Hier nun mein Bericht zum Hermannslauf 2024
52er Hermannslauf 2024
Sonntagsmorgens, aufstehen um 5:35Uhr. Im Bad fertigmachen und zum Frühstück dieses mal ein Müsli und einen kleinen Kaffee.
Alle Sachen wurden bereits am Vortag in den Kleiderbeutel gepackt, also einfach schnappen und los. Auf dem Weg zum Bahnhof noch eine Mitläuferin eingesammelt. Zum Glück ist nicht so viel los am Wochenende, so dass ein freier Kostenloser Parkplatz leicht gefunden wurde.
Im Startgeld von 60€ sind für den Tag die Nahverkehrsmittel im Preis inbegriffen.
Treffen mit der Einhornbande am Gleis 2. Der Zug hat 5min Verspätung, los geht es damit um Punkt 7 Uhr nach Bielefeld zum Hauptbahnhof. Es sind noch viele weitere Teilnehmer aus dem Umland unterwegs, Größtenteils kennt man sich eben.
Bevorzugt hätte ich einen Zug um 7:28Uhr, allerdings wurde der aus dem Wochenendfahrplan gestrichen, schade.
Um ziemlich genau 7:30Uhr waren wir also in Bielefeld, von wo aus wir einen kleinen Fußweg von weniger als 10min in Richtung der Shuttlebusse hatten. Plötzlich entstand große Aufregung, als eine Mitstreiterin lauthals meinte, dass wir auf der falschen Seite des Bahnhofes unterwegs sind. Meine Versuche sie zu besänftigen verliefen ins leere, auch als ich sagte das ich mich aufgrund meiner Studienzeit hier sehr gut auskenne.
Natürlich waren wir richtig, und sie marschierte zum Glück weiter mit. Nach kurzer Zeit erreichten wir dann auch das Gelände der Stadtwerke, von wo aus die Shuttlebusse abfuhren. Erstmal allerdings wurde ein Boxenstopp am Dixiepark eingelegt.
Mit einem Gelenkbus ging es anschließend auf eine ~45 minütige fahrt von Bielefeld zum Hermannsdenkmal. Gegen 8:50 Uhr waren wir dort vor Ort, wo auch gleich der zweite Boxenstopp am Dixiepark eingelegt wurde.
Das Gelände am Fuße des Denkmals wird derzeit modernisiert weswegen die Platzverhältnisse durchaus etwas beengt werden könnten.
Mit einer Rekordzahl an Teilnehmern, 8000 inkl. Wanderern, ist das ein ziemlich organisatorischer Aufwand. Trotz dessen kam es mir ziemlich geordnet vor. Ein Lob also an die Veranstalter.
Unsere Einhorngruppe hat sich gleich zu Anfang in Richtung des Denkmalsockels bewegt, wo wir uns dann unser zweites Frühstück gönnten. Bei mir gab es noch eine Banane, im Nachhinein betrachtet vielleicht ein bisschen wenig. So richtig Vielversprechend sah das Wetter zu dem Zeitpunkt nicht aus, Teils fielen auch ein paar wenige Tropfen vom Himmel.
Um 10:20 Uhr begaben wir uns dann zur Abgabe der Kleiderbeutel, um uns anschließend aufzuwärmen, bzw. einzulaufen. Dort gibt es keine Extrawurst für die Favoriten oder sonst wen, jeder ist da auf sich fokussiert.
Gegen 10:45Uhr ging es dann in die Startaufstellung, wo ich mein erstes Gel (Maurten 100) mit dem restlichen Wasser runterspülte, welches ich bei mir trug. Ab jetzt hieße es nochmal kurz fokussieren, Renntaktik durchgehen, an welchen VP’s ein Gel einnehmen, wo muss aufgrund der Steigung deutlich rausgenommen werden.
Zusammen mit zwei weiteren befreundeten Läufern ging es aus dem Startblock A um genau 11Uhr los. Wir hatten uns im hinteren drittel des Feldes einsortiert, da unsere Zielzeit irgendwo zwischen 2:30 – 2:45 zu erwarten war.
Wie zu erwarten geht es auf dem ersten Kilometer um das Denkmal herum etwas schleppend voran. Trotz Startblock A, für mein empfinden sogar zu schleppend. Ab der Zufahrtstraße zum Denkmal wird es deutlich angenehmer. Dort ist die Straße breit genug um sich dort zu entfalten. Es geht aber auch bereits mit ordentlichen Gefälle abwärts, weswegen es hier noch gilt, nicht zu übertreiben um die Muskulatur etwas zu schonen.
