Dude77 hat geschrieben:War auch nie besonders dünn und daher würde ich  schon sagen, dass der Körper ein "Ausdauer-Gedächtnis" hat.
Ich kann auch nicht die These unterstützen, dass man mit 2mal Training  in der Woche nicht besser werden kann. Die Steigerungen sind halt nur  langsamer, aber sie waren (bei mir) immer vorhanden.
Ach, mir macht das Laufen auch Spaß. Aber als junger Mensch gibt es so  viele Dinge die Spaß machen und nicht jeder ist so diszipliniert wie  viele hier im Forum. Wobei z.B. Rauchen der größte Quatsch ist...
@Ralf: du kannst am Wochenende auch mal Samstag und Sonntag laufen. Wenn  du locker läufst ist ein Pausentag dazwischen kein Muss. Ist aber immer  besser, wenn du deinem Körper einen Tag zum Erholen gibst.
2 Einheiten am Tag brauchst du aber sicher nicht. Kannst ja wenn du  willst z.B. locker zur Arbeit radeln und wenn du zu Hause bist noch eine  lockere Runde laufen
Hallo Christian (und natürlich auch hallo Ralf),
der Körper hat kein  Ausdauergedächtnis. Er baut vorhandene Ausdauer mit größerer  Geschwindigkeit ab, als der betreffende Sportler sie zuvor erwerben  konnte. Dieses Grundgesetz der Trainingslehre gilt für jeden Menschen  und ungeachtet auf welchem Niveau sein Ausdauertraining angekommen ist.  Unter anderem liegt hierin ein wichtiger Grund, warum Läufer keinen  "Winterschlaf" einlegen sollen, sondern kontinuierlich, wenngleich mit  geringerer bzw. anderer Belastung weiter trainieren sollen.
Woran  der Körper sich "erinnern" kann, ist, auf welchem Wege er sich anpassen  muss und kann, um auf einen plötzlich einsetzenden überschwelligen  (Ausdauertrainings-) Reiz mit Verbesserung aller Organsysteme zu  reagieren. Hierzu gibt es Untersuchungen, die nachweisen, dass ein  Mensch, der ein bestimmtes Trainingsniveau einst erreichte, dieses  Niveau nach längerer Pause 
rascher wiedergewinnen kann.  Diese Tatsache ist Fluch und Segen zugleich. Segen, weil ich nach einer  regenerativen Pause ("Wiederaufladung aller mentalen und körperlichen  Speicher" durch Training mit geringerer Belastung) rascher steigern kann als ein Läufer der in dieselbe  Leistungsregion neu vorstößt. Der Fluch ergibt sich daraus, dass  Wiedereinsteiger nicht nur ihre zuvor antrainierte Ausdauer völlig  eingebüßt haben, sondern auch die so entscheidende Anpassung von Halte-  und Bewegungsapparat. Während sich der Wiederaufbau von Ausdauer meist  reibungslos und überraschend flugs vollzieht (was die Sorglosigkeit noch  beflügelt), dauert die Anpassung von Sehnen, Bändern, Gelenken und  Knochen Monate. Der Wiedereinsteiger kann also rasch in Ausdaueregionen  vorstoßen, die sein Halte- und Bewegungsapparat erst in einigen Monaten  aushält. Daher wundern sich viele Wiedereinsteiger, dass sie nach  gewisser Zeit zwar keine Probleme mit der Ausdauer haben, dafür aber da  und dort Schmerzen in den "Knochen". Schmerzen, die vormals zu keinem  Zeitpunkt spürbar waren.
Nimmt man die Selbstcharakterisierung  des früheren Trainings von Ralf als Grundlage einer Beurteilung - und  etwas anderes steht hier nicht zur Verfügung -, so ist davon auszugehen,  dass seine vormaligen Laufeinstiege nie lange genug anhielten, dass sie  ihn auf ein relevant verbessertes Ausdauerniveau gehoben hätten.  Insofern sind auf ihn nicht die sonst an Wiedereinsteiger anzulegenden  Maßstäbe von Belang.
