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Schiefes Becken - Laufen wirklich unmöglich?

Schiefes Becken - Laufen wirklich unmöglich?

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Hallo zusammen!

Ich hoffe, das ist ok, wenn ich hier was für eine Freundin frage und nicht für mich selbst.

Ich habe einer Freundin erzählt, dass ich angefangen habe zu laufen und da hat sie mir ganz geknickt erzählt, dass sie nicht mehr laufen darf.
Sie hat immer, wenn sie länger als eine Stunde unterwegs war, Schmerzen auf einer Seite auf Hüfthöhe bekommen. Der Orthopäde hat ihr daraufhin ein schiefes Becken diagnostiziert und Krankengymnastik verschrieben.

Der Physiotherapeut hat ihr dann das Laufen komplett untersagt (also auch die schmerzfreien Trainingseinheiten bis zu einer Stunde) und gemeint, wenn sie läuft, wäre es, als würde sie mit Gewalt auf eine ohnehin schon nicht richtig funktionierende Konstellation weiter drauf hauen. Dann würde die Mechanik irgendwann ganz kaputt gehen und sie könne irgendwann noch nicht einmal mehr schmerzfrei gehen. Wenn überhaupt, solle sie es mit langsamem Walken versuchen.

Ich kenne mich medizinisch nicht wirklich aus, aber angesichts der Tatsache, dass Laufen bis zu einer Stunde ja schmerzfrei möglich war, kommt mir diese Aussage schon sehr drastisch vor.
Hat hier zufällig jemand Erfahrung mit einem schiefen Becken? Macht Laufen einem da langfristig wirklich was kaputt?

Oder lohnt es sich vielleicht, sich noch mal eine Zweitmeinung (von einem Sportarzt vielleicht, oder von einem weiteren Physiotherapeuten) einzuholen?
Sie tat mir gestern echt total leid, als sie das erzählt hat, ihr hat das Laufen immer viel Spaß gemacht und sie vermisst das sehr und langsames Walken gefällt ihr überhaupt nicht.

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Hallo, meine Frau ist mit dem gleichen Problem geschlagen, nach jeglicher längeren Belastung gab es Probleme.

Inzwischen hat sie das Problem im Alltag gut im Griff, sie bekommt statt der ewig verrutschenden Fersenkeile inzwischen Absatzerhöhungen verschrieben und alles ist gut.

Mit dem Laufen würde sie nicht anfangen, aber bei Deiner Freundin scheint es nicht ganz so heftig zu sein, gut vorstellbar, dass das mit Absatzerhöhungen beschwerdefrei funktioniert.

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Zweiter Sportarzt :daumen: Möglicherweise mal einen Ostheopaten fragen, oder/und auch einen Sportphysiotherapeuten. Die Ursache des Beckenschiefstandes heraus bekommen. Manchmal (!) liegt es nur an verkürzten Muskeln. Und schlussendich können auch Einlagen einen Schiefstand soweit korrigieren (wenn nichts anderes hilft), dass ein Beschwerdefreies Laufen möglich ist.

Gruss Tommi
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Mein Tagebuch: forum/threads/96079-Die-dicken-Waden-der-dicken-Wade

"Unser Denken bestimmt unsere Wahrnehmung und unser Verhalten. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren, was uns missfällt, werden wir auch viel Schlechtes sehen, dementsprechend über die Welt denken und unser Verhalten danach ausrichten. Menschen, die sich auf das Schöne konzentrieren, sind folglich zweifelsfrei glücklicher."

Thorsten Havener

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sayuri hat geschrieben:Ich kenne mich medizinisch nicht wirklich aus, aber angesichts der Tatsache, dass Laufen bis zu einer Stunde ja schmerzfrei möglich war, kommt mir diese Aussage schon sehr drastisch vor.
Der Arzt sieht halt eine Fehlbelastung und rät zum Einschränken des Laufens, weil hier vermehrte Schäden zu erwarten sind.
Hat hier zufällig jemand Erfahrung mit einem schiefen Becken?


