harakiri hat geschrieben:Zu den 500er/600er... Ich hab mal gehört, dass für die VO2max Entwicklung hauptsächlich der Bereich von 4-6min wichtig ist. Mit 50% der Belastungszeit als Pause in etwa. Da passen ja 500er und 600er überhaupt nicht rein.
Wo gehört? Das ist so eher Unsinn.
Daniels ist ja einer derjenigen, der am meisten mit Vo2max argumentiert. Und der setzt 5' als Obergrenze für die Dauer eines Abschnitts und macht durchaus auch 3 min Abschnitte ... das passt also nicht so ganz zu dem, was du gehört hast.
Und er sagt auch ganz klar, dass kürzere Intervalle auch gut wirken, wenn die Pausen kurz genug sind.
Das ist wohl auch das was Dampfsohle meint:
Dampfsohle hat geschrieben:Tja gute Überlegung, ich habe jedoch immer wieder auch mal sehr schnell gelaufe 300er bis 500er, dann mit sehr kurzen Steh-Pausen, von teilweise unter 10-20 sek drin. Die dürften doch dann kumulativ für die VO2max wirken - bilde ich mir zumindest ein.
Bildest du dir nicht ein.
Bei einer kurzen Pause sinkt dein Puls nicht so weit ab und du kannst auch bei einem kürzeren Lauf in den VO2max bereich kommen.
Woher das kommt ... laut Daniels dauert es bei I-Pace etwa 2min, bis man in etwa bei VO2max läuft - wenn man voll Erholt ist. Die Pause wird dann so kalkuliert, dass man in den folgenden Wdh immer mehr Zeit bei Vo2max verbringt.
Also könnten die Anteile z. B. bei 5*1000 in 4' mit 2'30 Pause so aussehen:
2'
2'20
2'40
3'
3'20 die man im "magischen" Vo2max-Bereich verbringt. (Keine Ahnung, wie das wirklich aussieht, wahrscheinlich eher nicht so linear.)
Wenn einer jetzt stattdessen 500 in 2' macht mit 1' Pause, sieht das anders aus, aber spätestes bei der 3. Wdh ist er wahrscheinlich auch immer wieder im Vo2max-Bereich. Bei Daniels gibt es eine Grafik dazu.
Wenn man die Intervalle schneller als I-Pace läuft, kommt man auch schneller in den Vo2max Bereich ... bei 800m Tempo dauert es afaik etwa 1', wobei das auch vom 800m Tempo abhängt.
harakiri hat geschrieben:
Davon abgesehen... Mir fällt grade auf, dass solche VO2max Einheiten prinzipiell eher spät in der Saison gelaufen werden... Wieso eig.? Mein Gedankengang: Hohe VO2max --> hohes Trainingstempo --> großer Fortschritt.
Bei Daniels werden sie relativ früh gelaufen. Aber das birgt eben auch Gefahren: Zu früh eine so gute Form zu haben, dass man sich kaputt macht oder nichts mehr drauf setzen kann.
Das berührt jetzt grundsätzliche Fragen über bzgl Frühform und Periodisierung, außerdem die Frage: Was ist eine VO2MAx einheit und sind solche Bezeichnungen überhaupt sinnvoll?
Wenn ich jetzt einen Tempodauerlauf bei 80% Vo2max mache ... wieso ist das kein Vo2Max Training? 80% ist doch relativ viel?
WIchtig ist: Ein Modell, wie es Daniels oder andere Aufstellen, um Training zu erklären und zu rechtfertigen, ist nur ein Modell, und zwar ein stark vereinfachtes. Man kann einige Sachen damit ganz gut beobachten und erklären, andere aber nicht. Es ist nicht die Wahrheit oder die Realität, denn was in uns beim Training passiert ist viel komplexer. Ein wissenschaftliches Erklräungsodell ist meist wie eine Lupe, mit der wir einen Teil einer Sache sehr genau sehen, andere Aspekte aber ausblenden. Modelle sind solange populär bis ein bessere populärer wird ...
