Dann mal Versuch Nr.2
Die Startunterlagen hatte ich ja bereits Samstag Mittag abgeholt. Da erschien mir die Parkplatzsituation doch etwas angespannt und ich beschloss Sonntag zeitig vor Ort zu sein.
Der Wecker sollte um 5Uhr klingeln, ich war aber schon eine halbe Stunde eher wach. Abfahrt war für 6Uhr vorgesehen. Eswar also reichlich Zeit zum fertigmachen und nochmalige Kontrolle des Kleiderbeutels.
Zum Frühstück gab es 3 Scheiben Toast mit etwas Butter und Marmelade, dazu 1 Glas Wasser. Die Nervosität hielt sich in Grenzen. Ich war eher positiv angespannt.
Abfahrt erfolgte pünktlich und die Fahrt verlief ohne Probleme. Damit war ich dann um 7:30Uhr am Schloßplatz. Sehr früh, aber bei weitem nicht der Erste.
Rüber zum Umkleidebereich geschlendert, in Ruhe das stille Örtchen aufgesucht (noch ohne Schlange, sehr angenehm) und umgezogen. Dabei fiel mir dann auf, dass der alte Pulli zum drüberziehen noch im Auto lag
Es war aber auch zu kalt noch eine Stunde nur im Singlet zu verbringen. Also Kleiderbeutel abgegeben und nochmal zum Auto. Auf dem Weg kam mir Jens entgegen, kurz gequatscht und dann jeder wieder seiner Wege, wollten uns dann ja am Amtsgericht treffen. Dazu kam es dann nicht. Ich schaute mich dort zwar am als ich den wärmenden Pulli an hatte, aber dann kam doch recht zügig nochmal das Bedürfnis ein Dixie aufsuchen zu müssen. Dort war jetzt schon mehr los und als ich fertig war, blieb ich in Nähe des Startbereichs, die anderen sub3er würden ja eh im gleichen Startblock stehen und bei der Größe des Starterfeldes sollte man sich finden. So war es dann auch und zuerst kam Jens und kurze Zeit später auch Detlef. Durch das fachsimpeln war man etwas abgelenkt und ziemlich schnell waren es nur noch wenige Minuten bis zum Start. Wir stellten uns auf und dort trafen wir auch auf David.
Da seine Taktik (bis auf die letzten km EB) ziemlich gut zu dem passte, was ich mir vorgenommen hatte, sah es so aus, als wenn wir den Großteil des Rennens zusammen laufen würden. Das sollte sich dann auch bewahrheiten.
Dann fiel auch schon der Startschuss. Geplant war in 4:00er Pace zu starten. Nach zwei km standen genau 8:00min auf der Uhr. Der 2:45er Pacer war etwas voraus aber noch gut in Sichtweite. Ich zog das Tempo etwas an um auf den nächsten km den Abstand zu halten. Als dies gut funktionierte und auch der Puls noch im grünen Bereich war, beschloß ich zu versuchen zur Gruppe aufzuschließen. David hatte glaube ich den gleichen Plan, denn er zog an mir vorbei.
Bei km 10 waren wir in der Gruppe drin und ich stoppte genau 39:00min, exakt auf 2:45-Kurs. Zuversicht kam auf, aber gleichzeitig auch der Gedanke "das ist erst der Anfang, der Weg ist noch sehr weit". Im weiteren Verlauf ging es mir eigentlich nur darum die Gruppe zu halten. Der Pacer machte einen guten Job, lief sehr gleichmäßig. Mit dabei war noch die beste deutsche Frau mit ihrem Pacemaker und eine Handvoll weitere Läufer.
An den Verpflegungsstellen nahm ich immer einen Becher Wasser, aus dem ich aber nur 1-2 Schlucke trank. Mehr bekam ich bei dem Tempo nicht runter und trotzdem enstand dabei immer eine kleine Lücke zur Gruppe, die ich dann schließen musste. Irgendwas machten die anderen da besser als ich. Darum ließ ich auch immer wieder Stationen links liegen.
Wir näherten uns der HM-Marke, die wir bei 1:21:48 passierten. Das könnte heute was werden, dachte ich mir. Alles fühlte sich noch ok an, der Puls war eher etwas niedriger als erwartet und es lief einfach rund.
Bei km 25 rum nahm ich dann eines meiner Iso-Gels ein... Hatte das Zeug gar nicht so süß in Erinnerung und war froh über das Wasser der folgenden Verpflegung zum nachspülen. Auf die anderen Gels wollte ich dann erst zurückgreifen, wenn es sein musste. Es blieb aber bei dem einen und wahrscheinlich wäre ich auch ohne diese 100kcal genauso gut durchgekommen.
