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Laufen unter Palmen

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maccall hat geschrieben:Dann bei Sosua Hills stapfe ich durch das Wurmloch
Tja, wer in der gekrümmten Raumzeit Abkürzungen durch Wurmlöcher nehmen kann ...
maccall hat geschrieben:Der steile Anstieg stresst mich mittel, man merkt Fortschritte.
... der wird dann ja wohl auch einen Warp-Antrieb haben. :nick: Da wundert mich gar nix mehr.

:daumen:

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Sonntag, 6X7km=42km
So fing es an: Eines morgens vor rund 8 Wochen, machte ich meine 7er-Runde, danach Duschen, Kinder in die Schule bringen, Frühstücken und ab zur Arbeit. Und wie ich die Haustür so hinter mir zuzog dachte ich: Mann, am liebsten würde ich jetzt noch so eine Runde laufen. Und überlegte mir so.....warum denn nicht mal ein paar kürzere Läufe mit Pausen dazwischen durchziehen? Würde ich sechs 7er schaffen? 42, die Antwort auf alle Fragen, den Sinn des Lebens und überhaupt! Zumindest laut Douglas Adams.
Der Gedanke war hinreichend hirnrissig, also fand ich Gefallen daran, auch wenn er trainingswissenschaftlich fraglich sein mag. Er kreiste weiter durch meinen Kopf und ließ mich nicht mehr in Ruhe. Sechs Paar Laufschuhe habe ich. Sechs verschiedene Strecken in der Nähe müßte ich zusammen kriegen. Brauche ich ein Zeitziel? Eher nicht, aber 12Stunden wären nicht schlecht.

Heute war es soweit.

1.Etappe


5:03Uhr, 20Grad. Der Vollmond mag nicht recht durch die Wolken kommen, eine Lampe brauche ich unbedingt, weil die entgegenkommenden Fahrzeuge derart blenden, daß man immer mehrere Meter buchstäblich im Dunkeln tappt. Meine Reflektionsweste gibt mir zusätzliche Sicherheit. Betont gemächlich versuche ich mein Tempo zu halten. Im Dörfchen Charamicos geht es noch belebt zu. An mehreren Ecken Mopeds, Musik, junge Mädels mit Bier, das übliche Programm. Immer mal wieder kommen „aufheiternde“ Kommentare zu meinen Leibesertüchtigungen. Entspannt tipple ich über den Strand zurück, ziehe nopch eine Schlaufe durchs Dörfchen, wo alles ruhig ist. Auf den letzten Metern setzt Nieselregen ein. Stop bei 7km. Jetzt bemerke ich ein steifes Genick. Beim Laufen war es nicht aufgefallen. Spaziere 150m nach Hause. Pace 6’35.
Schuhe runter, Füße hoch. Es ist noch dunkel und die Kinder schlafen noch.
Ordnungsgemäß trage ich mich in der Laufliga ein, gönne mir einen Fruchtsmoothie und ein Stück Baguette. Etwas Salz wäre nicht schlecht, also streue ich eine kräftige Portion in den Smoothie, was nicht gerade für die Verbesserung des Geschmacks beiträgt. Egal.
Eine Weile schaue ich aus dem Fenster und es wird langsam hell. Auf zur nächsten Runde mit frischen Schuhen. Das naßgeschwitzte Shirt tue ich mir nochmal an, jetzt spüre ich wieder mein Genick und leichte Schmerzen im Rücken. Teste 3-4Schritte Laufen in der Wohnung, da ist nix zu spüren, also los.

2.Etappe


6:30Uhr. Hoch nach La Mulata. Die Strecke hat rund 100Hm, also laufe ich sie lieber jetzt, solange ich noch etwas Power habe. Die Lampe brauche ich jetzt nicht mehr, dafür habe ich ein Fläschle Wasser dabei und ziehe gemütlich den Berg hoch. Das Anlaufen ist etwas zäh. Alles ruhig, keine Hunde, nix. Wende bei 3,5km, jetzt den Berg runter, unten spüre ich meine Knie etwas unangenehm, aber wissend, daß dies der einzige wesentliche Abstieg heute sein wird trabe ich nach Hause bis zum 7. Piep. Pace 6’58.
Erstmal Pipi machen, Schuhe runter, Wasser trinken. Esse etwas Brot, Kekse, es ist ja eigentlich Frühstückszeit. Ein Glas Eistee tut gut.
Ordnungsgemäß trage ich mich in die Laufliga...
Dann kommt mir die Idee, die wöchentliche Rasur durch zu führen. Danach noch kurz Entspannung und los zur dritten Runde mit frischem Shirt.

3.Etappe
8.07Uhr. Das Anlaufen ist jetzt echt mühsam. Die ersten 500m komme ich nicht recht in Gänge, dann wird es besser. Tempokontrolle: 6’20 Was? So wird das nix, also drosseln. Nächste Kontrolle :6’20 zu schnell! Die nächsten Überprüfungen zeigen auch 6’20 und ich beginne an meiner Uhr zu zweifeln. Dann den Weg hoch nach El Choco mit moderater Steigung und Gegenwind, Pace 6’25.
Die Uhr scheint also ok zu sein, aber ich kriege mich nicht eingebremst. Mittlerweise laufe ich der aufgehenden Sonne entgegen. Wende bei 3,5km, abwärts und irgendwie ist die Luft raus. Knapp 5km habe ich in dieser Runde hinter mir und träume von Pause! Nee, echt nicht. Kämpfe mich weiter und auf dem letzten Km stelle ich fest: Die Hälfte des Plan ist sozusagen geschafft, ich selbst bin aber mehr als halb geschafft. Pace 6’23.
Mein Sohn ist bereits aufgestanden und frühstückt. Ich setze mich dazu und esse etwas Brot. Ordnungsgemäß trage ich mich...
Meine Waden sind ziemlich verspannt, deshalb krame ich die Blackroll hervor und eiere etwas auf den Waden rum. Danach räume ich die Küche auf, hänge die Wäsche auf und gönne mir eine heiße Dusche (warum heiß, ich weiß es nicht). Wir schauen uns ein paar Filmchen auf Youtube an, dann mache ich mich fertig für Runde 4. Jetzt mit Kompressionsstümpfen neuen Pflastern auf den Brustwarzen und frischem Baumwollshirt. Eine eingeweichte Schildkappe und Sonnenbrille setze ich mir auf den Kopf und eiskaltes Wasser nehme ich in der Hand mit. Die Sonne brennt heftig.

4.Etappe
10:28Uhr Richtung Playa Chiquita. Das Anlaufen klappt diesmal prima, ob es an der Blackroll liegt? Oder an den Strümpfen? Die Sonne brennt mächtig und ich keuche die Strasse lang bis Playa Chiquita, wo mir 3Runden, teilweise mit Schatten, an die Substanz gehen. Immer wieder kühle ich den Kopf mit Wasser und trinke ein wenig, aber die Flasche ist bald leer. Beim 4.km dieser Runde kommen mir Zweifel an der ganzen Aktion. Am Ende der 7km gehe ich direkt in den Supermarkt, kaufe Gatorade, saufe es auf Ex und spaziere 200m Meter nach Hause. Pace6’22.
Sofort aufs Sofa, Beine hoch gegen die Wand, ich bin immer noch ausser Atem. Die nächste Etappe wird hart werden, so viel ist klar. Erst später ziehe ich die Schuhe aus. An die letzte Etappe glaube ich jetzt nicht mehr. Blackroll.
Obwohl ich mit Milchgetränken bei oder vor Läufen bisher keine guten Erfahrungen gemacht habe muß es sein: Joghurt-Milch Gemisch, ein großes Glas.
Ordnungsgemäß trage....
Es ist kurz vor 12Uhr. Zum Kochen sehe ich mich heute nicht imstande, also bestellen wir Pizza, und eine Portion Nudeln mit Tomatensoße für mich. In der Zwischenzeit gehe ich in den Pool und ziehe einige wenige Bahnen. Das ist eine Wohltat! Die Nudeln esse ich lustlos zur Hälfte und genehmige mir einen Mittagschlaf. 20Minuten Schlaf bauen mich erstaunlich auf! Fühle mich sozusagen runderneuert.

Für den 5.Lauf (Strand Cabarete) bereite ich mich vor mit abgeschnittenem T-Shirt über den Kopf gestülpt, Sonnencreme, 2Flaschen eiskaltes Wasser, etwas Kleingeld, Badehose, auch wenn ich nicht zu Baden gedenke. Das Shirt der letzten Runde kommt gerade richtig.
5.Etappe


13:49 Cabarete. Die Sonne brennt heftig, es ist komplett Ebbe. Ich habe eine 2,5km Bucht vor mir und laufe barfuß auf einem 10 bis 20m breiten, harten und nassen Sand vor Traumkulisse. 2 Flaschen habe ich in den Händen.
Cabarete – Treffpunkt der Jungen und Schönen...und ich mitten drin!
Dunkelblaues Meer gespickt mit zahllosen Kitesurfern und ein strammer Wind von hinten. Keine Anlaufschwierigkeiten! Es ist einfach geil hier zu Laufen und die Schlappheit vom letzten Lauf ist absolut verflogen. Erste Tempokontrolle zeigt 7’00, damit kann ich leben. Alles flutscht prima, Wende am Ende der Bucht. Jetzt gegen den Wind, und ich werde sogar leicht schneller. Der Strand ist übersäht von krebsroten Touristen die sich wohl durch den Wind täuschen lassen. Es tut schon beim hinsehen weh. Meine Kopfbedeckung funtioniert prima aber auch hier geht das Wasser bald zur neige. Wende wieder bei 5km, dann nochmal 1km hin und her. Die Füße fühlen sich sehr frisch an, das Laufen im gelegentlich seichten Wasser ist einfach toll. Jetzt weiß ich, daß auch die letzte Etappe klappen wird! Pace 6’40.
Gleich in den nächsten Supermarkt und Soda kaufen. Um 15:00Uhr bin ich zu Hause, trinke reichlich Apfelsaftschorle und rechne: Wenn ich um 15:45 losfahre, bin ich um 16:00Uhr am Ausgangspunkt der letzten Etappe und habe kein Problem mein Tageswerk in weniger als 12Stunden zu beenden!
Diesmal wird kalt geduscht. 3x0,6l kaltes Wasser fülle ich ab.
Ordnungsgemäß....
Jetzt kommen die Trailschuhe zum Einsatz, für den teils sandigen, aber auch sehr steinigen Weg. Ausserdem bieten die einen besonders guten Halt, was ich in der Abschlußrunde sicher brauchen kann. Wie lang die Runde am Playa Encuentro ist, weiß ich nicht genau aber das wird sich spätestens nach der Ersten zeigen. 1Flasche nehme ich in die Hand, 2 Flaschen lege ich ins Auto, mein VP. Genau das ist es, was mich an diesem Etappenlauf heute so begeistert. Man braucht nicht übermäßig viel auf dem Buckel transportieren. Der heimische Kühlschrank ist ja bestens ausgerüstet.

6.Etappe
15:58Uhr, 28Grad. Der Start verläuft den Umständen entsprechend gut. Ein leichter Anstieg auf unwegsamer Strecke, dann links auf den Asphalt und starker Gegenwind. Wieder links, leichtes Gefälle letzte Linkskurve und Piste. Das Wasser ist bereits leer, als ich mich nach 2,2km dem VP-Auto nähere.
Flaschentausch, auf in die zweite Runde. Jetzt macht mir die Hitze zu schaffen. Keine 5km mehr, es kann doch nicht so schwer sein. Ich komme ins Grübeln und die Beine werden rapide schwerer. Zweite Runde geschafft, wieder Flaschentausch am Auto, weniger als 3km, Alter, mach hinne! Aber die Luft ist raus, es ist jetzt nicht mehr lustig. Eine extra Schleife muß ich volbringen um nicht bei 6,6km am Auto zu sein. Es wird zur Tortur. 1,5km vor Schluß fällt es schwer der Verlockung, stehen zu bleiben, zu widerstehen. Kann doch nicht sein. Ich versuche mir vor zustellen es würden mich Leute anfeuern. Es klappt nicht besonders. 900m noch. Es entweichen mir Flüche und Schimpfwörter, englisch und schwäbisch. Muß ich mich mal auf Tourette untersuchen lassen? Dieser Gedanke lenkt mich ab, dann plötzlich...300m, jetzt schaffe ich es. Kurz die Überlegung, ob ich noch 195m dranhängen soll, nein, das wäre einfach albern.
Piep, 7km Ende und Aus! Geschafft! Pace 6‘36

Gemütlich zottele ich vor zum total verlassenen Surferstrand (aus irgendeinem Grund sind die Jungs und Mädels immer nur in den frühen Morgenstunden aktiv). Sehr langsam steige ich aus den nassen Klamotten, lege mich in das knietiefe Wasser und lasse mich von den Wellen schaukeln, erfüllt von Glückseligkeit.
„Ich habe es geschafft!“ höre ich mich ständig sagen, in allen Tonlagen und Lautstärken, natürlich nicht, ohne mich vorher vergewissert zu haben, ob wirklich niemand in der Nähe ist.
Rückfahrt, dann Apfelsaftschorle, Erdnussflips, wenig Abendessen, richtig Hunger habe ich nicht. Immer wieder schütte ich Wasser nach.

Fazit: Ein bissle Glückseligkeit hält bis heute, Montag an und die sonstigen Folgen (leichtes Ziehen in den Waden) halten sich im Rahmen. Für mich war dies ein grosser Schritt (nun ja, für die Menschheit jetzt nicht unbedingt) und hoffentlich kann ich darauf aufbauen.

Ein neuer WKm-Rekord (62) auf jeden Fall und geiles Erlebnis irgendwie schon!

Trotzdem hoffe ich, daß ich vorerst von derart spinnerten Ideen verschont bleibe.
Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

http://www.laufsport-liga.de/profil.html?u=19280

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Freut mich, wenn es dir gefällt!

Aber jetzt muß ich mich doch mal ganz ernsthaft outen: Eigentlich bin ich eine ziemlich langweilige Person, die ein sehr geordnetes (leider?) langweiliges Leben in festen Bahnen hat. Ausser Arbeiten, Haushalt & Kinder ist da nicht viel.
Der Song "Wenn sie tanzt" von Max Giesinger, der zur Zeit ständig im Radio läuft, passt bestens auf mich. Müßte vielleicht heißen "Wenn er läuft...".
Es sind sozusagen die Fluchtversuche des kleinen Mannes für mich. Ausbrechen aus dem Alltagstrott. Vermutlich gibt es schlimmeres. Ich habe Freude daran und füge damit niemand einen Schaden zu.
Meinen sehr unvollständigen Recherchen nach dürfte ich nicht der einzige sein, dem es so geht. Vermutlich sind es ja noch viel mehr, und überhaupt... die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.

Aber die spinnerten Ideen haben mich schneller wieder eingeholt, als ich dachte.
Montag Abend, eine Nacht nach Vollmond schien der Mond so hell daß ich meinte hier könnte man ja ohne Lampe einen Nachtlauf durchziehen.
Nicht auf der Strasse, wegen der blendenden Autos, im Wald wohl auch kaum, wo dann? Cabarete Strand! Am besten bei Ebbe, da hat man eine schöne, breite, harte Sand-Piste. Wann ist Ebbe? Meine Tide-near-me-App zeigte an 3Uhr. Nee, heute nicht. Es ließ mir wieder keine Ruhe. Nächster Vollmond würde wieder in 4 Wochen sein, Mist. Ich war noch zu geschafft vom Sonntag.