Die meisten Trainingseinheiten wirken auf mehrere "Systeme des Körpers!, und "in Wirklichkeit" sind die Systeme natürlich auch nicht so klar getrennt wie in den schönen Modellen.
So ist "5*1000 im 5k Tempo" eine VO2max Einheit und eine Kraftausdauereinheit und eine Koordinationseinheit und eine Einheit für die Allgemeine Ausdauer und eine Einheit für die mentale Härte und wahrscheinlich habe ich noch mögliche positive Effekte vergessen, ganz zu schweigen von möglichen negativen Effekten, die man vielleicht auch berücksichtigen sollte ...
Nochmal zur Frühform: Schnell in Form kommen kann nützlch sein, ebenso wie eine frühe gute Form. Ich denke viele hier im Forum müssen sich da nciht viel Gedanken machen, sie haben noch so viel lUft nach oben, dass sie auch bei eine frühe gute Form noch zulegen können. Das sind dann auch Kandidaten, denen es am wenigsten schadet, früh in der Saison mal etwas härter zu trainieren. Da machen sich viele Anfänger imo viel zu viel Gedanken über Saisonaufbau.
Bei den fortgeschrittenen Läufern wie den meisten Gentlemen ist das schon schwieriger. Auch bei den fortgeschrittenen gibt es groeß Unterschiede, nicht alle haben diesselbe typische Formkurve, nicht alle bevorzugen densselben Aufbau, nicht alle können im Trainig gleich weit an die Grenzen gehen etc.
Aber eins ist vielen hier gemein: Sie sind in manchen Disziplinen doch schon relativ nah am Limit
Wenn Rolli im März ne 2'42 auf 1000 laufen könnte, kann er sehr wahrscheinlich dennoch im Juni keine 2'35 auf 1000 laufen weil das möglicherweise einfach nicht drin ist. Wenn man schon sehr gut in Form ist, braucht man heftger Mittel, um noch besser in Frm zu kommen, aber die meisten können nur eine sehr begrenzte Zeit so intensiv trainieren ... selbst wenn der Körper nicht das Hindernis ist, so ist es oft der Kopf.
Bei mir jedenfalls ist das so. Wenn ich mich jetzt rausquälen würde und 1000er mit kurzen Pausen laufen wäre bei mir sehr schnell die Luft raus. Die Motivation zum Quälen jetzt verbraucht, die ich im Mai und Juni brauche.
Wir brauchen im Training eine Art Dramturgie. Ich kann nciht alle Höhepunkte in den ersten Akt legen.
Wie lang das Schauspiel sein soll, wie viele Akte es hat und ob man nicht von Anfang an zumindest kleiner Höhepunkte einbauen sollte ... darüber kann man jetzt wirklich trefflich streiten, und da finde ich es auch gut, drüber nachzudenken. Imo planen nämlich viele Hobbyläufer ihre Saison und ihre Phasen viel zu lang ...
Und imo spricht wirklich einiges dafür, sich erstmal recht schnell in eine Form zu bringen, die Spaß macht. Ich bin nicht der Typ, der viel davon hält, 3 Monate mit Übergewicht durch den Winter zu joggen, wenn man andere Möglichkeiten hat. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass andere damit glücklich werden.
Aber es spricht eben auch viel Dafür, sein Pulver nicht zu früh zu verschießen. Und dann kommen möglicherweise Einheiten raus, die mit angeblich ach so idealen VO2MaxDingern wenig zu tun haben. Weil es Vorbereitungseinheiten für die "richtigen" Einheiten sind und der Zweck in der allgemeinen Vorbereitung selten im Maximalen Effekt einer Einheit liegen kann. Wir versuchen in der allgemeinen Phase eine relativ gute Form mit relativ sanften Trainingsmitteln zu erreichen - um Pulver zu sparen für später.
Gruß
C.