So, nachdem ich etwas schweigsam bezüglich meines Wochenpensums war, hier nun die Antwort. Ich hatte eine mittelschwere Krise, die mich zum Arzt hat rennen lassen. Ach was sage ich, ich hatte DIE Krise.

Ich habe bei mir einen Herzcheck machen lassen, was an sich nichts schlechtes ist. Eher im Gegenteil. Nur habe ich nicht berücksichtigt, daß ich ja nun aufgrund des Sportes ein Herz habe, was nicht ganz dem "normalen" Herz entspricht. Und das Gerät tickte völlig aus und es erschienen überall rote Herzchen. Ein Zeichen, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen. Diesen Herzcheck kann man inzwischen in diversen Fitnessstudios, Apotheken, Krankenkassen machen und das Gerät als solches ist sehr gut, da es ein Risikoscreening durchführt. Gerade für Menschen, die Jahre keinen Sport gemacht haben, ist es ein sinnvolles Tool, da man ja oft gar nicht weiß, was mit dem Herzen los ist. Nun vertreiben wir dieses Gerät mit und ich habe so ein Ding zu Hause rumliegen. Und da ich nun mal ein Spielkalb bin, mußte ich das auch gleich ausprobieren.
Ich also diesen Check gemacht und dann die roten Herzchen gesehen.
Panisch ließ ich den Check noch einmal machen und wieder nur rote Herzchen. Wieder
Ich also zum Telefon gegriffen und den Herren angerufen, der die Schulung mit uns durchgeführt hat und ihn gefragt, ob ich jetzt sterben muß oder gar schon tot bin, es nur noch nicht weiß. :hmm: Er meinte, ich solle mal die Position wechseln, das Handy ausstellen und alle strahlungsrelevanten Dinge beiseite schaffen, weil das Gerät sehr sensibel reagiert. Ich wieder getestet und wieder nur rote Herzchen.

Jetzt war der Zeitpunkt bekommen, wo ich mich suchend ins Internet begeben habe und nach sämtlichen Herzkrankheiten suchte, die dieser Planet für uns parat hält, alle Sympthome mit meinem körperlichen Befinden verglichen, aber keines deckte sich mit meinem körperlichen Befinden. Ich fühlte mich prima und sah mich schon mit einer völlig neuen Krankheit konfrontiert und die Schlagzeilen sämtlicher Ärztezeitschriften füllen. Für mich war alles klar. Ich bin sterbenskrank und wußte es nur noch nicht. In mir spukten Bilder von konoraren Herzsportgruppen rum, wo ich umringt von Medizinern und älteren Herrschaften mich ganz sanft in die Pulsregionen von 70 und 80 begebe und die nette Arzthelferin
immer regelmäßig Blutdruck mißt und mich mit sanftem Blick fragt, ob es noch geht. Mein neuer Sport würde Walking unter Beobachtung heißen müssen und ich hätte zu Hause einen Ergometer stehen, der ab Werk keine höhere Belastung als 5 Watt und keine Umdrehung schneller als 10 die Minute zuläßt.
War das das Ende meines sportlichen Lebens? Mein Rennrad sah ich schon bei Ebay für 12 Euro über den virtuellen Ladentisch gehen
, meine Wochenenden im Sommer verbringe ich in der Horizontalen in meinem Kleingarten
, den ich mir widerstrebend angeschafft habe, um wenigstens so ein wenig Natur genießen zu dürfen, während an mir die ganzen fitten Rennradler(innen) und Läufer(innen) in ihren rattenscharfen Sportklamotten (ich dachte dabei ausdrücklich an "innen") vorbeischnurrten. Die Wörter "Hamburg-Marathon", "HEW-Cyclassics", "Holsten-City-Man" würden bei mir schwerste Depressionen auslösen, weil ich die nur noch als Zuschauer verfolgen könnte und das würde ich mir sowieso nicht antun. Greenie müßte alleine nach New York und sie würde mit einer Spendenbüchse ihre 42,195km alleine abzuckeln, um für eben diese seltene Herzkrankheit Spenden sammeln, weil die noch völlig unerforschtes Gebiet ist.
Gestern habe ich aus Trotz dann noch Intervalle gemacht und dabei sensibelst auf mein Innerstes geachtet, aber das sagte nichts, was mir irgendwie zu denken gab. Trotzdem nervte mich dieser Zustand extrem. Abends saß ich dann im Konzert und beim tiefen Einatmen zwickte es plötzlich in der Herzregion. Jawoll, das war der Beweis. Ich bin so gut wie erledigt. Das war der Beweis.
Wieder tief eingeatment und wieder zwickte es. Noch mal und noch mal und noch mal und gedacht, "Na ja, bei klassischer Musik dahinscheiden ist ja auch nicht so schlecht. Ist der Übergang ins Himmelreich mit den Harfe spielenden Engelchen nicht so aprupt."
Also brauchte ich nur noch Gewißheit, daß es ist, wie es ist und habe mir einen Termin beim Doc geben lassen, der heute mittag ein Belastungs-EKG gemacht hatte. Und, was soll ich sagen? Ich habe eine negative T-Welle. Jawoll, die habe ich. Und der Doc sagt, daß das nix schlimmes ist, solange sie sich bei einem EKG so und so verhält, was ich eh nicht verstanden habe, weil mir das in dem Moment egal war, denn ich bin gesund. Jawoll!!! Ich bin gesund!!! Ich darf weiter Sport treiben und soll einmal jährlich ein Belastungs-EGK machen, weil so eine negative T-Welle nix schlimmes ist, solange sie ist, wie sie bei mir ist, sich aber verändern kann, was sie aber meist nicht tut. Aber besser ist das.

Und das Gerät, welches hier bei mir rumsteht ist sehr gut und für den Laien prima geeignet und es war richtig, daß ich gekommen bin, denn es hätte auch anders sein können. Aber Laien sollte ohne medizinischen Hintergrund nicht mit Geräten spielen, von denen sie nur die Hälfte verstehen. Jedenfalls ich nicht, der anscheinend doch hypochondrisch veranlagt ist, aber so etwas immer weit von sich schiebt.
Aber lieber einmal mehr zu Arzt gegangen als irgendwann nicht mehr hingehen können, weil es zu spät ist (Stefan, 18.02.2004, famous wise words).

)
The jazz things in life.
www.smueve.de
Startnummer 11604 beim Olympus Marathon Hamburg 2004