Dienstagabend schaute ich aus dem Fenster. Wieder ein klarer Himmel und sehr heller Mond. Ebbe gegen 4Uhr, das könnte passen. Bevor ich 4 Wochen warte und diesen Gedanken weiterspinne und mich verrückt mache, ziehe ich das lieber gleich durch, um die Sache zu entmystifizieren. Folglich:

Mittwoch:
Kurz nach 4Uhr aufgewacht, nicht lange überlegt. Laufhöschen an, Schuhe&Shirt brauche ich nicht. Ein Fläschle Wasser, mein Alustöckchen falls sich irgendwelche angriffslustigen Hunde dort wichtig machen wollten. Ab ins Auto und los nach Cabarete. Dort war alles ruhig und ein Wachmann zeigte mir einen Weg, wo ich mich von der Strasse durch die Geschäfte zum Strand schleichen konnte.

4:50Uhr, etwa 22Grad und leichte Brise, los geht´s.
Es flitzt sich bestens. Dunkel war´s, der Mond schien helle...
Postkartenidylle...die Lichter der Restaurants und Hotels spiegeln sich auf dem seichten nassen Sand. Weit und breit niemand zu sehen, ich habe den Strand für mich, das Mondlicht reicht aus, es ist herrlich. Bei der ersten Wende flätzen ein paar krakeelende Amis auf den Strand-Liegen und feuern mich an. Danke.
Es läuft und läuft, Distanz und Pace interessieren mich überhaupt nicht. Einen kurzen Stop muß ich leider einlegen, um das Wasser zu verunreinigen, dann weiter, die Bucht auf und ab. So muß sich Meditation anfühlen.
Als ich die Bucht zweimal durchlaufen habe, laufe ich weiter zum Kite-Strand, wo der Sand weicher wird und das Strandgefälle etwas steiler. Kleine Felsen ragen aus dem Sand und ich ziehe es vor wieder um zu drehen. Muß nicht sein, daß mir irgendein spitziger Fels unter dem Sand den Laufspaß vermiest. Auf dem Rückweg kommt mir ein Jogger entgegen und am Himmel ist ein spärliches blaugrau mit minimalem Rot zu erkennen.
Wieder am Ende der Bucht kommen erste Frühaufsteher mit Trainingsanzügen (jawoll) entgegen und auf den Balkons der Hotels machen sich erste Touristen bereit für den Sonnenaufgang.
Wieder ein sehr schöner, ungewöhnlicher Lauf ist vollbracht, muß unbedingt wiederholt werden.
12,67km, Pace 6'41.



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maccall hat geschrieben:Aber jetzt muß ich mich doch mal ganz ernsthaft outen: Eigentlich bin ich eine ziemlich langweilige Person, die ein sehr geordnetes (leider?) langweiliges Leben in festen Bahnen hat. Ausser Arbeiten, Haushalt & Kinder ist da nicht viel. [...] Es sind sozusagen die Fluchtversuche des kleinen Mannes für mich. Ausbrechen aus dem Alltagstrott. Vermutlich gibt es schlimmeres. Ich habe Freude daran und füge damit niemand einen Schaden zu.
Du musst nichts erklären und schon gar nicht rechtfertigen. Du läufst, weil es dir Spaß macht und so wie es dir Spaß macht. Das mit der "Flucht" kann ich gut nachvollziehen. Als ich noch im sehr stressigen Berufsleben stand, hat mir das Laufen geholfen, abzuschalten, den Kopf frei zu kriegen und neue Gedanken zuzulassen. Da sich nicht jedes Problem sofort lösen ließ, war das Laufen oft genug auch ein bisschen Flucht vor der Realität und manchmal auch Einschlafdroge. So what ? Jetzt, wo ich Rentner bin, habe ich diesen Stress nicht mehr und wenig Grund, vor irgendetwas zu fliehen. Und doch ist das immer noch meine kleine Flucht aus dem Alltag, die 90 min. oder so, in denen ich niemandem Rechenschaft schuldig bin, außer meinem Körper.
maccall hat geschrieben:Aber die spinnerten Ideen haben mich schneller wieder eingeholt, als ich dachte.
Montag Abend, eine Nacht nach Vollmond schien der Mond so hell daß ich meinte ...
Und da ist er wieder, der liebenswerte Spinner ! :wink:
maccall hat geschrieben:Wieder ein sehr schöner, ungewöhnlicher Lauf ist vollbracht, muß unbedingt wiederholt werden.
12,67km, Pace 6'41.
:daumen: :daumen: :daumen:

LG Christoph

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Freitag

Fast das gleiche Programm wie vorgestern. Nur leicht später, aber Ebbe ist heute auch später dran, das passt also.
Aufgewacht kurz vor 5Uhr. Der Mond schien nur noch mit halber Kraft zwischen den Wolken durch, aber das müsste reichen.

Start 5:35Uhr, 23Grad, am Strand in Cabarete. Die ersten Schritte war der Lauf vom Mittwoch noch deutlich spürbar. Der glatte feste Sand fühlte sich trotzdem perfekt an. Stöckchen und Wasser waren dabei. Nach dem ersten Km lief es prima und obwohl sich der Himmel zuzog gab es kein Problem. Schlaglöcher mußte man hier nicht befürchten und irgendwelche Lichtlein in der Ferne halfen immer den Boden auf den kommenden Metern abzuschätzen. Bei Km3 fing es an zu nieseln, das dann in richtigen Regen überging. Auf dem Kopf empfand ich das sehr angenehm, am Rücken störten mich die Tropfen eher.
Das war mal wieder eine völlig neue Komponente. Im Dunkeln barfuß, ohne Leibchen und Platzregen. Geil. Ob da noch viele Neuerungen dazu kommen werden? Mit Hagel oder Schnee rechne ich eher nicht. Wahrscheinlich muß ich demnächst mit Strapsen und Stöckelschuhen durch die Gegend huschen um noch weitere Varianten erleben zu dürfen. Hoffentlich nicht. Zum Glück beginnt ab Montag mein neuer 12-wöchiger Trainingsplan, dann bin ich genug ausgelastet.
Nach dem ersten hin- und herlaufen wieder die Wende und der Regen hörte auf. Schweiß und Regen vermischten sich auf der Haut.
Als ich wieder vor den unbebauten Dünen herlief, der gleiche Notfall wie vorgestern. Da es schon relativ hell war stürtzte ich mich kurz in die warmen Wellen zur Ballaststoffentsorgung. Diese Nacht-Barfuß-Lauferei am Strand schont nicht nur die Schuhe, zusätzlich spart man die Pflaster an den Brustwarzen, versifft kein Leibchen...und man spart auch das Klopapier. :D

Am Ende standen 11km auf dem Tacho, Pace 6'37 alles inklusive.
Alles Prima!
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Sonntag

2Minuten zu früh um 6:03 stand ich vor Jo´s Haus. Der hüpfte gleich über sein Eingangstor und los ging`s Richtung Gran Parada.
Um 6:27, bei rund 20Grad setzten wir uns in Bewegung um rund 18km und 350Hm auf der Carretera Turistica hinter uns zu bringen. Genug Licht, um die Strecke zu erkennen hatte wir gerade und die ersten 3 flachen km gingen ruckzuck weg, während wir munter plauderten. Dann beim Anstieg wurde es ruhiger. Die Anwohner vor ihren Häusern grüßten uns immer freundlich und wir schoben uns weiter den Berg hoch. Als wir die höchste Stelle bei 9km erreicht hatten, beschlossen wir noch wenige hundert Meter bis zur Dorfmitte Tubaguas dran zu hängen. Dann die Wende, wieder kurz aufwärts und dann nur noch Abstieg, jetzt in der Sonne. Es lief sich erstaunlich leicht.
Mein Fläschle war bereits leer, aber ich beschloß die restliche Strecke so durch zu halten. Dann unten auf den letzten 3 geraden, flachen km Tempokontrolle: 5'55! Autsch. Ganz und gar nicht mein Tempo bei längeren Strecken. Ich wollte nix sagen, um Jo nicht den Lauf zu vermiesen, aber versuchte unauffällig etwas zu bremsen. Könnte ja ein gutes Training sein, aber erfahrungsgemäß bin ich immer den ganzen Sonntag im Eimer, wenn ich Jo`s Tempo mitmachen will. Bei 18,5km ließ ich ihn weiterlaufen, kaufte Wasser zum Duschen und Trinken. Wir trafen uns am Auto.
Den Rest des Tages schleifte ich mich, wie zu erwarten, zwischen Bett und Couch hin und her. Erst am späten Nachmittag schaffte ich es mich auf zuraffen um wenige Meter am Strand zu schwimmen. Pace 6'39.

Montag
Erster Tag meines neuen, selbst gepfrimelten aber offiziel abgesegneten Trainingsplans, der mich möglichst weit nach vorne bringen soll, um mich an das 100kmdelCaribe Event im Juni zu wagen und hoffentlich auch durch zu stehen.
Für die Woche erste Woche habe ich mir da 32km aufgebürdet und Sonntag nochmal 18km mit 400Hm.
Ab sofort muß ich versuchen auch unter der Woche soviel Hm und Trailstrecken zusammen zu bekommen wie möglich.

Start heute also um 5:56 bei etwas 22Grad. Anfangs zwickten die Glieder noch etwas, dann ging es wegen Batterieschwäche ohne Lämpchen über den Sosua-Strand. Weiter durch Los Charamicos und dann erstmals den steilen Aufstieg nach Los Cerros. Einige Meter mußte ich gehen, es war einfach zu heftig. Dann die bemooste Treppe zur ersten Aussichtsplattform und gleich konnte ich weiterlaufen. Es war gerade hell genug um durch das Wurmloch nach Sosua-Hills zu flutschen, wo bereits einige angriffslustige Hunde auf mich warteten. Unter anderem einer, eine längere Kette hinter sich her ziehend, hatte besonders Gefallen an mir gefunden und ließ sich nur mit Mühe abschütteln.
Mit reichlich Adrenalin gedopt ging es weiter zum Mundo King Castle, wo ich einen kleinen Anstieg mitnahm.
Dann komplett runter Camino Llibre, über die Hauptstrasse und nochmal hoch Camino Llibre, ca 75Hm auf 1km Strecke. Letzte Wende, wieder abwärts und nach Hause.
10km, 150Hm, Pace 6'47
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RunningPotatoe hat geschrieben:Eine tolle neue Aufgabe hast du dir da gestellt. Auf der dritten Etappe holst du aber gefälligst den Tagessieg - bei dem Heimvorteil !
Diesbezüglich muß ich mich mal mit den anderen Athleten absprechen, ob sie dem Hausherrn ein oder zwei Stündchen Vorsprung geben möchten. Dann sehe ich da gar kein Problem.

Mittwoch
Zu früh um 4:20Uhr wachte ich wieder auf, aber wenn der Gedanke ans Laufen mal da ist, ist es mit der Nachtruhe eh vorbei.
Allerdings konnte ich nicht vor 5:30 starten, sonst würde ich zu früh an meinem Trail ankommen, und den wollte ich nicht im Taschenlampenlicht laufen.
Die Rechnung ging so: 7,5km auf der Strasse Richtung Playa Encuentro im Dunkeln, dafür würde ich ca 50 min brauchen. Dann um 6:20 dämmert es und ich laufe den Trail an der Küste zurück. Und um 7:15 wollte ich zu Hause sein um die Kinder in die Schule zu fahren.
Am Ende stand ich um 5:25Uhr bei 22Grad am Start und trottete dem Schein meiner Lampe auf der nassen Strasse los. 1l Wasser auf dem Buckel, Stöckchen und Lampe in den Händen. Den Versuch ohne Lampe so weit wie möglich zu kommen, gab ich schnell auf. Die blendenden Scheinwerfer der wenigen Fahrzeuge raubten meinen Augen die Möglichkeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nach ca 6km bog ich in die Zufahrt zum Playa Encuentro ein und es begann spärlich zu dämmern. Nach weiteren 10Minuten war dann der Trail erreicht, etwas zu früh, zumal das bissle Helligkeit noch nicht durch die Bäume und Büsche kam. Weit kam ich nicht und schon hatte ich mich verfranzt und machte an einem geschlossenen Grundstück halt. Es half alles vor-mich-hin-bruddeln nix, ich mußte vor zum Meer und über den weichen Sand laufen. Immerhin war es dort ausreichend hell und die heftige Brandung verwandelte die Gegend in eine dunstige Landschaft. Sehr schöne Szenerie, die ich nicht würdigen konnte, denn ich hatte mit dem Sand zu kämpfen. Es strengte doch ein bissle mehr an, aber ich hatte ja einen Termin ein zu halten. Und zu meinem Staunen lief ich durch. Noch beim letzten Male hier vor ca 6Monaten stapfte ich gehend durch den Sand. Irgendwann fand ich dann wieder einen Trail auf den Dünen und hüpfte über Wurzeln, Äste, Steine, vom allerfeinsten.
Dann mal wieder Gebüsch, und auf Sand wurschtelte ich mich weiter bis zum Ende des Wegs und wieder auf die Straße. 12km gelaufen, noch 3km und jetzt merkte ich plötzlich wie schwer meine Beine wurden. Etwa 3km auf mehr und weniger tiefem Sand zehrten doch etwas an meinen Waden.

Ziemlich geschafft kam ich zu Hause an und schlang hastig mein Frühstück runter. So funktioniert meine neue Technik, um meine Leibesertüchtigung mit dem richtigen Leben unter einen Hut zu bringen:
Bei den steigenden Distanzen in den kommenden Wochen muß ich den Lauf so planen, daß ich kurz nach sieben zu Hause bin. Also meist gegen fünf aufstehen. Nach dem Lauf schnell mein Frühstück im stehen verdrücken, duschen, Kinder inne Schule und dann nochmal 20 bis 30Minuten hinlegen um nicht später am Nachmittag komplett Banane an meinem Schreibtisch rum zu lungern. Dann ab zur Arbeit.


Da hab‘ ich mir ja was schönes eingebrockt.
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maccall hat geschrieben:Diesbezüglich muß ich mich mal mit den anderen Athleten absprechen, ob sie dem Hausherrn ein oder zwei Stündchen Vorsprung geben möchten. Dann sehe ich da gar kein Problem.
Oder du kürzt durchs Wurmloch ab und erscheinst in einer neuen Dimension wieder auf der Bildfläche. Tempotraining und Doping waren gestern, Raumzeit-Krümmung heißt das Mittel der Wahl. :D

LG Christoph

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261
Freitag

Es hatte die ganze Nacht geschüttet ohne Ende. Bereits vor 5Uhr war ich wach und überlegte, wo ich noch Laufen könnte, ohne durch Wasser waten zu müssen. Der Anstieg nach El Choco müßte passierbar sein und war nicht so steil, daß es mir mein geplantes Lauf-ABC trotzdem noch zulassen müßte.
6:17Uhr ging es los und es war gerade genug hell um die Strasse zu erkennen. Der Regen war nicht mehr so stark und 21Grad genau richtig. Erste Hopser machte ich nach dem Einlaufen auf der Hauptstrasse, dann bog ich in die El Choco Strasse ein und hampelte den Weg lang, während wenige Gestalten sich am Strassenrand unter Plastiktüten kuschelten. Dann Endbeschleunigung bei leichtem Anstieg, mal was neues.
Wende bei 3,5km. Jetzt abwärts die gleiche Hampelei, EB mit Spitze 3'09. Noch ein dritter Durchgang des Ganzen, EB, und beim letzten Km zum Austraben ging der heftige Regen wieder los.
Kurz nach 7Uhr war ich zu Hause, insgesamt 7,1km, Pace 6'37.
Das Gefühl, an meinem Plan wieder eine Einheit abzuhaken ist echt geil, erinnert mich an das Öffnen eines Türchens am Adventskalender als Kind.

