Mario Be hat geschrieben:Wenn ich besser werde, dann ist mir unterm Strich auch latte, ob davon nun ein paar Sek der Lauftechnik, ein paar mehr der Kraft oder sonstwas zuzuschreiben ist.[/color]
Wichtig ist, ich werde besser/schneller, und da ich erst dieses Jahr mit dem Laufen angefangen hat, hoffe ich, dass sowohl meine Ausdauer, meine Kraft sowie meine Lauftechnik sich noch verbessern
Hallo Mario - sehr interessanter Faden, danke schön!
Ich persönlich finde allerdings, dass es mich - an Deiner Stelle(!) - schon interessieren würde, an welcher Stelle das größte Verbesserungspotential zu finden ist. Es gibt sicher viele verschiedene Zielsetzungen bei den einzelnen Forenteilnehmern hier, manche wollen ihre Leistung verbessern und an Wettkämpfen teilnehmen, andere einfach nur Gesundheitssport an der frischen Luft ausüben. Du gehörst sicher zur ersten Kategorie und Deine Beiträge lassen immer wieder erkennen, wie viele Gedanken Du Dir um Deine Trainingsgestaltung machst: Warum solltest Du Dich daher mit einer "einfachen Verbesserung" der Leistungskurve zufrieden geben, ohne zu wissen, was diese Steigerung verursacht hat - und an welchem Schwerpunkt man das Training verbessern müsste, um den nächstgrößeren möglichen Erfolg einzufahren?
Zur "Ermittlung" der HFmax kann ich eine Begebenheit aus meiner Vergangenheit beisteuern, vielleicht kannst Du es ja irgendwie gebrauchen, um es in Deine Einschätzungen einfließen zu lassen?
Vorgeschichte-Teil-1:
Im Mai 2012 kam ich kaum noch 2 Stockwerke hoch, ohne außer Atem zu geraten. Ein hinzugezogener Kardiologe gab mir den Rat, „mal ordentlich Sport zu treiben, von der Pumpe her sei jedenfalls alles in bester Ordnung“.
Vorgeschichte-Teil-2:
Im Juli 2012 hatte ich dann leider einen schweren Herzinfarkt mit 4-minütiger Reanimation, kostenlosem Hubschrauberflug, Rescue-Lyse, Herzkatheter und anschließender Reha.

Vorgeschichte-Teil-3:
Seit dieser Zeit habe ich viel Ausdauersport gemacht, natürlich gaanz laaangsam gesteigert von anfänglichen kurzen Spaziergängen mit dem Hund bis heute, wo ich (vielleicht) auf einen Triathlon im nächsten Jahr hinarbeite. Im letzten Herbst (2013) habe ich mir ein Rennrad gekauft und vom (neuen) Kardiologen folgende Angaben bekommen: HFmax = (ca.!) 175bpm, für mich im Training HFsoll <160bpm. HFmax wurde also von einem Facharzt "angegeben", allerdings nicht sicher gemessen/bestimmt! Grundlage waren bis dahin 2 Belastungs-EKG, davon eines mit Spiroergometrie, beide aber nicht voll ausbelastet. Der Doc sah es jedenfalls als sehr sinnvoll für mich an, die Trainingszonen GA1/GA2/EB zu bestimmen und meine HF-Belastungen, sowie deren Verteilung über die Trainingswoche daran zu orientieren.
Nun die Hauptgeschichte:

Irgendwann stach mich der Hafer und ich steuerte mit meinem Rennradl das Städtchen Tecklenburg an, um welches ich nach vielfachem Rat derzeit lieber noch einen großen Bogen hätte schlagen sollen. Es war ein klasse Tag, ich fühlte mich nach knapp 30km hügliger Strecke immer noch spitze und der Forerunner auf dem Lenkrad schien mir mit den bis dahin angezeigten Pulsfrequenzen ein "Go" zu signalisieren. Also dann am Lengericher Kreisel nach rechts gesteuert und Tecklenburg-Premiere!

