frulula hat geschrieben:... und bin erstaunt, wie umstritten die Sache tatsächlich ist. Ich habe aber den Eindruck, dass vor allem erfahrene (Wettkampf)Läufer mit ruhigerem Gewissen darauf verzichten können, für mich als "Neuling" halte ich die Thematik immer noch für fragwürdig...
Hallo frulula,
du solltest dich nicht wundern, wenn irgendein Aspekt des Laufens umstritten ist. Es gibt grundsätzliche Zusammenhänge, die niemand leugnen kann. Aber jeder Körper reagiert anders auf dies und jenes. Und häufig meinen Läufer ihre individuellen Abweichungen zum Standard erheben zu sollen. Und manchmal scheinen auch Grundgesetze keinen Bestand mehr zu haben. Etwa so: Wasser fließt immer bergab. Klar oder? Wenn aber eine Welle das Wasser an den Strand spült, fließt es auch ganz kurz ein bisschen bergauf. Oder wenn du's mit nem Eimer eine Rampe rauf schüttest. Das sieht dann eine Zeit lang so aus, als gäbe es das Grundgesetz nicht. Manche Dinge beim Laufen fallen uns just in solchen eher absonderlichen Momenten auf. Ist ja ok, nur darf man das dann nicht zum grundsätzlichen Argumentieren benutzen.
Ob du mit oder ohne Pulsmesser im Wettkampf läufst im Grunde nicht so wichtig. Wenn du den Signalen deines Körpers trotzdem gehorchst und ihnen mehr vertraust als der Messung an deinem Handgelenk, dann passt das. Vergiss nicht, dass der Pulsmesser nicht immer korrekt misst. Außerdem ist dein Puls von vielen Tagesumständen abhängig. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Psyche (die Aufregung des Wettkampfs ist etwas anderes als die Trainingssituation), usw. Du kannst also deine Trainingspulswerte nicht unkritisch 1:1 auf den Wettkampf übertragen. Die meisten Läufer sind in der Lage im Wettkampf weit mehr zu leisten, als im Training. Das spiegelt sich sicher auch im Puls, der durchschnittlich höher liegen dürfte. Ein weiterer wichtiger Umstand ist, dass der Puls zu Anfang niedriger liegt, als in der Schlussphase eines Wettkampfes, wenn sich die Stoffwechselbedingungen schon verschlechtert haben und möglicherweise ein Anstieg der Körperkerntemperatur zu verzeichnen ist. Beide Einflüsse können bei unverändertem Tempo den Puls erheblich in die Höhe pushen.
So viele Unbekannte - vor allem für Läufer am Anfang ihrer Wettkampfpraxis - sollten dich eigentlich dazu bewegen generell auf dein Laufgefühl zu setzen. Auch wenn du damit hin und wieder falsch liegst. Aber aus Fehlern lernt man. Und wenn ich eines beim Laufen wirklich außerordentlich dringend brauche, dann ist es Körpergefühl. Deshalb ist deine Schlussfolgerung "Erfahrene ohne, Unerfahrene eher mit Pulsmesser" so nicht haltbar. Für mich wird eher umgekehrt ein Schuh daraus. Als Erfahrener kontrolliere ich meine Pulswerte gelegentlich im Wettkampf, um für das Training ein paar Schlüsse ziehen zu können. Aber eben nicht, um meine Wettkampfgeschwindigkeit zu steuern.
Die Fakten liegen auf dem Tisch, Ratschläge hast du viele. Mal sehen, wie du dich entscheidest. Alles Gute, mit oder ohne PM
Gruß Udo