was ist das doch zur Zeit ein "herrliches Laufwetter"! Mein heutiger Lauf war eher abwechslungsreich, das wollte ich euch mal berichten.
Heute Nacht dachte ich mehrfach, dass mir irgendwas gleich durch das Schlafzimmerfenster kracht. Heute vormittag also dann erst mal brav abgewartet, ob man sich zum Laufen rauswagen kann. (Glücklicherweise habe ich diese Woche frei). Ich bin nicht zimperlich, aber einen Ast auf dem Kopf o.ä. brauche ich nicht. Nachdem die Sturmwarnung aufgehoben wurde fasste ich den Entschluss, an der Halde zu laufen. Da sind die Bäume noch eher Büsche und somit wehen einem Geäst und Co eher unterhalb der Gürtellinie entgegen.
Der erste km ist harmlos. Etwas windig, vereinzelte Tropfen. Dann bricht auf einmal die Sonne durch. Ich klopfe mir innerlich auf die Schulter: Perfekt abgepasster Laufaugenblick.

Der zweite km: Ich fliege quasi durch die Lande. "Dezenter" Rückenwind schiebt mich leichtfüßig voran. Allerdings reift da schon der Gedanke: Du läufst hier eine Runde! Wenn du nun so schönen Rückenwind hast...
Km 3: An dieser Stelle muss man in Serpentinen die Halde hoch. Theoretisch soll es einen Ringweg unten entlang geben (laut schöner, neuer Karte). Leider fehlt da wohl noch ein Stück, wie wir letztlich schon feststellen durften, als wir nach Karte weiter geradaus liefen und der Weg im Nichts auf einem Firmengelände endet. Ich ächze also einen Teil der Halde hoch. Für mich kommt das einer Bergbesteigung schon sehr nahe. Wie immer beschließe ich: Das musst du regelmäßiger trainieren. Der Regen wird stärker und der Wind drückt mich seitlich an die Halde.
Km vier bis fünf: Ich laufe in mittlerer Höhe auf der Halde. Der Wind wird urplötzlich böig. Der Regen geht schlagartig in Hagel über. Passenderweise befinde ich mich mitten auf einer Bogenbrücke, die nur aus Stahlgerüst besteht: Alle Elemente können so ungehindert auf mich einprasseln. Ich ziehe mir den Buff ins Gesicht (Hagelkörner pieksen doch ganz schön) und kämpfe mich über die Brücke. Als der Hagel netterweise wieder in Regen übergeht erkenne ich oben auf der Halde, dass oberhalb das Horizonzobservatorium blauen Himmel über sich hat. Luftlinie 100m entfernt...andere Welt.

Km sechs: Der Wind säuselt und stellenweise bricht die Sonne durch. Ein wunderschöner Regenbogen überspannt die Sicht auf Winterbäume und Industrie...auf meinem Gesicht breitet sich ungefragt ein Lächeln aus.

Km sieben bis acht: Wechselduschen für Läufer hier gratis: Rückenwind der wirklich als Anschub zu fühlen ist. Ein herrliches Gefühl. Ein paar Meter weiter laufe ich wie eine schlecht gezeichnete Comicfigur in Slow Motion. Ich renne, komme aber nur zentimeterweise vom Fleck. Regen, Sprühregen und Graupel und Keinregen wechseln, als ob sie Geld dafür bekämen.
Km acht: Ich sitze völlig nass und doch auch sehr co im Auto und bin heilfroh, dass ich aus verschiedenen Gründen heute mit dem Auto die dreieinhalb km nach Hause fahren kann und nicht wie sonst laufe.
Eine halbe Stunde später liege ich in der Badewanne und freue mich mal wieder unbändig über das schönste Hobby der Welt. Läufer sind doch irgendwie Masochisten, oder?
