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Und im Wald da sind die „Läufer, halli, hallo die....Räuberweglauf 2024

Und im Wald da sind die „Läufer, halli, hallo die....Räuberweglauf 2024

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Im goldenen Ritter in Vorderbüchelberg kann man noch ganz einfach einkehren – oder sich beim Veranstalter Gernot anwesend melden. Im Hinterzimmer sitzen schon einige mir bekannte Läufer um heute auf eine herausfordernde Runde rund um Spiegelberg auf dem Räuberweg im Schwäbisch Fränkischen Wald zu gehen. 57 km und 1600 hm auf schmalen Trails stehen auf dem Zettel. Heute am 16.12. am 3. Adventssamstag. Ich bin den recht anspruchsvollen Wanderweg durch die Tobel und Klammen vor 2 Jahren schon 1-mal gelaufen - vor meinem Herzinfarkt. Schon damals musste ich am Schluss beißen und war als einer der letzten im Ziel. Heute wird das also für mich kein Selbstläufer, wie gut das eine Zielzeit von 9 Stunden angegeben ist. Und Gernot legt die gottseidank nicht so eng aus, sollte es nötig sein.

Das ist heute auch ein persönlicher Leistungs-Check. Schließlich habe ich vor ein paar Tagen meine Option wahrgenommen und meinen in 2022 nicht in Anspruch genommen Platz beim Albtraum 2023 gegen eine kleine Gebühr für das nächste Jahr gesichert. Damit ist mein Schicksal besiegelt. Ich werde mich dem Albtraum stellen und hoffen das es keiner wird. 115 km, ca. 3000 hm, auf dem Albtraufgänger, in 24 h. Das doppelte also von der heutigen anstehenden Challenge. Landschaftlich wird das – genau wie heute – sicher ein Traum. Und ich laufe gerne auf regulär ausgeschilderten Wanderstrecken. Gerne auch mit dem R. Wie z.B. den Rennsteig (Nonstop 2021) oder dem Rössleweg (RunMob, dieses Jahr musste ich leider aus Zeitgründen verzichten) rund um Stuttgart. Der ist vergleichbar was Streckenlänge und Höhenmeter angeht (56, 1300 hm), allerdings weniger technisch und mit Asphaltanteil.

Eigentlich sollte es um 08:00 Uhr losgehen. Aber in der Gaststube wird zwischenzeitlich ausgiebig „geratscht“, keiner hat es eilig und macht Anstalten aus dem gemütlich warmen Raum sich ins Freie zu begeben. Auch Gernot ist tiefenentspannt. Dann starten wir eben um 08:15 verkündet er um 10 nach 8. Nun den. Draußen ist es frisch, so ca. 5°, aber trocken kalt. Und im Laufe des Tages wird sogar noch die Sonne herauskommen. „Pünktlich um Viertel nach Acht“ erfolgt dann der Start. Den ersten Kilometer auf der Straße bis zur Kurve laufen wir gemeinsam. Dann geht es über Wiesenwege Richtung Wald. Das Feld zieht sich schnell auseinander. Kaum im Wald geht es erst mal steil bergab, über schmale verwurzelte Serpentinen. Es ist also gleich alle Aufmerksamkeit gefragt, da der mit Laub bedeckte Waldboden durchweicht ist von den Regenfällen der letzten Tage.

Die vielen kleinen Ortschäftchen werden beim Lauf links liegen gelassen. Auch jetzt, nach
2-3 km laufen wir im Wald, nahe der Ortsgrenze von Neulautern. Abwechslungsreich verläuft die Strecke weiter Ich verlasse mich allerdings lieber auf meine Komootrunde die ich in der Garmin und im Handy gespeichert habe. Die Kombination von Sprachnavigation und Pfeilanzeige auf der kleine Uhrenkarte lässt mir mal wieder nicht den Hauch einer Chance mich zu verlaufen. Das war in früheren Jahren mit der Technik, und vor allem dem Nutzer derselben, schon ganz anders.

Ein paar Kilometer nach Verlassen von Spiegelberg kommen wir an einem ehemaligen Silberstollen vorbei, der Zugang ist allerdings mit einem großen Eisengitter versperrt. 2 Mitläufer haben den kurzen Abstecher gemacht. Nachdem es aber nicht viel zu sehen gibt, entschließe ich mich den links liegen zu lassen und tapfer - weiter Kilometer und Höhenmeter zu sammeln. Ich nehme mir, wie schon vor 2 Jahren als ich den Lauf zu ersten Mal unter die Füße nahm, fest vor irgendwann nochmal wandernd die Gegend dort zu erkunden.

In Senzenbach bei Kilometer 11,1 erwartet uns Gernots Frau samt kleiner Tochter zum ersten Mal um uns aus dem Auto mit Lebkuchen, Salzstangen, Gummibärchen, Wasser und Cola zu versorgen. Jeder der heute mitläuft hat einen Trailrucksack oder Gürtel dabei, mit ausreichend eigenem Trinkvorrat (mind. 1 bis 1,5 Liter), Verpflegung und 1-Hilfe Set samt Rettungsfolie. Ich hab mir vorsorglich auch noch eine Stirnlampe eingepackt. Bei meiner langsamen Zielzeit und der heutigen Witterung wird es im Wald bei einsetzender Dämmerung und diffusem Licht sonst schwer werden sturzfrei zu bleiben. Mit unfreiwilligem Bodenkontakt bin ich in der jüngeren Vergangenheit leider schon mehrfach schmerzvoll konfrontiert worden.

