Nun, mit den Erwartungen ist es im Grunde bei mir noch nicht mal so weit her, glaube ich zumindest. Ich hatte mir nun mal vorgenommen, meine 5 monatige Ausbildungszeit in Monschau rumzukriegen. Ursprünglich wollte ich sogar gute Noten schreiben - das das nichts wurde, ist noch nicht weiter schlimm. Dann eben nur weniger gut. Was mich dabei so ärgert, ist das es besser hätte klappen müssen, aber meine Prüfungsangst hab ich oft genug nicht in de Griff bekommen und sass da vor der Klausur und wusste nichts mehr. Einige Klausuren sind deshalb daneben. Es liegt auch nicht am fehlenden Wissen - im mündlichen Bereich habe ich das wieder wettgemacht, was ich im schriftlichen verbockt hab. Nur leider, und das erhöht meinen Stress für die nächsten 2 Monate - zählt einzig und allein das schriftliche Ergebnis der Prüfung. Und davor grauts mir jeden Tag mehr.
Zwischen Monschau und Arbeitsbeginn hatte ich eigentlich Urlaub...da wollte ich dann wegfahren - den Urlaub machte ich dann in meinem neuen Büro und die neue Liebe hat sich gerade sehr passend zu diesem Moment wieder von mir verabschiedet. Von dieser Beziehung hatte ich nicht allzuviel erwartet. Ich wollte mich sowieso auf meinen neuen Job vorbereiten - eine neue Partnerschaft sollte dann auch nicht zu fordernd sein. Es kam dann doch anders - es wurden die Hoffnungen, die er mir machte, dann bitter zerstört.
Es folgten harte Wochen mit Arbeitstagen von meist um die 10 Stunden - auch am Wochenende. Das hatte ich erwartet, es machte mir zum einen aber auch nichts aus, weil ich festgestellt habe, dass ich meine neue Arbeit wirklich gern mache und zum anderen brauchte ich mir nicht Gedanken um die kurze Beziehungsphase zu machen. Das war praktisch.
Nur während all der Monate hatte ich dann den Kontakt zu Freunden beinah verloren - es blieb bei kurzen telefonischen Kontakten, ein Besuch war da kaum drin.
Das war nicht weiter tragisch, dachte ich zumindest, Freundschaften, die seit der Kindheit bestehen, werden das schon aushalten. Naja, wohl eher nicht so, wie sich jetzt herausstellte.
Seit November ist meine Phase der Arbeit allerdings vorbei....seitdem kann ich lernen und lernen und lernen. Hab ich auch gemacht. Dabei dann festgestellt, dass ich es eigentlich kann. Ich kenne die Bestimmungen, nach denen ich mich zu richten habe...nur irgendwie komme ich immer sehr oft zu anderen Ergebnissen als die Musterlösungen vorgibt. Also hoffe ich einfach mal, dass es schon irgendwie läuft.
Derweil die Kontakte zu den Freunden wieder geknüpft, dabei erfahren, dass es gleich zweien gesundheitlich sehr mies geht Der eine hat einen nicht mehr zu operierenden Gehirntumor, der andere eine Krankheit, die ich nicht kenne, ich weiss nur, dass es eine Virusinfektion ist, bei der gesunde Zellen aller Art zerstört werden - er liegt nun im künstlichen Koma, weil er nicht mehr selbstständig atmen kann...die Organe werden auch zerstört. Anfang des Jahres beging jemand Selbstmord - jemand, mit dem ich des öfteren meine Runde um die Regatta lief. Bei ihm wusste ich, dass es ihm nicht gut ging, ich hatte mich noch oft gefragt, ob ich ihm nicht hätte helfen können. Alles das fand ich dann sehr belastend.
Gesundheitlich gesehen ging es mir auch nicht so dolle..aber für eine umfassende Untersuchung hatte ich mir keine Zeit genommen und so blieb es bei der vorläufigen Diagnose, dass mein Herz etwas unrund tickt. Das ist manchmal zwar ein wenig schmerzhaft, aber aushaltbar.
Einzig und allein aus läuferischer Sicht gibt es da Pluspunkte zu verzeichnen - nach meiner Laufpause des Sommers, steigerte ich meine Leistungen wieder. Ich kann zwar noch nicht so lange Strecken laufen wie letztes Jahr und die auch nicht so schnell, aber es macht mir Spaß. Da ich jetzt ja ausser Lernen nichts weiter tun muss, hab ich Zeit dafür - allerdings auch Zeit, viel zu viel davon, um mein Leben zu überdenken, Ziele ins Auge zu fassen und zu überlegen, ob alles so, wie es ist, für mich gut ist.
Mittenrein in diese Zeit der Grübeleien tauchte der Beinah-Partner des Sommers wieder auf und wir verliebten uns wieder neu.Ich freute mich, die Welt schien für einen kurzen Moment in Ordnung. Das war noch in diesem Monat. Wir planten mal wieder einen Urlaub, im März hab ich ja erstmal frei, bevor ich mich in die Arbeit stürze. Ein Traum von mir, den ich seit nunmehr 12 Jahren habe, bisher aber noch nie verwirklichen konnte, sollte sich endlich mal erfüllen.
Das steht aber schon wieder auf der Kippe...
Und das alles und noch viel mehr, was aber definitiv nicht mehr hier hineingehört, habe ich mir in den letzten Tagen so überlegt...und der Frust überrollte mich, ich rief der Reihe nach meine Freunde an. Nur hatte niemand Zeit und/oder Lust. Und so kam es dann gestern zu meinem persönlichen seelischen Super-Gau, als dann auch noch meine Eltern mir keinerlei Verständnis entgegen brachten.
Erwartungen? Selbst wenn man nur wenige hat, und völlig frei machen davon kann sich wohl niemand, und diese dann auch noch enttäuscht werden, da ist schon unter normalen Bedingungen nicht einfach mit umzugehen. Wenn man dann noch unter Stress in anderer Hinsicht steht, so wie es gerade empfinde, dann knallt es eben mal wie bei Überdruck eines Dampfkochtopfs...und genau das ist gestern bei mir passiert.
So, das wollte ich dann nochmal loswerden. Jetzt gehts mir noch ein Stück besser.
Ich danke allen, die mir hier "öfffentlich" ihr Ohr geliehen haben und ganz besonders denen, die mich mit ihren PM`s aufzumuntern versuchten. Ihr habt mir damit wirklich sehr geholfen.
Lieben Gruß von flinki
Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können,
wenn man weiß, daß man an seiner Stelle lügen würde.
Henry Louis Mencken