oder wie man es schafft, 1:19 h für 10.5 Kilometer zu brauchen
Am Sonntag war wieder mal ein freudiges Ereignis angesagt. Ich war ungeheuer stolz darauf, von Mike, einem Bekannten, mit dem ich ich in der Vergangenheit bereits ein paar schöne sportliche Ereignisse bestritten habe wieder angefragt wurde, ob ich als Läuferin in seinem Team am Megathlon am Bodensee mit dabei sein wollte. Klar wollte ich, 10.5 Kilometer solltens werden, dies, nachdem das Team eine Schwimm-, Inline-, Rennrad- und Bikestrecke bereits absolviert hatte.
Trainingsmässig hatte ich ja keinerlei Bedenken, die Strecke nicht in einer (für mich) guten Zeit bewältigen zu können. Viel eher machte es mir zu schaffen, dass ich in der Nacht zuvor vielleicht insgesamt auf knappe 4 Stunden Schlaf kam, und morgens um halb fünf aus dem Bett krabbeln musste. Die Hoffnung, irgendwo während dem Anlass ein ruhiges Plätzchen zu finden, wo ich vielleicht noch ein halbes Stündchen hätte dösen können, verflog rasch, als wir am Ort des Geschehens ankamen.
Die Veranstaltung findet direkt am See statt, mit einer einzigen, grossen Wechselzone. Daneben ein grosses Festzelt, die üblichen Verkaufsstände, und leider keine ruhige Ecke, die dann auch noch trocken genug gewesen wäre, leider war ja der Wettergott bereits in den Vortagen alles andere als freundlich gestimmt. Nun gut, dann halt nix mit schlafen, ist ja auch was für Weicheier.
Mike, als Schwimmer und Captain, absolvierte die Schwimmstrecke gewohnt schnell und war fast punktgenau zu der Zeit in der Wechselzone, die er angesagt hatte. Die Inline-Skaterin kam sogar in das zweifelhafte Vergnügen, während ihrem Einsatz von der Sonne angestrahlt zu werden, was aber nicht unbedingt toll war, denn die ganze Region verwandelte sich rasch in einen schwül-heissen Backofen. Auch sie machte zeitenmässig eine Punktlandung. Dann ging der Radfahrer auf die Strecke, auch er war genau zu der Zeit zurück, die er angesagt hatte. Dann Mike wieder auf die Strecke, mit dem Bike, wir waren nur 4 Teilnehmer für 5 Kategorien. Er meinte, er brauche sicher zwei Stunden, und da er die Strecke kannte (er war im Vorjahr als Single-Athlet unterwegs) verliess ich mich wie schon immer zuvor auf seine realistische Ansage. Tja, das war dann wohl der Moment, wo das Unheil endgültig seinen Lauf nahm.
Petrus hatte unterdessen die Schnauze voll, und die unheilvollen Wolken, die schon länger wieder aufgezogen waren, schütteten nun gnadenlos drauflos. Ich war als Einzige noch in der Wechselzone und hatte mich eben für den Lauf umgezogen, als es losging. Nun hatte ich ein ziemliches Dilemma. Ich hatte in der Tasche für den Fall der Fälle ein Exemplar dieser billigen, durchsichtigen Plastikregenmäntel, grün in der Farbe. Dieser Regenmantel hätte mich perfekt trocken gehalten, bis Mike zurückgekommen wäre. Aber da waren leider auch noch die Taschen und Rucksäcke vom ganzen Team (samt -noch- trockenen Wechselkleidern), und vom Rest des Teams niemand in Sicht- oder Hörweite. Das Zeug zum Auto zu schleppen hätte zu lange gedauert. Also fasste ich den Entschluss (Fehler Nummer 1), meinen Mantel als Regendecke für die Tasche zu opfern und dann ins Festzelt zu gehen, um dort im Trockenen zu warten, immerhin gings ja gemäss Mikes Ansage noch fast eine Stunde, bis er wieder zurück sein wollte. Da nun alles auf der Flucht vor dem grossen Regen ins Festzelt drängte, gab ich auch jegliche Hoffnung auf, irgendwen vom Rest des Teams wieder zu finden. Das Handy hatte ich regensicher zuunterst in meiner Tasche verpackt, weil Mike ja auch ohne Handy losgefahren war. Früher hatten wir uns ja jeweils per Handy vorgewarnt, aber da wir ja diesmal alle genaue Zeitansagen gemacht hatten, hatten wir auf diesen Teil verzichtet. Fehler Nummer 2.
Als ich mich eine Viertelstunde vor der abgemachten Wechselzeit gerade in die Zone durchkämpfen wollte, wurde bereits mein Name im Lautsprecher ausgerufen! Mike war über eine halbe Stunde früher als angesagt zurück, und ich natürlich unauffindbar! Katastrophe. Ich rannte los, rein in die Zone, traute mich gar nicht mehr, Mike anzuschauen, eine Kollegin befestigte den Transponder an meinem Knöchel und raus gins aus der Zone. Natürlich nicht, ohne beim Ausgang noch eine Kollisision mit einem unaufmerksamen Typen (ca. 40 Kilo schwerer als ich) zu haben. Zack, und ich lag im Schlamm. Herzlichen Dank auch, die Schimpfwörter, die ich geistig auf ihn runterprasseln liess, schreib ich hier nicht nieder.
Keine Zeit mehr, meine Stoppuhr zu starten, ich bin nur noch gerannt, die offizielle Zeit lief ja schon seit über 20 Minuten. Nach ungefähr einem Kilometer versuchte ich, etwas Tempo rauszunehmen, aber der Aerger und der Frust über diesen verpatzten Wechsel liessen mich wieder schneller laufen. Hatte aber auch einen Vorteil, ich überholte immer wieder Läufer, während ich eigentlich nicht mehr überholt wurde.
