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Leben wir in einer Scheinwelt?

Leben wir in einer Scheinwelt?

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Hobbyläufer rennen wie besessen durch eine Scheinwelt | WAZ.de

Ich glaube, er übertreibt stark. Ich "muss" nicht ständig den neuesten Kram haben, muss nicht bei Bekannten "prahlen", was ich alles anstelle. Bin sogar eher still zu dem Thema, muss nicht gegen andere Laufen. Ich laufe nur für/gegen MICH. An Wettkämpfen nehme ich nur teil um die Atmosphäre zu erfahren und um mit Gleichgesinnten gemeinsames zu erleben. Bin ich "besessen"? Sicher nicht!
Habe ich Spaß, an dem was ich tue? Garantiert!

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Naja, ich finde mich schon etwas wieder, allerdings wird mein Konsumdrang gluecklicherweise stark durch meinen Geiz gedaempft. Jedenfalls habe ich schon mal eine Ergebnisliste nach einem Kollegen durchsucht, den ich aus verschiedensten Gruenden im Verdacht hatte, Laeufer zu sein. Ganz normal ist das zweifellos nicht... :D

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Wenn man für etwas nicht brennt und ein bischen verrückt ist, dann ist es doch kein richtiges Hobby ;-) Ist bei Modellfliegern z.B. doch auch nicht anders ...

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Der Artikel hat eine reißerische Überschrift, damit man es lies. Aber er hat sich doch die Antwort am Ende des Artikels selbst gegeben. Laufen ist ein Hobby und da redet man natürlich drüber. Das ist auch nicht anders als bei anderen Sportarten, bei Tierhaltern, Kleingärtnern, Köchen, Handargbeitlern... Und das ist doch auch gut so! Sicher gibt es auch immer welche, die es übertreiben, aber das ist doch die Minderheit. Kritisch wird es meiner Meinung nach erst, wenn die Gesundheit oder das Familienleben leidet.

Und warum sollten nur die ein Recht auf Wettkämpfe haben, die auch die Chance auf einen Sieg haben??? Spätestens da komme ich überhaupt nicht mehr mit. Ein Wettkampf macht Spaß, motiviert und man kann ggf. auch noch ein paar schöne Urlaubstage an dem entsprechenden Ort verbringen. Klingt für mich nicht blöd und besessen :)

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Soli hat geschrieben:Der Artikel hat eine reißerische Überschrift, damit man es lies. Aber er hat sich doch die Antwort am Ende des Artikels selbst gegeben.
Genau das war auch mein Fazit. Als Blogger muss er halt Klicks generieren. Und alles was er sich dazu aus den Fingern saugt, meint er am Ende gar nicht so, wie der letzte Absatz erfrischen "normal" belegt. Mag sein, dass der eine oder andere es irgendwo übertreibt (ich ganz bestimmt auch), aber selbst das liegt immer im Auge des Betrachters. Aber dass er sich selbst bzw. seinen Erguss als "philosophisch" bezeichnet, belegt, dass mindestens der Autor in einer Scheinwelt lebt. :D

Fazit: Außer noch'n paar Klicks nix gewesen.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Sven K. hat geschrieben:Hobbyläufer rennen wie besessen durch eine Scheinwelt | WAZ.de

Ich glaube, er übertreibt stark. Ich "muss" nicht ständig den neuesten Kram haben, muss nicht bei Bekannten "prahlen", was ich alles anstelle.
Natürlich karikiert er, aber im Prinzip hat er Recht (außer damit, dass die meisten Läufer keine Antwort darauf hätten, warum sie es tun - ich tu's, weil es mit gut tut und Spaß macht). Natürlich hat man Ehrgeiz, sich zu verbessern und natürlich sind die meisten von uns damit absolut jenseits jeder ernst zu nehmenden Konkurrenz. Aber wir machen es und reden nicht nur darüber.

Als Hobbyastronom stecke ich auch einen Haufen Geld in Teleskope, Kameras und Zubehör, mit denen ich Fotos machen kann, über die Profis nur lächeln können, und die ich für den Bruchteil des Geldes als Poster kaufen könnte. Aber es sind meine Fotos. Und unter meinesgleichen finde ich dafür auch Anerkennung, denn die wissen um die Schwierigkeit, so was zu produzieren. Und genau so wissen die Leser hier, wie schwierig es ist, 10 km sub 60/50/40 zu laufen. Die Anerkennung ist letztlich das, was wir alle suchen. Wenn die fehlt, verlieren wir die Lust am Hobby. Und das hat der Autor doch schön rübergebracht. Wir sind deswegen nicht bekloppt, das ist vielmehr das normalste der Welt.