Das Wetter blieb uns hold und hat uns des großen Regen verschont. Auf der Zufahrtstraße geht es in einem scharfen Rechtsknick auf einer Art Feldweg weiter Bergab ins Heidental. Hier ist der Weg mit groben Schotter / Steinen gesät und es gilt immer wachsam zu sein. Hier hing ich eine ganze Zeit lang hinter einer Gruppe fest bevor es möglich wurde diese zu überholen. Hier ist dann ungefähr Km 3 passiert und der Lauf führt durch ein wenig besiedeltes Gebiet. Es stehen bereits einige Zuschauer am Rand oder auf Campingstühlen und feuern einen an. Im weiteren Verlauf kommt dann der erste für mich spannende Teil des Hermannslauf. Es geht auf einem Waldpfad, welcher auf eine Art Heidesand basiert, durch ein Waldstück. Alternativ kann man auch neben diesem Weg auf einem Trampelpfad laufen, wo ein überholen allerdings nur sehr schwierig erfolgen kann. Für diesen hatte ich mich entschieden und so ging es im Gänsemarsch einige Kilometer durch den Wald in Richtung der ersten ernsthaften Steigung.
Bevor diese Anfängt, gibt es den ersten Verpflegungspunkt mit Wasser, welchen ich ausließ. Hier steht auch eine Musikkapelle und feuert fleißig an, viele Zuschauer entlang der Strecke ermutigen einen zum ersten Aufstieg. Auf einem Waldweg, sanft ansteigend, geht es recht gleichmäßig hinauf. Im Verlauf wird dieser Weg immer steiniger, so etwas ähnliches konnte in der Vorbereitung ganz gut auch bei uns im Wiehengebirge trainiert werden. Die Steigung geht geschätzt 1,8Km hinauf, bevor man über den Sattel und einer Art Lichtung läuft.
Hier kam so richtig Frühlingsstimmung auf und ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt noch wirklich großartig. Hier lag ich mit 35Minuten noch in einer super Zeit, womit ich gar nicht gerechnet hätte. Jetzt geht es eine über eine längere Gefällstrecke über Schotter-, und Waldweg zum nächsten Highlight des Laufes, der Panzerbrücke. Bis dort hin lief ich mit einer schnellen Frau zusammen, welche kurz vor Ankunft bei der Panzerbrücke ihre Familie in die Arme schloss.
Diese Panzerbrücke ist eine Betonierte Straße zum Truppenübungsplatz. Hier war ich im letzten Jahr bereits von der Stimmung überwältigt, dieses Jahr ist das aber noch einmal weiter ausgeufert und ich so war richtig erschlagen von der Stimmung. WOW… habe dort auch gar nicht mehr auf die Pace geachtet, hier musste man schon aufpassen nicht auf andere Läufer aufzulaufen, da die Strecke von den Zuschauern teils sehr eng geschnürt wurde.
Von der Renntaktik her war hier das erste Gel eingeplant. Dieses kramte ich auch aus dem Formbelt heraus und bereitete alles bis zum nächsten Verpflegungspunkt vor. Der zog sich allerdings länger hin, als ich in Erinnerung hatte. Trotzdem klappte das ganz gut, obwohl ich Gel sowie Wasser im flotten gehen eingenommen habe.
Nach dieser Panzerbrücke geht es entlang eines Truppenübungsplatzes durch ein Waldgebiet. Es ist leicht wellig hier, ja sogar mit Steigung versehen. Das hier war ein erster kräftezehrender Teil des Hermannslaufes, ein drittel ist hier geschafft. Etwas weiter geht es zur Stapellager Schlucht, bevor man dort ankommt quält man sich aber noch etwa einen Kilometer lang nen Waldweg hinauf, bevor es wieder zu einer Bombenstimmung ins Tal hinein geht. Hier frage ich mich, wie es die ganzen Zuschauer dort her geschafft haben? Auch hier gibt es einen Verpflegungspunkt im Tal, welchen ich ausnutze um einen Becher zu trinken und einen über den Kopf zu kippen.
Es ist bereits sehr warm und die Erschöpfung nimmt bei mir zu.
