[font=&]Zunächst hielt ich das alles für Zufall. Aber jetzt, mit einem gewissen Abstand, nicht mehr. Nein, das war kein Zufall, sondern schicksalhafte Fügung! Da hat sich offensichtlich ein jahrelang unterdrücktes Verlangen unbewusst Bahn gebrochen. Nun muss ich das erstmal verarbeiten und sehen, wie ich damit klar komme.[/font]
[font=&]Angefangen hat es damit, dass ich schnurstracks die Damen-Umkleide in Beschlag nahm. Obwohl: so betrachtet ist das natürlich auch wieder Unsinn. Schließlich bin ich ja nicht losgefahren, um mich umzuziehen. Nein, eigentlicher Auslöser war natürlich die Absicht zu laufen. Das Umziehen war nur Mittel zum Zweck. Wobei: in der Umzieherei ballte sich schließlich die ganze Dramatik dieses Ereignisses.[/font]
[font=&]Aber bevor nun jemand feststellt: „Mann, der Typ ist ja völlig durcheinander! Total wirr das Ganze“, fange ich lieber nochmal von vorne an. Und angefangen hat es mit Zielen. Wenn man im zarten Alter von 20 oder 30 läuft oder auch wenn man mit 40 oder 50 einsteigt, sind oft Bestzeiten Motivator und Ziel zugleich. Wenn man dann eine Weile dabei ist, ist das Thema irgendwann ausgelutscht, weil nicht mehr steigerungsfähig, und man verliert die Lust oder sucht neue Herausforderungen. Manche machen dann nix mehr, andere laufen immer länger (und immer langsamer), einige tummeln sich vermehrt in Foren, auch die Betätigung als Anfänger-Fänger scheint seinen Reiz zu haben, und wieder andere machen, naja, noch etwas anderes.[/font]
[font=&]Ich selbst habe mich mit Erreichen einer neuen Altersklasse darauf verlegt, die Kreisrekorde etwas aufzuhübschen. AK-mäßig, versteht sich! 1.000 m, 1.500 m und 10.000 m stehen noch aus. Letzt genannte Distanz hätte sich bei einer Bahnserie in der Nähe angeboten, aber nur 1 ½ Wochen nach einem hügeligen Marathon in der Eifel kam mir das etwas zu früh, die Regenerationszeiten werden so allmählich eben doch länger. Die 1.500 m, die ebenfalls im Programm standen, dünkten mich da geeigneter, ist doch die Belastung nicht gar so hoch. Also meldete ich mich an und packte tags darauf meine Sachen.[/font]
[font=&]Am Orte des Geschehens angekommen, stiefelte ich wie schon erwähnt auf eine Umkleide zu, die halt so schön offen stand, deponierte dort meine Tasche, ging zur Laufbahn zurück und sah erstmal entspannt zu, wie jüngere und auch manch ältere Läufer beiderlei Geschlechts mit hoher Geschwindigkeit und läuferischer Eleganz über Distanzen zwischen 100 und 400 m huschten. [/font]
[font=&]Nach einer Weile dachte ich, es sei an der Zeit, mich vom Outfit her den aktiven Athleten anzupassen, und bewegte mich auf die Umkleide zu, in der ich meine Tasche zurück gelassen hatte. Diesmal war die Tür geschlossen, und die plakative Aufschrift „Damen Umkleide“ ließ mich innehalten. Schließlich wollte ich keinen Aufstand auslösen durch Beförderung des Gerüchts, ein Unhold treibe hier sein Unwesen.[/font]
[font=&]So stand ich also vor der geschlossenen Tür in dem vollen Bewusstsein, dass meine innen befindliche Tasche oder besser die wiederum dort innen eingelagerten Bekleidungsteile für mein heutiges Vorhaben eine zentrale Bedeutung hatten. Glücklicherweise machte ich auf eine den begehrten Raum aufsuchende Dame mittleren Alters nicht den Eindruck eines lüstern vor der Tür harrenden Sittenstrolches, und sie half mir, das gute Stück wieder in meinen Besitz zu bringen.[/font]
[font=&]War das nun Zufall, dass ich in der Damen-Umkleide gelandet war? Nee, bestimmt nicht![/font]