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"Und selbst ein Super-Hobby-Läufer, der weit unter vier Stunden oder gar an der Grenze zur Drei-Stunden-Marke läuft,..."
Damit hat er seine und unser aller Neurosen endgültig zementiert :hihi:
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Alderamin hat geschrieben:Als Hobbyastronom stecke ich auch einen Haufen Geld in Teleskope, Kameras und Zubehör, mit denen ich Fotos machen kann, über die Profis nur lächeln können, und die ich für den Bruchteil des Geldes als Poster kaufen könnte. Aber es sind meine Fotos.
Und in Zeiten von open data könnte man sich sogar die Daten der Profis saugen und was mit machen, aber die Jupiterbilder, die ich meiner kleinen CCD Kamera und dem selbstgebauten Dobson abringe machen mir doch mehr Spaß ;-) Und der direkte Blick durchs Okular natürlich auch. Amateur steht ja auch für Liebhaber ...
Angefangen: 17.9.2015, PB 5km: 19:06 (8.1.2017), 10 km: 39:39 (05.02.2017), HM: 1:26:54 (07.10.2018), M: 3:27:35 (30.4.2017) https://runalyze.com/shared/Jde/

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Wirklich "besessen" sind in diesem Forum vielleicht max 5 User, die sehr wahrscheinlich ein Ungleichgewicht aus Trainingseifer und daraus resultierenden tatsächlich Ergebnissen haben.

Ich laufe tatsächlich nur gegen mich selbst und Wettkämpfe sind für mich eher Städtetrips.
Tatsächlich überlege ich aber auch, nur noch einen Marathon im Jahr zu laufen. Denn in dem Punkt hat der Author recht: ein Zeitfresser, wo viel anderes Leben auf der Strecke bleibt, ist Marathontraining nämlich absolut.

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Yin hat geschrieben:Denn in dem Punkt hat der Author recht: ein Zeitfresser, wo viel anderes Leben auf der Strecke bleibt, ist Marathontraining nämlich absolut.
Es gibt viel zeitaufwendigere, "sinnfreie" Hobbys als das M Training ... z.B. Gamer die jeden Tag stundenlang in einer für sie "schönen" Scheinwelt zocken. Dagegen macht das M Training zeittechnisch nur einen Bruchteil davon aus.
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Yin hat geschrieben:....Ich laufe tatsächlich nur gegen mich selbst und Wettkämpfe sind für mich eher Städtetrips.
Ich laufe nicht gegen mich, sondern für mich zur eigenen - und auch bei Wettläufen zur gemeinschaftlichen Freude - Städte versuche ich tunlichst zu meiden.
Yin hat geschrieben:...Denn in dem Punkt hat der Author recht: ein Zeitfresser, wo viel anderes Leben auf der Strecke bleibt, ist Marathontraining nämlich absolut.
Ob Author oder Autor, für mich bleibt lediglich der Eindruck belanglosen Geschwafels.
Grüße von der Baltischen See! Laufen/Wandern barfuß erleben - Zu Fuß - am besten barfuß - hält die Seele Schritt.
Je länger die Strecke, desto unbedeutender die Zeit, da allein die Streckenbewältigung zur eigenen Leistung wird.
:)
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Kann dem Artikel größtenteils zustimmen.
Ich kann das sinngemäße Fazit "wir sind ein bischen vertückt aber das ist normal" allerdings (nach dem bestimmt 10. Artikel dieser art, der mir in den letzten Jahren untergekommen ist) bereits nach den ersten Zeilen vorhersehen und ehrlich gesagt kaum noch hören.
Bzgl des Abschnitts wo es um Anerkennung im privaten und beruflichen Umfeld geht:
Auf der Arbeit vermeide ich das Thema nach Möglichkeit komplett und würde mir das Humpeln dort sogar eher verkneifen.
was willste machen, nützt ja nichts

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frank2015 hat geschrieben:Seltsam, ich hätte eher gedacht Spitzensport ist eine Scheinwelt.
Ja, man könnte das Ganze auch einfach umdrehen:

Der Spitzenläufer:

- hat vermutlich eher selten diesen naiven Spass am Laufen wie wir Hobbyläufer
- muss bei jedem schlechten WK Angst haben, dass ein Sponsor abspringt. Der Hobbyläufer hat ja immer seinen Vollzeitjob zur finanziellen Absicherung und ist nicht auf Preisgelder etc. angewiesen
- steht mit ca. 35 Jahren vor'm Karriere-Aus. Da fängt der Hobbyläufer erst richtig an
- kann nicht einfach mal schön ein Wochenende Party machen inkl. Alkoholgenuss
- läuft sich im Gegensatz zum Freizeitathleten wirklich den Körper kaputt
- kann sich nicht dem öffentlichem Rummel um seine Person entziehen. Der Hobbyläufer muss einfach nur nicht Humpeln auf Arbeit

usw.

Alles in allem bleib ich also sehr gerne einfach nur Hobbyläufer!