Von nun an wird es schwierig für mich. Der erste Teil des Tönsberg hinauf kann noch gelaufen werden, das hat im vorigen Jahr allerdings deutlich besser funktioniert. Hier im Walde hatte sich einer der Aushilfskräfte unsere Laufladens aufgestellt und angefeuert. Das tat wirklich gut zu dem Zeitpunkt und dem Zolle ich großen Respekt vor seinem Engagement. Für die Steigung hinauf zum Tönsberg hat es trotzdem nicht gereicht, im Mittelteil musste diese gegangen werden. Machen aber tatsächlich die meisten Läufer dort und ich kann es nachvollziehen. Die letzten 200m eines kräftigen Anstieges bin ich wieder hochgelaufen und konnte dadurch viele Platzierungen gewinnen. Auf dem Kamm dort erreichte mich gerade eine schöne Windboe. Tat so richtig gut zu dem Zeitpunkt. In Richtung Oerlinghausen geht es auf dem Kamm entlang einem welligen Weg, teils steinig. Auf den Lichtungen wurde man von einer Art stehenden Wärme empfangen und von komischen Insekten die sich von der schwitzigen Haut nur schwer entfernen ließen. Ich konnte hier das Gefälle in Richtung Oerlinghausen schon kaum mehr erwarten, denn hier packte mich ein Hungerast. Vor dem Gefälle bereitete ich schon alles vor und kramte ein Gel aus dem Formbelt, wobei ich fast ein weiteres verlor. Konnte noch gerade so aufgefangen und wieder verstaut werden.
Mit der Problematik war ich allerdings nicht alleine, denn auf der Strecke lagen so einige ungeöffnete Geltütchen herum. Die Strecke hinunter nach Oerlinghausen ist schwierig zu laufen, grobes Kopfsteinpflaster macht es einem nicht leicht. Als Behelf kann man auch in der Regenrinne laufen, so habe ich das etwa 50/50 gemacht. In Oerlinghausen passiert man die Zeitmessung und einen Verpflegungspunkt.
Wie geplant habe ich hier das Gel genommen und zwei Becher Wasser. Danach kam ich eine Weile nicht mehr richtig in den Tritt und es wurde schwer. Beim nächsten Start werde ich das mitgebrachte Frühstück etwas erweitern, damit man hier nicht in ein Hungerloch verfällt.
Durch Oerlinghausen führt der Hermannslauf zum Schopketal. Über eine Wiese und einer Unterführung hindurch führt es einem mit Gefälle einem Alleeartigen Weg ins Schopketal, wo einem der meiner Meinung nach schwerfälligste Anstieg des ganzen Laufs erwartet. Asphaltreste, grobe Steine, tiefe Löcher, ausgewaschene Rinnen machen es einem hier echt schwierig nicht ins trudeln zu geraten. Auch hier musste ich den Mittelteil im gehen bewältigen, die Luft war endgültig aus und ich erschöpft. Über Wald-, und Wiesenwege geht es fortan nach Lämmershagen. Für mich war es eine Tortur und versuchte mit den verbleibenden Reserven zu Haushalten.
Eigentlich wird man in Lämmershagen von einem Red-Bull Stand empfangen, seltsamerweise war dieser jedoch nicht vorhanden. Mein Vorhaben war es zwar nicht, einer unserer Laufgruppe plante dort allerdings seine Verpflegung ein. Im Nachhinein war er auch wirklich sauer darüber. In Lämmershagen muss man sich etwa einen halben Kilometer lang nochmal einer asphaltierter Straße hinaufquälen, bevor es es zu den berüchtigten Treppen geht. Diesen Weg habe ich noch mal mit Anstand gemeistert, konnte mich dafür aber auf dem Gefälle zu den Treppen nicht richtig erholen. Auch hier waren wieder viele Zuschauer welche einen vorangetrieben haben. Vor den ersten Treppen gab es nochmal einen Wasserstand.
Im letzten Jahr wurde ich wirklich wüst beschimpft, was mir denn einfiele die Treppen dort hochzulaufen. In diesem Jahr kam das gar nicht erst auf und ich bin diese gleich hochgegangen.
Oben angekommen sind es nochmal so ungefähr 200m bis zu den nächsten Treppen aus alten Bahnschwellen mit unregelmäßigen Abständen oder der „Weicheierroute“ mit einem Trampelpfad. Habe mich für die Weicheierroute entschieden.