Das Gegend bleibt sehr abwechslungsreich. Streckenweise geht es über morastige, teils völlig unter Wasser stehende Abschnitte. Ausweichen in trockenere Gefilde unmöglich. Fast ausschließlich auf Singletrails verläuft die erste Streckenhälfte. Als es doch mal wieder auf ein Stück Forstautobahn geht wird uns der Weg versperrt. „Waldarbeiten, Lebensgefahr, Durchgang verboten.“ Es gibt aber keine Alternativroute. Da man keine Säggeräusche hört beschließe ich – und auch alle anderen – das verbotene zu tun. Sehr mühsam ist der nächste Kilometer. Frischgeschlagene Bäume versperren auf ganzer Breite den Weg. Ein Drübersteigen fast unmöglich. Es kostet unheimlich viel Energie und Zeit sich da durchzukämpfen. Irgendwann ist dann die 2.Absperrung erreicht. Endlich kann es zügig und entspannt weitergehen. Die körperliche Anstrengung ist zwischenzeitlich auch so zu spüren. Plötzlich liegen Schienen im Wald. Ein kurzes Stück wurde hier der Abtransport von einem Silberstollen nachgestellt. In Richtung des s.g. Wetzsteinstollens verlaufen die Gleise, sogar eine kleine Lohre wurde auf die Schienen gestellt. Ich versuche schnell ein brauchbares Bild zu machen. Aber das Licht im Wald ist schlecht und meine Handylinse beschlagen, weil ich es in meiner Seitentasche der Lauftight verstaut hatte. Bei Kilometer 30 werden wir noch mal ausgiebig von Gernots Frau verpflegt. Sie ist mit ihrem Auto weitergefahren, bis der letzte Läufer bei Km 11,1 durch ist. Bis sie allerdings am 2.ten Verpflegungspunkt angekommen war sind schon die ersten Läufer dort durchgekommen. Hier gilt einmal das Gegenteil von: Wer zu spät kommt... Dann passiert das vermeintlich unvermeidliche doch noch. Ich fädele an einem auf dem Weg liegenden, und zu spät gesehenen Zweig, ein und lege mich seitlich bäuchlings in den Matsch. Ich rappele mich schnell auf. Kann weiterlaufen, habe mir aber schon wieder (das letztemal war ähnliches beim Mauerweglauf) eine Brustrippe geprellt. Diesmal zur Abwechslung links. Nicht schlimm, aber der leichte Schmerz ist schon etwas lästig. Da habe ich jetzt noch etwas länger davon meine Erinnerung an das heutige Läufle. Moderater geht es über breitere Forstwege Richtung Juxkopf, der höchsten Erhebung. Ein hölzener Aussichtsturm steht auf seiner Spitze. Hier geht der Blick weit ins Land.

Vorbei am hohlen Stein geht es in die Tobelbachschlucht. Der steinige, wurzelige Abstieg, auf nassem Laub und schlammiger Erde ist eine unfreiwillige Rutschpartie. Ich packe vorsorglich meine Stöcke aus. Leider wirken die Wasserspiele ohne Sonne nicht so eindrucksvoll wie auf Hochglanzfotos. Ich fluche leise vor mich hin. Die Oberschenkel brennen so langsam. Steile Abstiege sind fast genauso mühsam wie die steilen folgenden Direktanstiege für die mir zwischenzeitlich einfach die Power fehlt. Mal wieder hänge ich reumütig alten Erinnerungen an vertikale Abenteuer nach. Es hilft aber alles nichts. Ich muss mit dem zwangsweise, medikamentös gebremsten Schaum auskommen um größeren Schaden an der geflickten Pumpe abzuwenden.

Der Seewiesenparkplatz wird erreicht. Es gibt dort bei km 50 das letzte Labsal. Auch dieser VP wieder bestens bestückt. Jetzt noch 6 km, dann ist das heutige Tagwerk vollbracht. Vor der wohlverdienten Wiederkehr beim goldenen Ritter (Anmerkung: gemeint ist das gleichnamige Gasthaus) geht es noch einige Male gemein immer wieder kurz steil auf und ab. Dann ist es geschafft. Ich erklimme die Stufen, gehe durch den Gang bis zum Abzweig ins Hinterzimmer und melde mich dort als Finisher ab. 08:15:00 werden notiert. Ein schöner Lauf ist im Sack. Der 100 Ultra-Laufeintrag in der DUV-Statistik geschafft. Trotz der harten Belastung Genugtuung. Aber auch die Gewissheit. Um Mitte Mai, das doppelte an Kilometer und Höhenmeter schadlos zu überstehen bleibt noch einiges zu tun. Es bleibt mir gar keine andere Wahl als in nächster Zeit, auch wenn es zwischenzeitlich schwerfällt, hügelige Einheiten zu trainieren. Damit mir die Alb in all ihrer Schönheit bis zum Schluss vergönnt sein wird.
13.04. 12h Lauf Grüntal 53,55k
14.04. LIWA-Mara 04:56:44
27.04. Tri-speck 69 km 1100 hm
28.04. Ditzinger Lebenslauf
05.05. Trolli-Mara
11.05. Albtraum 115 k 3000 hm
06.07. Heuchelbergtrail 50 k
28.07. Schönbuch Trophy 47, k 1300 hm
17.08. 100 M Berlin
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