So, nach einem Wochenende der Trennung vom Netz (Telefon und Internet, Bagger hatte ein Kabel durchtrennt, hatte danach nur mobiles Internet auf dem Smartphone) bin ich jetzt endlich wieder online.
In der letzten Woche habe ich es beruflich ganz langsam angehen lassen und ganz entspannt jeden Tag ein kleines Läufchen im Hellen absolviert, abgesehen vom Bahntraining am Mittwoch. Das hat mir unglaublich gut getan. Plötzlich hatte ich wieder uneingeschränkt Spaß am Laufen, egal wo und wie, jedenfalls für eine Woche.
Der Wintercitylauf in Ahlen am Freitagabend um 19:30 Uhr war ja schon lange fix. Das ist für mich einer der ganz großen Höhepunkte der Wintersaison, den auszulassen wäre für mich außerhalb jeglicher Diskussion. Dieses Weihnachtsmarkt-Ambiente kenne ich bisher von keinem anderen Lauf, wobei ich den ähnlich positionierten Wiedenbrücker Christkindllauf bisher nur von zwei vergeblichen Anmeldeversuchen kenne und nichts weiteres dazu sagen kann. Aber in Ahlen melde ich mich immer recht bald nach Öffnung der Startliste an, um dort auch mit einer niedrigen Startnummer antreten zu können, auch weil der Lauf von Anfang an neben meinem Heimatlauf einen festen Platz in meinem Kalender bekommen hat und ich mich dort auch immer irgendwie heimisch gefühlt habe.
Und siehe da, zum ersten Mal bei bislang drei Starts stürmte und schneite es nicht in Ahlen. Die Innenstadt selbst paßt mit ihrer heimeligen Atmosphäre zum ganzen Ambiente der Veranstaltung. Und die Strecke ist schon etwas ganz spezielles. 10 km, vermessen, aber verteilt auf 4 3/4 Runden (1,6+4*2,1km), das ist schon verwirrend genug, dann ein Kurvenlabyrinth mit über 100 Kurven und Abbiegungen (!) auf den 10 km, das alles im dunkeln, wo fast jede Ecke gleich aussieht, ich habe wirklich diese drei Jahre gebraucht, um die Strecke vollends zu lernen, um nicht in den Schlußrunden ständig zu rätseln oder einen Streckenposten fragen zu müssen, ob ich hier nun rechts oder links abbiegen muß.
Da ich keine PB-Ambitionen hatte (auf dieser Strecke schon mal gar nicht), entschied ich mich, nicht auf der allerletzten Rille zu laufen, sondern etwas lockerer und entspannter als sonst, aber noch so schnell, daß es mir Spaß macht. Den Wintercitylauf hat man schließlich nur einmal im Jahr. Die persönliche Streckenbestzeit von 50:26 aus dem letzten Jahr sollte trotzdem machbar sein. Und auf die Art und Weise, machte es einen Heidenspaß, um inmitten des Läuferfeldes um die 100 Ecken zu jagen. Die Uhr konnte man im dunkeln eh nicht ablesen, wenn man nicht ständig die Beleuchtungstaste drücken will. Beim Rundendurchlauf am Ziel schaute ich mal nach, aber die Pace-Anzeige war unsinnig und die Stoppuhr half mir bei den exotischen Rundenlängen auch nicht weiter, also lief ich einfach in der Gruppe weiter, in der ich war und wenn ich mich gebremst fühlte, überholte ich und arbeitete mich locker weiter nach vorn zur nächsten Gruppe. Selten hat mir ein WK soviel Spaß gemacht.
In der letzten Runde lief ich dann im Duo mit einem jünger aussehenden Konkurrenten, der auch meine leichte Tempoverschärfung mitging (vermutlich wollte er sich nicht von so einer grauen Eminenz wie mir abhängen lassen

), drei Kurven vor dem Ziel startete ich meinen Sprint, er konnte mir noch bis zur ersten Kurve folgen und dann konnte ich meine eingesparten Körner in einen fulminanten Sprint investieren, unter dem Applaus der Zuschauer und der namentlichen Ankündigung durch den Streckensprecher überquerte ich die Ziellinie in 47:10, bei einer durchschnittlichen Belastung von 85%. Mit einer so niedrigen Belastung bin ich noch nie eine so schnelle Zeit gelaufen. Und das, obwohl meine Kurventechnik noch stark verbesserungsfähig ist. Aber es war ein perfekter Abend, Balsam für die Seele. Und das Debakel von Hamm vom letzten Wochenende mit der 50er Zeit war auf einen Schlag vergessen.
Und weil ich von solchen Erlebnissen nicht genug bekommen kann, entschied ich mich spontan am Sonntagmorgen, den Wittener Weihnachtslauf auch noch mitzunehmen. Zum ersten Mal zwei WK an einem Wochenende. Dort starten sehr viele Vereinskollegen, so daß ich wenigstens irgendwie dabeisein wollte. Nie und nimmer wollte ich die Zeit von Ahlen wiederholen, nur irgendwie dabeisein, das Drumherum und das Zusammensein mit den Vereinskollegen genießen und mich achtbar schlagen. Es zwickte und zwackte in den Muskeln beim Warmlaufen, aber ich nahm mir vor, diesmal wirklich langsamer zu laufen und nur das Lauferlebnis zu genießen.
Das klappte eine halbe Runde. Vereinfacht gesprochen besteht der Wittener Weihnachtslauf aus 6 Runden zu 1.6 km, macht 9.6 km. Dann lief mir ein Vereinskamerad aus meiner Intervallgruppe davon und dann war es wieder vorbei mit der Entspannung und dem Genuß. In der dritten Runde holte ich ihn wieder ein und ging das Tempo mit bis zum Schluß. Nach 9,6 km blieb die Uhr stehen bei 44:36, Hochgerechnet auf 10 km sind das 46:28. Nochmal schneller als am Freitag. Und das bei wiederum nur 85% Belastung im zweiten WK an ein- und demselben Wochenende, zudem noch auf einer Strecke mit einem regelmäßigen Anstieg pro Runde mit insgesamt 67 Hm.
Meine Beine fühlten sich nach zwei Wk auch nicht schlechter an als nach einem. Aber bis Mittwoch bekommen sie jetzt Ruhe. Und ich weiß jetzt, was mir am Laufen Spaß macht. ;-P