Ja hat etwas gedauert, aber ich hab auch nicht eeendlos Zeit und manchmal muss ich auf Arbeit auch arbeiten
Hach ich sitze gerade vor dem Bettenhaus auf dem Rabenberg im Schatten mit Blick auf den Sportplatz. Sonja und Wolfgang sind eben abgefahren und mein Taxi, das mich nach Breitenbrunn zum Zug bringt, kommt erst in anderthalb Stunden. Ein Weizen zur Hand, den Laptop auf den Beinen und die Vögel zwitschern herrlich. Ein gutes Stück weg spielen ein paar Jungs Beachvolleyball und haben Spaß dabei. Es ist sooooooo schön hier!
Diesen Lauf hatte ich bereits letztes Jahr im Frühjahr entdeckt. Ich horchte sofort auf, als ich las, dass Start und Ziel auf dem Rabenberg sein würde. Rabenberg kenne ich aus meiner gewichtheberischen Vergangenheit genauso gut, wie Lindow. Also war ich sofort neugierig und informierte mich. Die Streckenlänge von 70 Kilometer und die Höhenmeter von 1800 Meter sprachen mich zusätzlich an. Und die Streckenführung versprach ein tolles Laufen. Geworben wurde mit vielen Trailabschnitten, die ursprünglich vom Trailpark für Mountainbiker erstellt wurden. Ich konnte mir darunter zwar nicht viel vorstellen, aber hoffte, dass es schön unwegsam sein würde. Letztes Jahr passte der Lauf nur nicht mehr in meine Laufplanung und Vorbereitung auf den Mauerweglauf hinein. Anschließend hörte und las ich Berichte über den Lauf, die meine Erwartungen noch übertrafen. So stand für mich fest, dass ich dieses Jahr den Sachsentrail in Angriff nehmen würde. Da fiel es mir auch gar nicht so schwer, dass der Thüringen Ultra, welcher am selben Tag stattfand, das Nachsehen hatte. Ob nun 100 oder 70 Kilometer. Als Training macht sich beides gut. Außerdem muss man ja auch immer mal wieder neue Wege erkunden und nicht immer das Selbe machen. So, mich als frühzeitig angemeldet und auch früh ein Zimmer auf dem Rabenberg gebucht, da diese schnell weg sein würden. Ist doch bequemer, gleich oben auf dem Berg bleiben zu können, als wenn man nach dem Zieleinlauf noch ins Tal muss.
Der Termin des Sachsentrails rückte näher und näher. Ich hatte im Vorfeld meinen Beinen schon einiges zugemutet. Vom Comrades, über den Finowkanal (der eher schlecht lief), bis zum Lauf am Rhein von Köln nach Königswinter auf den Drachenfels mit Freunden zwei Wochen zuvor. Ich hoffte, dass die zwei Wochen für die Regenration reichen würden. In der Woche vor dem Lauf zeichnete sich zudem ab, dass das Wetter schön, richtig schön werden würde. Also auch warm bis heiß. Mir zugute kommt, dass ich mit Hitze gut klar komme und auch kein Problem damit habe, mein Tempo den Gegebenheiten anzupassen. Gerade bei solchen Läufen kommt es mir neben dem sportlichen Aspekt auch auf den Genuss an. Mich an der Strecke und den Aussichten zu erfreuen ist mir da sehr wichtig und dazu ist langsames Tempo einfach besser. Sicher ist das Wetter trotzdem eine Pralinenschachtel und auch ich bin nicht jeden Tag in der besten Form, es kann also auch sehr hart werden. Dann ist der richtige Umgang damit gefragt. Von Vorteil würde sein, dass ein großer Teil der Strecke im Wald und damit schattig sein würde. Große Vorfreude hatte ich auch, dass ich viele Freunde auf dem Rabenberg wieder sehen würde.