Die (wissenschaftliche) Trainingslehre  bedient sich keiner "Thesen", sie versucht vorhandene und nachgewiesene  Erkenntnisse in Trainingspläne umzusetzen. Um einen bestimmten  Trainingseffekt zu erzielen, müssen Reize gesetzt werden, damit sich das  biologische Organsystem "Mensch" anpasst. Solche Reize können sein:
- unterschwellig
  
- überschwellig, geringer Reiz
  
- überschwellig, mittlerer bis starker Reiz
  
- überschwellig, sehr starker bzw. zu starker Reiz
  
Um  eine Verbesserung der Leistung zu erzielen muss ein Sporter  überschwellig mit mittlerem bis starkem Reiz trainieren. Das ist eine  unverrückbare Tatsache der Trainingslehre. Kurz zu den anderen  Reizschwellen: 4 - ruft spätestens mittel- bis langfristig Schäden  hervor, 1 - verpufft ohne jede Trainingswirkung (was nicht heißt, dass  man sich als Gesundheitsläufer nach einem unterschwelligen Läufchen  nicht gut fühlen kann). Ein gering überschwelliger Reiz - 2 - dient zur  Aufrechterhaltung der bisherigen Leistung.
Über diesen  Zusammenhang braucht man nicht zu spekulieren. Er ist ebenso  grundgesetzlich, wie 1 plus 1 als Summe 2 ergibt. Worüber der jeweilige  Sportler oder Trainingsplanersteller nachdenken muss, ist dagegen die  erforderliche Reizstärke für den jeweiligen Ausdauersportler. Ein  Nichtsportler wird selbstverständlich mit zwei Laufterminen pro Woche -  sofern sie in sinnvollem Abstand gesetzt sind, also mit zwei oder drei  Tagen Pause dazwischen, eine dauerhafte Ausdauerverbesserung erreichen.  Zur Beurteilung der Frage, was - jetzt nur bezogen auf die Frage der  Frequenz der Trainingstage - als mittlerer, überschwelliger also  leistungsverbessernder Reiz wirkt und was noch nicht, ist also zunächst  das vorhandene bzw. angestrebte Ausdauerniveau wichtig. Beispiele: Um 10  km unter 1h laufen zu können, trainiert man regelmäßig dreimal pro  Woche. Um einen Marathon zu laufen - ohne Zeitambition, also etwa 4:30  bis 5h - geht man viermal wöchentlich raus. Um einen HM in1:45 h zu  laufen, sind 5 Trainingstage Standard.
"Standard" ergibt sich aus  der Tatsache, dass Menschen starke genetische Unterschiede aufweisen.  Man kann dafür auch den Begriff "Talent" bemühen. Manche haben hohes,  andere normales, wieder welche eher zu wenig Talent für  Ausdauerleistungen. Darüber wird sich niemand wundern, weil jede  menschliche Fähigkeit dieser genetischen Palette unterliegt. Das  bedeutet, dass ein unterdurchschnittlich begabter Läufer unter Umständen  mehr Trainingstage braucht, um eine angestrebte Leistung zu  realisieren, wohingegen ein ausgesprochenes Lauftalent auch dann noch  Erfolg hat, wenn er Trainingstage ausfallen lässt.
Fragt man nun  nach der sinnvollsten Trainingsfrequenz für Einsteiger, dann sollte man  von zwei Gesichtspunkten ausgehen: Nur die stete Folge von Belastung  (Lauftag) und Erholung (Laufruhetag) gewährleistet einen von Beschwerden  ungetrübten Laufeinstieg. Der Ruhetag ist aber nicht nur wichtig, um  den Läufer vor Überlastung und in der Folge Schmerzzuständen zu  schützen. Sportler richten ihr Augenmerk allzu häufig auf die  Belastungsphase, weil sie glauben damit die Verbesserung ihrer Leistung  zu erreichen. Und exakt das ist nur zu 50% oder weniger richtig. Während  des Trainings werde ich von Minute zu Minute schlechter und weniger  leistungsfähig. Am Ende des Trainings "hab ich so gut wie gar nix mehr  drauf". Besser werde ich nur in der sich anschließenden Erhol- und  Wiederaufbauphase. Und die muss ich genau so lange einhalten, dass der  Köper, angestoßen vom zuvor überschwelligen Belastungsreiz, ein MEHR an  Leistung anhäuft. "Er" restauriert sich also nicht nur, sondern setzt ein  bisschen mehr Reserve drauf, damit "ihn" derselbe Reiz nächstes Mal  vorbereitet antrifft (diesen Zusammenhang nennt man Überkompensation,  bekannt meistens unter Superkompensation).