Ein Kartönchen mit 24Packungen Gel, das ich bei ebay bestellt habe, ist angekommen. Ich staune wie winzig die Tütchen sind und freue mich sie bald mal testweise ein zu setzen.

Mittlerweile sind auch Kniebeugen ein fester Bestandteil meines abendlichen Gymnastik-Rituals geworden. Zur Zeit mache ich 3X8, und will das Wochenweise um eine auf 3X15 steigern.
Es ist der dritte Anlauf den ich diesmal erfolgversprechend hinkriege. Es hat mich immer gejuckt, Kniebeugen zu machen, aber bei den beiden ersten Anläufen war bereits beim zweiten oder dritten Tag das schmerzende Ende gekommen.
Nun hatte ich vor einigen Wochen mal einen lichten Moment und schaute mir auf Youtube an, wie die Dinger denn richtig gemacht werden müssen. Alles klar, ich hatte sie immer auf Zehen stehend gemacht, natürlich grottenfalsch.
Aber diesmal soll alles besser werden.
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262
maccall hat geschrieben:Es hat mich immer gejuckt, Kniebeugen zu machen, aber bei den beiden ersten Anläufen war bereits beim zweiten oder dritten Tag das schmerzende Ende gekommen.
Nun hatte ich vor einigen Wochen mal einen lichten Moment und schaute mir auf Youtube an, wie die Dinger denn richtig gemacht werden müssen. Alles klar, ich hatte sie immer auf Zehen stehend gemacht, natürlich grottenfalsch.
Aber diesmal soll alles besser werden.
Da gibt's ja auch noch ein paar andere Dinge zu beachten, aber das hast du sicher auch gecheckt.

LG Christoph

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264
Mein Physio hat's mir so erklärt:
  • Füße sollen parallel mit etwas Abstand stehen (flach auf dem Boden, wie du schon herausgefunden hast).
  • Knie bei der Beugebewegung nicht nach innen oder außen bewegen.
  • Die Kniescheiben sollen nicht (oder maximal nur ganz wenig) über die Zehenspitzen hinausragen (also hinten raus einen ordentlichen "Entenarsch" machen und Hände weit vor, um das Gleichgewicht noch zu halten).
  • Knie nur bis zu einem Winkel knapp über 90° beugen (weiter runter muss nicht sein)
Kann natürlich sein, dass mir die Opa-Version verpasst wurde. :D

LG Christoph

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RunningPotatoe hat geschrieben:
  • Die Kniescheiben sollen nicht (oder maximal nur ganz wenig) über die Zehenspitzen hinausragen (also hinten raus einen ordentlichen "Entenarsch" machen und Hände weit vor, um das Gleichgewicht noch zu halten).
  • Knie nur bis zu einem Winkel knapp über 90° beugen (weiter runter muss nicht sein)
Kann natürlich sein, dass mir die Opa-Version verpasst wurde. :D
Danke!
Das war bereits sehr aufschlussreich. Speziell das mit dem Entenarsch fühlt sich erstmal ungewohnt an, ist aber besser in den Knien, meine ich.
Bisher bin ich immer ganz runtergegangen, auch das werde ich lieber sein lassen.

Ich denke auch ich kann mit der Opa-Version sehr gut leben.
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266
Sonntag
Ich entschied mich dafür, einer Einladung mit einem Grüppchen zu folgen und einen mir unbekannten Trail in El Choco zu laufen.
Jo hatte wieder Knieprobleme, so fiel der geplante Berglauf in Puerto Plata mit ihm aus.
Gegen 7:30Uhr trafen 13 Laufwillige Damen und Herren bei Marcos in El Choco ein. Ein Teil wollte 10km absolvieren, die anderen eine 22km Route.
Marcos erklärte den Plan und skizzierte die Route auf den Sand.
„Wir laufen einfach immer hier hoch, die 10er drehen dann um und gehen zurück, alle anderen machen einen Bogen und kehren auf dem El Choco Hauptweg zurück“. Klang sehr simpel.
Es ging los über rutschige Felsen und der Weg gabelte sich in kürzester Zeit mehrmals. Wir nahmen stehts den unscheinbareren Pfad und ich blieb dicht hinter Marcos, der als einziger den Weg wußte. Die Sportskanonen waren alsbald weit verstreut. Plötzlich meinte Marcos „Ihr geht hier weiter“, zeigte auf ein paar Büsche, „dann über den Stacheldraht und dann einfach weiter“.

Einen Pfad konnte ich nicht erkennen, aber folgte dem Mädel vor mir, die sich gleich unter dem Stacheldraht durchzwang und schreiend kund tat, daß sie von einer Wespe gestochen wurde. Ich kam unbehelligt durch. Es folgten noch zwei, die auch von Wespen begrüßt wurden. Da standen wir nun. Ein Trail war nicht erkennbar so warteten wir einige Minuten. Es kamen noch drei Läufer durch, auch einer von ihnen bekam einen Wespenstich beim am Stacheldraht ab. Die Minuten vergingen. Wir waren noch nicht ganz einen Km gelaufen und es waren jetzt 23Minuten rum. Dann kam Marcos verschwitzt und ausser Atem an und verkündete, daß wohl einige falsch abgebogen seien, und wir denen hinterherlaufen sollten. Also wieder zurück durch den Stacheldraht. Das ging diesmal bei allen gut, aber ich beschloß, daß für mich hier Ende im Gelände sein würde. Schließlich wollte ich meine 18km laufen und nach hause aber nicht morgenfüllend Schnitzeljagd spielen.
Ich gab Marcos Bescheid, und fand aus dem Gewirr von Pfaden hinaus und kam nach insgesamt 2.5km auf meine wohlbekannte ElChoco Piste. Im Nachhinein hoffe ich, daß ich da nicht gegen irgendwelche ungeschriebenen Trailer-Gesetze verstossen habe, daß man die Gruppe nicht verläßt, oder so...
Jetzt aber los dachte ich, merkte aber, daß eine gewisse Kraft- und Lustlosigkeit die Oberhand gewann. Erste Planwoche und schon aufgeben, das wollte ich aber auch nicht. Dann kam mir die Idee, einen neuen Trail zu nehmen denn ich schon länger im Visier hatte. Heute war eh alles wurscht.

Also rein in den Trail und saftige Pfützen kühlten mir die Füße. Nach wenigen hundert Metern kletterte ich über ein Tor und an einer einsamen Hütte fragte ich nach dem weiteren Verlauf des Pfades. Erwartungsgemäß riet man mir davon ab weiter zu laufen, also lief ich weiter, mal sehen wie weit ich kommen würde. Es ging schlammig/steinig bergauf, wieder durch Stacheldrahtabsperrungen, lediglich Spuren von Eseln oder Pferden waren hier erkennbar. Gabelungen stellten mich immer wieder auf die Probe und eine leere Bierflasche ließ mich zumindest ahnen, daß hier mal einer durchgekommen war. 9km, also die Hälfte meines Solls waren rum, als der Pfad endlich etwas breiter wurde.

An einer weiteren Hütte fragte ich, ob es hier irgendwie Richtung Hauptweg gehen würde, aber die Frau fuchtelte nur unverständlich mit den Händen. Ich versuchte es nochmals auf französisch, aber vergebens. Offenbar war die Gute vom Anblick des verschwitzten, alten Gringos in albernem Rennoutfit völlig überfordert. Der Trail war nun breiter und man konnte ahnen, daß hier bereits mal ein Fahrzeug durch gekommen war, auch wenn dies bestimmt schon länger zurück lag. Nach dem siebten Tor/Stacheldrahtabsperrung wägte ich mich wieder zurück auf dem Hauptweg. Doch der kam mir so fremd vor. Hatte ich ein umgekehrtes Deja-vu Erlebnis? Gibt es dafür einen Namen? Jamais-vu? Alzheimer?

Alles kam mir so fremd vor. Die breite Piste mußte die Hauptstrasse sein. Einige Male bin ich hier in letzter Zeit schon gelaufen aber erkannte nix wieder. Ein Bürschchen, das mit einem vollbepackten Esel des Wegs kam fragte ich, ob dies die El Choco Strasse ist, was er bejahte. Trotzdem konnte ich es kaum glauben. Weiter des Wegs. Schließlich kam ich am Monkey Jungle vorbei und hatte Gewissheit.
Noch 5km bis zum Auto. Einen Müsliriegel hatte ich noch und Wasser war auch noch da. Nur der Wille fehlte. Trotzdem schleifte ich mich widerwillig den Weg hinunter. Bei 17,5km kam ich an der Einfahrt zu Marcos Wohnsitz vorbei und beschloß noch 250m weiter und dann zurück zu laufen, um die 18km voll zu machen. Gesagt getan, der vermurkste Lauf hatte nach knapp zweieinhalb Stunden ein Ende gefunden und einige andere Trailer kamen auch gerade von ihrer improvisierten Runde zurück.
Der Rest des Tages ist mit fix&foxi rumhängen schnell beschrieben, vermutlich der Austrocknung geschuldet. Ich hatte das Trinken vernachlässigt und bin auch heute, Montag noch ziemlich geschafft, einfach ausgelaugt. Und das nach der ersten Woche des 12-wöchigen Plans. Das kann ja heiter werden.

Am Abend grübelte ich nach, ob ich die Scheiß-Lauferei nicht einfach sein lassen sollte und anstatt dessen mal wieder eine ausgiebige Kneipentour machen. Kurz danach erwischte ich mich dabei, wie ich bei gpsies.com meinen heutigen Trail inspizierte und mir überlegte wie ich diesen in die nächste 23km-Sonntagsrunde elegant einbinden könnte.
Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

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maccall hat geschrieben: Am Abend grübelte ich nach, ob ich die Scheiß-Lauferei nicht einfach sein lassen sollte und anstatt dessen mal wieder eine ausgiebige Kneipentour machen.
Untersteh dich ! Du magst dir ja einen flotten Baller in den Kneipen holen, aber woran sollen wir uns berauschen, wenn es solche Berichte wie diesen hier nicht mehr gibt ?

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

268
Hmm, mein Physio hat mir eine Variante gezeigt, bei der man auf den Zehenspitzen steht (dabei die Füße nach außen zeigen lassen). Stärkt das Balancegefühl, die Waden und die Adduktoren! Da muss man aber wirklich aufpassen, den "Entenarsch" zu machen und nicht zu weit runter zu gehen, sonst haut's ziemlich auf die Knie!


LG vom Bergschreck

269
Was die Frage aufwirft, ob unsere Physios einfach nur unterschiedliche Schulen genossen haben oder ob sie bei uns beiden unterschiedliche Defizite entdeckt haben, denen sie mit spezifischen Ausführungsanweisungen zu Leibe rücken.

Wenn man im Internet mal nach "Squats richtig" sucht, findet man ja auch eine ganze Bandbreite von Ausführungen. Ich würde mal sagen, Hauptsache die Knie sind happy, dann ist der Rest schon fast egal.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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RunningPotatoe hat geschrieben:Untersteh dich ! Du magst dir ja einen flotten Baller in den Kneipen holen, aber woran sollen wir uns berauschen, wenn es solche Berichte wie diesen hier nicht mehr gibt ?
Könnte dann vielleicht bei Säufers'World.de posten, zumindest das was noch in Erinnerung bleibt. Aber nein, ich reiß mich nochmal zusammen.



Nachdem das mit den Kniebeugen auf Zehen bereits 2-mal ein sehr rasches, schmerzhaftes Ende fand, überlaß ich das lieber den jungen kräftigen Kerlen und erfreue mich an der schonenden Methusalem-Variante.



Dienstag

Eine Weile bemitleidete ich mich heute morgen, als ich vor 5Uhr im Bett den Regen draussen bemerkte. Irgendwann wurde mir klar, daß andere vielleicht schlimmer dran sind. Es sind ja nur 15km heute, also rund 100Minuten. Davon dürfte die zweite Hälfte sogar bei Tageslicht durchgehen.
Den geplanten El Choco-Trail strich ich wegen Rutschgefahr und entschied mich für die Playa Encuentro-Runde mit Strand-Trail zurück. Nur Sand, Blätter, Äste, wenige Felsen, nix rutschen.
Also auf mit etwas Gymnastik. Rucksack mit 1l Wasser, Stöckchen und Lampe waren vorbereitet.
Und das Gel wollte ich doch erstmals probieren! Also schiebe ich mir das erste Tütchen rein. Geschmack: Geht so.
Konsistenz: Eklig.
Etwas Wasser hinterher und auf die Strasse.
Mein Handy meldet 22Grad und 7% Regenwahrscheinlichkeit. Der Realitätscheck sagt mir:Uff, warm & Nieselregen.
5:21Uhr geht`s los, relativ zügig auf der dunklen, nassen Strasse. Unterhalten könnte ich mich nicht, stelle ich fest. Ist es das Gel? Oder einfach der Dunkel&Naß-Effekt, der mich immer beschleunigt?
Immer wieder versuche ich Autofahrer zum Abblenden zu bringen, indem ich meine Lampe kurzzeitig dahin richte, wo ich den Fahrer vermute. Dreimal gelingt es mir sogar.
Als ich die Einfahrt abbiege ist es immer noch dunkel, ein Pferd kommt mit mit Vollgas entgegen und läuft auf die Hauptstrasse. Na denn Prost.
Bis ich den Strand erreiche ist etwa die Hälfte der Strecke hinter mir und das zweite Tütchen Gel ist dran. Mit leichtem Schaudern würge ich es runter und spüle Wasser hinterher. Da es immer noch relativ dunkel ist, laufe ich mit Lampe zwischen den Bäumen durch und gehe gleich vor zum Strand, wo der Sand heute sehr angenehm hart ist. So läßt es sich Laufen!
Später wird der Sand sehr tief, also renne ich eine Düne hoch und kürze ab über ein Strandgrundstück und finde den Pfad dann wieder. Es macht richtig Spaß, ich bin besser unterwegs als letzte Woche auf dieser Strecke und endlich ist es hell genug um ohne Hilfsbeleuchtung zu Laufen. Kurz nach dem elften Km ist die Strasse wieder erreicht und ich fühle noch den Drang, zügig weiter zu laufen. Nur der letzte km wird etwas zäh, nach 1:40’21 sind 15km rum und ich spaziere stolz den Rest nach Hause. Wieder einmal geschafft!