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Ich denke, die Kernaussage lässt sich 1:1 auf jedes andere Hobby übertragen:

- Es gibt immer Leute, die besser sein werden, als man selbst.
- Es gibt immer Leute, die mehr Zeit, Geld und Talent haben, als man selbst.
- Je intensiver ich ein Hobby betreibe, desto mehr Zeit und Geld kostet es mich.
- Mit steigender Professionalität steigen auch die Ansprüche an das Equipment.
- Selbstverständlich wünscht sich jeder auch irgendwo Anerkennung, oder zumindest etwas Aufmerksamkeit. Ich denke niemand invertiert Monate und evtl. Jahre in ein Hobby, ohne dies mit Anderen in irgend einer Form zu teilen oder zu kommunizieren.
- Nur für "Anerkennung" ein Hobby auszuüben wird nicht funktionieren, da man ab einem gewissen Punk voll und ganz dahinter stehen muss, um Erfolgreich zu sein.
- Jeder tauscht sich gerne mit gleichgesinnten aus und spricht über sein Hobby, wenn dies nicht so wäre, hätten wir keine Vereine, keinen Chor, keine Kochtreffen etc. und jeder würde sein eigens Ding machen.
- Jedem wir es schon passiert sein, seinem Gegenüber mehr über ein Thema erzählt zu haben, als diesem Lieb gewesen ist.

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Es ist wie bei so ielen Dingen im Leben die einen wollen sich immer größer und besser dastellen als sie eigentlich sind und die anderen stehen zu dem was sie wirklich erreichen bzw erreicht haben.

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Yin hat geschrieben:Ja, man könnte das Ganze auch einfach umdrehen:

Der Spitzenläufer:

- hat vermutlich eher selten diesen naiven Spass am Laufen wie wir Hobbyläufer
- muss bei jedem schlechten WK Angst haben, dass ein Sponsor abspringt. Der Hobbyläufer hat ja immer seinen Vollzeitjob zur finanziellen Absicherung und ist nicht auf Preisgelder etc. angewiesen
- steht mit ca. 35 Jahren vor'm Karriere-Aus. Da fängt der Hobbyläufer erst richtig an
- kann nicht einfach mal schön ein Wochenende Party machen inkl. Alkoholgenuss
- läuft sich im Gegensatz zum Freizeitathleten wirklich den Körper kaputt
- kann sich nicht dem öffentlichem Rummel um seine Person entziehen. Der Hobbyläufer muss einfach nur nicht Humpeln auf Arbeit
- Ist vollgestofft.

100% Zustimmung: Spitzensport, oder sagen wir lieber Berufssport, ist die Scheinwelt. Was wir machen, ist echter Sport.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:- Ist vollgestofft.
Das stimmt natürlich genauso wie die Aussage, daß jeder Arbeitnehmer im Wettbewerb oder Prüfling Ritalin oder Koks nimmt
100% Zustimmung: Spitzensport, oder sagen wir lieber Berufssport, ist die Scheinwelt. Was wir machen, ist echter Sport
Dann wäre auch jeder Beruf eine Scheinwelt und die einzig wahre Lebensweise die des Rentiers bzw. Erben. Wobei hier die Überschneidung groß ist.

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leviathan hat geschrieben:Das stimmt natürlich genauso wie die Aussage, daß jeder Arbeitnehmer im Wettbewerb oder Prüfling Ritalin oder Koks nimmt

Dann wäre auch jeder Beruf eine Scheinwelt und die einzig wahre Lebensweise die des Rentiers bzw. Erben. Wobei hier die Überschneidung groß ist.
Kann ich nicht zustimmen. Ich postuliere einen grundlegenden Unterschied zwischen "gängigen" Berufen und Profisport.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Kann ich nicht zustimmen. Ich postuliere einen grundlegenden Unterschied zwischen "gängigen" Berufen und Profisport.
Was ist gängig? Ist der Beruf eines auf Provisionen angewiesenen Vertreters gängig? Ist es der eines Abteilungsleiters in einem produzierenden Betrieb. Wie siehst Du den Druck auf Entwicklungsingenieure, die in Time und Budget einen Auftrag zu erfüllen haben. Im Arbeitsleben wirst Du viele Parallelen zum Profisport finden. Nur hast Du im Schnitt im "normalen" Berufsleben ein besseres Chance-/Risikoverhältnis. Und in den richtigen Branchen stellst Du fast jeden Leistungsportler in den Schatten. Und trotzdem soll es dort diese Anreize nicht geben? Ok, kann sein...

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leviathan hat geschrieben:Was ist gängig? Ist der Beruf eines auf Provisionen angewiesenen Vertreters gängig? Ist es der eines Abteilungsleiters in einem produzierenden Betriebs. Wie siehst Du den Druck auf Entwicklungsingenieure, die in Time und Budget einen Auftrag zu erfüllen haben. Im Arbeitsleben wirst Du viele Parallelen zum Profisport finden. Nur hast Du im Schnitt im "normalen" Berufsleben ein besseres Chance-/Risikoverhältnis. Und in den richtigen Branchen stellst Du fast jeden Leistungsportler in den Schatten. Und trotzdem soll es dort diese Anreize nicht geben? Ok, kann sein...
Ok, eine Schnittmenge gedopter Hochleistungsprofis räume ich hiermit ein :D Wahrscheinlich gibt es sogar Vorstände/Sportfunktionäre/Formel 1 Teamchefs/Politiker, gegen die jeder Sportstar wie ein Waisenknabe aussieht. Sowohl was großzügige Medikamentenanwendung, als auch Scheinwelt-Faktor angeht.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Ok, eine Schnittmenge gedopter Hochleistungsprofis räume ich hiermit ein :D Wahrscheinlich gibt es sogar Vorstände/Sportfunktionäre/Formel 1 Teamchefs/Politiker, gegen die jeder Sportstar wie ein Waisenknabe aussieht. Sowohl was großzügige Medikamentenanwendung, als auch Scheinwelt-Faktor angeht.
Damit können wir das als Annex in die treffende Zusammenfassung von Cyberboy2010 aufnehmen :teufel:

