Wat willste also machen, habe ich eben zugesagt. Die 4 Wochen danach also noch mehr Kilometer und noch längere Läufe inklusive 2 mal 30 km, davon einer bei einem von unseren Verein organisierten kleinen Wettkampf in 5:20er Pace. Lief auch ganz ordentlich, aber diese Pace nochmal 20 km länger laufen, eher unwahrscheinlich, dafür reichte die Vorbereitungszeit dann doch nicht. Mein anvisertes Ziel daher eine Sub 4:40 h, das wäre eine 5:36er Pace.
Am Samstag Vormittag gemütlich nach Bremen gefahren. Dort sind wir dann alle Laufpartner zusammen an der Weser lang und dem Weserstadion vorbei gemütlich zur Startnummernausgabe gelaufen. Also für die meisten wars gemütlich, für mich wars Racepace... Tjaaa, wieder mal selbst schuld, wenn du mit lauter Ultra-Granaten in einem Verein bist. Na immerhin haben sie teilweise für mich ihr Tempo gedrosselt. Weiteres Highligt: wir sind noch bei dem Bremer Stadtmusikanten vorbeigelaufen.
Beim abendlichen Briefing meinte Volkmar dann zu mir, dass er mich bei einer Sub 4:30 h sieht. Ja nee, is klar... wie soll das denn gehen?
Unser 50 km-Lauf startete am Sonntag um 08:45 Uhr. Das ist für mich als Eule ja voll meine Zeit.
Sonntag früh klingte der Wecker um 5:30 Uhr. Also nicht meiner, sondern der von meiner Hotelzimmergenossin. Die Laufpartner machen echt vor jedem WK noch frühmorgens einen kurzen WakeUp-Run. Den haben sie dann aber ohne mich gemacht, so weit geht meine Vereinsmitgliedschaft dann auch nicht. 
Das Wetter war fast ideal für einen Laufwettkampf, zwar beim Start noch etwas frisch, aber zum Glück deutlich weniger Wind als am Vortag. Volkmar hatte mich mit seiner Ansage am Vorabend doch zum Grübeln gebracht, mit welcher Pace ich starten wollte. Ich wollte erstmal locker loslaufen und dann schauen, was die Beine so sagen.
Die Meisterschaften fanden im Rahmen des Werderseelaufs statt, der alle möglichen Distanzen mit unterschiedlichen Startzeiten anbot. Für die 50 km waren 6 Runden von 8,33 km um den Werdersee zu absolvieren. Ich habe mich nur kurz warmgelaufen, wolte den ersten Kilometer zum weiteren Einlaufen nutzen. Das war auch gut so, da ich Anfangs auf dem engen Wegstück erstmal nicht so gut an den langsameren Mitläufern vorbeikam. Aber irgendwann hatte ich dann freie Fahrt und konnte mich frei bewegen. Die eine Hälfe der Runde war immer mit Gegenwind, der anfangs weniger war, aber leider im Laufe des Vormittags etwas auffrischte und die andere Hälfte dann entsprechend mit Rückenwind.
Als ich mich etwas eingegroovt hatte, habe ich dann dann mal auf die Uhr geschaut. Ich lief so zwischen 5:19 - 5:23er Pace. Hhhhmm, das würde dann ja auf eine Sub 4:30 h hinauslaufen. Kann ich das wirklich bis zum Ende durchhalten? Keine Ahnung, einfach erstmal weiterlaufen und schauen, was passiert. Anfangs lief ich zusammen mit Valerio, mit ihm war ich im Oktober beim 6-Stunden-Lauf fast die komplette erste Hälfte zusammengelaufen, danach hatte er deutlich abreißen lassen müssen. Das hatte ihm aber trotzdem eine gute Kilometer-Zahl gebracht, so dass er jetzt auch wieder mit mir zusammen laufen wollte. Ich warnte ihn aber eindringlich, dass ich heute ca. 30 Sekunden schneller pro Kilometer unterwegs bin. Das hielt ihn aber nicht davon, erst mal weiter mir zusammen zu laufen. Dieses Mal musste er aber schon vor Ende der ersten Runde abreißen lassen, ich habe ihn dann auf meiner letzten Runde auch überrundet.