Jetzt gilt es nochmal die Kräfte beisammen zu halten, denn es geht hinauf zum eisernen Anton. Auf den weg dorthin verläuft es flach und wellig, bloß nicht übertreiben. Vor der „roten Wand“ laufe ich fast in eine Menschentraube hinein. Ein paar Gruppe Wanderer verstopfte hier regelrecht die Strecke, wodurch alle anderen ebenfalls zum gehen gezwungen wurden. Ich meine hier saß auch ein Fotograf, wäre äußerst unglücklich wenn dort ein Gruppe zum Foto posiert hätte. So ist es nun mal… Der nächste steile Anstieg und ein sehr Anspruchsvoller noch dazu, führt hinauf zum eisernen Anton, einem Funkturm. Mit wirklich allerletzter Kraft quälte ich mich dort hoch, in der Hoffnung auf einen Iso-Drink am Verpflegungspunkt. Hier wäre auch mein letztes Gel geplant gewesen, das ließ ich ich jedoch aus. Glaube kaum das ich es runterbekommen hätte.
Hinunter dem Gefälle in absurd langsamen 5:30/km (letztes Jahr ~4:30/km) nahm ich mir vor, die letzten Treppen hochzulaufen. Ging auch etwa 80m gut, bis mich ein Krampfansatz in der rechten Wade arg stoppte und meinete: „Nein, dass lässt du heute schön bleiben.“ Also auch den letzten ernsthaften Anstieg hochgegangen und dort am Ende rollen lassen so gut es möglich war. Von hier aus sind es nur noch 4Km bis ins Ziel. Aufgeben ist jetzt nicht mehr drin. Hier nochmal alles gesammelt und konzentriert einen steinigen Waldweg entlang, wellig, überwiegend Gefälle. Das kann ich ganz gut. Oberschenkelmuskulatur ist noch i.O. keine Wadenkrämpfe zu spüren, offenbar zeigt das Iso-Getränk Wirkung. Der Weg Richtung Habichtshöhe ist ganz gut präpariert, letztes Jahr war es dort von sehr tiefen Furchen geprägt.
Einem steinigen Gefälle folgend wird eine Hauptstraße überquert, nochmals ein letzter Verpfelgungspunkt. Nur Wasser, ein kleiner Schluck im laufen, der Rest über Kopf und Körper. Mit leichten Gefälle geht es zu Brand’s Busch, dort folgt der „Elendshügel“, ein kurzer und knackiger Anstieg, bevor es auf die Promenade geht. Hier bebt die Stimmung, Bengalos, Flitter schwebt durch die Luft, ein Hinkelspiel ist auf dem Boden gemalt (wer schafft das hier noch Fehlerfrei?) und danach geht es auf die Promenade.
Auf der Promenade zum Ziel fanden wir uns zu einer schönen Dreiergruppe zusammen. So ging es dann entlang der Promenade zum Ziel, die Zuschauerreihen wurden dichter und enger. Eine Gruppe mit Wandern versperrte kurz den Weg, da musste ich rufen (glaube die anderen beiden brachten das schon kein Wort mehr heraus). Jetzt nur nicht übermütig werden und nicht zu früh anziehen, schließlich ist es noch knapp ein Kilometer bis ins Ziel. Das Tempo langsam steigernd, entlang tobender Massen kam der Zielbogen in Sicht. Die letzten Meter sind abfallend, ich ermutigte die tapfere Mitläuferin und Mitläufer noch einmal alles in den Ring zu werfen.
In einer Zeit von 2:41:42 ging es dann über die Ziellinie.
Richtig fertig und erschöpft, um eine Erfahrung reicher, dass der Hermannslauf nicht genau planbar ist, wurde die Medaille in Empfang genommen. Im Ziel wartete noch mein Trainingspartner Florian, welcher selbst mit PB Sub 2:20 das Ziel übertroffen hatte.
Schlussendlich bin ich trotz der ungefähr 10 Minütigen Differenz zum vorigen Jahr sehr zufrieden. Aufgrund einer Verletzungspause fand kaum ein spezifisches Training statt und die Teilnahme stand sogar auf der Kippe. Ohne Frage werde ich im nächsten Jahr wieder Teilnehmen, denn es ist ein organisatorisch schöner Lauf, selbst wenn man sein angestrebtes Zeitziel verfehlt hat.
Die getroffene Schuhwahl mit dem Puma Nitro Deviate Elite SP war wie im Vorjahr übrigens schon korrekt, habe es nun aber auch hinter sich. Zu einem weiteren Hermannslauf würde ich diese nicht mehr in Betracht ziehen. Die teils dicken und spitzen Steine haben Teile aus der Sohle herausgerissen uns Löcher hinterlassen.
In Trailschuhen mit harter Sohle hätte ich an dem Tag wohl mehr gelitten.
So... nun noch eine kurze runde aufs Rennrad