es ist mal wieder Zeit für ein neues Laufabenteuer. Und damit auch für ein neues Tagebuch. 2018 bin ich meinen letzten langen Wettkampf gelaufen, die 100 Meilen von Berlin, danach verhinderten meine familiäre Situation sowie Corona die Teilnahme an weiteren Veranstaltungen.
Wer mein Geschreibsel hier ein wenig verfolgt, danke sich jetzt vielleicht: "Herr nachtzeche, du bist schrecklich inkonsequent. Dich scheint dein Geschwätz von gestern auch nix mehr zu scheren, hm?". Denn ich zitiere mich mal selbst, aus dem Eröffnungspost meines "Mein Weg ohne Ziel"-Tagesbuchs:
Und das war der Plan, wirklich. Mit meiner Frau abgestimmt, und es ging und geht mir damit wirklich gut. Klar, ich würde mich freuen, ein solches Projekt mal wieder anzugehen, aber die wettkampffreie Zeit hat mich nicht traurig gemacht, das war und ist wirklich gut so. Ich habe für 2022 sogar gar keinen Wettkampf geplant, auch nix kürzeres, nur ein paar Sololäufe von 50-70 km. Alles gut.Allerdings gingen die Überlegungen dann weiter. kann ich es in dieser Lebensphase verantworten, mich auf Wettkämpfe von 100 Meilen und mehr vorzubereiten? Diese langen Kanten sind meine Leidenschaft, aber die Vorbereitung dauert jedes Mal 2 Jahre und mindestens ein Jahr davon ist sehr zeitintensiv. Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen: nein, das ist jetzt nicht die Zeit. Ich werde in absehbarer Zukunft keine 100 Meilen mehr laufen, nicht über die Tortour nachdenken, nicht nach Sparta fliegen, und auch keine 24 Stunden im Kreis laufen.
Aber wie heißt es so schön? Erstens kommt es anders...
Im November bin ich in Wuppertal alle Aldis abgelaufen. Eigentlich als Wettkampf geplant, wurde dieser dann vom Veranstalter kurzfristig abgesagt. Gut, mache ich es halt alleine. Das fand Oli, der Veranstalter, wohl echt witzig, so dass er mir im Nachgang einen Freistart bei einem seiner Tages-Events geschenkt hat. Und beim Stöbern auf seiner Homepage war schnell klar, dass von Art und Zeitpunkt her nur ein Lauf im Rahmen des "Heidi 222" in Frage kommt: Anfang September, auf dem Heidschnuckenweg, in Richtung Hamburg. Neben der kompletten Strecke über 222 km werden auch 100 Meilen, 100 km und 60 km angeboten. Cool, 100 oder 60 km, das würde ja noch in die Vorgabe passen. Unsicher, welche Strecke ich wählen soll, entspinnt sich am Abendessentisch an einem Mittwoch im November folgendes Gespräch zwischen meiner Frau und mir. Vorhang auf:Ich: Ich habe einen Freistart gewonnen. Bei dem HEIDI würde das gut passen. Schau mal hier, welche Strecken es gibt. Was denkst du: 60 oder 100 km?
Sie: Lass mal sehen... hey, da gibt es ja auch noch längere Strecken. Wow, sogar über 200 km...
Ich : Ja, genau
Sie: Warum denn dann nur 100km? Mach doch den Ganzen! (ICH LIEBE SIE!)
Ich: (völlig verblüfft): äh - weil ich dann auch richtig trainieren muss? Und weil wir doch gesagt haben mindestens 2 Jahre keine langen Kanten? Eigentlich eher gar nicht mehr in nächster Zeit...
Sie: Nein, ein Jahr haben wir gesagt. (Echt???) Wenn es dir gut tut - wie würde denn das Training aussehen? Hast du Lust?
Daraufhin entspann sich ein längeres Gespräch über den Zeitaufwand, und Frau nachtzeche bat sich noch Bedenkzeit bis Ende des Jahres aus. Und tatsächlich: ich habe grünes Licht für den Heidi 222!
Ich bin immer noch ziemlich fassungslos. Und freue mich wie ein kleines Kind. Ich werde also am 10. September um 06:00 Uhr am Schlossplatz in Celle stehen und mich auf den Weg nach Hamburg machen, auf die Jagd auf die "2" gehen. Ich bin noch nie 200 km oder mehr gelaufen, dieses Jahr sollen es also 222 km werden. Passend zur Jahreszahl, oder???
Hier in diesem Tagebuch werde ich euch mit auf diese Reise nehmen - Ziele, Vorbereitung, Ausrüstung, Planung und vieles mehr. Kommt doch mit, wenn ihr Lust darauf habt! Ich freue mich über jeden Tipp, jeden motivierenden Post, jede kritische Nachfrage, jedes Mitfiebern! Wird ein spannendes Jahr!
Und ich deute es mal ganz vorsichtig an: dieses Projekt könnte durchaus der Beginn einer größeren Sache sein, der Beginn eines Vier-Jahres-Planes: wenn ich dieses Jahr 222 km laufen kann, sollten in zwei Jahren auch ca. 12 km mehr entlang eines Flusses drin sein. Und dann, wiederum zwei Jahre später, nochmal 12 km mehr im südlichen europäischen Ausland, um einen Fuß zu küssen... Frau nachtzeche weiß Bescheid. Und verdrehte, liebevoll grinsend, die Augen. Aber jetzt kommt erstmal die Heidi...
Liebe Grüße,
nachtzeche