Einsteiger brauchen  also ausnahmslos einen Ruhetag nach dem Belastungstag. Der zweite der  oben angesprochenen Gesichtspunkte bezieht sich auf die Geschwindigkeit  mit der sich eine Ausdauerverbesserung vollziehen kann. Hier geht man  beim Ratschlag natürlich davon aus, dass der Sportler so rasch, wie das  verträglich ist, sein Ziel erreichen will. Aus diesem Grund sollte er  drei Trainingstage pro Woche setzen und nicht mit zwei zufrieden sein.
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Ich  fühle mich schon ein wenig aus der Perspektive des jüngeren Menschen  verkannt, wenn ich lese, dass es "als junger Mensch so viele Dinge gibt,  die Spaß machen". Du solltest deine Einstellung zu älteren Menschen  überprüfen. Ich hatte beruflich und privat immer viel mit jungen und  sehr jungen Menschen zu tun, also nie den Kontakt verloren. Nun bin ich  ein paar Jahrzehnte älter und stelle rück- und rundblickend fest, dass  Ältere sich unter anderem darin von Jüngeren unterscheiden, dass sie für  sich schon heraus gefunden haben, was ihnen am meisten Spaß macht und  sich darauf dann konzentrieren. Ihr "Spaß" ist nicht per se weniger,  sondern anders strukturiert. Aber darum geht es ja nicht. Es geht um Menge und Nachhaltigkeit der Ablenkung, die einen bestimmten Menschen dazu  bringen kann nicht zu laufen, obwohl er es möchte, obwohl es ihm Spaß  macht, obwohl er sich läuferisch ein Ziel gesetzt hat. Und da wirst du  dich als junger Mensch mit dem Gewicht deiner spezifischen Ablenkung  durchaus hinten einreihen müssen, ganz hinten. Der ältere,  nicht nur  berufstätige, sondern zunehmend zeitfressende Verantwortung (in Familie  und Beruf) tragende Mensch, hat deutlich massivere Hemmnisse zu  bewältigen als ein sehr junger Mensch, der sich häufig nur auf sein Ego  konzentrieren braucht. Hinzu kommt, dass das Training ab - individuell  etwas unterschiedlich - 45+ längst nicht mehr so leicht fällt. Insbesondere  dann, wenn dieser 45+ Mensch neu ins "Laufgeschäft" einsteigt.
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Da  Ralf Einsteiger mit Grundausdauer ist, offensichtlich über etwas  Lauftalent verfügt, wird er sich wohl einen Trainingsplan hernehmen, der  ihn möglicherweise zu vier Lauftagen pro Woche auffordert. Damit würde  er dann mindestens einmal wöchentlich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen  trainieren. Das macht mir bei einem Einsteiger immer etwas  Bauchschmerzen, weil einfach die orthopädische Anpassung noch nicht  gegeben ist. In seinem speziellen Fall (das geringe Körpergewicht vor  allem betrachtend) mag es aber angehen. Er sollte dennoch sehr  vorsichtig und nach innen horchend vorgehen. Und er sollte auf keinen  Fall deinem risikoreichen Rat eines zweiten "Ausdauertrainings" am  Lauftag per Rad folgen. Man radelt mit denselben Beinen, belastet also  teilweise identische Muskelgruppen. Insbesondere im Bereich der  Oberschenkel ergäbe sich mutmaßlich eine Überlastung. Von den  Triathleten aus meinem Verein weiß ich, dass ihnen der Übergang vom Rad  zum Laufen am schwersten fällt. Es dauert lange, bis sich die zuvor  radspezifisch belasteten Muskelgruppen ans Laufen gewöhnt haben und das  "Rumgeeiere" aufhört.
Gruß Udo