Wanderung zum Pico Duarte, höchster Berg der Karibik, ca 3100m
Vorsicht, hat nix mit LAUFEN zu tun.
Gründonnerstag gegen 18Uhr kamen wir (meine Tochter Leoni, 15, und ich) nach vierstündiger Autofahrt ins Landesinnere in
La Cienaga (1120m)am Rande des Nationalparks
Armando Bermudez an. Irgendein Offizieller erklärte uns gleich die Preise für die Tour. Ca. 2€ Eintritt zum Park, der obligatorische Führer ca 50€ für 3Tage und ein Lastesel, auch obligatorisch, die Häfte. Für alle Fälle nahmen wir noch einen Esel dazu, also waren wir mit etwa 100€ Startgeld dabei. Unser Essen für 3 Tage hatten wir dabei, daß man den Führer auch versorgen mußte, war mir entgangen. Mein Vorschlag, ihm 10€ für seinen Reis etc zu geben gefiel ihm gleich und so einigten wir uns auf Start am Freitagmorgen 8Uhr. Unser Zelt durften wir auf dem Balkon einer Holzhütte aufschlagen. Es kamen etwa noch 30 andere Wanderlustige zusammen, die auch in Zelten oder einfach im Schlafsack um die Hütte rum, bei für uns eisigen, geschätzten 14°C campierten.
Freitag
Gegen 7Uhr schaute Cesar (unser Führer) bei uns vorbei, er und seine Esel, bzw eher Mulis waren startklar. Wir hatten keine Eile, frühstückten, und packten uns warm ein.
Die meisten anderen waren schon gegen 5Uhr mit Stirnlampen losgezogen. Cesar schickte uns los und kümmerte sich um das bepacken der Tiere, so konnten wir lediglich mit Wasser auf dem Rücken den Weg beginnen. 17km und etwa 1900Hm lagen vor uns. Auf zunächst pasablen Wegen ging es durch Tropischen Wald und wir kamen auf leicht ansteigendem Gelände gut voran.
Nach 4km erreichten wir den ersten Stop, Cesar hatte uns mittlerweile reitend auf unserem Ersatzesel überholt und wartete dort auf uns, um unsere jetzt überflüssigen Winterjacken abzunehmen.
Er schickte uns weiter und würde wieder am nächsten Rastplatz auf uns warten.
Der Aufstieg wurde nun steiler, auf sandigem Boden mit Geröll wechselnd. Nach etwa 2Stunden bot sich erstmals ein Bick auf unseren Ausgangsort La Cienaga.
Von da an bestand die Spur aus Geröll, um es kurz zu machen, bis zu unserem Übernachtungspunkt
La Comparticion (2450m),den wir nach 7Stunden erreichten.
Nur kurzzeitig wechselten die losen, spitzigen Steine mit größeren schlammigen Pfützen ab, die man meist mehr oder weniger mühsam umgehen konnte.
Etwa 2 Dutzend andere Wanderer kamen entgegen, wenige Andere überholten wir. Trotz spektakulärer Ausblicke war es für mich der blanke Horror, die letzten Km dem Nachtlager entgegen, auf dem Geröll abwärts gehen zu müssen.
Nach einigen Fehlversuchen schafften wir es mit klammen Fingern (10°C?) das Zelt auf zu stellen und ruhten uns erstmal aus, während ich bei geschlossenen Augen nur Geröll an mir vorbeiziehen ließ. Es war nicht so sehr die Distanz oder der Aufstieg, was mich schaffte, sondern die ständige Konzentration auf Schritt und Tritt machte mich fix und fertig.
Gäbe es einen Service, daß man sich per Hubschrauber abholen lassen könnte, nur um diese Geröllstrecke nicht mehr zurück gehen zu müssen, 200 oder 300€ wäre es mir wert, dachte ich so vor mich hin.
Es fanden sich gut 50- 60 weitere Wanderer in La Comparticion ein, die sich in Schlafsäcken in die Hütte quetschten oder auch Zelte draußen aufbauten. Gegen 19 Uhr wurde es uns einfach zu kalt, wir hatten keinen Bock auf Geselligkeit, wir schlüpften in unsere Schlafsäcke löffelten unsere kalten Kichererbsendosen aus und begannen zu dösen.
Aufstieg zum Gipfel würde im Morgengrauen sein, machten wir mit Cesar aus. Schluß, Ende, ich war fertig mit der Welt.
Samstag
Mit wenig Schlaf auf der Habenseite schälte ich mich kurz nach 5Uhr aus dem Schlafsack um etwas Müsli zu zubereiten. Einige Gruppen waren schon gegen 4 Uhr losgepoltert. Bei geschätzten 5°C und mondheller Nacht, ließ sich die Dämmerung an dem klarem Himmel bereits ahnen. Cesar war sofort zu Stelle und war startklar. Er erklärte uns, daß wir jetzt nur das nötigste mitnehmen müßten, Aufstieg (5km/600Hm) und der Rückweg würden etwa 4Stunden in Anspruch nehmen. Wie immer schickte er uns vor...