Das Gel Experiment ist ohne Probleme verlaufen, also werde ich mir noch eine 24er-Schachtel bestellen um für die kommenden größeren Prüfungen gerüstet zu sein.
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271
Mittwoch
Bereits vor 4Uhr war ich wieder wach und ärgerte mich über mich selber, daß ich wieder nur ans Laufen denken konnte anstatt weiter zu pennen.
Da ich ein Stück der 10km als Trail bei Tageslicht mitnehmen wollte war es noch zu früh zum starten. Um 4:30 stand ich dann genervt auf, machte kurz Gymnastik und beschloß den Trail sausen zu lassen und halt mal wieder einen Nachtlauf zu starten.
Mit Reflektionsweste, Lampe, Stöckchen und Wasser machte ich mich um 5:07Uhr auf den Weg und streifte zufrieden durchs Dörfchen. Ein kleiner Zwischenstopp mit Toilettenbesuch im Frühstücksrestaurant ließ sich nicht vermeiden. Den Aufstieg am Camino Llibre, etwa 70Hm auf 800m nahm ich mit und keuchte oben im Taschenlampenlicht durch die Büsche. Dann wieder hinunter, noch eine Runde und noch einen Aufstieg, der diesmal an die Substanz ging.
Der Abstieg und die letzten paar hundert Meter austraben gingen erstaunlich frisch. Pace 6’54 das Ganze.
Somit ist die Hälfte der zweiten Woche schon durch, Wahnsinn, wie die Zeit vergeht.
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272
Freitag
3X Lauf-ABC mit EB (Spitze 3’24) durchs Dörfchen
Start 6:12Uhr bei 12Grad. Endlich mal wieder Laufen ohne Lampe. Kam ziemlich ausser Atem und fühlte mich restlos gestresst von Anfang an. Bei der dritten Einheit machte sich plötzlich ein ungutes Gefühl quer durchs rechte Knie breit. Mit reduzierter Intensität brachte ich den Lauf im Sonnenaufgang zu Ende.

7km, Pace 6‘40
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273
Sonntag
Geplant: Die übliche Piste hoch nach El Choco, dann einen Trail quer durch das Naturschutzgebiet El Choco nach Cabarete. Insgesamt 24km, 450Hm. Die ersten 17km bekannt, die letzten 2km auch mit Weg, dazwischen 4-5km Trampelpfade und Felsen, Verlauf eher unklar. Zwar bin ich dieses unbekannte Stück bereits im Juni 2016 im Laufe eines Rennens mit Markierungungen gelaufen, meine Erinnerung war aber sehr dürftig. Was ich allerdings noch wußte, war die Tatsache, daß sich die Pfade dort immer mal wieder gabelten. Irgendwie würde es schon gehen...?
Start Punkt sechs Uhr, ca 22Grad. Gerade hell genug, daß man die Strasse erahnen konnte setzte ich mich mit 1,2l Wasser, 0,3l Gatorade, Keksen und Müsliriegel in Gang. Die Flüssigkeit würde so nie reichen, das wußte ich, aber ich hatte Hoffnung auf der Anhöhe im Monkey Jungle Wasser kaufen zu können. Einen ausgedruckten Verlauf des unbekannten Trails hatte ich im Rucksack.
Das könnte ein sehr geiler Lauf heute werden oder ein Desaster, dachte ich mir so auf den ersten Metern. Körperlich tat ich mich etwas schwer am Anfang, aber trotzdem war ich sehr guter Dinge.
Das Laufen in die Morgen-Dämmerung ist einfach immer wieder fantastisch!
Den asphaltierten Weg brachte ich bei km7 hinter mich, weiter ging es nach oben auf der steinigen Piste, heute zur Abwechslung mal alles trocken. Bei km9 war genau eine Stunde rum und die aufgehende Sonne ließ sich durch die Bäume erahnen. Der Rucksack war bereits leicht geworden, noch ein km bis zu einem Haus, wo Wasser verkauft wird... und: Zu früh! Zwar hätte ich die Leute vielleicht rausklopfen können, wollte aber nicht wirklich Pause machen, es fehlte ja nur noch etwa ein km bis Monkey Jungle, und dort müßte doch hoffentlich Wasser zu kriegen sein.
Also quälte ich mich weiter die Piste hoch, sah die ersten Zeichen von Monkey Jungle, das Tor stand offen, ein Glück. Die Auffahrt hoch und oben auf der Aussichtsplatform lief ich gleich auf die große Theke zu, an der ein schläfriger Wachmann gammelte.
„Ich brauche Wasser bitte, kannst du mir welches verkaufen?“
Ein lustloses „dafür habe ich keine Autorisation“ kam mir entgegen.
„Ey komm, sei so gut, ich brauche Wasser zum Trinken!“ nörgelte ich, legte etwas Geld auf den Tresen, ging hinter die Bar, fand eine Kaffetasse und schenkte mir gleich mehrmals Wasser ein.
Dann füllte ich noch meine Trinkblase unter den skeptischen Blicken des Aufpassers. Eine Tasse Wasser leerte ich mir über den Kopf, während der Wachmann nach dem Geld griff und im Laufschritt machte ich mich von dannen.
Zunächst ging es weiter bergauf und nach wenigen Minuten spürte ich ein mächtiges Rumoren im Unterleib.
Hab ich mir zu schnell das kalte Wasser runtergestürzt?
War der Inhalt der großen Flasche überhaupt Trinkwasser?
So beschäftigte ich mich eine Weile und versuchte mich zusammen zu reißen. Ab km16 würde ich eh den Trail einschlagen und von da an würde eine kleine Sitzung kein Problem sein.
Ok, jetzt links in den Trail, den Berg hoch, doch nach wenigen hundert Metern endete der Weg an einer Bauernhütte. Man erklärte mir, daß mein Trail erst 500m später kommt. Also wieder zurück und nach 500m den nächsten Weg rein, das mußte er sein! Es ging wieder leicht bergauf in den Wald, über einige Pfützen, aber die Strecke gefiel mir, war weich und feucht und der Schatten tat gut.
Wie ich mich so auf den Weg konzentierte plötzlich ein Wupp-wupp-wupp über mir. Ein unerwartet großer Vogel ging da nach oben, dann noch einer. Beim genauen hinsehen bemerkte ich, daß es Geier waren. „So weit bin ich doch eigentlich noch nicht“, dachte ich so vor mich hin, und wie ich den Blick wieder nach unten richtete, merkte ich, daß noch ein Schritt fehlte, und ich wäre in einen toten Esel getreten, der da bereits heftig angeknabbert über dem Weg lag. Ekel, und jetzt fuhr mir auch der Gestank in die Nase. Gerade schaffte ich es noch einen seitlichen Satz zu machen und gab Gas ohne zu atmen, einfach das Weite suchend.
Der Wald wurde dichter und dunkler, aber der Weg immer noch gut erkennbar, und plötzlich eine Hütte (knusper, knusper, knäuschen-mäßig versteckt) und davor ein älteres haitianisches Paar. Sie bestätigten mir sehr freundlich die Richtigkeit meines Pfads und wiesen mich mehrmals daraufhin, daß ich mich an der nächsten Gabelung links halten müßte.
Diesen Punkt hatte ich sehr gut in Erinnerung, dort war ein VP gewesen beim letzten Rennen, danach begann die undurchsichtige Strecke. Nachdem ich den Punkt passiert hatte und mich links hielt begann sofort die schwierige Strecke, sehr schlecht zu erkennen und mit vielen von Blättern bedecketen, spitzigen Felsen verziert. Und dann, nach ca noch einem km hatte ich plötzlich die Qual der Wahl. Der Weg gabelte sich in drei dünne Spuren!
Ratlos beschloß ich erstmal Pause zu machen, in die Hocke zu gehen und dem Druck im Unterleib nach zu geben. Blätter für die notdürftige Hygiene gab es genug.
Dann nahm ich einen der Wege und balancierte über die Felsen, Laufen war hier sowieso nicht möglich.
Das was ich für einen Weg hielt wurde immer unscheinbarer und irgendwann ging es nicht weiter im Gestrüpp. Ein Stück ging ich zurück, meinte einen anderen Weg zu erkennen bis ich auch hier nicht mehr weiter kam. Ich versuchte noch andere Pfade, die wohl keine waren, bis ich merkte, ich war wohl falsch, aber zurück zu finden, würde mir wohl kaum gelingen. Es blieb nix anderes übrig als Trassen durchs Gestrüpp zu finden, mich dabei nach der Sonne zu richten und nach Möglichkeit bergab zu gehen, Cabarete liegt schließlich am Strand.
An einer größeren Lichtung, etwa brusthoch mit Gestrüpp bewachsen erkannte ich am anderen Ende in ca 150m Entfernung einen Holzverschlag. Zivilisation! Vielleicht mochte ein Weg von dort irgenwo hin führen?
Der Boden aus spitzen Felsen, die überwuchert mit Gräsern und meist bedeckt mit Blättern waren, machte das vorwärtskommen extrem langsam. Eine Machete wäre jetzt nicht schlecht gewesen.
Beruhigend war es zu wissen, daß es hier wenigstens keine giftigen Schlangen oder derartiges gibt. Sorgen machten mir eher die Wespen, die hier rumschwirrten. Ein Tritt in ein Wespennest und vermutlich würde mir das gleiche Schicksal blühen wie dem Esel, dem ich zuvor begegnet war. Selbst eine kleine Verletzung wie ein verstauchter Knöchel, dürfte mir eine Übernachtung hier draußen einbringen. Ein Glück, daß ich genügend Wasser hatte.
An dem Verschlag angekommen fand ich eine Tränke für Tiere vor, aber sonst nix. Mehrmals kletterte ich dann über Stacheldrähte, oder unten durch, immer in der Hoffnung irgendwo einen Weg zu finden. Warum hatte ich mein Handy vergessen? Hätte ich hier überhaupt Signal? Würde ich jetzt jemand anrufen und sagen ich hätte mich verlaufen? Wohl eher nicht. Sollte ich um Hilfe rufen? Ich pfiff mehrere Male laut...ohne Antwort. Würde man mich zu Hause bereits vermissen?
Zumindest könnte ich mit einem Handy Lichtsignale in der Nacht geben, falls man mich suchen würde...
Mittlerweile war ich mir ziemlich im Klaren, daß es nicht meine beste Idee war, mich hier alleine in diese Gegend zu begeben. Einmal stürtzte ich, aber hatte Glück und fiel nur auf Lehm. Eine Weile sortierte ich meine Glieder, alles war ok, dann stand ich lustlos wieder auf.
So schlug ich mich 1 ½ Stunden durchs Gelände bis ich endlich in der Ferne einige typische Bauern-Rufe und Hundegebell hörte. Als ich über einen kleinen Hügel kam, sah ich den Herrn mit einigen Kühen und Hunden am anderen Ende des kleinen Tals und brüllte ihm gleich zu, ob er mir helfen könnte den Weg nach Cabarete zu finden. Amüsiert zeigte er in eine Richtung, in der ein erkennbarer Pfad sein sollte, dem immer nach, dann würde ich schon ankommen. Sehr weit wäre es nicht mehr...
Tatsächlich. Ich kam ich auf einen erkennbaren Pfad, der abwärts führte. Zeichen der Zivilisation, wie ein alter Badelatschen, eine leere Plastikflasche ließen mein Herz höher schlagen. Musik in der Ferne! Dann kam eine ärmliche Hütte und davor saß vermutlich eine Großfamilie, auf improvisierten Sitzgelegenheiten. Die Rumflasche machte die Runde und die Stimmung war gut. Sie luden mich ein, aber ich winkte grinsend ab, wollte nur noch weiter und sie bestätigten mir den Weg. Immer weiter. Der Boden war jetzt glatter Lehm, Laufen war wieder möglich, welch Freude. Dann noch eine Hütte, ein Motorrad. Der Weg wurde breiter, sogar ein Auto vor einer Hütte, mir fiel ein Stein vom Herzen! Noch fast 2km konnte ich Laufen, bis ich bei meinem Auto war, das ich abends zuvor in Cabarete abgestellt hatte. Sogleich stieg ich ein und fuhr schnurstracks nach Hause, einfach nach Hause.
Die Runde war jetzt zwar kein komplettes Desaster, hätte aber leicht eins werden können. Ich bin immer noch nicht sicher, wie ich das ganze einordnen soll.
Wieder ein verkorkster langer Sonntagslauf. Trotzdem hake ich diese Woche dann mal als ausgeführt ab. Insgesamt waren es dann 28km für die ich 4Stunden 38Minuten brauchte. Wie ich das in der Laufliga verbuche, ist mir auch noch nicht ganz klar.
Den Rest des Tages wieder ziemlich groggy rumgehangen...



Montag
Kurz nach sechs aufgewacht. Da heute schulfrei war, mußte ich erst um 8 wieder zu Hause sein und fuhr gleich lediglich mit Laufhose bekleidet nach Cabarete um da 10km am Strand hinter mich zu bringen.
Es war warm, bewölkt und ziemlich stürmisch. Etwas kantig ging es los gegen den Wind, aber der Sand fühlte sich gut unter den Füßen an. Die ganze Zeit ging mir nur der gestrige Lauf durch den Kopf, dieser Irrlauf war noch nicht komplett verdaut.
Einige andere Jogger waren unterwegs, das machte Freude, mal etwas Gesellschaft zu haben. Am Ende der Bucht hatte ich bereits fast vier km drauf und schaute nach der Wende über den kompletten Strand: Nä, bis zum Ende und dann das gleiche nochmal? Konnte ich mir nicht vorstellen, aber gut, immer schön ein Schritt nach dem anderen. Es wurde immer relaxter, obwohl ich gegen den Wind lief. Wieder Wende, jetzt schön mit Rückenwind. Die anderen Jogger kreuzten zum wiederholten male den Weg und ich lag gut in der Zeit. Nix tat weh, zu meinem Erstaunen.
Bei exakt 10km stoppte ich und war froh bereits ein Sechstel des jetzigen Wochenumfangs erledigt zu haben. Pace 6’33.
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Der Titel dieses Tagebuchs sollte dringend geändert werden. Ab sofort: statt "Laufen unter Palmen" muss es heißen "Laufen unter Geiern". Würde die Klicks sicher nochmal deutlich ankurbeln.
:hihi:

War der Sonntagslauf wirklich so verkorkst oder hast du damit durch diese grüne Hölle nun deinen Trail gefunden, dem du zukünftig dann etwas zielsicherer folgen kannst ?

Es macht immer mehr Spaß, deine Laufabenteuer zu verfolgen ! :daumen:

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

275
RunningPotatoe hat geschrieben:Der Titel dieses Tagebuchs sollte dringend geändert werden. Ab sofort: statt "Laufen unter Palmen" muss es heißen "Laufen unter Geiern". Würde die Klicks sicher nochmal deutlich ankurbeln.
:hihi:

War der Sonntagslauf wirklich so verkorkst oder hast du damit durch diese grüne Hölle nun deinen Trail gefunden, dem du zukünftig dann etwas zielsicherer folgen kannst ?

Es macht immer mehr Spaß, deine Laufabenteuer zu verfolgen ! :daumen:

Ja, mittlerweile kann ich auch drüber lachen, aber als ich da drin steckte kamen mir schon mächtig Zweifel...

Gefunden habe ich den Trail ja nicht wirklich, auch wenn ich irgendwie zum Ziel kam. Gerne würde ich die richtige Strecke nochmal machen, allerdings mit Sicherheit erstmal nicht mehr alleine, und auch nur mit einem ortskundigen Laufkumpan.
Der Witz ist ja, daß ich den ersten Fehler machte, als sich die Strecke in Drei teilte. Leider erinnere ich mich nicht mal mehr, welche der drei Strecken ich nahm.
Sehr wohl erinnere ich mich an meine Gedanken, damals beim WK immer den Markierungen folgend: "Daß dies hier ein Weg sein soll, da wäre ich nie drauf gekommen..."


Mittwoch
Eine heikle Situation bezüglich eines privaten Geschäftes raubte mir komplett den Schlaf.
Um 3Uhr gab ich es auf einschlafen zu wollen. So beschloß ich, aus der Not mal wieder eine Tugend zu machen und anstatt des geplanten 15km Trails mit Hm im Morgengrauen einfach einen Nachtlauf zum Flughafen&zurück zu machen. Ein bissle Gymnastik vorweg und um 3:59Uhr verkündete meine Uhr durch „Piep“ auf der Landstrasse den Start. Mit Refexionsweste, Taschenlampe, Wasser und Stöckchen hoppelte ich verhältnismäßig flott die verlassene Asphaltpiste entlang. Verkehr gab es fast nicht, nur an verschiedenen Ecken lungerten einige dubiose Tagediebe rum. (nennt man die nachts auch Tagediebe?)

