HM-Bestzeit bei dem Wetter! Alle Achtung und Herzlichen Glückwunsch!!! Ich hätte übrigens nicht über dich gelacht, denn ich kenne einige, die in Potsdam schon Marathon-Bestzeit gelaufen sind. Allerdings wohl wirklich nicht bei 30 Grad.
Und das Tim über seine Superzeit noch nörgelt... Ich finde, ihr ward
Jetzt noch "schnell", wie es bei mir war:
Marathon bei 30 Grad klingt ziemlich verrückt. Und das noch dazu, wenn man ziemlich hitzeempfindlich ist… Aber ich hab ja noch was vor in diesem Jahr…Also hieß es durch. Irgendwie ankommen – möglichst locker, da das Training für den Thüringen Ultra ja jetzt los- bzw. weitergehen soll.
Ich war also auf das Schlimmste eingestellt. Besonders für die zweite Runde. Der schlimmen Einsamen, wo man nichts zum motivieren hätte und sich womöglich noch verlaufen würde. Und alles bei unerträglicher Hitze…
Aber meistens kommt es anders als man denkt. Deshalb schreibe ich auch den kleinen Bericht, den ich sonst für einen Trainingslauf in Potsdam nicht verfasst hätte. Ich bin schon ganz oft in Potsdam gelaufen, privat für mich, mit Hübis Lauftreff und zweimal den Halbmarathon. Außerdem führt mich mein Arbeitsweg jeden Tag dorthin. Also eigentlich nichts Besonderes. Und doch war es besonders heute. Mein erster echter Hitzemarathon und es ging mir viel besser als erwartet. Gerechnet hatte ich mit einer Zeit um die 4:30; wenn ich größere Hitzeprobleme kriegen sollte, auch länger. Notoption war auch ein Ausstieg nach der ersten Runde, falls ich gar nicht klarkommen sollte.
Vor dem Loslaufen hatte ich Haare und Mütze noch nass gemacht und wiederholte das bei jeder Gelegenheit an den Verpflegungsstellen. Die gab es reichlich – und ich hab sie auch gebraucht. Auf Puls oder Zeit hab ich weniger geachtet. Der war sowieso viel höher als normal. Also einfach versuchen locker und ohne Druck nach Gefühl zu laufen. Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich mich auf einen Schnitt um die 5:40-5:50 einpendelte. Das war eigentlich zu schnell für einen langsamen Trainingslauf – aber ich fühlte mich gut und dachte, dass ich einfach so bleibe, so lange es noch nicht all zu heiß ist. An den Verpflegungsstellen brauchte ich natürlich immer etwas mehr Zeit – aber die hatte ich ja auch. In der ersten Runde hatten die Helfer echt zu tun, Wasser für die Läufer bereitzustellen. Meist musste ich warten, bis ein Becher vollgeschöpft war. Ich sah auch, wie viele Läufer um mich herum mit der Hitze kämpften, einer stürzte kurz nach dem Park Babelsberg (in dem es auf dem sandigen Weg fürcherlich staubte). Einen weiterer war wohl auf dem heißen Asphalt einfach umgekippt (noch lange vor Ende der ersten Runde) und ich hörte den Krankenwagen…Viele gingen auch schon Teilstrecken.