Übrigens glaube ich nicht, daß nur die von Dir aufgeführten Gruppen betroffen sind. Auch wenn auf diese einzudreschen ganz hip ist. Da freuen sich sicher viele andere, daß der Scheinwerfer gerade woanders leuchtet.

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leviathan hat geschrieben:Damit können wir das als Annex in die treffende Zusammenfassung von Cyberboy2010 aufnehmen :teufel:

Übrigens glaube ich nicht, daß nur die von Dir aufgeführten Gruppen betroffen sind. Auch wenn auf diese einzudreschen ganz hip ist. Da freuen sich sicher viele andere, daß der Scheinwerfer gerade woanders leuchtet.
Vorschläge?
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Vorschläge?
Wo Druck herrscht, wird es immer die Suche nach Mitteln geben, besser damit klar zu kommen. Und in unserer Arbeitswelt hat das nun mal dramatisch zugenommen. Wer konzentriert sein muss, kann etwas dafür tun. Wer sich abends entspannen und abschalten muss, kann etas dagegen tun (ein Glück, daß Alkohol legal ist), etc.

Du wirst wenige Bereiche finden, wo diese Phänomen nicht auftritt. Da schließt sich auch der Kreis zur Zusammenfassung von Cyberboy2010. Er ist mit klarem Fokus darauf eingegangen, daß der Sport nur ein Hobby von vielen ist und die Beschreibung im Artikel fast 1:1 auf diese übertragbar ist.

Dann kam die Abgrenzung Sport als Beruf ins Spiel. Und hier ziehe ich analog den gleichen Schluß. Sport ist auch nur ein Beruf von vielen.

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leviathan hat geschrieben:Wo Druck herrscht, wird es immer die Suche nach Mitteln geben, besser damit klar zu kommen. Und in unserer Arbeitswelt hat das nun mal dramatisch zugenommen. Wer konzentriert sein muss, kann etwas dafür tun. Wer sich abends entspannen und abschalten muss, kann etas dagegen tun (ein Glück, daß Alkohol legal ist), etc.

Du wirst wenige Bereiche finden, wo diese Phänomen nicht auftritt. Da schließt sich auch der Kreis zur Zusammenfassung von Cyberboy2010. Er ist mit klarem Fokus darauf eingegangen, daß der Sport nur ein Hobby von vielen ist und die Beschreibung im Artikel fast 1:1 auf diese übertragbar ist.

Dann kam die Abgrenzung Sport als Beruf ins Spiel. Und hier ziehe ich analog den gleichen Schluß. Sport ist auch nur ein Beruf von vielen.
Sorry, das finde ich jetzt viel zu allgemein formuliert. Welchen Beruf sollen wir bashen?
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Sorry, das finde ich jetzt viel zu allgemein formuliert. Welchen Beruf sollen wir bashen?
Gar keinen. Da schließe ich die von Dir bereits ins Feld geführten mit ein.

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Ein nicht unwesentlicher Teil meines Berufsalltags besteht aus der Teilnahme an Ausschreibungen. Ich erstelle Angebote, ohne zu wissen, wer sonst noch im Spiel ist und was diese anderen für Karten auf der Hand haben und als nächstes ausspielen werden.

So geht das nun seit mehr als 20 Jahren, und immer noch bin ich unschlüssig, ob ich umsatteln und professioneller Pokerspieler werden soll. Vielleicht fällt mir die Entscheidung so schwer, weil ich den Unterschied zwischen Beruf und Hobby immer noch nicht endgültig begriffen habe.

Also keine Ahnung. Am besten gehe ich erstmal laufen. Oder Radfahren. Ja, ich weiß. Ein Beruf ist das nicht. Aber möglicherweise eine Berufung. Der Unterschied zwischen beidem ist vielleicht wie der zwischen Welt und Scheinwelt.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Durchbeißerin hat geschrieben:laufen = lebendig sein und sich lebendig fühlen

das reicht doch als Antwort nach dem Warum völlig aus...
Ich sehe das genau so: Laufen ist für mich das Gegenteil von Scheinwelt. Der durchschnittliche Deutsche saß 2015 etwa 230 min vor dem Fernseher - täglich. Wenn ich draußen eine Stunde laufen gehe (und das noch nicht einmal jeden Tag, ich bin nicht sehr sportlich) nehme ich am realen Leben teil. Und wenn ich noch versuche, eine bestimmte Zeit zu laufen, wird es richtig realistisch. Da kann ich weder mir noch anderen etwas vormachen und werde erst recht geerdet - von wegen Scheinwelt. Auch Laufveranstaltungen sind keine Scheinwelt, schließlich muss ja jeder tatsächlich laufen und es über die Ziellinie schaffen. Dass nicht jeder Erster wird, ändert nichts. Jeder hat sein eigenes, ganz reales Ziel; einer will nur ankommen, ein anderer eine bestimmte Zeit schaffen, einige (wenige) kämpfen um die ersten Plätze. Was ist daran Schein?.
______________________________________

Es ist nicht entscheidend, woher man kommt, sondern wohin man geht.