Beim 7. Piep merkt ich, daß schon noch ein Stück bis zum eigentlichen Flughafengebäude fehlte, wollte aber diese Runde komplett machen, so werden es halt mehr als 15km. Also rein in die Einfahrt und runter zum Flughafengebäude. Dort lief ich an den Abfertigungsschaltern lang und als ich das Schild „Toiletten“ sah, war es mal wieder so weit. Schade eigentlich, denn ich war endlich mal wieder wesentlich schneller als sonst unterwegs, und jetzt mache ich mir so meinen Schnitt kaputt. Kurze Sitzung und weiter, jetzt nach hause. Total verschwitzt und bereits ohne Wasser kam ich am Strand an, lief über den festen Weg und einige hundert Meter bevor ich zu Hause war, erklärte ich die Runde bei 16,5km für beendet. Pace 6’36 trotz 3 minütiger Sitzung.

Immerhin konnte ich mich noch eine halbe Stunde hinlegen, bevor ich die Kinder zur Schule bringen durfte.
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276
Freitag
Das Lauf-ABC wird langsam zu einer Art Haßliebe für mich. Es kostet mich immer Überwindung, schlaucht mich restlos und am Ende bin ich recht froh, es hinter mich gebracht zu haben.
Heute sollten es nur 5,5km werden, da ich vorgestern schon etwas mehr gelaufen bin, und es fehlten nur noch die 5 ½ um die 32km für die Wochentage komplett zu machen.
Ziemlich ausgelaugt fühlte ich mich eh schon, so beließ ich es bei 2 Einheiten mit EB, Spitze 3’11.
Leider hatte ich wohl vor dem Start zu wenig Wasser getrunken, so fühlte ich mich die ganze Strecke wie wenn ich kurz vor dem Verdursten wäre.
Mein rechtes Knie, das anscheinend an Aufmerksamkeitsdefizit leidet, fing gegen Ende plötzlich wieder an zu stechen, worauf ich gemächlich dem Ende zu trabte, da war es auch schon wieder weg.
Der Sonnenaufgang brachte mich nach Hause, es wird bereits wieder zeitig warm.
Sonntag wird dann hoffentlich ein schöner 28km-Geländelauf mit Marcos gemacht und danach ist Erholungswoche, habe ich echt nötig!

Mein Selbstvertrauen bezüglich meiner Lauffähigkeiten ist etwas angeknackst, es sind gerade mal die ersten 3 Wochen von 12 hinter mir, und ich fühle mich schon ziemlich am Limit.

Eine Stange um Klimmzüge zu üben ist angekommen! Natürlich schaffen meine dünnen Ärmchen bis jetzt nicht nicht Einen, aber das kann ja noch werden. Eine Youtube-Anleitung die ich befolge empfiehlt für die ersten 2Wochen einfach mal sich dran zu hängen, mehrmals am Tag, als Einstieg. Damit komme ich erst mal klar.
Somit vervollständigt sich mein Rundum-Programm. Neben einigen kleinen Beweglichkeitsübungen und Abwandlungen der Myrtl-Routine kriege ich die Kniebeugen langsam gebacken, die Liegestützen gegen die Spüle gelingen zufriedenstellend und wenn ich es bis zum Jahresende auf 10Klimmzüge täglich bringe bin ich erstmal happy.
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277
Sonntag (Puerto Chiquito - Loma Blanca - Madre Vieja – Maranata)
28km mit >400Hm standen auf meinem Programm. Dazu hatte ich mir einen Rundkurs rausgesucht, der schon länger auf meinem Wunschzettel stand. Asphalt ins Landesinnere, Piste nach links und dann eine andere Piste wieder zurück Richtung Zivilisation. Marcos wollte mitlaufen und lud noch einen weiteren Schlurfi aus Puerto Plata ein.
Zu meinem Erstaunen kamen beide sogar pünktlich und so stellten wir kurz vor 6Uhr morgens unsere Autos in Puerto Chiquito vor dem Haus einer Bekannten ab und machten uns startklar.
Gerade als wir los wollten entschied ich mich für einen kurzen Sprung in die Büsche. Lieber hier, als nachher auf der Strecke ein stilles Örtchen zu suchen.
Dann spazierten wir vor zur Hauptstrasse und ab trabten wir los. 6:10Uhr, geschätzte 21Grad, Dämmerung, perfekt. Manuel aus Puerto Plata ging mit forschen Schritten vorne weg, daß ich mir Sorgen machte und erstmal Atemnot hatte. Die beiden unterhielten sich zunächst über irgendwelche privaten Sachen und ich war froh, daß ich mich da getrost raushalten konnte.
Die ersten Anstiege kamen und Marcos fiel etwas zurück, ich versuchte mich an Manuel zu halten. Okay, man muß nicht immer zusammenbleiben! Daß war das erste was ich bemerkte und war echt froh, schließlich war es für mich das erste mal, daß ich in einem Grüppchen lief. Kurze Gehpausen legten wir ein wenn die Anstiege zu heftig wurden, unser Trio hatte einen lockeren Verbund, wir waren mal weiter auseinander, dann wieder zusammen, sehr angenehm. Auf einer Anhöhe bot sich uns ein traumhaftes Bild über das Tal. Die aufgehende Sonne und unten alles bedeckt mit Nebel oder Wolken, was auch immer.
Nach etwa 10km die Abzweigung nach links, jetzt auf sehr schwierigem Boden. Anscheinend wurde die Piste neu präpariert, aber noch nicht festgefahren. Laufen auf lockeren spitzigen Steinen, bzw Geröll erforderte wirklich alle Konzentration. Manuel lief stets voraus, Marcos und ich stolperten hinterher, und als ich gerade zweifelte, daß ich dieses Laufen weiter durchhalten würde, knickte Marcos mit dem Knöchel um und veschaffte uns eine (mir willkommene) Zwangspause.

Marcos fing sich zum Glück wieder, wir gingen ein kurzes Stück, und liefen dann mit gebremstem Schaum weiter. Langsam wurde es heiß und meine Wasservorräte gingen dem Ende zu. Mit 1,8l war ich gestartet und hatte zuvor noch mächtig Wasser im Auto getankt.

Bei km 16, Madre Vieja würden wir etwas Wasser kaufen können.
Dort angekommen, ließen wir und erstmal 6Flaschen Wasser geben. Zum Duschen nahm ich die erste, füllte eine in meine Trinkblase, trank eine Flasche, bestellte noch mehr Wasser zum Duschen und trinken, während Manuel sich einige Küchlein geben ließ und Marcos fast nichts trank. Wir quatschten eine Weile mit dem Verkäufer, dann stülpte ich mir mein abgeschnittenes T-Shirt über den Kopf und weichte noch mal alles mit eiskaltem Wasser ein. Auch die Sonnenbrille kam mir jetzt sehr gelegen.
Kurz liefen wir an, nahmen den nächsten Anstieg gehend, dann fing ich an zu traben. Was war mit den beiden? Zögerlich kamen sie hinterher, dann plötzlich zogen sie an mir vorbei um wenige hundert Meter danach wieder zu gehen. Ich schloß auf und trabte weiter. Schließlich sind wir doch zum Laufen gekommen. Etwa bei km22 fand ich wieder eine Hütte wo Wasser verkauft wurde und duschte und trank gleich wieder. Marcos und Manuel schlossen auf und gingen wieder weiter. Einige Meter ging ich dann neben ihnen her, dann erklärte ich ihnen, daß ich noch ein Stück laufen wollte. Manuel war am Ende mit seinen Kräften, aber sagte mir, ich solle ruhig weiterlaufen, was ich dann auch tat. Gemächlich trabte ich davon und hörte Marcos‘ Schritte hinter mir. Er hatte sehr wenig Flüssigkeit zu sich genommen und hatte keine Kopfbedeckung, es war mir ein Rätsel, wie er das machte. Die Sonne brannte unerbärmlich und Schatten gab es nur sehr selten hier. Etwa bei km 26 fuhr Manuel mit dem Mopedtaxi an uns vorbei. Kurz danach einigten wir (Marcos und ich) uns auf eine kurze Gehpause, bevor wir den letzten Km zur Hauptstrasse liefen. Marcos ließ dabei nochmal die Sau raus und hängte mich auf den letzten Metern ab.
Den Rest schleppten wir uns zu den Autos, wo auch Manuel noch war und wir setzten uns noch eine Weile auf den Boden und quatschten. 1,5l Wasser die ich noch im Auto hatte trank ich noch in 3-4Minuten weg.
28km in etwa 3:35, Pausen nicht mitgerechnet.
Der Rest des Tages bestand aus Essen&Trinken und rumhängen.



Die ersten 3 Wochen meines Plans sind nun rum und ich bin froh eine Erholungswoche mit nur 10km Laufen und einer großen Bergwanderung (46Km/>2500Hm/2 oder 3 Tage) am Osterwochenende geniessen zu können!
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278
Mittwoch
Der einzige richtige Lauf in dieser Erholungswoche sollte 9 oder 10km und ein paar Hm sein, da fürs Wochenende ja noch eine längere Wanderung (46km/2500Hm) über 2-3Tage geplant ist.

Start 6:15 auf nasser Strasse und gleich Camino Llibre hoch. Der kurzfristig steile Anstieg ging relativ schmerzfrei vorbei, dann links rein in die schöne ruhige Strasse Richtung Panorama Village.
Immer schön ansteigend lief ich die nasse Piste durch Nebelschwaden im Morgengrauen. Nach 4,2km die Wende, jetzt immer schön abwärts. Ganz unten nahm ich dann nochmal den steilen Camino Llibre Aufstieg, drehte wieder, bog dann ich die Hauptstrasse ein, heimwärts. Bei 9,5km/115Hm stoppte ich, 1:02‘1, alles bestens!
Laufen unter Palmen

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279
Wanderung zum Pico Duarte, höchster Berg der Karibik, ca 3100m

Vorsicht, hat nix mit LAUFEN zu tun.
Gründonnerstag gegen 18Uhr kamen wir (meine Tochter Leoni, 15, und ich) nach vierstündiger Autofahrt ins Landesinnere in La Cienaga (1120m)am Rande des Nationalparks Armando Bermudez an. Irgendein Offizieller erklärte uns gleich die Preise für die Tour. Ca. 2€ Eintritt zum Park, der obligatorische Führer ca 50€ für 3Tage und ein Lastesel, auch obligatorisch, die Häfte. Für alle Fälle nahmen wir noch einen Esel dazu, also waren wir mit etwa 100€ Startgeld dabei. Unser Essen für 3 Tage hatten wir dabei, daß man den Führer auch versorgen mußte, war mir entgangen. Mein Vorschlag, ihm 10€ für seinen Reis etc zu geben gefiel ihm gleich und so einigten wir uns auf Start am Freitagmorgen 8Uhr. Unser Zelt durften wir auf dem Balkon einer Holzhütte aufschlagen. Es kamen etwa noch 30 andere Wanderlustige zusammen, die auch in Zelten oder einfach im Schlafsack um die Hütte rum, bei für uns eisigen, geschätzten 14°C campierten.

Freitag
Gegen 7Uhr schaute Cesar (unser Führer) bei uns vorbei, er und seine Esel, bzw eher Mulis waren startklar. Wir hatten keine Eile, frühstückten, und packten uns warm ein. Die meisten anderen waren schon gegen 5Uhr mit Stirnlampen losgezogen. Cesar schickte uns los und kümmerte sich um das bepacken der Tiere, so konnten wir lediglich mit Wasser auf dem Rücken den Weg beginnen. 17km und etwa 1900Hm lagen vor uns. Auf zunächst pasablen Wegen ging es durch Tropischen Wald und wir kamen auf leicht ansteigendem Gelände gut voran.

Nach 4km erreichten wir den ersten Stop, Cesar hatte uns mittlerweile reitend auf unserem Ersatzesel überholt und wartete dort auf uns, um unsere jetzt überflüssigen Winterjacken abzunehmen. Er schickte uns weiter und würde wieder am nächsten Rastplatz auf uns warten.

Der Aufstieg wurde nun steiler, auf sandigem Boden mit Geröll wechselnd. Nach etwa 2Stunden bot sich erstmals ein Bick auf unseren Ausgangsort La Cienaga. Von da an bestand die Spur aus Geröll, um es kurz zu machen, bis zu unserem Übernachtungspunkt La Comparticion (2450m),den wir nach 7Stunden erreichten.

Nur kurzzeitig wechselten die losen, spitzigen Steine mit größeren schlammigen Pfützen ab, die man meist mehr oder weniger mühsam umgehen konnte.

Etwa 2 Dutzend andere Wanderer kamen entgegen, wenige Andere überholten wir. Trotz spektakulärer Ausblicke war es für mich der blanke Horror, die letzten Km dem Nachtlager entgegen, auf dem Geröll abwärts gehen zu müssen.

Nach einigen Fehlversuchen schafften wir es mit klammen Fingern (10°C?) das Zelt auf zu stellen und ruhten uns erstmal aus, während ich bei geschlossenen Augen nur Geröll an mir vorbeiziehen ließ. Es war nicht so sehr die Distanz oder der Aufstieg, was mich schaffte, sondern die ständige Konzentration auf Schritt und Tritt machte mich fix und fertig.
Gäbe es einen Service, daß man sich per Hubschrauber abholen lassen könnte, nur um diese Geröllstrecke nicht mehr zurück gehen zu müssen, 200 oder 300€ wäre es mir wert, dachte ich so vor mich hin.
Es fanden sich gut 50- 60 weitere Wanderer in La Comparticion ein, die sich in Schlafsäcken in die Hütte quetschten oder auch Zelte draußen aufbauten. Gegen 19 Uhr wurde es uns einfach zu kalt, wir hatten keinen Bock auf Geselligkeit, wir schlüpften in unsere Schlafsäcke löffelten unsere kalten Kichererbsendosen aus und begannen zu dösen.

Aufstieg zum Gipfel würde im Morgengrauen sein, machten wir mit Cesar aus. Schluß, Ende, ich war fertig mit der Welt.