Nun denn, meine Anreise mit dem Zug war gut geplant und verlief über Leipzig und Zwickau perfekt. In Breitenbrunn hatte ich ein Taxi an den Bahnhof bestellt, dass auch schon auf mich wartete. Ansonsten fährt ja planmäßig nichts darauf. Die nette Taxifahrerin hab ich dann auch gleich für die Abreise am Sonntag gebucht. Ich bekam meinen Zimmerschlüssel und latschte zu Haus Zwei und schon auf dem Weg kam mir Sonja entgegen. Große Freude! Später ging ich dann zur Startnummernausgabe und traf noch einige mehr. Es kam dann noch Heike und Frank, liebe Freunde die ich letztes Jahr in Südafrika kennen lernte. Die Simone Stegmeier hab ich schon Jahre nicht mehr gesehen, war schön auch sie wieder zu sehen. Alles war ganz gemütlich und relaxed. Die Pastaparty fand auch im Zelt statt und bei dem schönen Wetter ließen wir es uns gut gehen. Um 20 Uhr sollte das Briefing von Renncheffe Günter Frietsch sein, bei dem er uns die Strecke vorstellen und diverse Dinge erklären wollte. So auch wichtige Sicherheitshinweise. Bei solchen Trailläufen sind ja viele Dinge mehr zu beachten, als bei einfachen Stadt oder Landschaftsläufen. Es kann immer was passieren, Stürze oder dergleichen. Auch die Hitze kann einen zum Aufgeben zwingen. So führten die Verpflegungsposten eine Starterliste und hakten jeden Läufer ab, der bei ihnen durch ist. So konnte schnell festgestellt werden, ob Läufer verloren gegangen sind. Am Schluss des Feldes lief ein Besenläufer, der später durch einen Besenradler abgelöst wurde. Wenn nach dem noch Läufer fehlten, dann musste man sich einen Kopf machen. Es war auch Pflicht, ein Handy mitzuführen, um im Notfall den Veranstalter oder die Bergwacht anrufen zu können. So auch, wenn man sich schlimm verlaufen hatte. Okay, dazu musste man ein Netz haben, was auch nicht immer gewährleistet war ;o) Die Mitnahme von Wasser zwischen den VPs wurde bei dem Wetter auch dringend empfohlen. Zwei Abschnitte zwischen VPs waren um die 10 Kilometer lang und dass kann je nach Tempo schon redht lange dauern. Gerade um die Mittagszeit. Dagegen war das Mitführen einer Regenjacke wohl nicht so wichtig *grins* Ich selbst hatte noch vier Energieriegel dabei. Wiegen nicht viel aber wenn man sie braucht ist es gut, wenn man sie dabei hat. Und natürlich Notfall-Klopapier, brauchte ich aber zum Glück nicht. Nach dem Briefing, dass ganz lustig war, Günter sprach von "den Trail hinunterballern" und solchen Dingen und eher wichtigen, so zum Beispiel, dass man sich unbedingt bei einem VP abmelden soll, wenn man den Lauf abbricht, damit nicht unnötigerweise eine Suchaktion gestartet werden muss, saßen wir noch etwas gemütlich beisammen und schwatzten, bis wir uns dann zu Bett begaben. Start war um sieben Uhr, also hieß es, mitten in der Nacht aufstehen.
Auch wenn die Nacht recht warm war, konnte ich gut schlafen und war ausgeruht am Morgen. Feinchen, der Rest der Vorbereitung klappte perfekt. Gut, wenn man am Abend zuvor alles bereit legt. Ab halb sechs gab es Frühstück. Nur doof, dass der Mann von der Security, der die Rezeption noch besetzte, keine Ahnung hatte und uns erst mal zum Zelt der Veranstaltung schickte. Die schickten uns wieder zurück und dann fanden wir auch die richtige Küche und konnten uns stärken. Reichhaltig war das Buffett mit einer großen Auswahl an frischem Obst. So konnte ich mich gut satt essen. Eine halbe Stunde gab es noch einmal ein Briefing für die Läufer, die am Abend nicht dabei sein konnten, das konnten wir dann schwänzen. Vor dem Start sammelte sich gemütlich und wie vor allen solcher Ultraläufe völlig unaufgeregt die Meute. Hach das ist auch immer schön. Weniger schön war, dass ich feststellen musste, dass sich mein eigentlich voller Akku in