So, ich melde mich zurück aus dem Urlaub.
Mensch war das schön: Ruhe, Kühe, Wiesen, Meer... ein Träumchen!
Aber ich musste ja feststellen, dass es in Schleswig-Holstein mehr Hügel gibt, als in Neuss! Ist der Norden wohl doch nicht so platt, wie immer behauptet wird

Wie dem auch sei, ich habe mich diesen Gegebenheiten recht gut angepasst und ein paar lockere Trainingseinheiten vollzogen.
Mit dem wenigen Handyempfang, den ich hatte, konnte ich dennoch herausfinden, dass in Kiel am 28.08. der Lauf "Rund um den Holtenauer Leuchtturm" stattfindet und dort auch eine 5 km Strecke angeboten wird.
Also ab ins Auto, nach Kiel gegurkt und nachgemeldet. Es war wirklich eine kleine und liebevoll organisierte Veranstaltung (wie von beeker schon vorab im Forum beschrieben). Und es war auch gut, dass ich mich - nicht so wie sonst - ganz hinten angestellt habe, dann hätte ich nämlich den 5 km Startschuss verpasst. Ganz hinten standen nämlich schon die Läufer des 10 km Laufes, die nur 10 Minuten nach uns starten sollten. Wäre ja peinlich geworden...
Habe wieder versucht, locker aber auch nicht zuuu langsam zu starten, was soweit auch gut geglückt ist. Das Feld dehnte sich aber recht schnell aus wie Kaugummi und ich fühlte eine gewisse Angst des Verlorengehens (-> Erftlauf). ich suchte also erstens jemanden, an den ich mich dranhängen konnte und zweitens auch noch jemanden, der sich mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt (man weiß ja nie, wo man vielleicht landen würde). Da kam mir der Herr mit dem "Kiel Marathon" Shirt gerade recht. Er hatte ein wunderbares Tempo, war offensichtlich schon einmal oder des öfteren in Kiel, also nichts wie ran.
Die Strecke war wirklich wunderschön, ich habe so oft es ging versucht, den Blick nach links und rechts schweifen zu lassen! Es waren etwa 20°, was für mich eigentlich schon fast zu warm ist, aber ich dachte, dass das schon irgendwie passen würde. Als meine Birne dann schon rot anlief, kamen wir ein diversen Lokalitäten vorbei, die mit "kühlem Rhabarberbier" warben. Vielen Dank noch einmal dafür

Die Zuschauer in diesen Lokalitäten waren dem Wetter und den Getränken entsprechend sehr gut gelaunten und beklatschen und bejubelten die schwitzenden Läufer, die an ihnen vorbei liefen. So auch mich und das Jubeln tat richtig gut!
Und da kam er auch schon, der Holtenauer Leuchtturm! Nachdem die Schleife um selbigen gelaufen war, war etwas mehr als die Hälfte geschafft und der Stand mit Erfrischungen war zum Greifen nah! Ich habe kurz mit mir gehadert, ob ich Wasser trinken soll oder nicht, hielt das aber anhand der kurzen Strecke nicht für nötig, schnappte mir nur einen Becher, kippte ihn in meinen Nacken und weiter ging die Reise. Ich zog das Tempo noch ein wenig an, da ich ja wusste, dass es nun nur noch 2 km waren.
Bei km 4 wollte ich dann noch einmal was drauf packen, doch als die kleine Kurve kam, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich erinnerte mich plötzlich wieder an beekers Worte: "Aber Achtung, der letzte Kilometer geht bergauf." Stimmt, da war was. Also habe ich nicht mehr beschleunigt, sondern habe versucht, mein Tempo auch bergauf zu halten. Da setzte dann die gute alte Schnappatmung ein und ich will gar nicht wissen, wie ich ausgesehen habe. Hab noch mit meinem Topmotivationslied auf dem MP3 Player das Beste herauszuholen und kam dann auch irgendwann "oben" an. Empfangen wurde ich von meinem ersten Kälteschauer, fast schon eine Art Schüttelfrost, die ich je beim Laufen hatte. An diesem Punkt habe ich überlegt, ob ich aufhören soll. Aber von der Parkplatzsuche vor dem Rennen wusste ich, dass es nicht mehr weit sein würde. Also habe ich doch noch das Tempo angezogen...
Und da war sie, die letzte Kurve vor'm Stadion. Als die dann genommen war, war er da, der Bratwurstduft. Noch vor dem Rennen hätte ich zu gerne eine der leckeren Würste vertilgt, jetzt, so kurz vor meinem persönlichen Kollaps, wurde mir von dem Gerucht einfach nur übel. Also schnell vorbei dort und ab Richtung Ziel!
Da kam ich dann an mit einer für mich sensationellen Zeit von 28:38! Ich wollte so gerne stehen bleiben, wusste aber, dass Gehen jetzt die bessere Variante wäre. Da kam mir die Dame entgegen, die auch meine Nachmeldung entgegen genommen hat und meinte nur: "Jetzt freu dich mal, du hast es geschafft! Los, Arme hoch!" Ich tat wie befohlen, bekam meine erste Medaille um den Hals und grinste wie ein Honigkuchenpferd - mit Warndreieck im Gesicht.
Eine Bratwurst habe ich dann wirklich nicht mehr gegessen. Aber für den 111. Platz gabs dann - nein, keinen Schnaps - ein Belohnungsbierchen.
Liebe Grüße an Kiel und den netten mir unbekannten Marathonmann, den ich übrigens bei Kilometer 3 überholt habe. Vielleicht sieht man sich irgendwann wieder - beim Marathon!?