Samstag
Mit wenig Schlaf auf der Habenseite schälte ich mich kurz nach 5Uhr aus dem Schlafsack um etwas Müsli zu zubereiten. Einige Gruppen waren schon gegen 4 Uhr losgepoltert. Bei geschätzten 5°C und mondheller Nacht, ließ sich die Dämmerung an dem klarem Himmel bereits ahnen. Cesar war sofort zu Stelle und war startklar. Er erklärte uns, daß wir jetzt nur das nötigste mitnehmen müßten, Aufstieg (5km/600Hm) und der Rückweg würden etwa 4Stunden in Anspruch nehmen. Wie immer schickte er uns vor...
Die ersten paar hundert Meter marschierten wir auf guten Trampelpfaden und dann ging der Aufstieg los, abermals auf Geröll.
Stein für Stein schoben wir uns aufwärts und erste Frühstarter kamen entgegen, darunter 2Mädels mit Stöcken. Das fand ich albern, aber bitte, wer’s braucht.
Nach 3,8km der letzte Rastplatz vor der Spitze. Wir stärkten uns nochmals mit Müsliriegeln, Cesar blieb hier und schickte uns zur Spitze. Auf teils gefrorenem Schlamm stapften wir aufi. Dem Gipfel entgegen. Der ist nur wenig höher als das Plateau drumrum und deshalb erst wenige Meter vorher zu erkennen. Niemand ausser uns war da und es war ein prächtiges Gefühl es geschafft zu haben!
Einige Fotos machten wir und es gab sogar Handysignal hier oben!
So verschickten wir Grüße und dann kam bereits eine weitere Gruppe von 5-6Leuten an und wir machten noch einige Bilder.
Abstieg!
Ein ungutes Gefühl hatte ich im Magen...nahezu 20km nur auf Geröll bergab...wie sollte ich das hinter mich bringen? Das Genörgel ging meiner Tochter wohl auf den Geist, sodaß sie irgendwann einen Ast nahm, ihn mir zu einem Stock zurecht richtete und in die Hand drückte. Und siehe da! Es funktionierte! Ich war begeistert. Kurz darauf fand sie noch einen, bearbeitete ihn kurz und ich fand mich plötzlich behändig wie eine Gemse den Abstieg mit zwei Stöcken meisternd. Wahnsinn! Was ich vor 2 Stunden noch albern fand, hatte ich jetzt kapiert. Ein Unterschied wie Himmel und Hölle. Das ständige Wegrutschen der Füße war jetzt halb so wild, ich konnte mich elegant mit den Stöcken abstützen. Genial.

Um 10Uhr waren wir an unserem „Basislager“ erreicht, wärmten noch 2 Dosen Ravioli am Feuer, packten Zelt und Schlafsäcke zusammen und machten uns gegen 11Uhr auf den Rückweg der mir jetzt nicht mehr große Sorgen machte.
Cesar schickte uns los und Leoni legte ein Tempo vor, das ich nur mit Mühe mithalten konnte. Wir wußten ja jetzt, was auf uns zu kam und mit den Stöcken sah die Welt plötzlich ganz anders aus.
Wir machten nur kurze Stopps um Wasser nach zu füllen, überholten mehrere Gruppen, wurden allerdings auch von einigen anscheinend Wahnsinnigen überholt, die den Geröllweg hinunter rannten. Als wir das schlimmste hinter uns hatten und der Pfad harmloser wurde wechselte Leoni immer mal wieder in den Laufschritt und ich hechelte hinterher, ziemlich am Ende.
Dann 4km vor Schluß am Rastplatz rannte sie aufs Klo. Das war der Grund ihrer Eile! Völlig entspannt kam sie dann wieder und beschloß, die restliche Strecke auf dem Esel reitend zu bewältigen.
Cesar ging ein paar Meter und setzte sich dann eben auf den Lastesel mit den großen Satteltaschen. Die beiden zogen davon, und jetzt merkte ich erst, wie mich dieses Tempo geschafft hatte. Die ganze Anstrengung kam jetzt richtig raus und ich schleppte mich nur noch lustlos vorwärts, hoffend, daß die ganze Angelegenheit bald zu Ende sei. Einmal und nie wieder! Genau so hatte ich es den ganzen Rückweg allen verkündet, die wir trafen.
An einem Flüsschen holte ich die beiden wieder ein und wir zottelten gemeinsam in meinem Zeitlupentempo dem Ende zu, daß scheinbar nicht kommen wollte.
Die Brücke, die gleichzeitig die Grenze der Strecke war erlöste mich nach 6 Stunden und wir machten es kurz. Cesar bekam sein Geld und noch etwas Trinkgeld, wir notierten seine TelNr, für den Fall, daß wir mal jemand da hoch schicken wollten, wir stiegen direkt ins Auto und wollten einfach los nach Hause. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll und sehnte mich nach einer heißen Dusche und einem vernünftigen Essen.

Sonntag
Ruhetag, außer Hausarbeiten war nix dran und ich ertappte mich Nachmittags tatsächlich bereits dabei wie ich Überlegungen anstrengte, wie ich diese Tour nächstes mal besser bewältigen werde.
Unter anderem würden Stöcke dabei bestimmt eine Rolle spielen...




Leider ließen sich keine weiteren Fotos hochladen, evtl hole ich das noch nach...

282

...die fehlenden Bildchen....

Montag

5:52Uhr, 22Grad, etwas ungelenkig losgelaufen Richtung Los Charamicos. Es ging besser als erwartet, nach der Wanderung.Im Hellen wieder über den Strand zurück nach El Batey. Pünktlich nach 30Minuten wachte mein rechtes Knie wieder auf und zwickte kurz, aber hatte zum Glück nicht all zu viel zu melden heute. Um die 10 voll zu machen lief ich eine Runde durch Playa Chiquita, wo es dann erfrischend regnete. Dann zügig nach hause, nur auf dem letzten km schwächelte ich etwas.
10km Pace 6'22... alles prima.
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283
Mittwoch

5:58Uhr, 21Grad, heftiger Wind. Lauf-ABC mit EB, 3 Einheiten auf 7km, Spitze war 3'12.
Schlauchte mich mal wieder ziemlich, aber nix tat weh oder so.

Endlich habe ich mich dazu durchringen können mich mal wieder für eine offizielle Wetzterei anzumelden.
Unser Ausflug in die Berge wirkt noch positiv nach und da am 30.April in jener Gegend im Rahmen der K42 Serie 10km/21km/42km Berg-Trails angeboten werden, fiel mir die Entscheidung jetzt nicht mehr schwer.
Ein 21er dürfte sich mit meiner sechsten Trainingswoche vertragen und jetzt bin ich natürlich schon voll aufgeregt...
:hurra:
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284
maccall hat geschrieben:Wanderung zum Pico Duarte, höchster Berg der Karibik, ca 3100m
Wieder so ein typisches, durchgeknalltes Maccall-Projekt - klasse durchgezogen und klasse berichtet. Glückwunsch an dich und die junge Dame. War sicher etwas Besonderes für euch, das gemeinsam durchzuziehen. Wenn ich da an die früheren Reaktionen meiner eigenen Sprösslinge denke:
"Och Mööönsch - ümmer wandern ... :motz: "

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

285
Donnerstag

Die Woche schreitet gnadenlos voran und die Kilometer wollen abgewetzt werden. 34Werktagskm sind es diese Woche.
Heute morgen war ich nicht wirklich in der Stimmung, aber zumal schon wach um kurz nach fünf. Also ab auf die Strasse. 12km sollten es schon werden, 17km habe ich diese Woche schon hinter mir. Dann brauche ich nur noch 5km morgen und mein Planziel ist erstmal wieder gesichert.

Mit Lämpchen gehts um 5:39 über den Strand, eine Runde duch Charamicos und ich spüre, daß ich mit der Atmung fast nicht nachkomme, obwohl ich nicht sonderlich Gas gebe. 3km und ein heftiges Stechen im rechten Knie. Nix überraschendes mehr und zum Glück ist es nach wenigen Schritten vorbei. Alles in allem bin ich ziemlich kraftlos heute.
Dann den steilen Anstieg hoch nach Los Cerros. Schaffe ich nach 100m nur noch gehend. Treppe zum Aussichtspunkt und weiter im Laufschritt den Buckel hoch, durchs Wurmloch wo mich die asozialen Hunde lautstark begrüßen.
Es geht bald wieder abwärts, was mir mittlerweile keine Probleme macht. Dann ganz unten wieder im Dörfchen bin ich ziemlich k.o. und sage mir "so, jetzt geht das Training los!"
So jage ich nochmal die komplette Camino Llibre Strasse hoch bis die Uhr 9km zeigt, lasse den Schweiß nur so sprudeln und drehe dann, ab nach hause. Vorm Supermarkt, der meist mein Ziel ist, stoppe ich bei bei 11,8km, es reicht einfach. Etwa 170Hm haben mir heute den Rest gegeben, Pace 6'49.

Gestern kamen meine neuen Laufschuhe, über ebay bestellt. Asics Equation8, damit hatte ich bereits gute Erfahrung gemacht und die Alten sind recht ausgelatscht. Zerlaufen sozusagen.
Leider fehlte bei einem die Innensohle. :confused:
Erst war ich etwas ratlos und reklamierte es halt mal beim Händler in der Hoffnung, daß sie mir vielleicht eine solche Sohle nachträglich schicken würden. Da ich noch Sohlen rumliegen hatte stopfte ich die mal rein, das ging notdürftig, zum Laufen aber wohl eher nicht geeignet.
Heute morgen stellte ich fest, der Händler hatte mir bereits ohne wenn und aber denn kompletten Kaufpreis erstattet, sehr erfreulich das ganze.
Das brachte mich gleich so in Kauflaune, daß ich mir ein Paar Salomon Wings Pro2 Trailschlappen bestellt habe. Im Decathlon hatte ich die letzten Sommer mal anprobiert, mich sofort verliebt, aber dann als zu teuer empfunden.
Nicht lange nachdenken und auf Buy now klicken!
Mit den Wegen, die ja immer holpriger werden, stehen die mir eigentlich auch zu! :nick:
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286
Donnerstag

Um 6:00Uhr schmeißt mich der Wecker heute aus dem Bett und ich mache pflichtbewußt etwas Gymnastik.
Ein Glück, daß es heute nur 5km sind, Bock habe ich überhaupt nicht, so wie die ganze Woche eigentlich nicht der pure Laufspaß war.

6:24Uhr auf der Hauptstrasse ertönt der Startpiep und ich wetze Richtung Camino Llibre, um dort ein paar Hm gut zu machen.
Es geht steil aufwärts und ich bilde mir ein locker aufwärts zu gleiten, was natürlich nicht ansatzweise klappt, immerhin quäle ich mich durch.
Eine kleine Welle, noch ein Anstieg und nach 2,5km kehrt Marsch, schwach und schlapp nach hause.
Unten auf der Hauptstrasse gelingt mir noch ein mäßiger Endspurt in der Ebene. Eine 5'40 er Pace über einige hundert Meter hatte ich schon länger nicht drauf. Überhaupt habe ich das Gefühl, daß ich langsamer geworden bin im Vergleich zum Vorjahr, bei all den Trail-und Hügelläufen, die ich in letzter Zeit mache.
Lediglich die Ausdauer hat etwas zugenommen.
Wobei ich hier auch nicht ganz sicher bin. Könnte auch sein, daß einfach die Leidensfähigkeit gestiegen ist. :confused:
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287
Sonntag
Kurz nach vier stehe ich lustlos auf und fange mit etwas Gymnastik an.
Am liebsten hätte ich mich gleich wieder hingelegt, aber dieser 26km-Lauf heute muß abgestrampelt werden, wenn ich überhaupt eine Chance haben will mein Ziel im Juni zu schaffen.
Noch vor 5Uhr gehe ich aus dem Haus, stopfe mir noch eine Banane und ein Stück Brot rein und wandere zur Sammeltaxi-Haltestelle um eine Fahrt nach Sabaneta zu bekommen. Von dort will ich ca 4km Landstrasse laufen um dann sozusagen von hinten in die Carretera El Choco einzubiegen und quer durch El Choco wieder nach Hause zu kommen.

Der Fahrer heizt gleich los wie ein Geistesgestörter und ruckzuck sind wir in Sabaneta, viel zu früh eigentlich, es ist noch komplett dunkel und meine Lampe habe ich nicht dabei. Etwas zaghaft laufe ich um 5:33Uhr los und versuche die Unebenheiten und Löcher der Straße zu erspähen. Wenige Fahrzeuge helfen mir die kommenden Meter abzuklären, ansonsten taste ich mich halt so vorwärts.

Am Ortsausgang dann plötzlich zahlreiche Hunde, die vor Häusern kauern und meinen mir nahe kommen zu müssen. An mein Stöckchen habe ich heute nicht gedacht, anschreien der Hunde hilft auch notdürftig, damit sie zurück weichen.

Endlich nach 4km und leichter Dämmerung erreiche ich die Einfahrt in den Feldweg El Choco. Ist er es? Bin ich blöd? Ich bin doch nicht zum ersten mal hier. Glücklicherweise kann ich einen Anwohner fragen, der gerade aus seiner Hütte kommt, ich bin richtig!

Schon ziemlich geschafft stolpere ich den steinigen Weg hoch und verfranze mich an der nächsten Abzweigung. Umdrehen und zurück nach 100m. Was ist los? Meine miserable Orientierung ärgert mich. Alles sieht so anders aus, deshalb fage ich bei jeder Gelegenheit nach der Richtigkeit der Piste. Immer wieder lege ich bei steilen Teilstücken oder Unsicherheit bezüglich der Richtigkeit Gehpausen ein. Trotzdem scheine ich richtig zu sein und trabe weiter aufwärts. Bis km13 geht es 330Hm nach oben. Endlich erkenne ich die Strecke wieder und weiß, die Hälfte ist geschafft. Von jetzt an geht es nur noch bergab, wenn auch gelegentlich in Wellen. Monkey Jungle passiere ich mit Erleichterung, noch einen km bis zu dem Haus wo Wasser verkauft wird.

Km14. Meine Vorräte sind bereits aufgebraucht, also erstehe ich drei Flaschen Wasser. Zwei davon fülle ich in meinen Rucksack, aus der anderen trinke ich etwas und schütte mir den Rest über Kopf, Arme und Beine. Nur noch bergab, aber ich fühle mich schon ziemlich verbraucht. Sind es die 32km, die ich diese Woche schon lief? Oder immer noch Pico Duarte Spätfolgen?
Obwohl die Sonne nicht durch die Wolken kommt wird mir ziemlich warm und der Weg zieht sich.
Villas Agua Dulce! Ab hier laufe ich auf Asphalt und es sind noch 6km. Noch eine Gehpause will ich mir nicht gönnen, obwohl es wieder kurz leicht aufwärts geht. Jetzt trabe ich nur noch und es fällt mir schwer. Tatsächlich, einen km vor Schluß gehe ich nochmal 50m, dann reiße ich mich wieder zusammen und schaffe die planmäßigen 26km. Etwa 900m schlendere ich noch nach hause und komme fix und fertig an.


Ich verstehe es nicht, aber bin wirklich am Ende. Warum derart ko? Keine Ahnung. In dieser Verfassung will ich in 7 Wochen 44,5km mit 900Hm am vierten Tag des 100km del Caribe schaffen? Unmöglich. Oder reißt das Gel es dann raus?

Anscheinend bin ich heute morgen zusätzlich beim Tappen im Dunkeln in ein ausgewachsenes Motivationsloch gestiefelt. Die 5. Woche meines Trainingsplan ist geschafft, aber wie ich die 39Wochenkm und dann den 21er Trail-WK mit 900Hm am nächsten Sonntag schaffen soll, ist mir ein Rätsel.

Warum kann ich nicht, wie urspünglich geplant 2 oder 3 mal die Woche 4km Laufen und gut is?
Ein Rückblick auf fast denselben Lauf im Juli letzten Jahres zeigt mir, daß ich damals 20Sek/km schneller war. Gut, damals waren es 22km, ich hatte nicht die 4km Anlauf, aber trotzdem. Einen richtigen Fortschritt kann ich da nicht erkennen.


Überhaupt! Wenn ich meine Bilanz ansehe:

Letztes Jahr 12Wochen Vorbereitung mit Ziel HM in Sub2. Wegen Krankheit ausgefallen, dann am folgenden Wochenende beim privaten Versuch kläglich gescheitert.

Danach die dürftige Vorbereitung zur 40km Bergüberquerung. Hat zwar Spaß gemacht, ich schaffte aber nur 28km und mußte dann gehen.
Und jetzt im Plan zum 100km del Caribe...Körperlich am Ende nach der 5. Woche und in einer tiefen Sinnkrise.