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Die Trennlinie zwischen Beruf und Hobby lässt bei mir persönlich an Schärfe nichts vermissen.
Beruf = Geld beschaffen, kein Spaß
Hobby = Geld ausgeben, viel Spaß
Das überschneidet sich so gut wie überhaupt nicht.
Der Beruf befindet sich im Bereich "Scheinwelt", da ist das meiste erzwungen und artifiziell.
Laufen dagegen hat überhaupt nichts Artifizielles. Das ist Leben pur, aus meiner Sicht.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Beruf = Geld beschaffen, kein Spaß
Das tut mir einerseits leid für Dich. Andererseits trägt es bestimmt dazu bei, daß Du einen Blick für die Dinge gewinnst, die vielleicht viel wichtiger sind als Arbeiten und Geld verdienen. In Deutschland ist es üblich, wenn wir uns jemandem vorstellen, daß wir nach unserem Namen ziemlich bald unseren Beruf sagen. Wir identifizieren uns also ziemlich stark mit unserer Arbeit. In anderen Ländern ist das oft ganz anders.

Bei uns aber gerät alles, was nicht unmittelbar dem eigenen Broterwerb dient (Hobbys sind ja nur dem Broterwerb anderer dienlich) sehr leicht in den Ruch des Nutzlosen, Minderwertigen, Scheinwelthaften. Als sich herausstellte, daß ich in dem Beruf, für den ich mich jahrelang in intensiver Vollzeitarbeit qualifiziert hatte, nicht würde arbeiten können, brauchte ich erst ein wenig Zeit, um ausgerechnet aus dem, was mir vorher von allein zugefallen war, einen Broterwerb zu machen, weil ich nicht sicher war, daß das auch ja ein richtiger Beruf sein würde. Man muß ja in der Gesellschaft funktionieren und die vorgegebenen Rollen ausfüllen. Wie auch immer - für mich ist dieser Beruf jedenfalls richtig, weil er einen weiten Rundumblick auf alle möglichen Welten bietet. Meistens auf solche, die für nur sehr wenige Welt und für sehr viele Scheinwelt sind. So groß ist der Unterschied nämlich gar nicht.
Laufen dagegen hat überhaupt nichts Artifizielles. Das ist Leben pur, aus meiner Sicht.
So ist es und nicht anders.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Wow, vielen Dank für das Mitgefühl, das lasse ich meine Frau mal lesen. :teufel: So schlimm ist es aber nicht, das Verhältnis Spaß zu Nicht-Spaß passt für mich. Keine Ahnung, wieso so viele Leute (Deutsche?) meinen, ein Beruf müsste unbedingt Spaß machen.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Die Trennlinie zwischen Beruf und Hobby
....
da ist das meiste erzwungen...
Eben. Bei dem Wetter möchte ich am liebsten ans Meer fahren. Dafür könnte ich sämtliche Hobbies hinten an stellen. Laufen könnte ich sogar dort. Aber dank des Berufs muss ich hier bleiben. Egal ob er Spass macht oder nicht.

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Thomaso hat geschrieben:Keine Ahnung, wieso so viele Leute (Deutsche?) meinen, ein Beruf müsste unbedingt Spaß machen.
Das macht es um Vieles einfacher, ihn auszuüben :wink: Inklusive die blöden Kollegen zu ertragen :D

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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Thomaso hat geschrieben:Wow, vielen Dank für das Mitgefühl, das lasse ich meine Frau mal lesen. :teufel: So schlimm ist es aber nicht, das Verhältnis Spaß zu Nicht-Spaß passt für mich. Keine Ahnung, wieso so viele Leute (Deutsche?) meinen, ein Beruf müsste unbedingt Spaß machen.
Spaß ist vielleicht auch das falsche Wort, aber man verbringt einfach zuviel der endlichen Lebenszeit mit beruflichen Dingen als daß man diese ohne Identifikation mit der Aufgabe und einer gewissen innerlichen Befriedigung machen können sollte (der Konjunktiv ist gewollt ...).
Angefangen: 17.9.2015, PB 5km: 19:06 (8.1.2017), 10 km: 39:39 (05.02.2017), HM: 1:26:54 (07.10.2018), M: 3:27:35 (30.4.2017) https://runalyze.com/shared/Jde/