der Kamera als leer meldete. Boah! Das hatte ich schon vor zwei Jahren im Allgäu! Aber heutzutage ist der Tommi cleverer und hat IMMER einen vollen Reserveakku dabei. Den flink aus dem Rucksack gekramt und eingesetzt und alles war schön. Später und zur Behebung dieses Mankos zu spät, fiel mir ein, dass ich kein Geld einstecken hatte. Also doch was vergessen! *koppklatsch* Nun denn, schaumer mal. Die Zeit rückte heran und lustigerweise stand niemand direkt an der Startlinie. Da war ein Freiraum von etwa 10 Metern, als traute sich niemand, diesen zu betreten. Erst als der Sprecher die letzten 10 Sekunden herunter zählte rückte das Feld auf. Ich muss dazu erwähnen, dass wir 77 Starter waren, also ein schönes kleines Feld. Sicher wären es ein paar mehr gewesen, wenn nicht der Thüringen Ultra auf den selben Tag gefallen wäre. Aber auch dann wäre es immer noch überschaubar gewesen. Und so mag ich das auch. Sonja war auch mit dabei und sie hatte sich erst Tags zuvor vom Halftrail auf den Ultra umgemeldet und war ganz aufgeregt. Ihr bisher längster Ultra war vor vier Wochen der Hochkönigmann mit etwas über 50 Kilometern. Dafür aber auch mit über 3000 Höhenmetern. Nun wollte sie also fast 20 Kilometer drauflegen. Dass sie das schaffen würde, da gab es kaum eine Frage, ob das für sie so gesund sein würde, da hatte ich leichte Zweifel und riet ihr am Abend zuvor noch davon ab. Thema schaffen, der Zielschluss sollte 14 Stunden betragen, was bei der Strecke und den Höhenmetern durchaus großzügig bemessen ist. Weiterhin hieß es, dass auf jeden Läufer, der die Zeit nicht schafft, dennoch gewartet wird. Nur dieser würde dann aus der Wertung fallen. Beim vorletzten VP, etwa 9 Kilometer vor dem Ziel gab es allerdings einen Cut Off. Wer nach 19 Uhr (also nach 12 Stunden) dort sein wird, der wird aus dem Rennen genommen. Macht schon Sinn, man will ja nun auch nicht bis Unendlich im Ziel warten. So, nun ging es aber looooos!
Ich stelle mich wie immer ans Ende des Feldes und hoppelte hinterher. Ich hab es doch nicht eilig. Wir liefen aus dem Gelände des Sportparkes heraus und erst einmal eine gute Forststraße hinauf. Klar, gleich zu Beginn zum Warmlaufen Bergauf. Hab ich schon erwähnt, dass es um sieben Uhr bereits kuschelig warm war? Ein kleiner Vorgeschmack auf den schönen Tag. Aber nicht weit liefen wir, da kamen uns links bereits die Führenden neben der Straße entgegen. Kreuz und quer liefen sie und man konnte schon erahnen, was sie da unter ihren Füßen hatten. Ein paar hundert Meter noch, und es ging auch für mich links ab und rein in den Trail. Und der hatte es in sich und alles was das Herz begehrt. Wurzelig, steinig, mal mehr mal weniger Steil hinab. Jetzt mit frischen Beinen lief sich das noch ganz gut, aber ich musste höllisch aufpassen. Da wollte jeder Schritt wohlüberlegt sein, nur hatte man rennend ja nicht viel Zeit zum Überlegen. Immer wieder frug ich mich, wie kann man so etwas so schnell, wie Beispielsweise Iwi die den Halftrail gewann, laufen? Dazu gehört wohl ein gutes Maß Talent und noch mehr Training. Da müssen die Füße kwasie von selbst den richtigen Punkt finden, da kannste nicht mehr überlegen. Ich lief also für mich auch flotten Schrittes da entlang und hatte richtig viel Spaß dabei. Genau das war es, wozu ich hier her gefahren bin. Und das ging eine ganze Weile so weiter. Mir war auch immer bewusst, dass dies eine Trailstrecke für Mountainbiker ist. Für mich völlig unvorstellbar, auf dieser Strecke hinab zu fahren! Ich lies noch zwei Läufer an mir vorbei, dazu muss man schon zur Seite treten, da sonst überholen gar nicht möglich war und schon war ich einer der letzten drei oder vier oder fünf. Das ist doch schön und völlig wurscht.