Und ich? Ich hatte beim Laufen nur positive Gedanken. Unglaublich, was das wohl ausmacht. Schon bei meinem ersten Trainingslauf nach dem Rennsteig hab ich gemerkt, wie mich das Erlebnis unheimlich beflügelte. Ich fühlte mich so stark. Und so war es auch heute. Ich freute mich auf die zweite Runde. Erst da würde es spannend werden. Und ich fand es überhaupt nicht einsam. Im Gegenteil – ich war froh, dass die Massen weg waren. An den Verpflegungsstellen bekam man die Becher von allen Seiten gleichzeitig zugereicht, einmal standen vorher noch Helfer mit Blumenspritzen … Und die Potsdamer? Standen schön verteilt mit Gartenschläuchen und Zusatzwasser. Ganz niedlich ein vielleicht 3 jähriges Mädchen, dass mir stolz ihren Plastebecher hinhielt. Eine Frau mit Gartenschlauch fragte mich, ob ich eine Ganzkörperdusche wollte oder nur teilweise… An einer Stelle gab’s eine Laolawelle ganz für mich persönlich und auch die vielen anderen einzelnen Zuschauer haben mich gemeint mit ihrem Zuspruch und nicht die anonyme Masse. Mit jedem den ich überholte, wuchs mein Selbstvertrauen. Hart war es im Park Babelsberg. So schön der auch ist, aber in der prallen Sonne auf den Sandwegen war es wohl eher was für Wüstenliebhaber… Aber auch das ging vorbei und auch die kleinen Anstiege machten mir nicht viel aus – ich kam ja schließlich vom Rennsteig.

Alles nur Kopfsache also. Ich stellte mir vor wie es wäre, wenn der Potsdam-Marathon ein 2-km-Rundenlauf im Park Babelsberg wäre und musste lachen… Nein – ich hatte es besser heute. Bei solchen Gedanken wurde ich immer unmerklich schneller. Einfach so. Dafür nahm ich mir jetzt auch mehr Zeit an den Verpflegungsstellen. Die Mütze war von einer zur anderen immer schon längst wieder trocken – aber ein kühler Kopf half ungemein.
Ich sah die km Schilder 35, 36… nur noch 7 km. Beim Marathon kann hier der Hammermann kommen. Beim Ultra nicht. Da ist es noch weit… Alles ist relativ.
In Sanssouci sprudelten die Springbrunnen und Fontänen nur für mich im Takt. Die heißen Stellen wurden auch immer mal durch etwas Schatten unterbrochen. Mir wurde zugerufen, wievielte Frau ich bin. Bei großen Stadtmarathons undenkbar. Und dann war es auch schon geschafft. Nur noch die Stadionrunde – aber da muss mein Wahrnehmungsvermögen doch schon etwas getrübt gewesen sein. Ich sah keine üblichen Matten und hörte kein Piepsen oder irgendwas und lief daher sicherheitshalber immer weiter. Als ich an den Medaillenmädels vorbei war, fragte ich in die Gegend, wann denn hier Schluss sei. Ein Zuschauer meinte, dass die wohl im Runners High sei…
Ich konnte dann aber doch noch stoppen…
Meine Zeit ist nichts Besonderes – 4:09:11 und doch war dieser Lauf besonders für mich. Ich bin gut und ohne Einbruch bei Hitze durchgekommen – was soll mich jetzt noch aufhalten?
Nach dem Duschen wollte ich eigentlich noch zur Massage. Sah aber auf dem Weg dorthin einen Regenerationsstützpunkt.

Unter einem Zelt standen mehrere Liegen auf denen Leute entspannt auf einer Bemer 3000 Magnetmatte lagen. Eine wurde gerade frei und ich wollte es auch mal probieren. Gelesen hatte ich schon mal davon. Diese Magnetfelder sollen die Durchblutung anregen und die Regeneration beschleunigen. Ich spürte nicht viel – nur eine wohlige Wärme und hätte sofort einschlafen können. Einfach nur liegen und entspannen und aus der Sonne sein… Danach fühlte ich mich wirklich etwas besser als vorher… Aber wer weiß… Der „Betreuer“ fragte mich, ob ich noch nen zweiten Durchlauf haben wollte, den ich aber ablehnte, weil ich wusste, dass Acki draußen auf mich wartete.
Alle anderen waren auch schon weg und so suchten wir beide uns ein Plätzchen im Schatten bei der „Pasta-Party“ und werteten bei nem Teller Nudeln alles aus. Die Rückfahrt mit dem Rad lockerte die Beine dann noch mal richtig aus. War gut, dass ich das gemacht hab heute.
Herzlichen Glückwunsch auch allen anderen Finishern.
LG
Sinchen