[font=&]Ich suchte einen Raum auf, der nicht als für das weibliche Geschlecht reserviert ausgewiesen wurde. Ich packte meine Laufbekleidung aus. Ich legte die Teile nebeneinander auf die Bank. Ich wies mein Unterbewusstsein an, endlich Ruhe zu geben; mein Unterbewusstsein, das mich mahnte, irgendein Detail sei nicht stimmig. Ich entschuldigte mich bei meinem Unterbewusstsein, als ich erkannte, dass es Recht hatte: Ein Detail war nicht stimmig, ein wesentliches Detail: Die Laufhose fehlte. Leicht panisch kippte ich den kompletten Inhalt aus: Fast alles war doppelt und dreifach vorhanden, nur eines nicht: keine Lauftight, keine Laufshorts. [/font]
[font=&]So ein Teil ist aber, wiederum um dem Eindruck des in eine Gemeinschaft unbedarfter, sportlich sich betätigender Athleten eingedrungenen Unholds auszuweichen, von beweiskräftiger Bedeutung. Einen Sekundenbruchteil dachte ich daran, in Laufunterhose das Stadionrund zu umlaufen, aber dann fiel mir eine lange zurückliegende Episode ein. Es war einer meiner ersten Marathons, und damals meinte ich noch, Auslaufen danach gehöre dazu. Mein Sohn, noch sehr jung und stolz auf seinen Vater und es ihm gleichtun wollend, hatte sich in den Kopf gesetzt, mich beim Auslaufen zu begleiten. Ihn in seinem Vorhaben unterstützend, aber in Ermangelung einer Sporthose tröstete ich ihn: „Na, dann läufst du eben in der Unterhose mit, das merkt sowieso keiner.“ Kaum waren wir unterwegs, als ein Gör sich erdreistete, laut zu grölen: „KUCK MA! DER HAT JA NE UNTERHOSE AN!“ Da war mein väterliches Überzeugungsvermögen aber gefragt! Ne, in Unterhose würde ich heute nicht laufen![/font]
[font=&]Aber 40 km für popelige 1.500 m ganz umsonst gefahren? „Hast du keine, leih dir eine!“, fiel mir als Lösung ein. Also haute ich einen Bekannten an: „Hasse ma ne Hose?“ Der war aber nur zum Zugucken da und hatte nix dergleichen dabei. Pech! Verdammt, wo krieg ich nun eine Laufhose her? Und dann wurde ich gewahr, dass sich gerade eine mir bekannte Läuferin näherte. „He, sag mal, du hast nicht zufälligerweise eine zweite Hose mit dabei, oder? Ähm, ja, ich, ich habe nämlich dummerweise meine vergessen.“ „Doch, hab ich. Aber im Auto.“ – Göttin sei Dank! Sie sich angemeldet, wir zu ihrem Auto gejoggt, Hose geholt! Klar, passt! Glücklicherweise bin ich eher schlank gebaut! Nun startete ich also als Bernhardine. Ich überlegte noch kurz, ob ich wegen einer Slipeinlage nachfragen sollte, aber ich verzichtete auf dieses Utensil und zog meine eigene Laufunterhose unter die weibliche Leihhose.[/font]
[font=&]War das nun Zufall, dass ich an eine Damenhose geraten war? Nee, bestimmt nicht![/font]
[font=&]Viel Zeit blieb nun nicht mehr zum Einlaufen. Doch, für mich doch noch ein bisschen mehr, denn es gab insgesamt 3 Läufe über 1.500 m, und ich war dem dritten, dem letzten und langsamsten zugeteilt. 1.500 m laufe ich kaum. Vor 10 Jahren hatte noch eine 5:00 zu Buche gestanden, vor 5 Jahren waren es 5:12 gewesen, und so hatte ich als Zeit für heute 5:20 angegeben, was mir durchaus realistisch schien. Ergo landete ich im dritten Lauf. Mein Minimalziel war der alte Kreisrekord von 5:27,7 min, und die Uhr hatte ich auf Piepsen alle 43 Sekunden für je 200 m eingestellt, das entsprach einer Endzeit von 5:22,5 min. Dummerweise kann man an der Uhr immer nur ganze Sekunden einstellen.[/font]
[font=&]An der Startlinie sah ich mich eingekesselt von jungen Damen, und schon ging es im Pulk los. Eine schnelle Läuferin mitteljungen Alters übernahm sofort die Spitze und enteilte um einige Meter, ich dahinter im Damenpulk. Mit meiner Frauenhose passte ich da ja auch irgendwie hinein – als eine Art ältere Gouvernante oder Mrs. Doubtfire sozusagen.[/font]
