
Die Idee zum 80 km FIDELITAS Nachtlauf hatte Diana, erst wollte sie die Staffel mitlaufen (so 4x20 km), was ich noch als laufbar ansehe, aber nach unserem 1. Marathon war die Idee geboren: "Ich will die 80".
Und Thomas als Begleiter auf dem Mountainbike (was ich unterwegs mehrfach verflucht hatte).
Samstags-Mittags suchen wir alles Mögliche zusammen was mit muss:
- 2 Paar Laufschuhe
- 2 Paar Socken
- langes und kurzes Laufshirt
- kurze und 3/4 Tight
- Jogginganzug
- Powerbars
- Salz
- Blasenpflaster
und Unmengen an sonstigem Zeug was irgendwie in meinen Rucksack rein muss.
Als Radler nehme ich Taschenlampe, 2 steckbare Akkuscheinwerfer, Regenjacke und lange warme Radhosen mit.
Als wir gegen 16.00 Uhr in Karlsruhe ankommen regnet es.
Startunterlagen abholen, ich werde als Begleitung registriert, wir treffen einen Vereinskollegen, freuen uns über Regenpausen, und schon geht es los.
Pünktlich um 17.00 Uhr fällt der Startschuß, die Läufer drehen zunächst eine Stadionrunde.
Nach ein paar hundert Metern schließen die Fahrradbegleiter auf (einige sind auch die Stadionrunde mitgefahren) und es geht durch den Rießnert in Richtung Oberwald.
Die Wege sind leicht matschig, aber der Regen hat für den Rest des Tages aufgehört.
Bei km 10 erreichen wir Durlach, Diana läuft konstant Tempo 5:30. Ob das gutgeht?
Weiter geht es nach Hagsfeld und Grotzingen, alles schön flach und immer noch Tempo 5:30 ... 5:45 (das Tempo muss ich schätzen da mir die Stadionrunde fehlt und der Veranstalter es für unnötig hält Kilometerschilder oder -markierungen anzubringen.

Wir sind irritiert: Kurz vor Grotzingen sehen wir mehrere Wanderer mit Startnummern auf der Strecke die wir sehr flott überholen. Wo sind die nur hergekommen?

Am Ortsausgang von Grotzingen geht es erstmals bergauf, einige heftige Anstiege auf den Heuberg sind zu überwinden.
So langsam erreichen wir die Ausläufer des Schwarzwalds, es geht immer wieder auf und ab, wir holen einen Staffelläufer des LT Karlsruhe ein und kurz vor Singen geht es nochmal gut bergauf.
Hinter Singen werden die Lightweight-Schuhe gegen normale Laufschuhe gewechselt und es wird langsam dämmerig.
Das Tempo ist inzwischen auf 6:00 - 6:15 abgefallen, was aber sicherlich auch auf die bisher zurückgelegten Höhenmeter zurückzuführen ist.
Weiter geht es über Mutschelbach Richtung Langensteinbach und es wird immer dunkler.

Im Bocksbachtal sehen wir beeindruckende Nebelbänke (km 41), Diana muss das erste Mal anhalten und verschnaufen.
Willkommene Fotopause.
Die Kontrollstelle Ittersbach - Tornadostein (km 50) erreichen wir um 22:32 Uhr, es ist total dunkel, Diana geht an den steileren Stellen und die bisher vorhandene klägliche Markierung (kleine Pfeilchen auf der Straße, abgestreute Querwege, rot-weiße Trassenbänder an Bäumen) verschwindet völlig in der Dunkelheit.
Trotz guter Halogen-Scheinwerfer stehen wir an manchen Kreuzungen und rätseln in welche Richtung uns der Veranstalter wohl schicken will.


In den Waldstücken ist es mucksmäuschenstill, ich höre nur das beruhigende Tapp-Tapp von Diana (habe davon dann die halbe Nacht geträumt, immerfort tommtomm ... tommtomm

Keine Läufer weit und breit zu sehen.
Wir haben auch keine Anhung wo wir uns befinden, vertrauen völlig auf die Wegmarkierungen und hoffen dass mein Tacho einigermaßen richtig anzeigt.
Diana hat sich inzwischen umgezogen, längeres Laufshirt, 3/4 Tight, und wegen anhaltender Schmerzen im Fersenbereich wieder die Lightweigt-Schuhe genommen.
Plötzlich biegt der Weg links ab, es geht steil und hoppelig einen vermatschten Hohlweg hinab.
Wo sind wir?
Passt das überhaupt noch?
Irgendwann wieder Pfeile auf dem Boden und Trassenbänder, ein Stein fällt uns vom Herzen.
Diana schimpft "Die Füsse tun weh!".
"Alles tut weh, nur der Kopf nicht."
Gehpause.
Auf den nun folgenden Gefällstrecken motiviere ich ("sind nur noch 12 km, das schaffen wir schon."
Antwort:"Dir tut ja nur der Hintern weh, mir dagegen alles".
Und sie läuft dennoch los, immer weiter durch die Dunkelheit.
Rechts von uns gluckert es, wir riechen modriges Wasser.
Bei km 73 können wir den Wald verlassen, sind wir etwa schon da?
Nein, nur Ettlingen. Immer noch gute 8 km zu gehen / laufen.
Dann müssen wir wieder in den Wald, aber diesmal ist es der Rießnert.
Wieder eine Kontrollstelle, kurz vor dem Ziel.
Der Streckenposten meint "noch 4 km, dann habt ihr es geschafft".
Kann eingentlich nicht sein, laut meinem Tacho nur noch 3 km. Mal sehen.
Diana ist fertig, fix und foxi. Die letzten Kilometer erscheinen endlos, werden hauptsächlich gewandert.
Da, in der Ferne ein helles Licht und ich erkenne das Stadion des TUS Rüppur.
Jetzt werde ich gnadenlos, treibe an "noch 500 m, das schaffst Du. Los, Tempo".
Und tatsächlich,, sie gibt wieder Gas, wir laufen über einen Rasen ins Stadion ein, die letzte halbe, Runde, der Tacho zeigt 13 km/h ... nach 9h 31 Minuten ... GESCHAFFT!


Das Fahrrad rollte ohne Stadionrunde insgesamt 80,12 km.
Lauft Streckenprofil in der Summe 900 Höhenmeter.
Wir holen Medaille und Urkunde ab, das total schlammverkrustete Fahrrad wird ins Auto gepackt und wir fahren heim zur warmen Dusche und einer Pizza.

Epilog:
Die Veranstaltung war weniger gut organisiert:
Wir sahen mehrere Läufer die sich in der Dunkelheit verlaufen hatten und die Kilometermarken fehlten vollständig.
Noch nicht einmal die Kontrollposten wussten genau wo sie eigentlich standen.
Die Verpflegung war aber ok, es gab Bananen, Brot, Kuchen, Wasser, Iso, Cola und Malzbier.
Den ganzen Sonntag kneift noch irgendetwas, die Sehne an der Ferse gibt knirschende Geräusche von sich (Hat Diana öfters nach langen Läufen).
Bis Donnerstag ist erstmal Laufpause.
-- Thomas
P.S. Hier der Bericht in Laufreport.de :
http://www.laufreport.de/archiv/0607/ka ... lsruhe.htm