Nachdem ich einige Stunden der Erholung hatte (und brauchte), hier nun mein Bericht zu den verrückten 5 km vom Neusser Erftlauf:
Die Wahl der Socken war getroffen, der MP3 Player eingepackt und so ging es dann los zum Ort des Geschehens. Die Startnummer war abgeholt und ans Shirt getüddelt, die Nervosität stieg und Gott sei Dank wurde ich auch von den Foris gefunden

Nach einem kurzen Austausch ging es dann auch schon ans Warmlaufen und der Aufruf zur Startaufstellung ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Ich stellte mich - in Anfängermanier - ganz hinten in der Schlange an. Der Startschuss ließ mich den Player einschalten und nach ein paar Schritten gehen ging es dann los auf die Strecke.
Ich konzentrierte mich darauf, nicht zu schnell loszulegen und joggte die ersten 200 Meter.

Da das aber anscheinend schon schneller war, als das Tempo der Leute vor mir kam es ziemlich fix zu den ersten Überholungen meinerseits

. Ich zog das Tempo langsam an und ließ einen nach dem anderen hinter mir. Das wurde allerdings sehr oft durch Damenclübchen unterbrochen, die in Drei- und Viererreihen nebeneinander herliefen und ein Überholen auf den teilweise sehr schmalen Wegen fast unmöglich machten ohne einen Umweg durch die Büscherie in Kauf nehmen zu müssen.

Hat mich schon ein wenig geärgert, aber ich versuchte ruhig zu bleiben.
Ich fand dann eine Dame, die ein recht nettes Tempo hatte und klemmte mich dahinter (Danke noch einmal an Ulli für diesen Tipp). Anscheinend kam ich immer besser in Fahrt und so konnte ich auch bei ihr irgenwann den Überholvorgang einleiten. Bis ich auf die nächste Dame mit nettem Tempo traf. Auch dort ging ich eine Weile auf Verfolgungsjagd und überholte letztendlich doch
Mensch, was fühlte ich mich gut, alles lief besser, als erwartet und ich wusste, dass ich nicht nur sub 30 schaffen würde, sondern sogar noch viel mehr drin war. Ich lief und lief und wartete darauf, in der Ferne die Flutlichtmasten zu erblicken um zum Schlussspurt ansetzen zu können. Und da nahm das Drama seinen Lauf...
Die Flutlichtmasten wollten einfach nicht auftauchen. Ich lief und lief. Langsam bekam ich Panik. War ich doch zu schnell gewesen? Bin ich eingebrochen und habs gar nicht so wirklich gemerkt? Das Smartphone hab ich zu Hause gelassen, somit konnte ich es nicht zum Prüfen nutzen. Die Musik meines Players war auf 30 Minuten geplant - ich startete die Playlist von neuem, sah auf die Miniuhr am Player: 13:32 Uhr. Da war mir bewusst, dass es so oder so mit den sub 30 nicht geklappt hat. Aber ich lief weiter, immer der Meute nach.
Plötzlich tauchte an einer Kreuzung ein Läufer auf. Er sagte, wir sollten abbiegen, da wir falsch geleitet worden seien. Große Enttäuschung und Erschöpfung machte sich in mir breit.

Aber es half ja alles nichts, irgenwie musste ich ja wieder zurück. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, also weiter hinter den Leuten her, die ich noch sehen konnte. Die hatten ein mehr als nettes Tempo, es war gar nicht so leicht, da noch mitzuhalten. Ich war ja auch die 30 Minuten eingestellt und hatte mein Pulver schon fast komplett verschossen. Da das Wohngebiet, durch das wir nun liefen, recht verwinkelt war, musste ich immer darauf achten, noch jemanden von der Truppe zu sehen, die sich da offentlich auskannten. Also hab ich noch einmal angezogen und bin rangelaufen.
Kurz vor einem Waldgebiet lief ein Mann neben mir, der mir nach einem Blick auf sein Smartphone verkündte: Wenn wir im Ziel sind, werden es 8,4 km sein. Ein Mädel neben mir bestätigte das und meinte, dass wir nun schon bei 7,1 km angekommen seien. Und nun ging es die letzten 1,3 km noch einmal richtig an die Substanz. Die Musik hab ich dann irgenwann ausgemacht, konnte und wollte nichts mehr hören, musste mich auf jeden Schritt konzentrieren und die Sache sauber zu Ende bringen. Die letzten 200 Meter war dann noch so eine Art Schlussspurt drin. Der Zieleinlauf war eine riesige Erlösung für mich!
Ich freute mich einfach nur, angekommen zu sein! Das schien nicht bei jedem der Fall gewesen zu sein. Es kam von einigen Läufern zu Wutausbrüchen dem Stadionsprecher gegenüber - bis hin zu Handgreiflichkeiten. Ein Mädel weinte in den Armen ihrer Mutter. Sie war mit mir durch das Wohngebiet gelaufen und körperlich und psychisch auch ziemlich am Ende.
Auch mein Körper machte dann am späten Abend die Grätsche.

Ich hätte viel früher etwas Essen müssen. Auch Flüssigkeit fehlte meinem Körper an allen Ecken und Enden. Wie ich dann festgestellt habe, habe ich in meiner Alterklasse den 1. Platz mit 43:24 belegt
Ich habe an diesem gestrigen Tage viel lernen dürfen - vor allem, wie sehr man über sich selbst hinauswachsen kann. Ne 27er Zeit wäre locker drin gewesen! Aber folgende Dinge werde ich nun immer beachten:
- Smartphone mitnehmen
- Taxigeld einpacken
- vom DLV nicht vermessene Strecken können ausarten
Fazit: 10 km - ich komme!
PS: Liebe Lilly, ich bin übrigens nicht einmal gegangen! Deine Rechenaufgabe habe ich auf einem Zettel notiert und mitgenommen!
