Ja, auch ich durfte dieses Jahr wieder dabeisein, beim fast schönsten Lauf von Berlin, dem Berliner Halbmarathon. Nur konnte ich dieses Jahr nur im Vorbeifliegen genießen. Für mich ist es immer schön, mich auf den HM zu freuen, mich vorher mit den Foris zu treffen, im Forum mit allen anderen mitzuzittern, mich ein bißchen mit meiner lieben Freundin Birgit vorher hochzupuschen (leider war sie dieses Jahr auch nicht dabei...), Ja halt die ganze Vorfreude und Aufregung auf den Lauf genießen

. Doch diesmal war alles ganz anders. Mein Töchterchen (11) wurde richtig krank und ich hatte erstmal ganz andere Sorgen. Natürlich hoffte ich auch, dass es vielleicht nur eine kurze Erkrankung war und legte die Laufsachen erstmal nur zu Seite. Aber es wurde Samstag und keine Besserung war in Sicht

. Meine Startunterlagen hat mir eine Freundin mitgebracht (Danke auch an Kathrinchen, dass Du sie mir mitgebracht hättest...) aber es sah gar nicht nach Start aus.
Endlich entschied ich mich, meine Start-Nr. an eine liebe Freundin und Läuferin zu verschenken. Aber statt, dass Geschenk anzunehmen, hat sie sich dann am Sonntag vormittag ganz liebevoll um mein Töchterchen gekümmert und ich durfte doch starten!
Also hab' ich am Samstag abend um 21.00 Uhr nach unserem Telefongespräch sehr spontan meine individuelle Nudelparty gefeiert und erstmals ein bißchen Kribbeln im Bauch auf den folgenden Tag gehabt

Mit einer Freundin, die dann zum Nordic Walk startete, fuhr ich in die City. Alles mußte relativ schnell gehen, so daß ich gar nicht viel Zeit zum Nachdenken hatte. Und schon waren die Kleider abgegeben, ich habe Dagmar verabschiedet und begab mich auf die Suche zu meinem Startblock. Bei dem Wetter hatte ich lange überlegt, ob ich mit oder ohne Jacke laufe, es war ja doch sehr kühl. Aber ich hatte die Jacke doch weggelassen - zur Not würde ich mich halt warmlaufen müssen

Aber die Entscheidung war richtig, dass Langarmshirt war völlig ausreichend

Ca. 5 min nach dem Startschuß ging es dann los. Ich war irgendwie noch völlig benommen, durch die letzten Tage und ließ mich erstmal mit den Massen mittreiben. Zügig aber ohne Slalom. Erstmalig lief ich mit meinem F305. Ich wollte mich einfach nur auf die Durchschnittspace konzentrieren. Nach einem km hatte ich eine D-Pace von 5:40!!!

Jetzt mußte ich mich doch mal auf ein bißchen Geschwindigkeit konzentrieren, also los - es geht doch noch was! Und es ging, bald auf D 5:15, nach 5 km 5:10, ein bißchen halten. Eine Weile lief ich mit einem dunkelhäutigen Mann aus Uruguay. Da wir km-lang das selbe Tempo liefen, immer Seite an Seite, mußten wir irgendwann lachen und kamen ins Gespräch. Er sagte, er würde auf 1:45 laufen. Ich wollte meine PB vom letzten Jahr von 1:47:33 knacken, am liebsten sub 1:47. Nach 10 km wollte er anziehen und sagte zu mir "Komm!". Inzwischen hatte ich einen D von 5:06. Aber zum Tempo anziehen war es mir noch zu früh. Ich wollte Stück für Stück das Tempo anziehen, drastisch erst, wenn ich bei km 17 noch Kraft hätte. Also wünschte ich ihm alles Gute und ließ ihn ziehen. Die nächsten 3 km tauchte er trotzdem noch hier und da auf

. Ich konnte das Tempo Stück für Stück steigern. Nach 12 km hatte ich einen D von 5:04 und fühlte mich richtig gut. Wenn ich so weiter lief, würde ich das Tempo gut halten können und würde mich gut dabei fühlen. So richtig Wettkampfbiß hatte ich heute nicht - irgendwie war ein Teil von mir noch zu Hause bei meiner Tochter. Inzwischen ging es ihr zwar besser, aber so ganz abschalten konnte ich doch nicht. So lief ich zwischen den vielen vielen Menschen, dem applaudierenden Publikum, freute mich über die Trommeln, die Stimmung und mein Tempo und hatte doch das Gefühl nur halb dazusein. So zogen all die schönen Kirchen, Plätze, Gebäude, Menschen und Trommeln an mir vorbei. Aber mein Lauf war fließend, die Beine fit. Die Strecke kenne ich inzwischen gut, der Potsdamer Platz ist für mich immer wieder das Zeichen zum Endspurt - wenn dann noch was drin ist

. Es war - irgendwann hatte ich dann einen D von 4:57. Trotzdem ich etwas neben mir war, habe ich gemerkt, dass die Distanz der Strecke mit meinem F305 nicht übereinstimmte. Somit stimmte die Pace also auch nicht. Also doch rechnen. Doch ich erkannte, dass ich nur mein Tempo halten müsste um eine PB zu erreichen. Am liebsten natürlich eine sub 1:47! Schon bald sah ich das rote Rathaus. So jetzt nochmal richtig Endspurt! Aber prompt kommt eine Brücke, obwohl es mir gut geht - beschleunigen die Brücke rauf geht nicht - aber immerhin kann ich die Geschwindigkeit halten. Die Brücke runter geht schon besser! Um die Ecke und schon bin ich im Ziel! Ich weiß ich bin PB gelaufen, aber bald weiß ich, nicht sub 1:47. Aber es ist mir auch nicht so wichtig, ich durfte dabei sein und bin eine super Zeit gelaufen.
Beeindruckend finde ich immer wieder, dass man bei so vielen Menschen immer wieder irgend jemanden trifft, ich habe nach dem Lauf noch Frank (den Kieler) getroffen, er hat auch jemanden getroffen, mit dem er zusammen gelaufen ist. Der kurze Plausch tut gut.
Nachtreffen geht heut auch nicht.
Ich schnappe mir meine Sachen und düse zum U-Bahnhof. Unterwegs kann ich zumindest auf elektronischem Wege mit dem einen oder anderen meine Freude teilen. Bald bin ich wieder zu Hause und froh, dass es meinem Töchterchen gut geht
Liebe Grüße Binchen
Jetzt ein echter Marathoni!