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Barfuß-warum machen das so wenige

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runningdodo hat geschrieben:Wenn das so maßgeblich ist: Warum werden Rekorde in den letzten Jahrzehnten dann in so gut wie ausschließlich in Schuhen gelaufen? Die Olypiasiege, Weltrekorde, für die die Läufer viel viel Geld, Ruhm und so weiter bekommen. Kannst Du Dir vorstellen, welchen Nimbus jemand bekäme, der barfuss die Konkurrenz besiegte bei einem Olympia oder WM-Event?
Letzteres glaube ich auch nicht, ich denke, das wäre eher eine Kuriosität.
Wenn Du Recht hättest und dieser Einflussfaktor so bedeutend wäre, wäre die ganze leistungssportliche Laufwelt bescheuert.

Und bitte, komm jetzt nicht mit der bösen Laufschuhindustrie, die die Läufer durch Geld korrumpiert, diese überflüssigen Dinger zu tragen, die auch noch langsamer machen und sie auf diese Weise zu promoten!
Insgesamt finde ich dieses Argument auch stichhaltig.

Natürlich kann man auch barfuß gut laufen, wenn man es gewohnt ist. Zum Beispiel ist es, wie mir eine Freundin erzählt hat, auch heute so, dass in Neuseeland viel mehr barfuß gegangen wird als bei uns. Und siehe da, wenn ich einen einen Text von dort schaue, der mich aus anderen Gründen beeindruckt (auch wenn er nicht besonders gut geschrieben ist), so finde ich dort auch gleich ein Bild eines barfüßigen Läufers: Growing Up with Lydiard Trotzdem: Wenn Schuhe leistungsmindernd wären, gäbe es mehr Spitzenläufer, die ohne laufen.

Auch bei der Schuhwahl finde ich Pauschalurteile ziemlich unpassend. Selbstverständlich kann man sehr gut mit wenig gedämpften Schuhen auf festem Untergrund laufen. Gerade im Wettkampf ist das auch eine Freude, wenn Streckenlänge und die eigene Form entsprechend sind. Ich tendiere auch eher zu weniger gedämpften Schuhen im Training. Ich erinnere mich aber, mal bei Kevin Beck gelesen zu haben, dass ihm weichere Untergründe und/oder gedämpftere Schuhe höhere Trainingsumfänge erlauben. Und wenn das so ist, dann gibt es daran nichts zu kritisieren. Vor allem sollte man nicht als Läufer, für den schon 100 Wochenkilometer hoch sind (bei mir ist es auch schon lange her, dass ich die hatte), anfangen, dann irgendeine reine Lehre einzufordern.

Auch sollte man nicht vergessen, dass das alles auch ein wenig vom Tempo abhängt. Wie gesagt, ich weiß, dass man auch ohne Schuhe schnell laufen kann. Aber ich denke trotzdem, dass man bei höheren Tempo Probleme bekommen kann, auf die jemand, der langsamer läuft, gar nicht kommt. Ich bin auch schon 1000er barfuß auf der Bahn gelaufen. Ich hatte meine Schuhe vergessen. Danach hatte ich blutige Zehen. Ja, das liegt daran, dass ich es nicht gewohnt bin, vielleicht auch an fehlerhafter Technik (meine ist sicher nicht sonderlich gut) oder einfach an dem Kunststoffbelag unserer Bahn. Es liegt aber vielleicht auch daran, dass ich bei meinen 1000ern (ich habe keine Ahnung mehr, was wir da gemacht habe, aber ich gehe mal davon aus, dass sie unter 3:20 waren, damals war ich ja auch noch keine 40 ;) ) mehr auf den Abdruck angewiesen bin als jemand, der im Viererschnitt läuft. (Mein Tempo war ja in etwa Frauenmarathontempo ;) )

Gruß

Carsten

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GeorgSchoenegger hat geschrieben:ja, Barfußlaufen bringt was. Das ist fix, der komplette Tonus im Bein ist viel höher und es werden mehr Muskelgruppen beansprucht. Auch der Fuß selbst muss viel mehr arbeiten, speziell im Vorfußbereich. Wie schon geschrieben: Für eine ökonomische und saubere Lauftechnik gibt es kaum besseres Training als barfuß unterwegs zu sein, und man spart sich das gesamte Krafttraining für die ansonsten unterbeanspruchten Muskelgruppen.
Also eigentlich glaube ich auch, dass es sich mit dem Barfußlaufen so verhält, wie du es beschreibst. Wie gesagt, glauben und nicht wissen. Denn ich möchte da schon auf den Widerspruch hinweisen, den du da selbst beschreibst und insofern ein Argument dafür sein könnte, warum es doch besser ist, in Schuhen zu laufen.
Wenn viel mehr Muskeln beansprucht werden und der Fuß mehr arbeiten muss, kann es eigentlich nicht ökonomischer sein. Vielleicht ist doch das Mit-Schuhen-Laufen ökonomischer, weil man weniger Ausgleichs- und Stabilisierungsarbeit mit dem Fuß verrichten muss. Bleibt mehr Energie für das schnelle Laufen im Wettkampf.
(Es mag zwar aus gesundheitlichen Gründen Sinn machen, wenn man sein Bein oder seinen Körper in der Gesamtheit trainiert, siehe Fitnessstudio, wo alle beispielsweise den Bizeps trainieren, den die allermeisten im Alltag kaum brauchen, aber zum schnellen Laufen ist es dank Schuhen vielleicht gar nicht mehr nötig irgendwelche Schollenmuskeln oä ausgeprägt zu besitzen.)

