@Toronto21
Okay, ich habe mich auch etwas ungeschickt bzw. unvollständig ausgedrückt.
Bei deinem zitierten „Märchen von der Mehrgenerationenfamilie“ (bzw. Mythos der Großfamilie) geht es hauptsächlich darum, dass die Behauptung, dass es früher intakte Großfamilien im Gegensatz zu heutigen Kleinfamilien gab, Unsinn ist. Dem kann ich natürlich zustimmen. Aber nicht in der verallgemeinerten Form „es gab keine Mehrgenerationenfamilien, weil die Lebenserwartung niedriger war“.
1. muss man mit der Betrachtung einer durchschnittlichen Lebenserwartung ziemlich vorsichtig sein, z.B. wird für das Mittelalter oft eine Lebenserwartung von nur knapp 30 Jahre oder weniger angenommen. Das ist aber eine völlig verzerrte Annahme, da hier ganz einfach die Kindersterblichkeit unglaublich hoch war und sie in diesen „30 Jahren“ eingerechnet ist. Diejenigen, die ihre Kindheit "überlebt" haben, wurden dann oft recht alt. (wie das klingt...

) (hohe Müttersterblichkeit kommt auch noch hinzu)
Also da kann ich nur sagen: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
2. Frühere Familienstrukturen (je nachdem von welchem Jahrhundert wir jetzt sprechen) sind recht schwer überschaubar, auch da gab es schon jede Menge Patchwork, Gesinde lebte mit im Haus (und auch uneheliche Kinder mit selbigem…), teilweise unverheiratete Verwandtschaft und auch ältere Generationen. (so was wie ein Altenteil auf Höfen kommt mit Sicherheit auch nicht von ungefähr). Intakt und sauber in Großeltern, Eltern und Kinder aufgeteilt, waren die aber wohl kaum. Meine Formulierung war also sehr verkürzt, sorry.
-->Ich habe mit meiner These der "Fixierung auf die Eltern", ein bisschen was anderes gemeint. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Kinder früher einen ganz anderen Bezug zu ihren „Erzeugern“ hatten. Man hatte ganz andere Erwartungen an Eltern/Erziehung und neben den eigentlichen Erzeugern gab es sicherlich jede Menge andere Bezugspersonen. Andere Verwandte, ältere Geschwister, Gesinde… Der Anspruch an Eltern ist meiner Meinung nach heute schon ein anderer. Meistens ein kaum zu erfüllender.
Schon wieder so ein langes posting

, aber die Veränderung der Bevölkerungsstruktur und der Lebensformen ist durchaus eine interessante Sache. Vielleicht keine schlechte Idee als zweites Prüfungsthema für meine mündliche Magisterprüfung…hätte ja nicht gedacht, dass ich über einen Traummann/frau-thread zu einem Prüfungsthema komme
Also vielleicht kann ich im Juni/Juli mit jede Menge Literaturangaben darüber aufwarten.
Aber Frau von der Leyen mag ich dann sicherlich immer noch nicht
Gruß,
Kiwi