Ich habe Erfahrung mit komplett schiefen Beinen, weil ich spastisch gelähmt bin
Macht Laufen einem da langfristig wirklich was kaputt?
Schwer zu sagen. Ich kann da natürlich nur von eigenen Erfahrungen sprechen:

- Jeder, der mich laufen sieht, würde mir den Laufsport sofort komplett verbieten, außerdem würde keiner glauben, daß man mit so einer Behinderung überhaupt weiter als 100m rennen kann.

- Ich hab hier im Forum ein Bild von mir eingestellt wie ich um eine Wende- Ecke auf einer Wiese renne. Ich finde den Thread nicht mehr. Vielleicht kann mir einer der erfahrenen Foris beim Suchen helfen, der Siegfried vielleicht, da ist auch ein Bild von mir mit einem roten Fahrrad- Helm :zwinker5:

- Trotzdem laufe ich seit fast 30 Jahren. Ich habe ab und zu Schmerzen. Ich habe mittlerweile Knie- und Hüftarthrose. Aber ich bin immer noch ganz gut zu Fuß für einen Spastiker.

- Würde ich keinen Sport treiben, hätte ich heute mit Sicherheit ca. 10Kg Übergewicht. Allein deswegen könnte ich mich mit Sicherheit schlechter bewegen als heute. Zudem können schwache, untrainierte Muskeln eine Fehlstellung schlechter ausgleichen, als ein trainierter Bewegungsapparat.

Fazit: Man muß es wirklich selber ausprobieren und kann keine allgemein gültigen Empfehlungen geben. Denn natürlich hat man beim Laufen mit Fehlstellungen der Beine, Hüfte etc. ein erhöhtes Risiko für Verschleiß und Verletzungen.
Oder lohnt es sich vielleicht, sich noch mal eine Zweitmeinung (von einem Sportarzt vielleicht, oder von einem weiteren Physiotherapeuten) einzuholen?.
Eher nicht. Ein Arzt wird tendenziell wegen des erhöhten Risikos vom Sport abraten um nicht "schuld" zu sein, wenn der Patient sich selbst gefährdet.

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sayuri hat geschrieben:Hat hier zufällig jemand Erfahrung mit einem schiefen Becken?
Bei mir wurde ein Beckenschiefstand disgnostiziert. Ich laufe seit Jahren (auch lange Strecken) schmerzfrei mit Sporteinlagen, von denen eine erhöht ist.
The exception kills (Amerikanisches Sprichwort)

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Plattfuß hat geschrieben:Der Arzt sieht halt eine Fehlbelastung und rät zum Einschränken des Laufens, weil hier vermehrte Schäden zu erwarten sind.
Der Arzt hat ihr nur mitgeteilt, dass ihr Becken schief ist, und hat ihr Krankengymnastik verschrieben. Der Rat mit dem Laufen aufzuhören kam dann vom Physiotherapeuten.

Ich glaube ich werde ihr wirklich mal raten, da noch mal eine zweite Meinung einzuholen. Die Ursache für das schiefe Becken herauszufinden kann sicher nicht schaden. Und vielleicht kann sie ja echt mit Einlagen oder so wieder laufen. Wäre wirklich schade, wenn der Physiotherapeut übertreibt und sie sich deswegen unnötig einschränkt.

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sayuri hat geschrieben:Oder lohnt es sich vielleicht, sich noch mal eine Zweitmeinung (von einem Sportarzt vielleicht, oder von einem weiteren Physiotherapeuten) einzuholen?
Sie tat mir gestern echt total leid, als sie das erzählt hat, ihr hat das Laufen immer viel Spaß gemacht und sie vermisst das sehr und langsames Walken gefällt ihr überhaupt nicht.
Hallo sayuri,

du bist nicht der/die Einzige, die über keine wirklichen medizinischen Kenntnisse verfügt. Da bist du hier im Forum, auch in diesem Unterforum, in bester, geschätzt 99,9 %iger Gesellschaft. Aber wir sind alle Patienten. Manche mit mehr, manche mit weniger Erfahrung. Ich muss (leider) für mich in Anspruch nehmen in dieser Hinsicht sehr erfahren zu sein, ganz besonders was orthopädische Blessuren anbelangt. Aus dieser Sicht und aus der des Läufers, der sehr, sehr, sehr an seiner Leidenschaft hängt, versteige ich mich zu der entrüsteten Frage: Wieso hat deine Freundin nicht längst schon eine zweite Meinung eingeholt? Das ist doch geradezu selbstverständlich, wenn es um einen existentiellen Teil der eigenen Lebensqualität geht. Sie hat doch so viel Freude am Laufen und man meint es ihr verbieten zu müssen. Vielleicht sieht das ein anderer Arzt ganz anders und hat eine Lösung dafür.