Einen einzigen Trost habe ich: Es tut mir nix weh, und damit stehe ich doch schon besser da als manch anderer hier im Forum.

Ich könnte also weitermachen, wenn ich nur wollte.... :gruebel:
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288
maccall hat geschrieben: Es tut mir nix weh, und damit stehe ich doch schon besser da als manch anderer hier im Forum.
Montag
Schrieb es und bemerkte einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter. Trotzdem beschloß ich, daß mich das nicht hindern würde, mich wenigstens noch 5km ab zu plagen. Somit würden morgen früh erstmal 8km reichen und ich könnte ne 1/2Stunde länger schlafen.

So fuhr ich zum Fußballplatz, wo die Kinder trainierten und quälte mich bei 29Grad 2,5km die El Choco-Strasse hoch. Dann wieder 2,5km runter und aus dem letzten Loch pfeifend kam ich am Auto an.
Die rechte Schulter schmerzte nur noch. Der Arm war kaum zu bewegen.
Gegen 8Uhr wollte ich nur noch ins Bett und merkte, es gab keine Position, in der die Schulter nicht schmerzte. Ob das wohl auf meine Klimmzugvorübungen zurückzuführen war? Richtige Klimmzüge schaffe ich ja eh noch nicht.
Egal, wie ich den Arm legte, nach wenigen Sekunden waren die Schmerzen kaum zum aushalten und ich machte mich nochmal auf den Weg zur Apotheke um Schmerztabletten zu kaufen.

Heute, Dienstag fühlt sich die Schulter etwas besser an, alle Gymnastik ist erst mal gestrichen, den Lauf heute morgen habe ich auch storniert, mal sehen wie es weitergeht.
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289
Hallo Gerhard,

ganz schön viel Quälerei gerade.

Zum einen:
> 100.000 Forumsteilnehmer zählen die Tage bis zu einem neuen fantastischen Laufbericht des Caribe-100er.

Zum anderen:
> Wenn es dieses Jahr nichts wird (und 'ne enge Nummer wird es auf jeden Fall), läuft er Dir nicht weg und kann nächstes Jahr noch bezwungen werden.

Manchmal ist es gar nicht so schlecht, dem Druck den Stinkefinger zu zeigen und mal ein paar Tage Pause einzulegen, selbst wenn man meint, dass von jedem Kilometer über Gedeih und Verderb entscheidet.

Take it easy.

Gee (der zwei Wochen vor seinem HM jetzt erst einmal an einen leichten Hexenschuss laboriert)

290
geebee hat geschrieben: Manchmal ist es gar nicht so schlecht, dem Druck den Stinkefinger zu zeigen und mal ein paar Tage Pause einzulegen, selbst wenn man meint, dass von jedem Kilometer über Gedeih und Verderb entscheidet.

Take it easy.

Gee (der zwei Wochen vor seinem HM jetzt erst einmal an einen leichten Hexenschuss laboriert)
Ganz in diesem Sinne....Gute Besserung auch!

Freitag
Nachdem ich mich die ganze Woche nur schlapp von Tag zu Tag rettete und jeder körperlichen Betätigung aus dem Weg geschlichen war, fühlte ich mich am Donnerstagabend etwas besser. Die Schulterschmerzen waren fast nicht mehr zu spüren und ich beschloß, am Freitagmorgen wenigstens mal einen 10er zu durch zu ziehen, bevor ich mich am Sonntag zum 21km Bergtrail wage.



Es wird jetzt bereits früh hell und um 5:53Uhr starte ich mit gemischten Gefühlen meine 2 geplanten Runden durchs Dorf. Immer schön in der Nähe bleiben, falls ich abbrechen muß.
Es geht zäh los und bereits nach wenigen hundert Metern will ich am liebsten links abbiegen und nach Hause gehen. „Wenn ich jetzt abbreche, dann war es das...“ sage ich mir und versuche weiter zu kämpfen.
Ein km ist fast rum, es kommen 2 Rechtskurven und dann zurück auf der Parallelstrasse.
Jede Querstrasse verlockt mich jetzt rechts abzubiegen und nach Hause zu gehen. Obwohl ich sehr gemächlich unterwegs bin mit 6‘35er Pace, schmerzt mir die Lunge und ich komme mit der Atmung kaum nach. 2km. Ich merke es geht nix... Dann bei der Querstasse, die direkt nach Hause führt kämpfe ich mich vorbei und bereue es gleich. Soll ich zurücklaufen und abbrechen?
Nein, bei der folgenden Querstrasse ist Abbiegen dran und nach wenigen Metern stelle ich fest, daß hier nur noch geschlurft wird, also breche ich nach 2,57km ab und spaziere geschafft Richtung Domizil.

Während die Beine vollkommen ok sind, fühlt sich mein Oberkörper restlos ausgelaugt an und ich habe Mühe meine Flasche in der Hand zu halten.
Der WK am Sonntag ist kein Thema mehr und auch mein Ziel im Juni hiermit ausser Reichweite, der Plan dazu ab sofort uninteressant.
Fürs erste mache ich garnix mehr und freue mich darauf am Sonntag mal einen entspannten Vormittag mit gemütlichem Frühstück mit den Kindern zu geniessen.
Der nächste Lauf findet statt, sobald ich eines Morgens frisch aufwache und Lust und Kraft zum Laufen habe!

Wie kommt es zu dem totalen Einbruch?

Ich bin ratlos, rätsele halt so rum.
Überlastung? Unterernährung? Burnout? Alter? Bakterien oder sonstige Parasiten? Psychische Probleme?
Ich weiß es nicht, vielleicht ein bissle von allem...
Erst mal bin ich raus hier, es ist Pause dran. Heute Abend gibt es zum Ausgleich ein oder zwei Erdinger, auch wenn die hier preislich nicht ganz in meinem Rahmen sind.


Meine neuen Trailschuhe Salomon Wings Pro 2 kommen heut Nachmittag an, so wurde ich benachrichtigt. :abwart:

291
Montag
Gestern Sonntag hatte ich bestens ausgeruht wollte ich heute mal schauen ob ich wenigstens noch einen 10er hinkriege. Da heute Feiertag war und um 7Uhr morgens Ebbe, bot sich ein Strandlauf in der aufgehenden Sonne in Cabarete an. Eine bessere Kulisse kann man sich kaum vorstellen. Hier hatte ich so viele tolle Läufe gehabt, wenn jetzt der Funke nicht zündet, dann weiß ich auch nicht mehr.
Nach wenigen hundert Metern Spazierens trabte ich schwerfällig los. Bei der ersten Kontrolle zeigte die Uhr 7’10....nicht wirklich spritzig. Zwar war Geschwindigkeit überhaupt nicht meine Absicht, trotzdem kam mir das doch sehr lahmarschig vor. Mehr ging allerdings zunächst nicht.
Immerhin ging 1km und 2km vorbei und ich dachte nicht ständig ans abbrechen. Dann ist das Ende der Bucht abzusehen und die Wende brachte erfrischenden Gegenwind. Geniessen konnte ich leider nichts von dem Lauf, da ich ständig nur mit mir selber beschäftigt war. „Tut hier was weh? Schaff ich es noch?“ Nachdem 5km geschafft waren fehlte nicht viel zum Ende der Bucht und wieder Wende. Einfach mal sehen was noch geht dachte ich, und jetzt ohne Gegenwind kam ich mächtig ins Schwitzen. 6km und ich ahnte, daß die 10 klappen könnten. Ohne irgendwas ausser mich selbst wahrzunehmen klappte es nochmals zum anderen Ende der Bucht und 2km zurück, 10km waren geschafft. Pace 6’36.
So richtig locker flockig war das nicht, aber wenigstens etwas.
Zuhause frühstückte ich und schlief 1 ½ Stunden. Danach gab es Mittagessen und ich schlief nochmals eine Stunde. Danach kam ich nicht mehr in die Gänge.
Normal ist das nicht. Sollte es sich diese Woche nicht bessern, werde ich mich mal auf irgendwelche Mängel bzw Zusätze in Form von Parasiten untersuchen.
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292
Freitag
Mal wieder einen 5er wagen wollen? Mit dem Gedanken legte ich mich schlafen und wachte kurz nach 6Uhr auf. Optimale Bedingungen: Genug Zeit um gegen 7Uhr wieder zurück zu sein. Hell war es bereits, klarer Himmel, 22Grad. Kein Stress, nix abkleben für die kurze Runde, Wasser brauche ich auch nicht, was will man mehr?
Um 6:20 starte ich und es geht besser als erwartet. Kein Gedanke ans Aufgeben nach dem ersten Kilometer, nur ziemlich ausser Atem war ich schon wieder.
Pacekontrolle: 5’55... eher schnell für mich. Trotzdem weiter, und ich merke bald, daß ich mit dem Atmen kaum mehr mitkomme. 2km sind rum und ich MUß drosseln. Beine sind absolut ok, aber die Lunge und der Oberkörper kommen nicht mit. Immerhin merke ich, daß die 5km drin sind, biege in die Schleife Playa Chiquita ein und kämpfe mich weiter. Tempo jetzt 6’20 bei km4 und das ist eher meine Welt. Am Ende des fünften km geb ich nochmal etwas Gas und beende die Runde mit einer 6‘05er Pace.
Den Heimweg spaziere ich gemütlich, froh, daß ich mich aufgerafft und durchgekämpft habe. Vielleicht geht es ja langsam wieder vorwärts, aber Ambitionen für längere Strecken habe ich im Moment überhaupt nicht mehr.
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293
Sonntag
Kurz nach 6Uhr war ich aufgewacht und kam zum Schluß, eine Runde mit 7km könnte kein Fehler sein. Ein bischen Bewegung, ja, aber mir mit einem längeren Lauf wieder den einzigen freien Tag versauen? Nein!
Noch im Bett liegend begann ich mit etwas Gymnastik der Füße und döste nochmal ein. :peinlich:


Das war noch vor wenigen Wochen anders. War einmal der Gedanke ans Laufen gefasst, rappelte es nur noch und ich war nicht mehr zu halten. Anscheinend bin ich geheilt.


Zweiter Versuch. Es ist bewölkt, recht warm, ich ziehe mir meine Laufklamotten und die ältesten Schuhe Asics Gel Stormhawk an, die eigentlich schon ausgemustert sein sollten. Für so einen kurzen Lauf dürften sie schon noch gehen.

Vorsorglich dusche ich mir den Kopf mit kaltem Wasser und los gehts. Wie üblich laufe ich schwerfällig los und biege bald nach rechts ein, den Weg hoch nach La Mulata. Der erste km geht recht pasabel, dann beim zweiten km merke ich wieder Schwächen im Brustbereich. Tempo 6’35 hält sich eigentlich im Rahmen. Ein kurzer knackiger Anstieg nach dem zweiten km, ich will fast gehen, aber schaffe es so. Noch ca 1,5km aufwärts, dann ist alles geschafft, sage ich immer vor mich hin.
Ziemlich keuchend komme ich oben am Wurmloch an und der Schleichweg durch die Büsche ist erstaunlich trocken, kein Schlamm heute. Das war eigentlich der Grund, warum ich die alten Schlappen anhatte. Aber ich stellte fest, daß ich total super lief in diesen Schuhen, es gibt eigentlich keinen Grund die aus zu mustern. Vermutlich empfanden nur meine geschundenen Füße während der Wochen mit den hohen km-Zahlen das so. Der vierte Pieps kam, und es ging nur noch abwärts. Jetzt ging wieder das Denken los...“so schlimm war es doch eigentlich nicht... eigentlich könnte ich nochmal das ganze zurücklaufen wenn ich unten angekommen bin, dann komme ich auf 14km...“ Papperlapapp! Ich will den Sonntag geniessen! :nono:

Bei ziemlich genau 7km komme ich unten an der Hauptstrasse raus und gebe nochmal ein bisserl Gas. Eine Pace von 5’45 halte ich einige hundert Meter durch, bevor ich dann bei 7,7km auslaufe.
Gut ausgepowert komme ich zu Hause an, jedoch ist der Lauf schnell weg gesteckt. Froh, etwas getan zu haben, aber immer noch den Sonntag vor mir, mache ich mich gegen 8Uhr an mein verdientes Frühstück.
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294
Dienstag
6:30Uhr ging es bei 23Grad zügig los. Eine Runde durchs Dorf, 5km sollte es werden und ich merkte bald, daß ich flotter unterwegs war als sonst. Beim ersten Piep war ich bereits leicht ausser Atem, aber trotzdem fühlte es sich gut an. Einmal Schnürsenkel zubinden, weiter und bei der ersten Kontrolle überraschte mich ein 5’55 auf der Uhr. Sehr erfreulich. Zu lange war ich in den letzten Wochen selbst kurze Distanzen mit 6‘40er Pace rumgekraucht.
„Mal sehen ob ich mal wieder eine 5er Pace für den gesamten Lauf schaffe.“
Bis 3km ging es bestens, immer so zw 5’55 und 5’40. Dann ließ die Kraft nach. „Mache ich die verkürzte Runde, 4km? Oder ziehe ich die Playa Chiquita Runde durch? Nee, 4km sind jetzt doch albern, also komplette Runde!“
Das Tempo ließ dann zeitweise etwas nach aber auf dem letzten km gab ich nochmal Gas, um die Sub 3:klatsch: sicher zustellen.

Es klappte dann auch, 5km in 29:31, endlich mal wieder ein Lichtblick.
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295
Donnerstag
Um 5:30 aufgewacht und wußte, es muß ein 7er her um nicht komplett abzuschlaffen. Trotz Lustlosigkeit, will ich wenigstens versuchen, mir ein Drittel meines bisherigen Wochenumfangs abzuringen, also 20WKm.
5km vom Dienstag waren erledigt, heute 7km, dann am Sonntag noch 8km, das scheint mir machbar.
Es war kühl und tröpfelte, das machte es etwas interessanter. Die kalte Kopfdusche vor dem Start ersparte ich mir daher und lief los um 5:59Uhr.
Erst auf der Hauptstrasse ins Zentrum, dann über den Strand nach Los Charamicos und kurz nach dem zweiten km kam wieder mal so ein Schwachpunkt, daß ich fast stehenbleiben wollte. Glücklicherweise geht es erst mal leicht abwärts, so konnte ich der Versuchung widerstehen.

Dann wieder Hauptstrasse, der steile Aufstieg nach Los Cerros, bis nix mehr geht, die Treppe zum Aussichtspunkt, dann wieder trabend aufwärts bis zum Wurmloch und die restlichen 2,5km nur noch bergab. Unten angekommen bei 6,5km hatte ich noch mal richtig Spaß daran ein bissle Gas zu geben, überlegte kurz ob ich verlängern sollte, aber nein... nicht gleich wieder übertreiben.

Insgesamt 7km /100Hm in 47:20.
Laufen unter Palmen

"You gotta keep on keepin´on." (Joe Dirt)

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296
Sonntag
Jo´s gestrige Einladung zu einem kurzen Läufchen um 6:20Uhr lies ich offen, stellte den Wecker nicht und wachte erst kurz vor 7Uhr auf.