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jenshb hat geschrieben:Spaß ist vielleicht auch das falsche Wort, aber man verbringt einfach zuviel der endlichen Lebenszeit mit beruflichen Dingen als daß man diese ohne Identifikation mit der Aufgabe und einer gewissen innerlichen Befriedigung machen können sollte (der Konjunktiv ist gewollt ...).
Genau das wollte ich auch noch ergänzen. Es gibt nun mal Jobs, da fällt es schwer, den auch zu genießen. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Blickwinkel. Man könnte denken: "Naja, die paar Stunden sind auch irgendwann vorbei. Aber dafür gibt´s Kohle.". Man könnte aber auch mit einem gewissen Stolz auf das Ergebnis blicken und daraus. seine Befriedigung ziehen. Die Kohle gibt´s mit beiden Perspektiven :D Letztere stelle ich mir allerdings attraktiver vor. Auch das kann man bei Hobbies finden. Nicht jeder Lauf macht wirklich Spaß, zumindest nicht in jedem Moment. Trotzdem kann man da etwas rausziehen...
Auch wenn sich so etwas naiv liest und man den Eindruck gewinnen könnte, daß hier die rosarote Brille im Spiel.ist. Der Blick dadurch fühlt sich einfach besser an. Übrigens genieße ich mein Hobby nicht mehr, weil der Rest des Tages eine fu..ing Moloche war. Ich steige nur besser gelaunt dort ein. Das kann aber jeder machen wie er will.

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leviathan hat geschrieben: Man könnte aber auch mit einem gewissen Stolz auf das Ergebnis blicken ..
Das ist leider auch der Hebel für Frustration, vor allem, wenn das Ergebnis maßgeblich von anderen beeinflusst wird. Ein guter Kompromiss zwischen Engagement und Distanz ist wahrscheinlich meist der beste Weg.
10k 41:18 (2019), HM 1:32:09 (2017), M 3:20:12 (2017)

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Thomaso hat geschrieben:Das ist leider auch der Hebel für Frustration, vor allem, wenn das Ergebnis maßgeblich von anderen beeinflusst wird. Ein guter Kompromiss zwischen Engagement und Distanz ist wahrscheinlich meist der beste Weg.
Oder so!
Aus der Antwort würde ich aber entnehmen, daß man dem Ganzen durchaus positives abgewinnen kann :)

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Es ist doch letztlich ohnehin müßig und nicht verallgemeinerbar, über die Hobbys anderer Leute und den dafür erforderlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand zu spekulieren. Der eine hat ein Paar Laufschuhe von Aldi, läuft alle drei Wochen, fühlt sich danach gut und hat Spaß. Der andere läuft an sieben Tagen pro Woche drei Stunden mit einer 1000 € Uhr und allem erdenklichen Equipment und hat daran ebenfalls Spaß. Jeder muss und soll für sich selbst entscheiden, was und wie viel man bereits ist zu investieren. Die Ausgangsvoraussetzungen sind ja auch ganz andere. Andere Berufe, andere sonstige Hobbys, Familie ja oder nein. Solange alle auf ihre je eigene Art Spaß haben, ist doch alles gut.

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leviathan hat geschrieben:Genau das wollte ich auch noch ergänzen. Es gibt nun mal Jobs, da fällt es schwer, den auch zu genießen. Aber auch hier gibt es unterschiedliche Blickwinkel. Man könnte denken: "Naja, die paar Stunden sind auch irgendwann vorbei. Aber dafür gibt´s Kohle.". Man könnte aber auch mit einem gewissen Stolz auf das Ergebnis blicken und daraus. seine Befriedigung ziehen. Die Kohle gibt´s mit beiden Perspektiven :D Letztere stelle ich mir allerdings attraktiver vor.
Ob die bulgarische Zeitarbeiterin in der Bratwurstabrik, die bei knapp 4 Grad am Band schuftet und bibbert, stolz sein sollte auf das Ergebnis ihrer Arbeit...
die ist froh, wenn sie es schafft über den Tag für die paar Kröten, die sie bekommt.
Sport kennt sie aus dem Fernsehen - wenn überhaupt.

Ich denke die Identifikation mit dem Beruf ist außerhalb bestimmter Wohlstandsgrenzen schwer vorstellbar angesichts der Arbeitswirklichkeit an den Rändern unserer heilen Welt.

Genauso wie Spitzenläufer/innen im Marathon das "Muzungu-Land" vermutlich bestenfalls als Zirkus wahrnehmen...