Das zog sich noch eine gute Weile hin und es kamen auch Abschnitte mit vielen Steinen und Geröll. Da war das Laufen noch schwerer und hakeliger. Und da passierte es schon. Mit dem rechten Fuß knickte ich um. Nicht so schlimm, die Reaktion von Entlastung und Abfangen funktionierte vorbildlich. Aber es gab schon einen stechenden Schmerz im Fußgelenk. Die nächsten Schritte zeigten allerdings, dass Laufen noch ganz gut möglich war. Klar, ein schiefes Auftreten des Fußes tat nun jedes mal weh aber was solls, solange es erträglich ist, wird weiter gelaufen. Basta, jammern is nicht! Ich lass mir doch nicht den tollen Lauf hier versauen. Und nach ein paar hundert Metern lief alles doch wieder ganz gut. Es ging jetzt auch zur Abwechslung ein wenig auf einem weniger schweren Forstweg entlang.
Und schon waren wir im Tal des Flüsschens Schwarzwasser. Hier sollten wir nun ein paar Kilometer dem Verlauf des Tales folgen. Auf angenehmem Forstweg, damit sich die Beine etwas erholen konnten. Zwischen Garagen erwartete uns der erste VP bereits nach fünfeinhalb Kilometern. Verständlicherweise gab es hier nur Wasser. Ich trank zwei Becher und nach kurzem Stop ging es weiter. Ich war kurz vorher auf meine Freunde Sonja und Wolfgang aufgelaufen und die nächsten Kilometer blieben wir in Reichweite. Durch meine Fotografiererei und auch mal einem Pinkelstop fiel ich immer mal etwas zurück. Thema trinken. Ich hatte meinen Hoka-Rucksack dabei aber zu Beginn die Wasserblase noch leer gelassen. Und eine Flasche 0,5 Liter vorne drin stecken. Diese hatte ich vom Start gefüllt dabei und hauptsächlich wollte ich auch aus dieser trinken. Die Wasserblase sollte später Wasser an einem VP bekommen, sodass ich dann eine Reserve dabei habe, wenn der Durst und die Abstände zwischen den VPs größer werden würden. Erlabrunn ließen wir hinter uns und hoppelten weiter entlang des Schwarzwassers. Das Wasser plätscherte gemütlich neben uns, die Vögel zwitscherten und links kamen immer wieder urige Felsformationen zum Vorschein. Und Fliegen. Fliegen!!! Millionen nerviger Biester, die einem um den Kopf schwirrten. So lange ich rannte war es erträglich, da mussten sie mir hinterher fliegen aber kaum blieb ich mal stehen oder ging ein paar Schritt waren sie da! Ich hoffte, mit zunehmender Wärme würden die Biester müde werden. Hin und wieder versuchte auch eine Bremse mich zu zwicken, blödes Zeugs! Wolfgang versuchte, sich die Fliegen mit Mückenspray vom Hals zu halten, mit eher bescheidenem Erfolg. Aber was solls, ärgern nutzte auch nichts, war ja nicht zu ändern.
Wir näherten uns Johanngeorgenstadt und konnten doch nichts von der Stadt sehen. Wir bogen vorher in den tiefen Wald ab. Okay, zuerst hatten wir andere Pläne als der Veranstalter. Ich nahm den Abbiegepfeil ebenso ungenau, wie Wolfgang und Sonja und rannte ihnen hinterher, bis wir auf einem Grundstück standen wo es nicht mehr weiter ging. Dass mein Garmin mir Kursabweichung anzeigte, nahm ich vorher eher für einen ungenauen Track oder schlechten GPS-Empfang. Aber da es nicht weiter ging mussten wir wohl oder übel zurück. Zwei Läufer kamen uns entgegen und schauten auch doof aus der Wäsche. Wir zurück zu dem Pfeil und siehe da, gaaanz versteckt und kaum zu sehen ging es rein in den Wald und auf einen Trail wie man ihn sich besser kaum vorstellen konnte. Der "Umweg" hat uns aber nur etwa 400 Meter zusätzlich gekostet, also kaum der Rede wert. Die nächsten Kilometer waren also vom feinsten und machten richtig Spaß. Klar kostet das auch viel Zeit, gerade die Anstiege, die beim besten Willen nicht mehr zu rennen waren. Aber eilig hatte es von uns sowieso niemand. Die Gegend so schön und es machte eine Riesenlaune, hier unterwegs zu sein.