Die ersten paar hundert Meter marschierten wir auf guten Trampelpfaden und dann ging der Aufstieg los, abermals auf
Geröll.
Stein für Stein schoben wir uns aufwärts und erste Frühstarter kamen entgegen, darunter 2Mädels mit
Stöcken. Das fand ich albern, aber bitte, wer’s braucht.
Nach 3,8km der letzte Rastplatz vor der Spitze. Wir stärkten uns nochmals mit Müsliriegeln, Cesar blieb hier und schickte uns zur Spitze. Auf teils gefrorenem Schlamm stapften wir aufi. Dem Gipfel entgegen. Der ist nur wenig höher als das Plateau drumrum und deshalb erst wenige Meter vorher zu erkennen. Niemand ausser uns war da und es war ein prächtiges Gefühl es geschafft zu haben!
Einige Fotos machten wir und es gab sogar Handysignal hier oben!
So verschickten wir Grüße und dann kam bereits eine weitere Gruppe von 5-6Leuten an und wir machten noch einige Bilder.
Abstieg!
Ein ungutes Gefühl hatte ich im Magen...nahezu 20km nur auf Geröll bergab...wie sollte ich das hinter mich bringen? Das Genörgel ging meiner Tochter wohl auf den Geist, sodaß sie irgendwann einen Ast nahm, ihn mir zu einem Stock zurecht richtete und in die Hand drückte. Und siehe da! Es funktionierte! Ich war begeistert. Kurz darauf fand sie noch einen, bearbeitete ihn kurz und ich fand mich plötzlich behändig wie eine Gemse den Abstieg mit zwei Stöcken meisternd. Wahnsinn! Was ich vor 2 Stunden noch albern fand, hatte ich jetzt kapiert. Ein Unterschied wie Himmel und Hölle. Das ständige Wegrutschen der Füße war jetzt halb so wild, ich konnte mich elegant mit den Stöcken abstützen. Genial.
Um 10Uhr waren wir an unserem „Basislager“ erreicht, wärmten noch 2 Dosen Ravioli am Feuer, packten Zelt und Schlafsäcke zusammen und machten uns gegen 11Uhr auf den Rückweg der mir jetzt nicht mehr große Sorgen machte.
Cesar schickte uns los und Leoni legte ein Tempo vor, das ich nur mit Mühe mithalten konnte. Wir wußten ja jetzt, was auf uns zu kam und mit den Stöcken sah die Welt plötzlich ganz anders aus.
Wir machten nur kurze Stopps um Wasser nach zu füllen, überholten mehrere Gruppen, wurden allerdings auch von einigen anscheinend Wahnsinnigen überholt, die den Geröllweg hinunter
rannten. Als wir das schlimmste hinter uns hatten und der Pfad harmloser wurde wechselte Leoni immer mal wieder in den Laufschritt und ich hechelte hinterher, ziemlich am Ende.
Dann 4km vor Schluß am Rastplatz rannte sie aufs Klo. Das war der Grund ihrer Eile! Völlig entspannt kam sie dann wieder und beschloß, die restliche Strecke auf dem Esel reitend zu bewältigen.
Cesar ging ein paar Meter und setzte sich dann eben auf den Lastesel mit den großen Satteltaschen. Die beiden zogen davon, und jetzt merkte ich erst, wie mich dieses Tempo geschafft hatte. Die ganze Anstrengung kam jetzt richtig raus und ich schleppte mich nur noch lustlos vorwärts, hoffend, daß die ganze Angelegenheit bald zu Ende sei. Einmal und nie wieder! Genau so hatte ich es den ganzen Rückweg allen verkündet, die wir trafen.
An einem Flüsschen holte ich die beiden wieder ein und wir zottelten gemeinsam in meinem Zeitlupentempo dem Ende zu, daß scheinbar nicht kommen wollte.
Die Brücke, die gleichzeitig die Grenze der Strecke war erlöste mich nach 6 Stunden und wir machten es kurz. Cesar bekam sein Geld und noch etwas Trinkgeld, wir notierten seine TelNr, für den Fall, daß wir mal jemand da hoch schicken wollten, wir stiegen direkt ins Auto und wollten einfach los nach Hause. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll und sehnte mich nach einer heißen Dusche und einem vernünftigen Essen.
Sonntag
Ruhetag, außer Hausarbeiten war nix dran und ich ertappte mich Nachmittags tatsächlich bereits dabei wie ich Überlegungen anstrengte, wie ich diese Tour nächstes mal besser bewältigen werde.
Unter anderem würden Stöcke dabei bestimmt eine Rolle spielen...
Leider ließen sich keine weiteren Fotos hochladen, evtl hole ich das noch nach...