Und es regnete immer noch in Strömen. Die Strecke führte vor allem über Flurwege, also viel Pfützen. Ich hatte mich ja entschieden, mit meinen schönen weiss-grünen (also jetzt auch nicht mehr) Brooks Ghost zu laufen (Fehler Nr. 3), aber die verwandelten sich in Wasser und Schlamm getaucht als ziemlich weiche, schwammige Dinger an den Füssen.
Der Vorteil an langen, geraden Strecken, schlechtem Wetter und schnellem Laufen ist ja, dass man Zeit hat, nachzudenken, und gleichzeitig den Aerger abzureagieren. Nach einiger Zeit beschloss ich, dass ja der Fehler nicht nur bei mir lag, und wir uns ja eigentlich als Ziel vorgenommen hatten, dass zwar jeder sein Bestes gibt, aber dass wir vor allem zusammen Spass haben wollten, und gesund ins Ziel kommen wollten. Ich wurde etwas ruhiger, und winkte und lächelte den ganz wenigen Leuten, die zum Anfeuern an der Strecke standen zu. Kilometer um Kilometer flogen vorbei, nur der letzte Kilometer wurde noch einmal richtig mühsam, weil sich eine Läuferin an meine Fersen geheftet hatte und dann zu allem Frust 200 Meter vor dem Ziel wieder überholte. Der Boden vor dem Ziel war so tief und matschig, dass er jedem Strongman-Run Konkurrenz gemacht hätte. Meine Schuhe machten gar nicht mehr mit, und ich hatte keine Lust mehr, nochmals zu stürzen, also liess ich sie ziehen (gedachte wüste Schimpfworte zum x-ten).
Der Zieleinlauf, auf den ich mich so sehr gefreut hatte, war ein Trauerspiel. Es regnete immer noch in Strömen, und entsprechend waren die erhofften Zuschauermengen, die einem normalerweise zujubeln, auf ein kleines Häufchen Leute mit Regenschirm reduziert, die wohl auch nur dastanden, weil sie Teammitglieder von einem anderen Läufer waren und vor allem klatschten, um ein bisschen warm zu bekommen. Von meinen Leuten keine Spur. Ob die wohl schon abgereist waren, und mich bescheuerte Kuh zurückgelassen hatten?
Deprimiert und frierend stand ich im Regen und wusste nicht so genau, was ich nun machen sollte, als dann endlich wieder wenigstens die Skaterin auftauchte und mich ganz entsetzt fragte, warum ich schon da sei. Ich sei viel früher zurückgekommen, als sie erwartet hätten. Der Rest des Teams tauchte dann auch auf, genau so baff, denn eigentlich wollten sie ja alle mit mir zusammen einlaufen. Tja, so ist das halt, wenn man zu schnell ist und zu früh zurückkommt.
Wie schnell ich wirklich war, weiss ich nicht, es müssen irgendwas bei knapp 54 Minuten gewesen sein.
Bilanz der Geschichte: Ich werde in Zukunft für solche Fälle (falls mich denn mein Kollege nochmals in einem Team mitmachen lässt) ein billiges, kleines Handy zulegen, bei dem es nicht schade ist, falls es tatsächlich nass wird. Und ich lasse meine grünen Ghost-Geister erst mal im Schrank, denn ich habe zwei rabenschwarze, schmerzende Zehennägel, wohl dank der Flutscherei in dem viel zu weichen Schuh.
Aber Spass hats trotzdem gemacht, vor allem, weil der Anlass wirklich toll organisiert ist und Lust macht, sich auch mal in anderen Kategorien zu üben.
Danke fürs Mitlesen und viele Grüsse
Marianne
das ist auch so eine Sache die kann man nicht ignorieren. Ich glaub da ist wirklich schonen angesagt. Vielleicht solltest Du dich trotz allem doch mal ganzheitlich untersuchen lassen. Vielleicht liegt da wirklich was im Argen bei Dir, das tut mir so Leid für Dich. Lass den Kopf nicht hängen
Heute hab ich zum zweiten mal die 20 km Marke geknakt in für mich unglaublichen 1:58
, ich wär wahrscheinlich schon nach 70m abgesoffen 
Ihr wart hoffentlich nicht wieder bei einem dieser Rockkonzerte von dem ihr schonmal krank zurückkamt?
Habe mal allgemein im Forum gestöbert. Da wird darüber gewitzelt und man sagt, diese Menschen überanstrengen sich und sind Anfänger, die es übertreiben. Seht ihr das auch so? Ich laufe ja jetzt schon seit 2 Jahren 2Mal die Woche und ich war von Anfang an rot im Gesicht. Nach ca. 1,5 km fängt das an. Aber mich stört es nicht. Es ist halt so! Wie sind eure Erfahrungen?
?
Und dann auch noch der rasende Team-Captain ... das war nun wirklich nicht deine Schuld! Auf jeden Fall hast du dich heldinnenhaft geschlagen und dem Kampf mit den widrigen Elementen sogar zwei Fußnägel geopfert! Großartig gemacht! Und angesichts DER Zeit kann ich dir vorhersagen: Bei den nächsten offiziellen Rennen pulverisierst du problemlos die Bestzeiten gewisser Menschen ... 
. Bin auch schon mehrmals komisch angeschaut worden, bis ich zu Hause gemerkt habe, dass mein Laufshirt blutig war, weil wieder einmal die Brustwarzen wund waren. Shit happens. 
. Allen Urlaubern einen schönen Urlaub 
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