Zum Glück tat sich aber mit Thomas aus Bremerhaven ein anderer Mitläufer auf, der mein Tempo lief. Er erzählte mir, dass er eine Endzeit von 5 Stunden plant. Und dann läuft er eine 5.20er Pace??? Er meinte, er findet es besser, wenn er sich ein Polster rausläuft. Die Gefahr, dass er dann hintenraus dann mächtig einbricht, ist ihm bewusst. Es ist auch schon mehrfach so gegangen, aber es stört ihn nicht, wenn er am Ende dann deutlich langsamer unterwegs ist. Okaaayyy, kann man so machen, muss man aber nicht... Mir sollte es recht sein, so hatte ich einen Mitläufer. Er hoffte das Tempo ungefähr drei Runden halten zu können. Und so liefen wir ca. ab Kilometer drei unsere Runden zusammen, immer schön gleichmäßig. Wie schon in anderen Laufberichten erwähnt, kann ich das ziemlich gut. Die erste Runde von 8,33 km absolvierten wir laut der Anzeige im Ziel mit 44:43 min, also 5:21 Pace. Ein paar Meter hinter dem Start-Zielbogen war der Verpflegungsstand von uns Laufpartner. Und das war wie schon beim 6h-Lauf wieder perfekter Support. Mein Wasserbecher war immer voll gefüllt und mein Gel immer schon aufgerissen, wenn ich kam, das war wirklich spitzenmäßig!!! (Hier mal eine Vorteil des Vereins
) Ich habe immer kurz angehalten, um zu trinken und das Gel zu nehmen. Die zweite und die dritte Runde waren recht kurzweilig, immer mal wieder ein paar Worte mit Thomas gewechselt, vergingen die Runden recht schnell und wir waren auch weiterhin sehr gleichmäßig unterwegs. Auf der Gegenseite der dritten Runden wurden wir allerdings schon vom führenden Mann, Marcel Bräutigam, samt seinem Begleitfahrrad überrundet. Krass schnell. Obwohl er dann noch einen Einbruch hatte, kam er nach 2:55 ins Ziel. Wir waren deutlich langsamer unterwegs, aber für unsere Verhältnisse immer noch flott unterwegs und beendeten die Runde 2 in 44:25 (5:19 Pace) und Runde 3 in 44:43 (5:21 Pace). Wir waren damit immer noch auf Sub 4:30 h Kurs. Wobei mir da schon die ersten Gedanken kamen, wie ich das jetzt nochmal drei Runden durchhalten soll, wir hatten ja mit den 25 km gerade erst mal die Hälfte geschafft.
Nach der dritten Runden sprach Thomas immer häufiger davon, jetzt etwas Tempo rausnehmen zu wollen. Da ich die kleinen Anstiege zwischendurch auch immer steiler empfand, haben wir beide immer mal wieder das Tempo gedrosselt. Zwischendurch wurden wir dann aber auch immer wieder etwas flotter und liefen das vorige Tempo. Es wurde langsam aber sicher doch etwas anstrengender.
Lustige Anektdote: bei einem kurzen Getränkehalt lief Thomas etwas schneller an und ich lief direkt hinter ihm. Er drehte sich dann um und schaute erstmal ziemlich irritiert. Als ich dann wieder nehmen ihm war, fragte er mich, seit wann ich das orange Cäppi aufhabe. Ich (verwundert): seit dem Start. Er so: ok, ist ihm bisher gar nicht aufgefallen. Ok, so viel zum Thema selektive Wahrnehmung.
Die vierte Runde war dann letztendlich mit 45:08 (5:24 Pace) schon etwas langsamer, aber immer noch flott.
Thomas meinte dann zu mir, dass er jetzt wirklich langsamer laufen muss und was ich machen will. Ich war hin und her gerissen, da ich nicht zwei Runden alleine laufen wollte und wurde mit ihm zusammen etwas langsamer. Aber als wir dann den Kilometer 35 in 5:45 liefen und ich aber schon spürte, dass ich noch schneller kann, haben wir uns gegenseitig für die tolle Unterstützung bedankt und ich bin dann wieder schneller, aber eben auch alleine gelaufen. Für die Runde 5 brauchte ich dann 45:48 (5:29 Pace). Beim letzten Stop an unserem Verpflegungsstand merkte ich dann aber, dass die Kraft und Energie auch bei mir schon ziemlich erschöpft waren. Ich hatte einen Marathon gelaufen und musste jetzt noch eine 8,33 km Runde laufen.
Der Wind in der Anfangsrichtung der letzten Runde war dann für mich als Einzelkämpfer auch echt oll und richtig nervig. Ungefähr bei Km 45 war dann wieder der eine von 2 VP unterwegs. Ich hielt kurz an, um etwas Cola tu trinken. Als ich dann wieder anlief, bekam ich fast einen Wadenkrampf im linken Bein. Fuuuckk, das hatte ich ja beim Laufen noch nie gehabt. Bin dann erstmal gaaanz vorsichtig weiter und es kam zum Glück auch kein richtiger Krampf. Aber das ungute Gefühl in der Wade blieb, es war bis zum Ziel immer kurz vor einem Krampf, vor allem, wenn ich etwas beschleunigen wollte. Also lieber immer das Tempo so auf 5:45er Pace gedrosselt, dann gings halbweg. Auch dieses Tempo war ja auch anstrengend genug. Mental positiv war, dass ich jetzt ziemlich viele Läufer überrundete und so mich von Person zu Person hangeln konnte. Zudem begleitete mich Volkmar auf der Gegenseite mit dem Fahrrad und gab mir auch noch etwas Zuspruch.
So ging auch irgendwann die letzte Runde rum und ich sah endlich, endlich das Ziel. Einen Schlussspurt ersparte ich meiner Wade, von der Sub 4:30 hatte ich mich schon anfangs der letzten Runde verabschiedet. So überquerte ich die Ziellinie erschöpft, aber äußerst glücklich.
Mit meiner Netto-Zeit von 4:32:07 hätte ich aber vor dem Lauf im Leben nicht gerechnet. Volkmar hatte mich dann doch besser eingeschätzt als ich mich selber.
Beim Umziehen an unserem VP kam dann doch noch der Krampf im linken Fuß und der Wade, aber da wars mir dann auch egal. ;-)
P.S. Mein Mitläufer Thomas kam knapp 7 Minuten nach mir ins Ziel, damit deutlich eher als seine angekündigten 5 Stunden.