Um es anders sehen zu können (auch das ist Bestandteil meiner Patienten-Lebenserfahrung) muss man eine andere Perspektive einnehmen können. Orthopäden sind dazu nicht immer fähig. Sportärzte sehen den Sport-ausüben-wollenden Menschen als jemandem, dem sie die Freude an dieser Bewegung erhalten wollen. Sie raten/therapieren nicht zuletzt auch mit diesem Antrieb. Also lenke die Schritte deiner Freundin in eine Sportarztpraxis.

Ich wünsche ihr laufen zu können, irgendwann beschwerdefrei :daumen:

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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Als ich wegen dem ISG-Gelenkbeschwerden bei der Therapeutin war meinte sie ich müßte Einlagen benützen da der rechte Fuß kürzer wäre. Meine Antwort darauf, wissen sie ich bin jetzt 64 und bin bisher ohne Einlagen und Beschwerden gelaufen also brauche ich diese jetzt auch nicht mehr. Dann laufe ich immer so das die rechte Seite erhöht ist und pasta. Sie hat mich nie mehr gesehen in ihrer Praxis.
Gruß Wasseronkel
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Unser Gesundheitswesen kostet zuviel, es schließt zu viele Menschen aus, und es fördert weder Gesundheit noch verhindert es Krankheit. Es ist Zeit sich zu erheben, reinen Tisch zu machen und die Verantwortung für unsere Gesundheit selbst zu übernehmen.


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Hallo Sayuri,

ich habe auch einen leichten Beckenschiefstand. Bei mir ist die Ursache allerdings bekannt, teilweise verkürzte / zu schwache Muskulatur. Mein Physiotherapeut hat mir Stabiübungen gezeigt und dazu geraten diese mit dem Laufen zu kombinieren. Ich laufe beschwerdefrei solange ich die Stabiübungen mache. Er hat mir keine Einlagen oder sonst was verschrieben, wo ich auch recht froh drum bin. Aber, es bleibt bei deiner Freundin die Frage nach der Ursache. Also würde ich jetzt nicht von mir auf sie schließen. Eine zweite Meinung würde ich da aber auf jeden Fall einholen.

Ich wünsche ihr auf jeden Fall alles Gute.

Liebe Grüße,
Ays
Wer Rechtschreibfehler findet darf sie gerne behalten. :P

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U_d_o hat geschrieben:. Orthopäden sind dazu nicht immer fähig. Sportärzte sehen den Sport-ausüben-wollenden Menschen als jemandem, dem sie die Freude an dieser Bewegung erhalten wollen. Sie raten/therapieren nicht zuletzt auch mit diesem Antrieb. Also lenke die Schritte deiner Freundin in eine Sportarztpraxis.
Hallo Udo,

wie ich schon mehrfach auf deine Postings hin schrieb, ist dein Ratschlag in dieser Formulierung falsch. Es gibt keine "Sportärzte"! Präziser: Es gibt in Deutschland keinen "Facharzt für Sportmedizin". Es gibt lediglich Ärzte (z.B. Allgemeinmediziner, Orthopäden, Internisten), die im Rahmen einer vergleichsweise oberflächlichen Weiterbildung eine Zusatzqualifikation "Sportmedizin" erworben haben. Diese Zusatzqualifikation stellt aber nicht sicher, dass der/die Betreffende ein besonders tiefgehendes Verständnis für SportlerInnen, speziell für LäuferInnen hat; sie wird von manchen Ärzten einfach nur abgeschlossen, weil man durch sie mit vergleichbar geringem Aufwand sein Praxisschild aufpeppen kann.

