 680 Hm mit 80 km in den Beinen eine echte Ansage!! Alle, die dort noch unterwegs waren haben sich da hoch gequält und es spielten sich Dramen dort ab!
Ich war aber noch gut drauf da und bin oben angekommen um zu erfahren, dass es dort gar keinen Cutoff gibt!!
Wir hatten dann Zeit und da Michael mir so super geholfen hat und ihm aber der Oberschenkel zu ging, sind wir die letzten 8km ins Ziel dann bergab zusammen gegangen.
Wir sind beide dann total glücklich und erschöpft im Ziel nach 24h und 42 min angekommen. Ohne die Verkürzung wäre ich wahrscheinlich ca 1h länger gelaufen. Also lag ich mit meiner Schätzung von 25-26h gar nicht so verkehrt.
Was für mich ein absoluter Game-Changer war, waren die Elektrolyt-Kapseln. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Kreislaufprobleme, Übelkeit, Erschöpfung - all das was ich sonst bei den anderen WK hatte. Und das bei dem Wetter. Ich bin überzeugt, dass das genau das richtige für mich ist.
Von der Ernährung her war es einigermaßen ok, das ginge vlt besser, aber da ich an dem letzten Anstieg zur Cheering Zone echt noch gut Kraft hatte und an einigen Vorbei bin, kann da nicht so viel verkehrt gelaufen sein.
Nun bin ich eine stolze Läuferin, die auch die 100km nun schon geknackt hat! (es waren durch die Verkürzung dann ca 101km)
Am Sonntag war ausruhen angesagt und ich war vorgestern auch schon wieder eine kleine Runde laufen und das fühlte sich echt gut an!
So, längerer Bericht, aber war auch ein längerer Lauf!