Hier jetzt auch der Bericht eines "Marathon-Frischlings". Um es schon mal vorweg zu nehmen: Es war ein Arbeitssieg...

Gut vorbereitet dank Steffny-Plan auf 4:20 ging es am Samstag per Zug nach Hamburg. Im Hotel einchecken und dann die Startunterlagen abholen. Von meinen bisherigen "Volksläufen" kannte ich das alles irgendwie schneller und einfacher. Bei einem Marathon muss man sich nämlich erst mal durch eine Marathonmesse kämpfen.
Wieder ins Hotel zurück und dann noch schnell ins "September" um mal die Foris kennen zu lernen. War auch sehr nett. Vielleicht bin ich ja beim nächsten Treffen mal auf einem der Fotos auch von vorne zu sehen ...

Die Nacht hatte dann allerdings einen durchschlagenden Erfolg: ich kämpfte plötzlich mit leichtem Durchfall. ( Nervosität? Schlechtes Kartoffel-Lauch-Gratin im September? ). Die Nacht war also sehr unruhig und nicht gerade ein gutes Omen für einen Start-Ziel-Sieg.
Eigentlich wollte ich mich am nächsten Morgen mit den Foris um 7:45 treffen. Da mein Hotel nur 1 km vom Startblock K entfernt war, entschloss ich mich dann aber doch noch etwas auszuruhen und erst eine halbe Stunde vor Start in den Block zu gehen.
Fasziniert beobachtet ich zuerst mal das Treiben in den "Käfigen".

Die ersten KM liefen eigentlich recht gut. Die Stimmung am Streckenrand war toll und ich sog die Atmosphäre auf. Die Strecke war abwechslungsreich und Hamburg zeigte sich von seiner besten Seite.
Um KM 10 setzen leichte Seitenstiche ein. Oha ... das kann ja heiter werden. Irgendwie beruhigte sich dann das aber wieder. Die Stimmung an den Landungsbrücken war super und machte den Schmerz vergessen.

Die Sonne kam jetzt auch raus und es wurde doch sehr warm. Da ich den ganzen Winter durch nur bei Temperaturen um die 10 Grad und tiefer trainiert hatte, war das doch sehr ungewohnt. Bei jeder Station wurde dann noch schnell meine Laufkappe mit Wasser getränkt ... das tat gut!
Bei KM 20 habe ich dann den Kampf mit dem grünen 4:30 Ballon aufgegeben. Mein Körper gab das heute nicht mehr her. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl das der Pacemaker keine konstanten Zeiten lief, sondern ganz schön herum eierte.

Bei KM 25 meldeten sich dann aber wieder Seitenstiche ... verdammt. Mein erster Marathon wurde ab hier zur echten Herausforderung. Eigentlich hatte ich ja erst ab KM 32 mit Problemen gerechnet.
So schleppte ich mich dann von einer Verpflegungsstation zur Nächsten. Anscheinend wissen aber die Hamburger das an dieser Stelle viele Marathonis zu kämpfen haben. So war das Geschrei und Anfeuern hier recht laut.

Bei KM 30 wurden die Seitenstiche teils so heftig das ich schon ans Aufgeben dachte. Über kontrolliertes Ein- und Ausatmen habe ich es aber dann doch geschafft weiter zu kommen.

Alle 2,5 KM Getränke - und Verpflegungsstation können echt Motivation pur sein. So schleppte ich mich dann in grottenschlechten 6:40 min/km weiter. Aber langsam keimte der Gedanke auf: Du kannst es schaffen.
Ab KM 32 fing ich mir dann selber vorzurechnen: Mensch ... noch 10 km ... das ist dreimal mal um deine Laufstrecke ...

KM 35 : Verdammt ... 10 Wochen trainiert ... und das für nix?

KM 36 : Oooh man ... viele Bekannte hast du mit deinen Laufgeschichten genervt. Die setzen jetzt auf dich ...

KM 37 : Das Marathon Wochenende mit Zug, Hotel war sauteuer. Das jetzt alles für die Katz? ...

KM 38 : Bis zum Berlin-Marathon muss ich noch 10kg abnehmen ... ächz ...

KM 39 : Noch 3 KM. Das ist EINMAL um deine Laufstrecke ...

( OK ... so ganz genau kann ich mich an die Reihenfolge meiner Gedanken nicht mehr erinnern. Einige Sätze habe ich sicherlich auch öfters gedacht ...

Ab KM 40 war dann plötzlich nur noch Euphorie pur da. Die Schmerzen waren wie weggeblasen und mein Schritt war plötzlich wieder leicht und federnd ( vielleicht für Außenstehende nicht unbedingt sichtbar.

Nach einem leichten Anstieg war endlich das Ziel in Sichtweite. Jubelnd riss ich die Arme im Ziel hoch und torkelte Richtung Verpflegung ...
Fazit:
Auf Grund der Umstände bin ich mit meinem Marathon-Erstling und der Zeit von 4:39 sehr zufrieden. Den nächsten Marathon in Berlin kann ich dann hoffentlich lockerer und entspannter angehen.
Gruß an alle Finisher und die, die es mal werden wollen

Stephan