schellsky hat geschrieben:Bei dem Punkt waren wir in dem anderen Thread auch angekommen und genau da bin ich anderer Meinung.
Wie dort schön beschrieben wurde, kann nur die absolute Elite ihren Lebensunterhalt mit dem Laufen bestreiten. Dieser gerade zitierte Satz würde dann im Umkehrschluss bedeuten, dass alle, die sich im semiprofessionellen Bereich bewegen, also einen sehr großen Anteil ihrer Zeit in den Sport stecken, aber nicht davon leben können, Hobbyläufer sind. Genau diese Sichtweise teile ich nicht.
Wir waren doch schon bei einer 3teilung :
Profi - Semi-Pro- Hobbyläufer. Und die deckt alles ab. Das ist nicht nach Leistung eingeteilt, sondern nach dem Grad der Profession, wie Überlaufer schon im anderen Thread schrieb;
überläufer hat geschrieben:
Hobbyläufer vs. Semiprofessioneller vs. Profiläufer haben unterschiedliche Grade der Beruflichkeit.
Meine Erklärungen dazu.
Profi: Lebt vom Laufen und muss nix anderes machen als trainieren, und was sonst noch dazu gehört (Interviews, Sponsorentermine ...). Sportler in der Sportförderkompanie oder freigestellte Bundespolizisten würde ich auch schon eher hierzu zählen, obwohl man die auch zu den SemiPros zählen könnte, weil die offiziell eben einen Job haben. Diesen "job" könnte man aber auch eher als eine Form von Sponsoring bezeichnen
Profiläufer gibt es in D relativ wenig, in Kenia relativ viele. Hängt u. a. auch damit zusammen, dass in Europa erworbene Siegprämien im Vergleich zum kenianischen durchschnittseinkommen etwas anders dastehen als im Vergleich mit dem dt. Durchschnittseinkommen.
SemiPro: Finanziert seinen Lebensunterhalt zumindest teilweise mit dem Laufen, macht aber nebenher ausbildung oder einen anderen Job. Davon gibt es relativ viele in D. Ingo Schultz (war mal WM-2, über 400) war erst Sportsoldat und hat jetzt einen Teilzeitjob. Andere werden durch Vereine, Sponsoren und/oder Sporthilfe gefördert und studieren nebenher.
Semi-Pro heisst imo übrigens nicht, dass jemand nicht vom laufen leben kann. Es heisst, dass er nicht seine ganze Zeit dem Laufen widmen kann bzw. dass das Laufen nicht sein einziger Beruf, nicht seine einzige Profession ist. Es gibt einige Fußsballer, die ihr Studium mit dem Sport finanzieren, das sind imo auch Semi-Pros.
Hobbyläufer/Amateur: Da fallen alle anderen rein. Das Leistungsspektrum ist riesig und geht da im Marathon von deutlich unter 2:30 bis zu Zeiten von 5h (und mehr, aber dann ist zählt es ja nicht als gelaufener Marathon

). Also taugt diese Bezeichnung nur sehr bedingt, um einen Läufer leistungsmäßig einzuordnen.
Zum Vergleich: Es gibt Amateurmusiker die sind auch "unglaublich" gut, machen CDs, spielen Konzerte, aber können davon nicht leben. Das sind alles bestenfalls semi-pros, auch wenn viele sicher besser spielen können als ein Profi wie Dieter Bohlen.
Die Definitionen gehen nicht nach Leistung, sondern nach dem Grad der Profession. Das ist eigentlich recht einfach nachzuvollziehen.
SantaCruz hat geschrieben:
Bei der Differenzierung von Volkssportler/Leistungssportler/Hochleistungssportler würde ich auch auf den Trainingsaufwand abstellen. Genaue Grenzen sind da schwierig zu ziehen. Aber ich würde den Aufwand für einen Hochleistungssportler als so hoch einschätzen, daß man ihn nur als Profi bewältigen kann..
Ja - Will ich nach Leistung differenzieren, wird das etwas schwieriger. Zum einen müsste man das Alter berücksichtigen. Ein 50jähriger wird für die gleiche Leistung möglicherweise sehr viel mehr und leistungsportmäßig trainieren als ein 25jähriger, der diese Leistung mit Talent und wenig unstrukturiertem Training erzielen kann. Der Traininsgaufwand ist also ein Indiz, wobei die Grenzen da fließend sind und der Trainingsaufwand ja für verschiedene Strecken auch unterschiedlich ist. Ein weiteres Indiz wäre für mich die Teilnahme an Meisterschaften oder die durchführung von Trainingslagern.
Wir kommen aber jedenfalls zu einer anderen Einordnung als wenn wir nach Profession einteilen. So trainieren imo viele Hobbyläufer auf einem höheren Niveau als viele dritt- oder viertklassige Fußballer.
Es gibt massenhaft Leistungsportler in der Leichtathletik und da natürlich auch im Laufbereich. Nur bekommen die meisten eben kein Geld dafür.
Die Frage: Wann fängt leistungsportliches Training an? ist sehr schwer und sicher nicht ganz eindeutig zu beantworten. Tägliches Training reicht als Bedingung sicher nicht aus, ein Gesundheitsläufer mit 30min täglichem langsamen Jogging ist sicher kein Leistungssportler.
Strukturiertes planvolles Training ab einem der Strecke angemessenen aufwand wäre eine etwas schwammige Definition. Da gibt es auch einfach fließende Übergänge.
Alfathom hat geschrieben:
bei den radfahrern werden seltsamerweise die Fahrer der Drittklassigen Teams als Armateure bezeichnet, obwohl einige schon auf dem Sprung zum Profi sind. Aber DerC hat es ja an anderer Stelle schon beschrieben, in Deutschland kann man trotz grosser Popularität in dieser Hinsicht den Laufsport nicht mit Fussball oder Radfahren vergleichen.
In anderen Sportarten steckt eben mehr Geld, auf die Ursachen (neben der ungeheuren Popularität des Fußballs) einzugehen, würde hier etwas zu weit führen. Im dt. Fußball gibt es offiziell nur 2 Profiligen, aber jeder weiß, das auch in den unteren Ligen schon eine Menge Geld verdient wird. Die Leichtathletik ist in Umfragen angeblich hinter dem Fußball eine der beliebtesten Sportarten, lässt sich aber nicht so gut in klingende Münze umwandeln wie viele andere Sportarten.
schellsky hat geschrieben:
Was ist ein Volksläufer?
Der Volkslauf unterscheidet sich vom Straßenlauf und den meisten Wettkämpfen auf der Bahn dadurch, dass die Teilnehmer keine Vereinsmitglieder sein müssen. Mit Volksläufer könnte man also einen vereinslosen Hobbyläufer assoziieren. Da die meisten Leistungssportler in Vereinen sind, könnte man dem Volksläufer unterstellen, dass er weniger ambitioniert bzw. kein Leistungssportler ist. In vielen Fällen wird das auch zutreffen. Ich kenne aber auch einen (noch) vereinslosen Läufer, der kürzlich einen Marathan in 2:39 gelaufen ist ...

solche Fälle sind zwar nicht so häufig, aber es gibt sie eben doch.
schellsky hat geschrieben:
Gibt es den ambitionierten Hobbyläufer oder schließen sich Ambition und Hobby aus?
Ja es gibt ihn. Nein, schließen sich nicht aus. Das ist so trivial, da braucht es keine Begründung.
gruß
C.