So, nun auch leicht verspätet mein Rennbericht zum Köln HM 2022
Ich keule mal etwas aus und fange mit ein wenig Vorgeplänkel an. Bereits am Samstag um 11:05Uh fand der zugehörige Bambini & Kinderlauf am Südportal des Dom statt. Ganz schön eng dort muss ich sagen. Vor dem Lauf gab es noch einen Kindergottesdienst im Dom mit kostenfreien Eintritt.
Ansonsten 500m am Dom entlang für die Zwerge zu 10€. Ganz schön teuer, dazu gab es aber noch ein Puma-Laufshirt in rot mit dem Dom drauf. So gesehen dann doch ganz Ok. Die kleine Maus steht eben auf den Dom und Köln, dass ist einfach so ihr Ding
Für uns ging es anschließend quer durch die Stadt zur Motorworld am Butzweilerhof, einem ehemaligen (Militär-,)Flughafen. Wir sind dort mit dem Auto hergefahren, alternativ wäre auch die S5 gegangen, wussten wir zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Leider gelten nur am Veranstaltungstag die Startunterlagen als Freifahrticket der Tram, schade. Als Trostpflaster gibt es aber einen Abriss für eine Begleitperson welche damit ebenfalls kostenfrei unterwegs ist. Durch die Ausstellung der Motorworld ging es zur Marathonmesse. Starbucks verteilte am Einlass gar nicht mal so guten kalten Kaffee in Dosen. Zwangsläufig wird man durch die Stände geleitet zur Ausgabe der Startunterlagen. Es war viel los, ging aber letztendlich ziemlich flott. Der Beutel mit den Unterlagen ist gar nicht mal so schlecht und wird sicher häufiger bei mir Verwendung finden, gut gemacht. Wer wollte durfte sich anschließend noch einen kostenfreien Enerydrink des wohl bekanntesten Hersteller eintüten.
Nicht gefunden
Die Expo war abwechslungsreich, der Puma-Stand war tatsächlich der größte dort und hatte noch alle Modelle am Samstag Nachmittag verfügbar. Nike war leider nicht vertreten, hätte mir gerne die Alphafly angesehen, denn diese führt der Laufsportladen meines Vertrauens tatsächlich nicht. Zwischenzeitlich wurde die kleine Nichte müde und nöckelig. Zur Unterhaltung haben wir anschließend eine Ausstellerschnitzeljagd gemacht und versucht alles mögliche kostenfreie abzustauben
Bin ich ja sonst überhaupt kein Freund von, tatsächlich gab es aber kaum Unsinn dabei. Jede Menge Traubenzucker, klaro, hier nen Luftballon und dort etwas süßes, Butterbrotdose, Multitool und Äpfel hatten auch einige.
Die Fahrzeugausstellung beinhaltet einige seltene Exemplare und kann sich für interessierte lohnen. Im Obergeschoss befindet sich eine Ausstellung Michael Schuhmachers mit tollen Exponaten. Die darin befindliche Gastronomie machte Lust auf einen ruhigen Besuch.
Meiner Meinung nach allerdings zu weit weg vom Schuss für nicht Ortskundige. Schöner wäre es die Marathonexpo am Deutzer Messegelände stattfinden zu lassen, was ich mitbekommen habe war aber wohl, dass die "beiden" sich mal gezankt hatten und die deswegen nicht mehr dort stattfindet
Ich benötigte noch kurzerhand etwas Langärmeliges für den Morgen, da ich alle meine Wegwerfpullis kurz vorher aussortiert hatte

Also nochmal zu Fuß nach Nippes und dort festgestellt, dass es Ernstings-Family außer Unterwäsche nix für Herren führt. Doof, aber auch egal, so eine Art Ein-Dollar-Shop hatte was passendes im Programm am Kleiderständer.
Der Morgen des Wettkampftages begann mit einer Duschorgie meiner Schwester... frage mich bis jetzt noch wozu. In der Zwischenzeit bereitete ich das Frühstück vor. Bei mir wie üblich zwei Scheiben Toast mit Süßen drauf und nen Pott schwarzen Kaffee. Nach dem betreten der U-Bahn-Station fuhr diese auch direkt ein, knappes Timing. Beutel zwei Minuten vor Toreschluss mit dem neu erworbenen Wegwerfpulli abgegeben und dann über die Hohenzollernbrücke zum Start. Wollte mich eigentlich dort mit dem @Bernd