Jetzt wollte ich aber doch noch was machen! Hoppla-hopp stürzte ich auf die Strasse mit 0,6l Wasser und war unterwegs Richtung Strand und hatte schon beim zweiten Km wieder dieses bescheuerte Gefühl aufgeben und nach Hause gehen zu wollen. „Zu Hause rumgammeln kann ich auch später noch“ mußte ich mir immer weismachen und stolperte weiter.
Der langgehegte Plan, mal wieder ein neues Wurmloch, einen Verbindungspfad zu finden, wo eigentlich keiner sein sollte, konkretisierte sich. Ich nahm die Hauptstrasse Richtung Sosua-Abajo, hatte bereits 4km hinter mir, der Verkehr war bereits lebhaft - und es war heiß. Ein Feldweg führte ziemlich steil bergauf und ich mußte schließlich gehen, wie fast immer, wenn ich bezüglich der Richtigkeit der Strecke nicht sicher bin. Dann wurde der Pfad, der bei GPSIES hier schon endet, immer schmaler und unscheinbarer, bis er schließlich an einem Stachdraht endete. An dem steilen Boden waren deutliche Spuren erkennbar, es hatten sich schon andere vor mir unter dem Stacheldraht durch gewurstelt, also weiter ein dünner Pfad schien nach rechts zu gehen ich folgte dem, um kurz darauf mal wieder im komplett überwucherten Boden im Gestrüpp fest zu stecken.

Scheiße, ich haßte es. Zurück war keine Option, denn ich wußte, daß diese Wildnis maximal 100Meter breit sein kann, danach würde ich auf eine Art Weg stoßen. 12Minuten brauchte ich für diese 100m, in denen man eigentlich nie den Boden berührte, man setzte den Fuß einfach immer auch irgendwelche Äste oder Blätter und rutschte mal tiefer, mal weniger tief runter. Gut, daß ich wenigstens Kompressionsstrümpfe an hatte, ein minimaler Schutz gegen die zum Teil stacheligen und kratzigen Büsche.
Heilfroh rannte ich wieder auf einem Grasweg weiter, als es geschafft war und zwängte mich bald durch das Tor zur Strasse, das solche Eindringlinge wie mich eigentlich fernhalten soll. Gut 5km hatte ich noch vor mir, das Wasser war aufgebraucht und die Sonne brannte heftig. Leicht bergauf ging es zunächst, dann zwängte ich mich durch das nicht mehr neue Wurmloch nach La Mulata. Von da an geht es nur noch 3,5km bergab, wenn auch in Wellen und ich brauchte Wasser. Bei den Villen, an denen ich vorbeilief war leider niemand zu sehen. Was mache ich? Vorbei an einem kleinen Laden, ich hatte kein Geld dabei. Noch 1km, dann kommt Jo´s Haus, die Rettung!
Ich rannte gleich vors Tor und rief: „ Jo, Guten Morgen, kannst du mir bitte Wasser geben?“
„Nein“ hörte ich nur und er kam mit breitem Grinsen, bereits frisch geduscht aus dem Haus und bat mich rein zu kommen. Eine erste Füllung schüttete ich auf Ex weg, ließ seine Frau nochmal nachfüllen, schlug die Einladung zum Frühstück aus und huschte gleich weiter, ab nach Hause.
Obwohl ich nicht sonderlich schnell war, bemerkte ich auf den letzten Metern wieder diese totale Kraftlosigkeit im Oberkörper, die mich verunsichert.
Zu Hause angekommen, nach 11,8km, saß ich noch eine Weile auf dem Balkon und war ausser Atem, als hätte ich einen Tempolauf hinter mir gehabt.

Immer wieder schaute ich mir die gelaufene Strecke am Bildschirm an und versuchte zu verstehen, wo dieser Durchgang sein könnte, falls es ihn denn wirklich gab. So beschloß ich, am späten Nachmittag mit dem Auto in die Nähe der vermuteten Stelle zu fahren um das Gelände ab zu wandern und das Wurmloch ausfindig zu machen!



Nachmittags um 17:00Uhr machte ich mich bei 31 Grad auf den Weg, um die Verbindung zu suchen. Nach ca ½ stündiger Wanderung wurde ich tatsächlich fündig und habe somit eine neue, sehr interessante, abwechslungsreiche 11,5km Runde mit Strasse, Strand, Trail, Hügel (120Hm).



Montag
War wieder ziemlich früh wach und hatte plötzlich wieder dieses Gefühl mich körperlich betätigen zu müssen. Dieses Gefühl hatte ich die letzten drei Wochen nicht. Mir war nicht ganz klar, ob ich mich freuen sollte oder nicht. Einerseits gut, wenn das jetzt wieder losgeht, würde es bedeuten, daß meine Leibesübungslaufbahn doch kein vorzeitiges Ende nimmt. Andererseits kommt dann wieder diese ständige Unruhe, abwechselnd mit dem Erschöpft sein und nicht ausreichend Schlaf bekommen.
Jedenfalls dämmerte es, das Wetter war gut und um aus dieser ewigen Gymnastik& Lauf –Routine mal auszubrechen, beschloß ich, einen Mini-, nein, einen Nano-Triathlon durchzuführen.
Setzte mich aufs Fahrrad, und dieses brachte mich mit Leichtigkeit die 1,3km zum Strand. Dort angekommen stürzte ich mich in die ruhigen seichten Wellen, schwamm (oder schwomm?)... egal, ich tat schwimmen! Einige hundert geschätzte Meter, dem GPS ist beim Schwimmen absolut nicht zu trauen. Danach wetzte ich 1km am Strand im weichen Sand und Sonnenaufgang auf und ab, spazierte zum Rad und strampelte zügig, jedoch mit weniger Leichtigkeit nach Hause.
Ein prima Start in den Tag!
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297
Dienstag
Morgens fuhr ich nach Puerto Plata, wo eine Reihe von Untersuchungen gemacht werden sollte, wegen meiner Schlappheit der letzten Wochen. Nach einiger Warterei und danach Unstimmigkeiten mit der Krankenkasse usw. verlor ich die Nerven, fuhr unverrichteter Dinge wieder nach Hause und kam zu dem Schluß, daß gerade diese Schlappheit vermutlich sowieso nur das Resultat einer Überlastung war.
Gleichzeitig kam der absolute Motivationsverlust und der innere Schweini gewann die Oberhand.
Meine damaliger Plan brachte mich schon ziemlich an meine Grenze der Belastbarkeit. Der Ausflug zum Pico Duarte und die darauffolgenden 60WKM im direkten Anschluß gaben mir den Rest.

Kurz nach 17:00 machten wir bereits Feierabend. Über der Stadt hing eine bedrohlich wirkende schwarze Wolkenfront und es gab nur noch eins für mich: Laufen.
So hastete ich nach Hause zog mich schnell um und war um 17:30 bereits unterwegs. Ich wählte die La Mulata-Runde den Berg hoch, immer in der Hoffnung, der Platzregen möge gleich losgehen.
Leider kam es nicht zu mehr als einem zaghaften Tröpfeln, und wenn ich bald klatschnaß war lag es nur an den 29Grad, die wir immer noch hatten.
Die Runde tat mit sehr gut, leider hatte ich kein Wasser dabei und erst ab dem 6. Km wurde ich mit etwas Nieselregen belohnt.
Es wurden 7,7km/100Hm, Pace 6’43, alles fühlte sich sehr gut an und ich war froh mal wieder aus der normalen Feierabendroutine ausgebrochen zu sein.

Mittwoch
Zeitig war ich aufgewacht und MUßTE Laufen. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich für Cabarete Strand. Der Wasserstand war günstig, also kletterte ich in mein Laufhöschen, mehr brauche ich da nicht, hüpfte ins Auto und stürzte los auf den Strand, bei 25Grad, Wolken und starkem Wind.
Das Laufen ging ganz prima, es ist einfach toll wenn man Lust zum Laufen hat und es dann tut. Ganz anders als wenn man halt losläuft weil der Plan es so will.
Die 5km vergingen ohne Mühe, ohne Gedanken ans aufhören vorbei.
Pace 6’18 und um 7Uhr war ich zu Hause.
Vermutlich habe ich meine Krise überwunden.
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298
Donnerstag
Direkt nach der Arbeit nach Sosua Abajo gefahren um erstmals dort meine Runden durch die “Townships” zu ziehen. Dabei wollte ich eine Flußüberquerung ausfindig machen, die ich auf der Karte nicht finden konnte.
Ich heizte gleich los in die Seitenstrasse rein und das Gewusel aus Mopeds, Fußvolk, sonstigen Vehikeln und Tieren ging mir sofort auf die Nerven. Der Lärm und Gestank machten es nicht besser. Zum Glück wurde es ruhiger, je weiter ich von der Hauptstrasse weg war. Tempokontrolle nach 600Metern: 5’45, uff kein Wunder war ich ausser Atem, aber ich wollte raus hier.
Dann kam ich an den Fluß und ein dürftiger Trampelpfad führte zunächst entlang, bald darauf kam ein Übergang, sogar aus einigen Betonplatten! Mission erfolgreich! Der Trampelpfad ging einige hundert Meter auf der anderen Seite des Flusses weiter. Zwei auf Eseln reitende Leutchen überholte ich und sie bestätigten mir, daß ich gleich wieder auf einen richtigen Weg kommen würde. Perfekt.
Mit einer ausgedruckten Miniaturkarte in der Hand versuchte ich meinen Weg zu checken und weiterhin eine Strecke zwischen den Häusern und Hütten hindurch zu laufen.
Unzählige Male fragte ich die erstaunten Leute vor ihren Hütten nach dem Weg und meine Anwesenheit schien ihnen besonders Freude zu bereiten. Abgesehen davon reichten die Sprüche und Kommentare alle paar Meter um den Fred der blöden ungefragten Kommentare restlos voll zu machen. Trotzdem hatte ich meinen Spaß bei 28Grad. Als ich dann wieder auf eine geteerte Strasse kam, war ich doch froh und hatte in etwa eine Vorstellung wo ich war, denn das Abgleichen mit meinem Plan war sinnlos. Zuletzt durfte ich nochmals über ein Flüßchen, kontaminiertes Abwasser besser gesagt, mit größeren Steinen im Meter-Abstand, und war wieder in Sosua Abajo. Mein Auto fand ich unversehrt vor nach 6,75km mit 100Hm und es hat mir ziemlich Spaß gebracht, dieser Lauf.
Zu Hause verfolgte ich nochmal meine Strecke auf dem Bildschirm und merkte, daß ich erstaunlich ähnlich, wenn auch nicht direkt, meine vorgesehene Route gelaufen war.
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299
maccall hat geschrieben:... Trotzdem hatte ich meinen Spaß bei 28Grad...
Diese Woche hatte ich auch mein erstes Läufchen bei 28′C in diesem Jahr, Spaß hat der so gar nicht gemacht. Aber schön, dass du wieder die Freude am Laufen findest :)

300
Freitag
Es war mal wieder an der Zeit was zu tun. Der letzte Lauf lag schon über eine Woche zurück. Just in dem Moment, als ich meine Motivation wieder gefunden hatte, bekam ich eine Erkältung und war einige Tage ziemlich ausser Gefecht.
Eine 4 oder 5km Runde müßte hoffentlich noch drin sein. Kurz vor 6Uhr spazierte zu meinem Startpunkt und holperte los, komplett eingerostet. Die ersten paar hundert Meter bestanden nur aus Zwicken, Stechen und Zurren in den Beinen. Es wurde dann besser aber ein Genuß war es nicht. Als ich an den Punkt kam, wo man sich für den 4er oder 5er entscheiden mußte, wollte ich mich doch noch etwas mehr plagen, was dann auch gelang. Kurz nach dem 4.Km meldete sich meine rechtes Knie mit dem obligatorischen Stich, der nach wenigen Schritten glücklicherweise immer verschwindet. Die 5km schaffte ich. Spaß machte es nicht und ich fühlte mich hinterher auch nicht besonders gut.
Bleibt die Hoffnung, daß es bald besser wird.

Samstag
Aufgewacht mit der lange nicht da gewesenen Nervosität: Laufen müssen!
Obwohl, wenn ich es mir genau überlegte, ging es mir weniger ums Laufen, sondern mehr darum, mal wieder durch die Hüttensiedlungen der Außenbezirke zu tigern. Neue Verbindungen zu finden, wo die digitalen Karten nichts verzeichnen, Trampelpfade, Schleichwege, Eselstrails und Wurmlöcher.
Laufen war da eher Mittel zum Zweck, man verschwendet weniger Zeit. Ich prägte mir nochmal mittels Google Earth die angepeilte Route ein. Übergoß mich mit Kaltem Wasser und sperrte die Tür hinter mir zu.
Um nicht unnötig Kraft im Vorfeld zu verschwenden, fuhr ich mit dem Auto bis Sosua Abajo, stellte es vor einem Möbelgeschäft ab und fetzte um 6:06Uhr bei geschätzten 25Grad los.
Nach wenigen hundert Metern bog ich in eine Seitenstrasse ein, die sich bald in einen holprigen Pfad verwandelte. Wenige Fußgänger waren bereits auf den Beinen und halfen mir immer mal wieder meine vorübergehende Orientierungslosigkeit in den Griff zu bekommen. An einem Bach lang, danach ging der Weg durch ein gepflegtes Gelände, dann durch einen Torbogen und ich war wieder auf einer Strasse. „Loma Bajito“ hieß die Siedlung, der erste Durchbruch war gefunden. Dann kehrte ich um, weil ich einen Trampelpfad gesehen hatte und den einen Hügel hoch laufen wollte, um vermutlich in eine Siedlung zu gelangen, die ich in der Internet-Karte gesehen hatte. „Villa Nazaret“ stand in großen Buchstaben über einer Kirche. Den Namen hatte ich bereits gehört, aber nie wußte ich, wo dieses Dorf sein konnte. Wieder was gelernt! Es gab dort sogar ein paar Autos, also mußte es wohl auch eine Zufahrt geben. Also weiter und auf der anderen Seite des Dorfs gab es eine Piste... die in die nächste Siedlung führte. Dort gab es sogar geteerte Wege und an einem Eck standen ein paar Leutchen rum und ich vernahm: „Du läufst aber weit...“ Eine bekannte Stimme! Der Hausmeister des Gebäudes, in dem mein Lädchen ist. Ich grüßte kurz und fragte wo ich war. „Villa Bethania“. Auch ein Ort, von dem ich bereits gehört hatte.
Weiter ging es bergab und der Weg wurde plötzlich immer schmaler und steiler und ich zwängte mich zwischen einer Mauer und mit Stacheldraht abgegrenzten Gärtchen, den steilen Lehmweg hinab. (Später entdeckte ich, daß es sich dabei um eine „Strasse“ bei Google Maps handelte.) Nicht mal mit dem Rad wäre man hier durch gekommen.
Mittlerweile hatte ich >3km hinter mir. Geplant waren 5km heute. Als ich die Strasse unten erreichte, bog ich bei nächster Gelegenheit wieder in eine Seitenstrasse, überquerte den Bach auf einer Fußgängerbrücke um dann die nächste Windung des Bachs durchlaufen zu dürfen. Einige Frühaufsteher halfen mir immer dabei, meine geplante Richtung bei zu behalten, dann führte der Weg nochmals durch den gleichen Bach und endlich kam ich auf einen asphaltierten Weg, der mir vage bekannt war, also konnte ich zügig zurück zum Auto laufen.
6,2km wurden es, 44,30Minuten und heute hatte ich Spaß an der kleinen Exkursion.
Auf dem Rückweg versuchte ich mich nochmal an die vielen Wege zu erinnern, die mich lockten aber denen ich widerstand. Vielleicht werde ich einige davon morgen mal dran nehmen, um zu sehen wo (und wie) man rauskommt. Diese Art der laufenden Ortserkundung über all die unverzeichneten Wege fasziniert mich gerade.

Dann fiel mir das passende Lied dazu ein: „Where the streets have no name“ von U2.
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