... seinen Kindern keinen Krims vom Weihnachtsmann und vom Christkind erzählt, ist man nicht besinnungslos. Abgesehen davon, aber einem gewissen Alter (ca. 4) bekommen die Kids von außen soviel zu dem Thema mit, dass man sie garnicht dagegen feien kann... Ich habe nie kapiert warum meine Eltern genau an dem Tag dann diese schrullige Weihnachtsmusik angemacht haben, warum genau dann Oma und Opa besucht werden mussten, und dann, *schnitt!* kaum waren die Feiertage vorbei Alltagsbetrieb as usual...fanden es dann dumm dass das eine Kind nur ne Kugelbahn für 11 EUR, das andere aber die Arche von Playmobil für 69 EUR bekam...Da vergeht doch dem letzten die Lust...
Wahrscheinlich habe ich mich falsch ausgedrückt, mir geht es weder um ein sakrosanktes christliches Weihnachten, noch um eine Kommerzveranstaltung. Immer wird über aufgesetzte Festlichkeitsriten gemotzt. Aber keiner ist gezwungen diese aufzusetzen. Man sollte nur das machen, wohinter man auch stehen kann. Darum kracht es auch in vielen Familien an Weihnachten, plötzlich soll alles Friede, Freude, Eierkuchen sein (wie Du ja richtig sagst). Ein bischen mehr Friede im Vorspann wäre hilfreich. Da hat die gute alte Kirche mit ihrer Adventszeit (und damit meine ich nicht 1000e Santa Clause in der Fußgängerzohne und Ufolandeplätze auf den Balkonen) doch eine tolle Vorlage geliefert, man kann sich einstimmen und dann ist Weihnachten auch nicht mehr der singuläre Einschnitt, als der er häufig empfunden wird. Man kann mit jeder Kerze (schön auch, dass "heidnischer Unfug" so hemmungslos mit christlichen Elementen zu einer Einheit vermischt wurde!) hineinwachsen, wenn man sich die Zeit nehmen will.
Und ich finde gerade heute, kann es wieder wertvoll sein sich wenigstens kleine Mythen zu erhalten. Das läuft nach meinem Empfinden nicht über Äußerlichkeiten, sondern soll sich eben mythisch im unsichtbaren, nicht im verstandesmäßig erfassten Raum abspielen. Das Beispiel "Stiefel 'rausstellen" finde ich sehr schön. Das macht man am Abend und wartet (mehr oder weniger aufgeregt) ab, was daraus über Nacht wird. Da braucht man keinen weißen Bart oder dergleichen Scheiß. Und schwups, ist der Stiefel gefüllt. (Nun gut meine Hannah will jetzt jeden Abend gleich beide Stiefel vor die Tür stellen, das ist ein anderes Thema...)
Wenn wir im Wald eine kleine Höhle sehen, dann wohnen da wechselweise Murmeltiere, Füchse oder eben Zwerge. Ohne dass wir jemals darüber geredet hätten, wie denn nun Zwerge aussehen, wie groß sie sind oder oder... Bis zu einem bestimmten Alter sollen Kinder anscheinend sowieso nicht klar unterscheiden können, was Fantasie und was Realität ist. Wenn sie dieses Alter erreicht haben, dann ist aber auch wieder Schluß mit Weihnachtsmann und Co., dann gibt es aber doch auch weiterhin andere Mythen und Träume, denen nachzuhängen es sich lohnt.
Es soll schon Erwachsene gegeben haben, die vom Frieden in der Welt, von einem Marathon unter 4 h, vom Lottogewinn oder von Christina Aguilera geträumt haben... Wo ist der Unterschied zum Christkind der Kleinen?
Und wie ich schon in Deiner Musikecke geschrieben hatte, gefühlsduselige Weihnachtslieder der Kölner Domspatzen gibt es bei uns gerade nicht. Das gehört für mich zu diesen aufgesetzen Ritualen, auf die man getrost verzichten kann, dann lieber miteinander singen (aber das machen wir sowieso das ganze Jahr) und danach was "Gscheites" hören. Auch ich bekomme schon jetzt Gänsehaut, wenn ich an Schwiegerelterns Weihnachts-CD denke, die jedes Jahr in der Endlosschleife hängt, irgendwann tausche ich die im Vorfeld mal aus

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Frohe Weihnachten und eine besinnliche Adventszeit wünsche ich allen,
Jörg