treffen, war aber alles "just in Time". Hätte es fast nicht mehr in den Startblock geschafft, denn vorher ist uns noch eine junge Teamkollegin über den Weg gelaufen, welche ganz offenbar erleichtert war Teamangehörige zu treffen. Die mussten wir noch kurzerhand "verarzten" denn ihre Startnummer hat sie auf den Rücken befestigt. Also noch kurz gebrieft und (vielleicht) vor einem DSQ gerettet indem die Startnummer vorne befestigt wurde. Zuerst wollte sie mit dem Shirt verdreht herum laufen, wir haben ihr dann aber geholfen und haben es kurz vor knapp in unseren roten Startblock geschafft. Einsortiert zwischen den 1:45er & 1:30er Pacemakern sollte es doch der Zielzeit entsprechen.
Noch kurz gesammelt, Augen geschlossen, konzentriert und schon ging es los mit dem runterzählen.
Die Wetterbedingungen waren nahezu perfekt. Zwar nass, aber kein Regen, bewölkt mit 13°C am Start. Der Schuss ertönte, das Feld setzte sich in Bewegung. Es ging von der östlichen Rheinseite am Deutzer Bahnhof in Richtung Deutzer Brücke. Dort stockte es einmal kurz, dabei blieb es aber auch. Über den Rhein war auch schon der erste Km im Sack, 4:52. Guter Start, nicht überpaced, etwas zu langsam, also angezogen. Ging auch sehr gut dort im Feld, die Strecke war dort nicht überfüllt. Km 2 zeigte mir der Laufcomputer 4:31 an, also ungefähr das was ich am Donnerstag noch im Langintervall geübt hatte. Etwas zu fix im eigentlichen Sinn, fühlte ich aber echt gut an. Südlich des Neumarkt-, und Apostelviertel ging es begleitet mit guter Stimmung an der Strecke Richtung Studentenviertel. Den ersten Verpflegungspunkt ließ ich aus, sollte nach ~2,5Km noch nicht nötig sein. Vor mir lief zu dem Zeitpunkt das Vögelchen wie sich später heraus stellte. Die Km-Marken 3, 4 & 5 wurden alle <4:30 passiert. Bis Km 4 passte das GPS des Laufcomputer übrigens ziemlich genau, ab Km 5 bis Km 19 hatte es dann immer so in etwa 120 - 130m Vorlauf. Mein erster Verpflegungspunkt dann bei Km 5,7. Wasser im Pappbecher. Trotz Knickmethode keine Chance ohne zu ersaufen was runter zu kriegen. Also mal wieder schnelles gehen
Das muss ich unbedingt mal trainieren. Greifen im vollen Lauf klappt wunderbar, an trinken ohne zu ersticken ist nicht zu denken. Im Universitätstunnel kamen uns dann die führenden Eliteläufer entgegen. Selbstverständlich unter Beifall. Den Anstieg der Unterführung hätte ich als härter erwartet, ging aber sehr gut durch und ich konnte einige Plätze gut machen. Zuschauer in dem Bereich übrigens nicht so üppig unterwegs, dass lotterige Studentenleben lässt grüßen

Auf der Gegengerade der Universitätsstraße versuchte ich noch meine Schwester aus dem blauen Startblock hinter mir zu erspähen, aber wir vermuten das sie da noch nicht war zu dem Zeitpunkt, denn sie steckte trotz zweiten Startblock besonders zu Anfang im Stau. Bei ihr waren viele zu langsam im Block und irgendwann trötete selbst der 2h Pacemaker rum um Platz zu schaffen

Den hat sie freundlicherweise passieren lassen, hat sich schlussendlich angehangen und den dann später wieder eingesammelt... ging nicht anders wenn sich einfach zu viele verkehrt einreihen. Vor allem ärgerlich für ambitionierte Läuferinnen und Läufer.
Das Vögelchen hatte ich auch zwischendurch mal überholt beim rollen lassen und wir näherten uns der 10Km-Marke. Ein Blick auf den Laufcomputer hätte eine Sub45 möglich werden lassen, ich entschied mich aber vernünftigerweise ein weiteres Getränk im schnellen gehen aufzunehmen. 10Km fielen in 45:40. Passt so und ist gut. Entlang der Aachener Straße bei Laufsport Bunert vorbei gab es einige Aussteiger, verletzte oder welche die sich Überschätzt haben. Das war so zwischen Km 11-12. Wäre durchaus klug gewesen dort einen Rettungsdienst zu stationieren. Etwas weiter im Streckenverlauf wurde die Stimmung an der Strecke wieder deutlich besser und belebter. Über die spendenmatte für die SOS-Kinderdörfer ging es in einer kleinen Gruppe mit 3 Mädchen und vier Herren am Rudolfplatz vorbei in Richtung Ehrenfeld.
Vorbei an einer großen Moschee, passierten wir eine weitere Engstelle mit Kehre, in etwa so breit wie ein gut ausgebauter Fahrradweg. Da hätte ich mir eine elegantere Lösung gewünscht, denn das wurde sicher eng im hinteren Feld.
Vorbei am Fernsehturm überlegte ich etwas zu forcieren und die Gruppe zu verlassen, nahm dort aber noch einmal einmal Becher Wasser zu mir (im schnellen gehen) und musste die Gruppe ziehen lassen, denn diese nahm keine Verpflegung zu dem Zeitpunkt. Am Mediapark lief ich fast einsam, ein flottes Mädel war noch dabei. Dort am inneren Ring haben wohl mein Schwager mit Nichte gestanden, ich hielt etwas Ausschau, erspähte die beiden aber nicht, die kleinen meint aber mich erkannt zu haben