Zunächst lief alles blendend und die langgezogene Steigung brachte mich mit 160bpm und einem guten Gefühl zu der Annahme, dass man sich beim Sport ja schließlich auch ein wenig quälen darf, alles aber gut läuft. Nach dem Amtsgericht verschärfte sich die Steigung dann allerdings nochmal und ich stellte fest, dass mich die Kombination von Rentner-Kettenblatt und größtem Ritzel nicht mehr unterhalb der HFsoll-Grenze halten konnte... . Der Puls stieg: 165...168...172 (Mist!)... . Dann 176bpm, shit - schon über dem angenommenen HFmax und ganz sicher in Bereichen, wo der Onkel Doktor die Stirne runzeln würde... . Rechts ranfahren und absteigen! - Geht nicht: Kanalbauarbeiten, rotes Flatterband und ein ausgeworfener Graben. Hinter mir auf einmal (sicher schon eine ganze Weile, aber bis dahin unbemerkt) ein Omnibus, dessen Fahrer seine Fahrgäste mit einem etwas entnervten Gesicht mit 9km/h hinter mir herkutschierte. Aufgrund des Gegenverkehrs konnte er mich nicht überholen... . Vor mir, in vielleicht 100m Tunnelblick-Entfernung der fast-Gipfel, auf jeden Fall aber Ende der Baustelle und eine Möglichkeit, rechts reinzufahren! Ich habe es durchgezogen und bin dann in der Einfahrt des Graf-Arnold-Gymnasiums mehr vom Rad gefallen, denn gestiegen. Ein Wunder, dass ich noch ordentlich aus den Klicks herausgekommen bin. Mit Mühe konnte ich es verhindern, meinen Mageninhalt vor ein paar besorgt dreinschauenden Gymnastikern zu entleeren. Pulsanzeige Forerunner: 186bpm. Ein paar Wochen später gab’s noch einen pädagogischen A..tritt vom Kardiologen und der bereits abgesetzte Betablocker wurde wieder-verschrieben (als "Drehzahlbegrenzer").
Die ganze Aktion kann ich heute nur als

bewerten...
Vielleicht kann sie aber hier im Forum als Beschreibung dessen dienen, wie man sich ggf. quälen müsste (sollte?!?), wenn man seine HFmax ermitteln "möchte". Und es sei nur einmal angedacht, was dabei ggf. auch passieren könnte, sollte man bei einer entsprechenden Aktion keine ausgezeichnete Gesundheit besitzen: Diese Aktion VOR dem Infarkt, hätte für mich auch die ungewollte und nicht erwartete Verabschiedung von der Bühne bedeuten können (Kardiologe-1: "Pumpe OK, machen Sie mal Sport!"...).
Sinn und Unsinn der Trainingssteuerung per Pulsfrequenz hin oder her. Jeder muss seinen eigenen Weg dazu finden. Die hier ausgetauschten Pro´s und Kontra haben mMn größtenteils alle ihre Berechtigung. Ich persönlich mache es so, dass ich schaue, wie ich mich vor und während des Trainings fühle. Vor dem Training schaue ich mir manchmal noch an, wie denn die Belastungen (GA1/2) in den vergangenen 5...7 Tagen so gelegen haben und bremse mich danach häufig etwas. Während des Trainings laufe/schwimme/fahre ich dann nach Gefühl und schaue mittlerweile nur noch sehr selten auf die Pulsfrequenzanzeige. Allerdings ist mein Trainingsziel auch klar auf "Gesundheitssport" definiert, wenngleich ich zugeben muss, dass ich einen Riesenspaß an meinen Fortschritten und an der Bewegung allgemein empfinde. Daher auch das Liebäugeln mit dem Triathlon, nächstes Jahr. Wenn, dann aber auch höchstens ein "Jedermann" und mit dem Ziel: "Ankommen"! Zielgerichtetes Training gibt es bei mir (leider?) nicht wirklich, ich schaue, dass ich mich spätestens jeden zweiten Tag sportlich bewege, manchmal klappt das aus verschiedenen privaten und beruflichen Gründen auch nicht immer. Die ca. 4.700 km in ungefähr 2 Jahren nach dem Infarkt und dass ich es gestern geschafft habe, 10km am Stück zu Joggen (nicht Laufen!) lassen mich aber sicher sein, dass ich auf dem richtigen Weg bin (
Garmin Connect - Profile Information for J.Niehoff).
Nette Grüße!
Jörg