Und da passierte es schon wieder. Hab extra auf den Garmin geschaut
Für den Bericht natürlich. Bei Kilometer 12 knickte ich das nächste mal um, gefühlt war es nun etwas schlimmer und ich humpelte die nächsten Meter schon. Da fluchte ich schon ganz schön und gut, dass ich da gerade allein war
Es schmerzte bei den folgenden Metern nun schon etwas mehr und ich hatte auch Gedanken, wie weit es bis zum nächsten VP sei bei dem ich dann aussteigen könnte. Allerdings rannte ich erst einmal weiter, es war gerade wieder ein Stück Forstweg, der weniger anspruchsvoll war. Ich einigte mich mit mir, dass ich erst einmal weiter laufe bis zum nächsten VP. Und wie sich der Fuß unterwegs anfühlt, werde ich entscheiden, ob ich weiter laufe oder aussteige. Sicher hatte ich da im Hinterkopf, dass ich gesund aus dem Lauf heraus kommen will, da ich ja noch ein paar schöne Läufe vor mir habe. Andererseits ist das doch viel zu schade, bei dem herrlichen Lauf hier im Erzgebirge abbrechen zu müssen. Lange Schreibe kurzer Sinn, der Schmerz im Fußgelenk ließ nach und nach und war nicht mehr der Rede wert. Beim VP hab ich schon gar nicht mehr daran gedacht auch wenn der gar nicht so weit weg war.
Dann kamen wir an die Deutsch-Tschechische Grenze, dessen Verlauf wir ein paar Kilometer folgen werden. Günther sprach am Vorabend von einem etwas engen Weg und er hatte da nicht übertrieben. Keilförmig, tief und am Boden so schmal, dass man die Füße nicht parallel setzen konnte, so war der Weg. Natürlich gut überwachsen, dass man Unebenheiten eher spüren musste als dass man sie sehen konnte. Aber das wollten wird doch auch so, das ist Trail! Wir hoppelten, gingen, hoppelten und kamen auch ganz gut voran. Und froh waren wir doch, als der Weg wieder etwas besser wurde. Es ging nur leicht bergan und ich rannte mal etwas schneller, fühlte noch jede Menge Reserven in mir. Ich lies Sonja und Wolfgang hinter mir und lief rasch auf Stefan und Mirko auf. Stefan Bicher, der liebenswerte Exot unter den Ultraläufern und toller Mensch, Freund und Vereinskamerad war mit Mirko unterwegs. Die zwei haben schon viele Läufe gemeinsam absolviert und verstehen sich auch bestens. Aber auch sie überholte ich erst einmal. Ich lief auf einen Läufer auf, der sich schon seines Shirts entledigt hatte. Würde ich mir, mit Rucksack auf den Schultern eher nicht wagen. Wir unterhielten uns angenehm und liefen ein Weilchen gemeinsam. Leider hab ich ihn nicht nach seinem Namen gefragt und auch nicht nach seiner Startnummer geschaut. Wir überquerten die Grenze zu Tschechien und mir wurde bewusst, dass dies meine erste Laufveranstaltung auf tschechischem Gebiet ist. Nach gut einem Kilometer kamen wir an einem recht großem Hotel vorbei. Ich fing spontan an zu sabbern und ärgerte mich, das ich vergessen hatte, Geld einzustecken. Der nette Läufer an meiner Seite borgte mir 5 Euro, sodass ich einkehren konnte.
Ich traf auf dem Hof auch gleich die Wirtin an, die sehr nett war und ein wenig deutsch verstand. Okay zum Bierbestellen muss man kaum eine andere Sprache sprechen können *hihi*. Ich bestellte ein kleines Bier und bekam natürlich ein großes, einen halben Liter Krušovice das höllisch lecker war! Gut, dass ich ein großes bekam
Ich stand noch rum, wurde eben noch von einem Gartenschlauch geduscht und schon sah ich Stefan mit Mirko vorbei laufen. Ich rief sie natürlich, wissend, dass sich Stefan eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen würde. Wie Recht ich hatte! Stefan bestellte sich natürlich auch ein großes Bier und Mirko ein großes Glas Cola. Wir blieben ja nicht lange aber hatten viel Spaß dabei. Und es stellte sich heraus, dass Mirko ne Menge Geld einstecken hatte, was für spätere Gaststätten von großem Vorteil sein würde. Man muss ja an sein Wohl denken, näch. Übrigens wollte die Wirtin für mein großes Bier 1,10 Euro haben! Vor Schreck hab ich ihr gleich zwei Euro gegeben *lacht*.