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taeve hat geschrieben:Ja, genau! Hauptsache, ihr habt Spaß! :hihi:
Grundsätzlich ist es ganz hilfreich, wenn man aus seinem Tun etwas Spaß zieht. Spaß wollte sai hier sicher weiter gefasst auslegen. Man sollte einfach etwas rausziehen können. Wenn Du gesund sein willst und an Deiner Fitness arbeitest, kann Laufen eine Möglichkeit sein. Wenn das aber überhaupt keine Freude bereitet, wird das wahrscheinlich ein kurzes Gastspiel. Und auf der anderen Seite wird auch bei der aller größten Leidenschaft nicht jeder Kilometer ein Freudentanz. Das weißt Du übrigens nur zu gut :zwinker5:
sai hat geschrieben:Es ist doch letztlich ohnehin müßig und nicht verallgemeinerbar, über die Hobbys anderer Leute und den dafür erforderlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand zu spekulieren. Der eine hat ein Paar Laufschuhe von Aldi, läuft alle drei Wochen, fühlt sich danach gut und hat Spaß.
Das Problem mit dem finanziellen Aufwand ist leicht gelöst. Du kaufst Dir noch einen 911er und fährst damit zum Start der Volksläufe. Und schwupps - rücken die Kosten für die Laufschuhe sofort in den Hintergrund. Wenn das nicht reicht, gibt´s passend zum nächsten Crosslauf noch einen Cayenne. Durch weglassen des Nappa Leders sind dann noch Trailschuhe bis zum Lebensende drin. Ist das nicht irre... Du hast Dann ein Hobby finanziert, daß andere auch haben und ohne Zusatzkosten - nur durch geschicktes Weglassen - hast Du Dir den Laufsport nicht umsonst, aber kostenlos mit eingekauft.

Soll einfach nur bedeuten, daß Laufen sicher nicht das teuerste Hobby in diesem Land ist.

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Durchbeißerin hat geschrieben:Ich denke die Identifikation mit dem Beruf ist außerhalb bestimmter Wohlstandsgrenzen schwer vorstellbar angesichts der Arbeitswirklichkeit an den Rändern unserer heilen Welt.

Genauso wie Spitzenläufer/innen im Marathon das "Muzungu-Land" vermutlich bestenfalls als Zirkus wahrnehmen...
Um die ging es hier aber nicht. Ich stimme Dir zu, daß an diesem Punkt der Vergleich hinken würde. Ich habe oft in Asien gearbeit und durfte dann auch hautnah miterleben, wie es dort zugeht. Nachdem ich eine bestimmte Zeit in Indien war, hatte ich den Gedanken mit meiner Familie dorthin zu ziehen schnell verworfen. Wir leben aber hier in einer ganz anderen Welt. Das muss man nicht gut finden. Aber die Perspektive unterscheidet sich dramatisch.

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leviathan hat geschrieben:Um die ging es hier aber nicht. Ich stimme Dir zu, daß an diesem Punkt der Vergleich hinken würde. Ich habe oft in Asien gearbeitet und durfte dann auch hautnah miterleben, wie es dort zugeht. Nachdem ich eine bestimmte Zeit in Indien war, hatte ich den Gedanken mit meiner Familie dorthin zu ziehen schnell verworfen. Wir leben aber hier in einer ganz anderen Welt. Das muss man nicht gut finden. Aber die Perspektive unterscheidet sich dramatisch.
Das stimmt - ich hab die letzten zwei Jahre intern in einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Seitdem ist mein zuvor doch mehr abstraktes Wissen um die Relevanz der Entfremdung "aufgepeppt" worden mit lebensnahen Begegnungen.

Inzwischen empfinde ich es als enormen Luxus, dass wir körperliche Bewegung, abgekoppelt vom Zwang zu überleben, genießen können (oder damit hadern - und gerade das ist enorm luxuriös).

Das Experiment, Arbeit und Bewegung für mich zu verbinden, hat nicht funktioniert. Mein Leben war nur noch Arbeit - und in der "Freizeit" war ich beschäftigt mit Regeneration, d.h. ich lag nachts auf dem Rücken wie ein toter Käfer und trug das Geld zum Chiropraktiker. Man merkt dabei vieles und nimmt vieles anders wahr - auch dass z. B. die sogenannte Hochkultur daran gekoppelt ist, dass man einigermaßen ausgeschlafen im Konzertsaal sitzt. Kammermusik und Müdigkeit verträgt sich z.B. überhaupt nicht.
Andererseits fand ich diese vergleichsweise simple Arbeit im Freien sehr befriedigend, gerade weil ich mich nicht verbiegen musste, um mich im Winter wie im Skiurlaub zu fühlen mit meinem Lasten-Fahrrad. Gleichzeitig war ich mir wieder bewusst, dass das eine bizarre Perspektive ist...

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Durchbeißerin hat geschrieben:Seitdem ist mein zuvor doch mehr abstraktes Wissen um die Relevanz der Entfremdung "aufgepeppt" worden mit lebensnahen Begegnungen.
Da wird einem aber auch bewusst wie viel Glück wir eigentlich haben. Wir sind auf der richtigen Seite des Äquators mit einem historisch einzigartig gutem Timing in ein System hineingeboren. Wir haben sogar den Freiraum darüber zu diskutieren, ob wir in einer Scheinwelt leben. Da darf auch mal Demut aufkommen.