So langsam wurde die Gruppe auch etwas kleiner, 1-2 Leute von weiter vorne sammelten wir auch noch ein. Es kam km 30 bei 1:56:34h, jetzt beginnt das Rennen wirklich. Nun zeigt sich, ob das Tempo gut gewählt war. Natürlich wurde alles etwas schwerer, der Puls stieg langsam und die Pace kam nicht mehr von alleine. Aber sie kam und zwar unverändert und konstant. Das war das wichtigste.
Die km waren jetzt gefühlt aber deutlich länger als zu Beginn und ab km32 begann ich mental rückwärts zu zählen "Nur noch 10km, das ist ein mickriger Trainingslauf". Auch versuchte ich die nötige Pace für das Minimalziel sub2:50 auszurechnen. Da kam aber ziemlicher Quark raus, war wohl nicht mehr genug Blut im Hirn...
Irgendwann nach km 35 zog David dann davon, es zuckte kurz in mir mitzugehen. Zum Glück siegte die Vernunft und ich blieb in der Pacer-Gruppe, die nun nur noch aus 5 Leuten bestand, davon 2 Frauen die auch voll am Anschlag waren. Bei km 38/39 sammelte ich nochmal allen Mut und versuchte nach vorne wegzuziehen. Eine Frau mit ihrem Pacemaker kamen mit. Er hatte keine Probleme mit der Pace und peitschte seinen Schützling ordentlich an. Das wirkte auch bei mir. Wir kamen dem Prinzipalmarkt immer näher und als zuerst der rote Teppich in Sicht kam, war in heilfroh, dass es gleich vorbei sein sollte. Ein paar Meter später, kam die Zieluhr in Sicht: 2:43:3x. "Du kommst gefälligst ins Ziel, bevor die 2:44 fällt" sagte ich zu mir und zog, so gut es noch ging, eine Endspurt nach. Laut stryd kam ich noch auf eine 3:16er Pace und manuell drückte ich eine 2:43:59 ab. Leider sollte sich das später auf der Ergebnisliste nicht bewahrheiten. Aber große Enttäuschung kam darüber nicht auf. Wieso auch? Ich hatte meine pb vom letzten Jahr um 7:58min unterboten.
Nach kurzer Verschnaufpause und dem ersten Getränk erblickte ich dann David, der unglaublich frisch aussah wie ich fand. Da geht was in Berlin...
Noch ein paar Becher getrunken, eine Banane geschnappt und der Moderation gelauscht. Die kündigte eine bekannte Startnummer an, gefolgt vom Namen Jens.
Mein Blick huschte zur Zieluhr: 2:51:xx. Spontan Gänsehaut bekommen, einfach der komplette Wahnsinn. Hab mich in dem Moment mehr über Jens Zeit gefreut, als über meine. Ging ihm dann entgegen um einer der ersten Gratulanten zu sein.
Detlef ließ dann ja auch nicht mehr lange auf sich warten, und die Stimmung in unserem kleinen Grüppchen war natürlich bestens.
Mit Holger konnten wir auch noch Bekanntschaft machen und ein Bierchen trinken.
Es war ein rundum gelungener, erfolgreicher Tag. Der Münster Marathon wird mich bestimmt wieder sehen.
Kurz in Zahlen:
Zeit: 2:44:00h (1:21:48 / 1:22:12)
10km Splits: 39:00 38:43 38:51 38:56 8:30
Gesamtplatz (Männer): 12 von 1354
AK-M35: 4 von 178
Vor mir lagen 5 Profis aus Afrika (2 davon M35), also gefühlt Top10 und AK-Treppchen
Montag ordentlich Muskelkater gehabt. Aber im Vergleich zu sonst, ging es mir erstaunlich gut. Nachts keine Krämpfe, Treppen musste ich nicht rückwärts laufen. Daher bin ich dann schon Montag Abend für 30min ganz locker in Zwift rumgekurvt. Gestern dann 45min im Ausdauerbereich mit einem kleinen Sprint. Heute wird der erste kleine Lauf stattfinden. Beine fühlen sich schon wieder ziemlich gut an. Trotzdem werde ich es natürlich langsam angehen lassen.
Ich bin aber schon wieder voller Tatendrang und plane die nächste Saison. Als Ziel steht die 2:39:xx für den Herbst nächsten Jahres.
Potenzial ist denke ich noch reichlich vorhanden, angefangen beim Gewicht. Das hätte auch 4kg niedriger sein dürfen. Da hatte ich nicht genug Selbstbeherrschung.
Laut stryd habe ich auch eine grausige Laufeffezienz. Vielleicht mal etwas Zeit in Lauf-ABC, Kraft- und Beweglichkeitstraining investieren
Und generell sehe ich mich nach nun 4 Jahren Laufen noch nicht als komplett austrainiert an. Gerade was die Kontinuität im Jahresverlauf angeht, ist bestimmt noch was rauszuholen. Monate mit weniger Umfang als in einer Woche der direkten Vorbereitung sind wahrscheinlich nicht ganz Optimal
Naja, mal schauen, was ich von diesen "Guten Vorsätzen" dann auch umsetzen kann.