[font=&]Laufen auf einer Tartanbahn macht einfach Spaß. Vor 2 Wochen hatte ich mal einen 1.000 m-Test auf der heimischen Aschenbahn gemacht. Im Vergleich dazu lief es sich heute federleicht. Natürlich trug auch die Tatsache dazu bei, dass ich nicht allein gegen die Uhr lief, sondern quasi umrahmt von meinen „Laufschwestern“ meine Bahnen zog. [/font]
[font=&]Um später die Zwischenzeiten analysieren zu können, drückte ich jeweils am Ende der Geraden die Uhr, also nach 100 m, 300 m etc., während mir das Piepsen weitere 100 m später am Ausgang der Kurve signalisierte, ob ich auf 5:22,5-er Kurs war. Anfangs lief das auch gut, ich war ein klein wenig schneller als die Zeitvorgabe, aber dann schien mich das flüssig-flotte Lauftempo und das Mitschwimmen im reinen Damenpulk – der einzige „richtige“ Mann hatte schon lange die Segel gestrichen – einzulullen, jeweils gab der Timer sein Piep-Signal zunehmend früher vor der leicht geschwungenen weißen Linie, die die 100-er Grenze markierte. Das war nicht so gut, und so beschloss ich, 500 m vor dem Ziel lieber noch eine Schippe drauf zu packen.[/font]
[font=&]Gesagt, getan! Das brachte mich dann auch gleich einen Platz voran auf die dritte Position, und 250 m vor dem Ziel hatte auch die mitteljunge Frontläuferin ihr Pulver verschossen, so dass ich im Schlepptau einer „Mitschwester“ vorbeizog und auf der Schlussgeraden nochmal im Endspurt die letzten Reserven rausballerte. Der Abstand zu meiner Vorläuferin verringerte sich noch etwas, aber am Ende löste ich doch als 2. dieses Laufes die Lichtschranke der Messanlage aus und war zufrieden. [/font]
[font=&]Die ersten 4 Plätze nahmen „wir Frauen“ ein, wenn ich das jetzt mal so sagen darf, getrennt durch ganze 3,6 Sekunden, und auch hinter dem ersten Mann auf Platz 5 – dieser schon mit weiteren 11,7 Sekunden, also ca. 50 m Rückstand – folgten bis Platz 8 weitere Vertreter des weiblichen Geschlechts. Meine offizielle Zeit wurde mit 5:19,83 min gemessen. So falsch lag ich mit meiner Einschätzung folglich nicht. Der alte M65-Rekord ist somit geknackt. Allerdings (grübel, grübel): Kann ich das angesichts neuester Erkenntnisse nun noch in der M65 verbuchen, oder muss ich mich um Eintrag in der W65 bemühen? Eine schwierige Frage![/font]
[font=&]War das nun Zufall, dass ich eingerahmt von holder Weiblichkeit ins Ziel gelaufen bin? Nee, bestimmt nicht![/font]
[font=&]Die Leihhose gab ich natürlich zurück, werde mich aber intensiv mit der Frage meiner Identität beschäftigen müssen. Noch ist das alles so verwirrend für mich. Ich werde genau beobachten müssen. Ist die Tatsache, dass ich mit Brustgurt laufe, vielleicht nur einem unterdrückten Verlangen nach Verhüllung der Brust geschuldet, also als BH-Ersatz? Ich werde demnächst auch darauf achten, ob ich wie bisher im Stehen pinkele oder ob mich ein unwiderstehlicher Drang zum Sitzen packt, wenn die Blase Erleichterung verlangt. Jedes Indiz kann zur Identitätsfindung wichtig sein. Moment mal: Warum habe ich mich gegen den letzten Shopping-Anfall meiner Frau nicht heftiger gewehrt? Empfand ich etwa gar heimliche Lust? Und woher kommt der Kratzer hinten am Auto? Ist mir das beim Einparken passiert? Was ist mit…?[/font]
[font=&]Bernd[/font]
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Alter Macho! Und Gratulation zum neuen Kreisrekord und zur Superzeit!burny hat geschrieben: Moment mal: Warum habe ich mich gegen den letzten Shopping-Anfall meiner Frau nicht heftiger gewehrt? Empfand ich etwa gar heimliche Lust? Und woher kommt der Kratzer hinten am Auto? Ist mir das beim Einparken passiert? Was ist mit…?
Gruß vom NordicNeuling
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Gratuliere!