Aber wir mussten auch mal weiter und ich beschloss, mit den beiden die restliche Strecke gemeinsam zu laufen. Mit Stefan bin ich schon einige Kilometer gelaufen und wusste, dass es kurzweilig werden würde. Mirko lernte ich schnell kennen und er ist genauso textsicher bei verschiedensten Liedern wie Stefan. Es wurde noch kurzweiliger als ich erhofft hatte. Fortan war der Lauf ein richtig großer Spaß. Wir waren zwar sehr langsam unterwegs, um einiges als ich gefühlt hätte laufen können aber das war mir völlig wurscht. Dies war ein Genuss- aber auch ein Trainingslauf und so passte das wunderbar. Und für die Temperaturen war das Tempo auch ganz gut. Wer weiß, wie es mir ergangen wäre, wäre ich schneller unterwegs gewesen. So fühlte ich mich pudelwohl und auch die Abschnitte, wo die Sonne auf uns brutzelte, störten mich nicht. Ja wir liefen nun eher locker und es gab für viele Kilometer keinen Trail. Forstwege mit eher leichten An- und Abstiegen waren nun unsere Begleiter. Da passte es ganz gut, dass Stefan das eine oder andere Lied anstimmte. Mirk stimmte mit ein und wo ich halbwegs Textsicher war, trällerte ich auch mit. Ich wunderte mich immer wieder, wenn ich auf mein Uhr schaute, wie schnell die Zeit verging. So kurzweilig wa die Lauferei!
Dieser Abschnitt zwischen den VPs war fast 10 Kilometer lang und da war es gut, wenn man bei dem Wetter genug zu trinken dabei hatte. Nachdem meine Buddel leer war, bediente ich mich aus meiner Trinkblase. Und die ersten Schluck waren etwas...ähm...gewöhnungsbedürftig. Den Plastegeschmack hatte ich lange nicht mehr. Aber da musste ich durch. Dass das Gesöff mittlerweile warm war, störte da schon weniger. Ich kann ja bei den Temperaturen nicht erwarten, dass das Wasser aus dem Trinkrucksack eisgekühlt hervorsprudelt
Und so war es dann auch an den VPs. Das Wasser warm und auch das Erdinger Alkfrei. Das Eingießen in Becher war voll zum Scheitern verurteilt, das gibt nur Schaum. Ich ließ mir gleich eine Flasche geben um diese auch auszutrinken. War zwar immer noch warm, aber irgendwie doch lecker. Der Ultraläufer ist eben anpassungsfähig und kann auch die kleinsten Dinge zum Hochgenuss erheben. Die Stimmung an den VPs war immer sehr gut, die Helfer dort in bester Laune. Und wir Läufer ja auch. So macht das viel Spaß. Beim VP "Dlouhá cesta", am südöstlichsten Zipfel der Strecke, nur etwa 4 Kilometer vom Fichtelberg entfernt, trafen wir wieder auf Sonja und Wolfgang. Beide schauten sehr verwirrt, dass ich da auf einmal ankam. Sie hatten mich unbemerkt überholt, als wir lecker beim Biersüffeln waren *grins*. An diesem VP saß auch ein Läufer, der ausgestiegen war, mit hängendem Kopf. Auch wenn die Neugier groß war, ihn zu fragen, was los sei, ich beherrschte mich. Würde ich da sitzen, wäre das Letzte, was ich hören wollte, Fragen, wie es mir geht und was mit mir los sei. Vielleicht würde ich antworten: "Sieht man das nicht? Mit geht es beschissen!" Ich hatte bisher noch keinen DNF und ich gehe mal fest davon aus, dass ich mich dann so richtig Scheiße fühlen würde.