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sai hat geschrieben:Es ist doch letztlich ohnehin müßig und nicht verallgemeinerbar, über die Hobbys anderer Leute und den dafür erforderlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand zu spekulieren. Der eine hat ein Paar Laufschuhe von Aldi, läuft alle drei Wochen, fühlt sich danach gut und hat Spaß. Der andere läuft an sieben Tagen pro Woche drei Stunden mit einer 1000 € Uhr und allem erdenklichen Equipment und hat daran ebenfalls Spaß. Jeder muss und soll für sich selbst entscheiden, was und wie viel man bereits ist zu investieren. Die Ausgangsvoraussetzungen sind ja auch ganz andere. Andere Berufe, andere sonstige Hobbys, Familie ja oder nein. Solange alle auf ihre je eigene Art Spaß haben, ist doch alles gut.
Klar ist alles gut. Der Autor des Artikels, um den es geht, karikiert ja auch nur den Spleen, den viele in ihrem Hobby entwickeln, daraus eine teuere Wissenschaft zu machen, da findet ein richtiges Wettrüsten statt, obwohl das Ergebnis am Ende vergleichsweise bescheiden ausfällt. Neulich argumentierte jemand in einem Podcast, dass manche Leute 7000 Euro für ein Fahrrad ausgeben, das 3 kg leichter als ein einfacheres ist, wenn sie doch mit viel weniger Aufwand die 3 kg abnehmen könnten, was das gleiche Gesamtgewicht ergäbe, billiger und gesünder wäre. Das gibt's in praktisch jedem Hobby, vom Angeln (mit der Carbon-Rute) über Musikhören (mit audiophilem Equipment) bis zum Laufen (mit Pulsuhr, teueren Schuhen, Laufanalyse etc. wie im Artikel beschrieben). Das nennt der Autor dann verrückt - obwohl es ganz offensichtlich normal ist.

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leviathan hat geschrieben:Grundsätzlich ist es ganz hilfreich, wenn man aus seinem Tun etwas Spaß zieht. Spaß wollte sai hier sicher weiter gefasst auslegen. Man sollte einfach etwas rausziehen können. Wenn Du gesund sein willst und an Deiner Fitness arbeitest, kann Laufen eine Möglichkeit sein. Wenn das aber überhaupt keine Freude bereitet, wird das wahrscheinlich ein kurzes Gastspiel. Und auf der anderen Seite wird auch bei der aller größten Leidenschaft nicht jeder Kilometer ein Freudentanz. Das weißt Du übrigens nur zu gut :zwinker5:



Das Problem mit dem finanziellen Aufwand ist leicht gelöst. Du kaufst Dir noch einen 911er und fährst damit zum Start der Volksläufe. Und schwupps - rücken die Kosten für die Laufschuhe sofort in den Hintergrund. Wenn das nicht reicht, gibt´s passend zum nächsten Crosslauf noch einen Cayenne. Durch weglassen des Nappa Leders sind dann noch Trailschuhe bis zum Lebensende drin. Ist das nicht irre... Du hast Dann ein Hobby finanziert, daß andere auch haben und ohne Zusatzkosten - nur durch geschicktes Weglassen - hast Du Dir den Laufsport nicht umsonst, aber kostenlos mit eingekauft.

Soll einfach nur bedeuten, daß Laufen sicher nicht das teuerste Hobby in diesem Land ist.
Genau das meinte ich. Und was man aus seinem Hobby zieht (ich setze jetzt mal voraus, dass man es macht, weil man sich freiwillig dafür entschieden hat und nicht weil man sozialen Zwängen folgt), ist doch bei jedem unterschiedlich. Selbst wenn Laufen das teuerste Hobby der Welt wäre, wäre es jedem überlassen, sein Geld zu investieren oder nicht. Ich persönlich könnte mir zB niemals vorstellen, Geld für eine Modelleisenbahn und für das Tunen meines Autos auszugeben. Wenn andere Leute das machen und Freude daran haben, finde ich das aber super. Man sollte nicht ständig auf andere schielen und bewerten, was sie machen. Solange jeder Freude an seinen Hobbys hat und sie mit allem was dazu gehört vor sich selbst rechtfertigen kann, ist doch alles super. Von daher finde ich solche Blogs wie den aus dem Ausgangspost auch relativ müßig.

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Ich habe mich auch schon dabei ertappt, dass ich mir neue Schuhe gekauft habe - was selbstverständlich überhaupt nichts gebessert hat an meinen harten Waden, die jetzt durch die richtige Art der Dehnung gerade eine Art Wunderheilung erfahren.

Aber so funktioniert die Warenwelt - das Produkt wird zum Äquivalent für den Handlungsspielraum, der damit assoziativ verknüpft ist.
Und dann fühlt man sich eben als besserer Läufer oder Meister-Angler, wenn man mit denselben Schuhe unterwegs ist wie die Profis oder den allerspeziellsten Köder verwendet.

Oder man fährt SUV, obwohl man kein Anwesen in der Pampa hat, das so unwegsam liegt, dass man die Karre brauchen würde.

Wegweisend dafür war allerdings die Alternativkultur. Ich bin in den 80ern einmal mitgenommen worden in einem der damals noch raren Jeeps und fand das Daktari-Feeling schnell von der eisigen Zugluft konterkariert, mit der ich auf der Rückbank zu kämpfen hatte.

In den 70ern fing es auch an, dass nur bestimmte Kleidung cool war - später waren es bestimmte Marken.
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