Entscheidend ist daher nicht, ob ÄrztInnen sich "Sportmediziner" nennen, sondern ob sie regelmäßig SportlerInnen betreuen, z.B. für lokale Sportteams zuständig sind oder in der Region dafür bekannt sind, dass sie für SportlerInnen ein offenes Ohr haben.

VG,
kobold

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sayuri hat geschrieben:Hallo zusammen!
Hat hier zufällig jemand Erfahrung mit einem schiefen Becken? Macht Laufen einem da langfristig wirklich was kaputt?
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Ohne ein Bild deiner Freundin können wir hier keine qualifizierte Diagnose stellen, also.....
McFit ist wie Urlaub, 30 grad, alle schwitzen, keiner spricht Deutsch und überall liegen Handtücher.
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Ich möchte Euch mal eine Anekdote aus meinem Leben erzählen :

Szene 1 - Ich, beim Orthopäden
O : Ihr rechtes Bein ist um 2 cm kürzer als Ihr linkes. Ich werde Ihnen Einlagen verschreiben.
Ich : Ist es wirklich kürzer oder ist das eine Fehlhaltung ?
O : Es ist wirklich kürzer. Ich habe Sie doch geröntgt.
Ich : Aber Sie haben doch nur das Becken geröntgt, da sieht man doch gar nicht, wie lang die Knochen sind.
O : *+=!$% [Ich bin eine Koryphäe und Sie haben keine Ahnung]

Szene 2 - 10 Jahre später, ich, bei der Physioherapeutin
P : Ihr rechtes Bein ist um 2 cm kürzer als Ihr linkes.
Ich : Ist es wirklich kürzer oder ist das eine Fehlhaltung ?
P : Ich weiß nicht. Ihr Becken steht auch schief. Ich werde Ihnen ein paar Übungen zeigen.

Szene 3 - 2 Woche später, derselbe Ort
P : Komisch, jetzt sind beide Beine gleich lang.

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Orundellico hat geschrieben:Ich möchte Euch mal eine Anekdote aus meinem Leben erzählen :

Szene 1 - Ich, beim Orthopäden
O : Ihr rechtes Bein ist um 2 Zentimeter kürzerls das linke. Ich werde Ihnn Einlagen verschreiben.
Ich : Ist es wirklich kürzer oder ist es eine Fehlhaltung ?
Und bei keiner anderen in vertikaler Körperhaltung ausgeführten Tätigkeit dürften diese zwei Zentimeter harmloser sein als beim Laufen.
Die Laufschule Marburg
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Video-Anleitung zur Selbsthilfe bei Überpronationsproblemen

"Barfuß - das ist ehrlich!" (Zuschauer eines Straßenlaufs in Marburg, während ihn eine Barfußläuferin passiert)

Persönliche Bestzeiten

5.000 m (Bahn) in 21:39 (barfuß) - Bahnlauf des ASC Breidenbach, 6.9.2013
10.000 m (Bahn) in 45:14 (barfuß) - Kreismeisterschaften in Eschenburg-Eibelshausen, 09.10.2015
10 km (Straße) in 46:16 (barfuß) - 31. Marburger Ahrens-Stadtlauf, 29.9.2013
HM in 1:41:53 (barfuß) - 16. Schottener Stauseelauf, 5.10.2013

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Vielen Dank für die vielen Meinungen, sie wird auf jeden Fall noch mal einen zweiten Arzt aufsuchen. Ich gebe euch noch mal bescheid, wenn sie den Termin hatte.

Warum sie das nicht längst gemacht hat? Sie hat dem Physiotherapeut einfach geglaubt, und das nicht näher hinterfragt. Sie dachte halt, er wird es schon wissen. Da ich aber selbst bereits sehr schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht habe, bin ich da mittlerweile etwas skeptischer. Ich hoffe, sie findet einen guten Arzt für die Zweitmeinung (falls jemand im Raum Düsseldorf-Köln jemanden empfehlen kann, der Kassenpatienten annimmt, wäre ich für nen Tipp per PN dankbar, das würde ich dann weiterleiten).
Antworten

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