Wir liefen dann wieder los. Vor ein paar Kilometern liefen wir auf Beate auf und waren nun zu viert. Auch eine sehr nette Läuferin und sie war froh, dass sie den Rest der Strecke nicht allein absolvieren musste. Ein Stückchen liefen wir mit dem Besenradler im Nacken, bis wir einen Läufer einsammelten, dem wir den Radler kwasie übergaben. Den Rückweg absolvierten wir nun wieder auf deutschem Territorium und es war weiterhin eine wunderschöne Gegend in der wir liefen. Natürlich ging es weiterhin permanent auf und ab und es gab jede Menge Abwechslung. Bis wir in das Städtchen Tellerhäuser kamen. Direkt an unserer Strecke lockte eine Schänke, der "Tellerhäuser Hof". Es gab für uns kein Zögern, sofort kehrten wir ein! Für mich ein Pils, was sonst!
Mirko eine Eiskalte Cola (ich erfuhr später, dass viele Läufer dort einkehrten und die kalte Cola sehr begehrt war) und Stefan trank ein Radler. Was ist los mit ihm? Stefan war müde. Er hatte eine kurze Nacht hinter sich und war bald am Einpennen. Kein Wunder, dass er die letzten Kilometer etwas ruhiger wurde. Statt einem Radler hätte er einen Kaffee trinken sollen *hihi*. Mirko und ich aßen dann auch noch ein Paar Wiener Würste, die sehr lecker waren. Man braucht ja auch mal etwas Abwechslung in der Ernährung bei nem Ultra. Stefan merkte dabei an, dass wir nun hinter dem Besenradler sein würden und fortan alles abgebaut wird. Ich sagte noch, dass bei den VPs ja Starterlisten vorhanden sind und sie wissen müssen, dass wir noch auf der Strecke sind und kein VP abgebaut wird. Stefan meinte aber die Streckenmarkierung. Okay, die Flatterbänder fummelte der Besenradler alle ab. Aber ich beruhigte Stefan damit, dass ich den Track auf meinem Garmin habe und wir uns nicht verlaufen werden. Abbiegungen waren auf Waldboden mit Pfeilen aus Mehl ausgezeichnet und auf Asphalt mit Farbspray. Verlaufen war also praktisch nicht möglich. Und so war es dann auch. Auch ohne Flatterbänder fanden wir unseren Weg und nach ein paar Kilometern kam uns der Besenradler wieder entgegen, weil er uns schon vermisste. Er war aber keineswegs desrum schlecht gelaunt, nö er hatte vollstes Verständnis, dass wir in der Schänke eine Pause einlegten.
Der Weg zurück zum Doppel-VP 6 und 8 gestaltete sich weiterhin auf eher gemütlich zu belaufenen Forstwegen. Die Gegend war weiterhin wunderschön und es machte viel Spaß, dort zu laufen oder zu gehen, wenn es denn mal bergauf ging. Mittlerweile wurde auch Stefan wieder munterer und er und wir trällerten den einen und anderen Schlager. Mittlerweile setzte ich mich auch ein paar Minuten an den VPs hin und das tat schon ganz gut. Und ich goss mir auch Wasser über den Kopf. Nicht dass das nun groß erfrischend gewesen wäre, das Wasser war auch schon recht warm, aber es war dennoch angenehm. Hier auch diesbezüglich ein großes Lob an den Veranstalter. Es war auch für uns Letzte im Feld noch genügend zu trinken und essen vorhanden, inklusive Erdinger Alkfrei. Tolle Planung
Und es ging weiter, wie liefen noch ein Stück durch die südlichen Ausläufer des Städtchens Rittersgrün bis wir wieder in den Wald eintauchten. Dank Schatten wurde es wieder etwas angenehmer aber auch von der Strecke her anspruchsvoller. Bis hin zu richtig steilen Anstiegen, die nun doch die Muskeln ganz schön beschäftigten. Aber Spaß hatten wir und wir genossen das Ganze. Bis hin zum richtigen Entsafter. War es vorher schon richtig steil und unwegsam in Serpentinen den Berg hinauf kamen wir auf eine Lichtung und der Anstieg wollte kein Ende nehmen. Das