Wer übrigens bei Km 35 des Marathon nicht vom Hammermann getroffen werden möchte, der sollte unbedingt den Köln Marathon laufen. Dort erwartet dieser einen nämlich erst am Toom-Bogen in Form eines kostümierten Hammer bei Km-Marke 39

Die Stimmung auf dem Hohenzollernring in Richtung Neumarkt ist ja wirklich Famos. Toll dort die Anfeuerungsrufe und Mutmacher. Das Mädchen und ich sind derweil auf einen Läufer des Dextro-Energy-Team aufgelaufen, welcher sich beherzt ein Produkt des Feindes mit den rotten Bullen ergriff und im vollen lauf runterspülte. Respekt. Ein paar hundert Meter später haben wir den dann einkassiert. Radio Köln engte die Strecke auch nochmal künstlich ein, kann aber auch sein das wir irgendwie verkehrt umzu gelaufen sind, der Radiomoderator glotzte auch ein wenig dumm aus der Wäsche.
Den letzten Verpflegungspunkt kurz vor Km 20 ließen wir aus, Tempo lag bei rund 4:30. Eingebogen auf die Hohe Straße... nix mehr, keine Zuschauer, nur Gasse. Wir liefen auf den Dom zu, für mich wurde es auf einen schlag hart. Nur noch einen Kilometer und der Körper antwortete mit Schüttelfrost. Da musste ich ein wenig Tempo rausnehmen. Das Mädchen zog davon... klasse Leistung ihrerseits. Vor dem Dom links ab auf die Zielgerade. Roter Teppich... puh, da wird man fast Seekrank. Der letzte Km ging in 4:35 durch. Noch etwa 150m und ich habe es geschafft. Heilfroh im Ziel zu sein.
Laufcomputer war noch gesperrt und dadurch zu spät abgedrückt.
Offizielle Nettozeit des Veranstalters 1:36:44 und damit neue PB

Gesamtrang 504 & AK-Platzierung 58. Gar nicht mal schlecht und für mich ein Highlight des Laufjahres bei diesem Großevent. Wunsch war Sub100 zu bleiben und es war mir ungewiss, dieses mit dem absolvierten Training erreichen zu können.
Im Ziel habe ich noch auf meine Schwester gewartet, welche ihr selbst gestecktes Ziel von 1:55 mit 1:53:48 ebenfalls unterboten hat.
Sie war sogar noch besser und hat Gesamtrang 476 erzielt, sowie den 37ten Platz ihrer AK belegt. Großartig, denn bei ihr gestaltet sich das Training teils schwieriger als meines Unterwegs.
Kurz nach ihrem Zieleinlauf wurde es auch wirklich voll im Zielbereich. Dort wurden wir freundlich aber bestimmt gebeten uns in Richtung Ausgang zu bewegen.
Über die Nachverpflegung kann wirklich nicht geklagt werden. Getränke, Obst, Suppe, Butterbrote mit oder ohne Belag, Gebäck, Gemüse, Nüsse und alkoholfreies Kölsch gab es von den Sponsoren.
@Bernd im Zielbereich hatte ich nur welches ohne Turbo gesehen

auf der After-Race Party wurde mit Standard geworben, aber da waren wir ja nicht... beim nächsten Event mal ausprobieren. Jedenfalls weiß ich nun, dass Kölsch ohne Zündstoff eigentlich ähnlich wie Bier oder Pils ohne Zündstoff schmeckt. Das Malz überwiegt in der Form einfach. Gut finde ich da tatsächlich die geschmacklich übertünchen Erdinger-Sorten.
Noch kurz etwas zum Rennverlauf: Nachdem ich die Anne nun etwas studierte, so zeigt sich doch, dass ich sehr Gleichmäßig gelaufen bin. Dachte eigentlich das ich die zweite Rennhälfte etwas eingebrochen bin weil der Laufstil nicht mehr so rund war, es zeigt sich aber folgendes Bild:
Womit ich mehr als zufrieden bin. Das zeigt noch etwas Potential über Laufstilgestaltung und Tempoausdauer.
Fazit: Mit Ausnahme der Marathon-Expo nebst Startunterlagenabholung am anderen Ende von Klön eine sehr gelungene Veranstaltung. Würde ich tatsächlich widerholen, ggf. sogar als Marathon. Mit wenigen Ausnahmen verteilt es sich auf der Strecke recht gut, sofern man einen vorderen Startblock erwischt. Keine Bestzeittaugliche Strecke, da muss man etwas investieren, allerdings lohnenswert ohne starke Windeinflüsse.
Gerannt bin ich übrigens in den Puma Deviate Nitro Elite SP, als Schuh für Regen wäre der Nitro Liberate eingesetzt worden, da der einfach mehr Grip bietet.
Ich bin rundum zufrieden mit dem Lauf und auch überwiegend mit der Veranstaltung. Auf dem Heimweg hatten wir an der Flora noch die Herren Blum und Pfeiffer ganz nah vorbeiflitzen sehen. Das ist schon sehr elegant was die bei über 30Km noch bringen.
Grüße Jens
