Guenthi hat geschrieben:Du solltest schon zugeben, daß das reine Laufen im Vergleich zu anderen Sportarten sehr veletzungsanfällig ist.
Hier muß ich nun zunächst einmal zugeben, daß ich kein großer Sportler bin und mich allgemein im Sport nicht so auskenne. Wahrscheinlich gibt es nicht wenige Sportarten, deren Existenz mir nicht unmittelbar bewußt ist. Daher habe ich mir gerade mal die Olympiabroschüre von 2000 vorgenommen, die zufällig noch in der untersten Schublade meines Schreibtisches lag. Allzu viele Sportarten finde ich darin nicht, bei denen eine geringere Verletzungsrate als beim Laufen angenommen werden kann. Gehen wir´s mal durch. Das TURNEN kann schon bei geringsten koordinativen Fehlern zu schwersten Verletzungen bis zum Tod führen und eignet sich daher ohnehin nur für die herausragendsten Exemplare unserer Gattung. TENNIS und BADMINTON sind zwar gut gegen Osteoporose, durch die intensiven Verzögerungen aber sicher nicht so toll für Gelenkflächen, Bänder, Kapseln. Alle körperkontaktintensiven Ballsportarten (FUSSBALL, HANDBALL, BASKETBALL, HOCKEY) sind bekanntermaßen probate Mittel zur dauerhaften Schädigung des Bewegungsapparates. Es wäre keineswegs verwunderlich, wenn sich herausstellte, daß bei vielen, die heute beim Laufen Gelenkprobleme bekommen, Jugendsünden dieser Art die tiefere Ursache wären. Beim BOXEN dürften die wiederholten Erschütterungen des Kopfes auf Dauer negative Auswirkungen zeigen. Beim GEWICHTHEBEN wird viel zu großer Druck auf die Gelenkflächen ausgeübt - das macht wohl kaum jemand bis ins fortgeschrittene Alter. JUDO oder ähnliche KAMPFSPORTARTEN gehen sicherlich ebenfalls nur dann gut, wenn man über eine begnadete Koordination und Beweglichkeit verfügt. Ziemlich unschädlich ist wahrscheinlich SCHIESSEN bzw. BOGENSCHIESSEN, wobei ich denke, daß die asymmetrische Belastung dabei nur tolerabel ist, wenn man angemessene Ausgleichssportarten betreibt. FECHTwettkämpfe habe ich schon länger nicht angesehen, daher fällt mir hier die Gefahrenabschätzung schwer. SEGELN sollte ganz o.k. sein, solange man die stürmische See meidet, bedeutet aber einen recht hohen organisatorischen Aufwand, wenn man es regelmäßig ausüben möchte. Die SPRUNGDISZIPLINEN der Leichtathletik üben qualitativ ähnliche Belastungen auf den Körper aus, wie das Laufen, aber die wirkenden Kräfte sind deutlich höher. In den WURFDISZIPLINEN sind Schulter- und Rückenverletzungen erschreckend häufig. RUDERN und KANUSPORT erscheinen vielleicht zunächst wenig belastend, aber wenn man das 5 bis 10 Stunden pro Woche (was im Freizeit-Laufsport völlig normal ist) macht, dann sind auch dabei negative Auswirkungen auf Rücken und Schultern zu befürchten. Als wirkliche Ausdauersportarten, die mit dem Laufen in ihrer positiven Wirkung auf die Gesamtheit des Körpers vergleichbar sind, bleiben nun lediglich noch RADFAHREN und SCHWIMMEN. Beide sind bezüglich der unmittelbaren Stoßbelastungen sanfter als Laufen, haben aber keine Vorbeugungsfunktion gegen Osteoporose. Die Bilanz für das Laufen ist sicher gar nicht so schlecht, wenn man die Oberschenkelhalsbrüche einbezieht, die der Radfahrer und der Schwimmer im Alter mit höherer Wahrscheinlichkeit erleiden werden als der Läufer.
Fazit: Jeder ist ja bekanntlich seines eigenen Schicksals Schmied. Ich für meinen Teil bin nach der obigen Kurzanalyse jedenfalls überzeugter denn je von der (relativen) Sicherheit des Laufsports. Die Frau meines besten Freundes, die angehende Orthopädin ist, hatte mir ohnehin kürzlich (nämlich bei der Feier meines 30. Geburtstages) gesagt: "Wenn Du bis jetzt noch keine chronischen Laufverletzungen erlitten hast, dann brauchst Du zumindest auch für die kommenden 20 Jahre keine zu befürchten." Natürlich kann es passieren, daß ich mir irgendwann an einem Schlagloch den Fuß verstauche oder gar einen Bänderriß zuziehe, aber das kann ebensogut beim Gang zum Einkaufen geschehen.
Martin