zog sich und wurde schon ätzend. Unser kleines Grüppchen zog sich auseinander und ich bemerkte, dass Beate ein paar kleine Pausen zwischendurch brauchte. Nur der nächste VP lockte und war ein Lichtpunkt. Endlich diesen erreicht, setzte ich mich sofort hin und süffelte und kippte mir Wasser über den Kopp. Es dauerte noch ein gutes Weilchen, bis Beate auch am VP eintraf. Ihr ging es wohl echt nicht mehr so gut. Wir saßen und tranken und schwatzten und dann brachen Stefan und Mirko locker gehend auf. Ich blieb bei Beate, ich dachte mir, bin ich bis jetzt schon ganz gut geschlichen, da muss ich jetzt nicht mehr auf Tempo machen. Da wollte ich Beate nicht allein lassen. Sie war dann auch fertig und wir setzten uns in Bewegung. Der gute Forstweg verlief leicht abschüssig und nach einer Weile schlug ich vor, dass wir locker hoppeln könnten. Beate war aber dazu nicht mehr in der Lage und so war das halt so. Und ich blieb bei ihr. Das Gehtempo war nun nicht zu langsam, recht flott und durchaus angenehm. Ich rechnete schon im Kopf, wie lange wir nun die verbleibenden neun Kilometer unterwegs sein würden. 12 Stunden schaffen wir da nicht mehr. 13 Stunden mindestens aber die 14 Stunden Zeitlimit würden wir wohl auf keinen Fall ankratzen. Beate meinte zu mir, dass ich laufen sollte, aber das verneinte ich entschieden. Was würde mir das nützen, wenn ich jetzt 15 Minuten oder so vor ihr im Ziel wäre? Nö, da bleib ich viel lieber bei ihr und begleite sie. Mal langer schweigend Seite an Seite und dann mal wieder schwatzend. Irgendwann bin ich mal in dieser Lage und freue mich darüber, wenn ich nicht alleine gelassen werde. Äußerst positiv kam dazu, dass es ja immer noch schön warm war und man so nicht in die missliche Lage kam, dass man auskühlte. Und dann gab es auch immer wieder knackige Anstiege, die auch gehend sehr fordernd waren. Wir waren wieder im Trailpark Rabenberg und solch lustige Radeltrails, die wir vor Stunden hinab geballert sind, die mussten wir an anderer Stelle wieder hinauf. Und da kam ich selbst gehend wieder gut ins Schwitzen. Hätte ich nicht meinen Garmin am Arm wäre das eine ätzend lange Angelegeneheit geworden, aber so wusste ich halt, wie weit es wirklich noch ist. Aber auch wenn es nicht mehr so weit war, bis fast zuletzt war es richtig trailig bis wir dann auf dem Rabenberg auf die Zielgerade einbogen.
Und da war Halligali! Die haben auf uns zwei Letzte gewartet und feierten uns nun gebührlich. Für mich war das ja auch eine Prämiere, mal als Letzter ins Ziel zu laufen. Der Sprecher kündigte uns laut an. Da kam von links auch noch Iwi angerannt, um uns zu beglückwünschen und zu drücken. Ich lästerte noch, dass sie noch gute Reserven hätte, wenn sie jetzt so rennen kann. Dabei gewann sie wieder mit großem Vorsprung den Halftrail! Von wegen Reserven ;o) Beate und ich latschen eher gemütlich dem Ziel entgegen. Wer die letzten 9 Kilometer gehend bewältigt hat, der muss sich auch auf den letzten Metern nichts mehr beweisen und anfangen zu rennen. Die Stimmung war richtig gut und auch Wolfgang stand im Ziel und nahm uns in Empfang. Jau und es war ein toller Abschluss eines wunderschönen Laufes. Auch die Urkunden wurden uns gleich gebracht und in die Hand gedrückt, hach die waren alle so lieb. Ja das ist Ultralaufen, da wird auch auf die Letzten gewartet und da ist niemand Verlierer. Und ich freute mich auch, nicht nur Beate ins Ziel gebracht zu haben, sondern auch eine sehr nette Läuferin kennen gelernt zu haben.
Jau! Nächstes Jahr wieder? Sehr gerne!