Der Unterschied zwischen Damen- und Herrenhosen ist mir übrigens nicht ganz klar, ich bin eigentlich alle meine Marathons in den letzten Jahren mit einer knallroten Short gelaufen die ich einmal als "unisex" bezeichnen würde, aber die meine Elisabeth einmal in einem Anfall sportlichen Ehrgeizes erstanden hat (und dann unbenützt weggepackt als der Anfall erfreulich schnell vorüber war)
Der Unterschied zwischen Damen- und Herrenhosen ist mir übrigens nicht ganz klar, ich bin eigentlich alle meine Marathons in den letzten Jahren mit einer knallroten Short gelaufen die ich einmal als "unisex" bezeichnen würde, aber die meine Elisabeth einmal in einem Anfall sportlichen Ehrgeizes erstanden hat (und dann unbenützt weggepackt als der Anfall erfreulich schnell vorüber war)
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
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Bernhardine, du alter Haudegen! Glückwunsch!
Gebe zu, ich hab schon ungeduldig und fingertrommelnd gewartet - du hattest bereits vor einiger Zeit angekündigt, dir ein paar Kreisrekorde vorzuknöpfen. Weitermachen. Einfach grandios!
Ich hoffe, die Dame war so clever und hat sich das gute Stück von dir signieren lassen.
Und was die Umkleiden angeht: Nur keine Scheu. Bin selber letzte Woche erst in die Männerumkleide gelatscht. ;-)
Gebe zu, ich hab schon ungeduldig und fingertrommelnd gewartet - du hattest bereits vor einiger Zeit angekündigt, dir ein paar Kreisrekorde vorzuknöpfen. Weitermachen. Einfach grandios!
Ich hoffe, die Dame war so clever und hat sich das gute Stück von dir signieren lassen.
Und was die Umkleiden angeht: Nur keine Scheu. Bin selber letzte Woche erst in die Männerumkleide gelatscht. ;-)
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Nein, nein, das war schon eine ganz normale.cappucino15 hat geschrieben: Ich hoffe, die Hose war pink mit Blumenmuster oder so![]()
Nun denn, voilà!cappucino15 hat geschrieben:Bilder sehen will!!!!
Bernd
13
da scheint ein Busen zu sein zwischen den großen Zehen
12.05.2007 / 12.05.2012 / 09.04.2013 / 27.05.2017
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
__________________________________________
BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx
...an Tagen wie diesen, wünscht man sich Unendlichkeit
An Tagen wie diesen, haben wir noch ewig Zeit
In dieser Nacht der Nächte, die uns soviel verspricht
Erleben wir das Beste, kein Ende ist in Sicht
(Toten Hosen)
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BIG 25 Berlin 2015 HM 2:14:xx
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Wenn schon, dann Macha!NordicNeuling hat geschrieben:Alter Macho!
Da bin ich sehr schmerzfrei. Was sollte dagegen sprechen? (Ich würde im Gegenzug auch meine eigenen Bekleidungsstücke anbieten., wenn Not an der Frau wäre.)taeve hat geschrieben:Die Chuzpe, die holde Weiblichkeit um eine Laufhose anzugehen, hätte ich eher nich gehabt.
...war auch zumindest in diesem Fall gering. Einziger Unterschied: Etwas kürzer und enger geschnitten.GeorgSchoenegger hat geschrieben: Der Unterschied zwischen Damen- und Herrenhosen ist mir übrigens nicht ganz klar,
Ich hatte angeboten, die Hose mitzunehmen und dann frisch gewaschen zurückzugeben. Wurde abgelehnt. Allerdings bin ich nicht so vermessen anzunehmen, dass sie nun als unverändertes Untensil quasi ausgestellt wird...Lilly35 hat geschrieben: Ich hoffe, die Dame war so clever und hat sich das gute Stück von dir signieren lassen.
Bernd
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Selten so gelacht...burny hat geschrieben:[font=&]Zunächst hielt ich das alles für Zufall. Aber jetzt, mit einem gewissen Abstand, nicht mehr. Nein, das war kein Zufall, sondern schicksalhafte Fügung! Da hat sich offensichtlich ein jahrelang unterdrücktes Verlangen unbewusst Bahn gebrochen. Nun muss ich das erstmal verarbeiten und sehen, wie ich damit klar komme. (...)[/font]
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Soooooo geil 
...und Glückwunsch !

...und Glückwunsch !
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Gabelstapler Glukose // Wie man NICHT auf Sub3 trainiert // GeckoanalysisDie bekanntesten FORENBANANEN // Guter Laufstil vs. schlechter Laufstil
Ewige Bestenliste Saison 2016/2017 : 5km: 19:24 ---- 10km: 40:20 --- HM: 1:29:02 --- M: 3:25:52
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