PS: Für mich gehört die Erfindung des Schuhs genauso zur Evolution des Menschen. Und übrigens: "Anhand vergleichender anatomischer Untersuchungen von altsteinzeitlichen Fuß- und Beinskeletten gibt es Hinweise, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) bereits bei seinem ersten Auftreten im nördlichen Eurasien Schuhe kannte.[2] Die ältesten Belege stammen vom Beginn des Jungpaläolithikums vor etwa 40.000 Jahren (Tianyuan-Höhle bei Peking)."

"I thought they said Rum!"

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Peter7Lustig hat geschrieben: Wenn viel mehr Muskeln beansprucht werden und der Fuß mehr arbeiten muss, kann es eigentlich nicht ökonomischer sein. Vielleicht ist doch das Mit-Schuhen-Laufen ökonomischer, weil man weniger Ausgleichs- und Stabilisierungsarbeit mit dem Fuß verrichten muss. Bleibt mehr Energie für das schnelle Laufen im Wettkampf.
"
Da hast du mich falsch verstanden ;) - lies noch einmal: Für eine ökonomische und saubere Lauftechnik gibt es kaum besseres Training als barfuß unterwegs zu sein. Das Barfußlaufen selber halte ich nicht für ökonomischer; allerdings braucht man auch weniger Kraft durch das verringerte Gewicht.
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)

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aBo hat geschrieben:Dein Text ist ein schlechtes Argument. Hier geht es rein um das Barfußlaufen, nicht mehr nicht weniger.
Natürlich will niemand auf dem Boden schlafen oder die Zeit zurück drehen und ohne fliessend Wasser leben.
Alles hienieden ist relativ bzw. - um der hier mehrheitlich erwünschten Forensprache den Vorzug zu geben - vergleichbar.

Was in diesem Fall das Ausgangsproblem und Runningdodos Beispiele verbindet, ist der Hinweis, daß wir das Argument, früher sei alles besser gewesen, höchst selektiv verwenden. Der Gebrauch von Schuhen hat immerhin eine längere Geschichte als marathonlaufende Frauen. Trotzdem begegnen wir nur letzteren mit ungeteilter Innovationsfreude. Wie kommt's?

Außerdem werden von den Befürwortern des Barfußlaufens regelmäßig wissenschaftliche Argumente vorgebracht bzw. solche, die nach heutigem Stand als solche gelten. Es geht also eigentlich gar nicht um das Festhalten an historischen Sitten und Gebräuchen, und das ist auch verdammt gut so.

Bis vor einigen Jahren hat man uns eingeredet, wir bräuchten dicke Dämpfungsmonster, die zur Not auch mal als Ohrensessel herhalten können. Heute hat sich der Trend eben umgekehrt. In einigen Jahren werden wir vielleicht etwas klarer sehen. Bis dahin soll von mir aus jeder machen, was er will. Für mich selbst habe ich die Diskussion zum Anlaß genommen, mit unterschiedlichem Schuhwerk zu experimentieren und mal zu sehen, was mir persönlich am besten bekommt. Und falls mein Sehnenapparat irgendwann mal Anstalten macht, mich längerfristig in Ruhe zu lassen, werde ich es vielleicht auch mal ganz ohne Schuhe versuchen. Allerdings werde ich mich zurückhalten, daraus allgemeine Empfehlungen für andere herzuleiten.
Warum soll man nicht aus der Menschlichen Evolution für sich was übernehmen um verletzungsresistenter zu werden ohne auf den Komfort der heutigen Zeit zu verzichten ?
Siehst Du hier noch irgendwo Neanterthaler? Nicht? Na bitte. Alle tot.
Minimalschuhe wie FiverFingers oder Huaraches
Genau. Der Weg zurück zur Natur führt am effektivsten über modernes und trendiges Equipment. Wie haben wir nur 1,8 Mio. Jahre lang ohne eine Laufschuhindustrie überlebt, die uns mit dieser naturbelassenen Ausrüstung versorgt?
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Gueng hat geschrieben:@Lizzy: Schöner Laufbericht!
Dank'schön :)

Der Vollständigkeit halber muss/möchte ich aber noch dazuschreiben, dass ich abends irgendwann dachte: "Was pappt'n da an meiner Zehe?" Fühlte sich an, als würde ein Marshmellowstück an der linken Ringzehe kleben. War's aber nicht. War eine inzwischen prall gefüllte Blase. Bin ich den Rest des Tages vorsichtig rumgeeiert damit die nicht aufgeht. Heute früh aber schon wieder flach und problemfrei, die Haut. Nur noch schwach zu sehen, dass da mal 'ne Blase war. Also auch an Barfüßler wie mich: Vorsicht bei Tempo auf rauhem und hartem Untergrund!

Was mir grad' auffällt: die Frage "warum machen das so wenige?" hab' ich ja nicht mal ansatzweise zu beantworten versucht. Kann ich auch nicht, ich machs ja oft. War also gar nicht angesprochen :gruebel: :rolleyes2

Könnte höchstens sagen, warum ich gerne mal barfuß laufe. Obwohl .. sogar das fällt mir ein bisschen schwer. Leichter lässt sich sagen, was NICHT meine Gründe sind:
  • jedenfalls nicht, weil irgendwelche Steinzeitwesen es mal taten. Was meine Vorfahren an den Füßen hatten oder auch nicht, ist mir ziemlich pupe. Den Link zum Ötzischuh fand ich aber doch ein bisschen interessant :-)
  • auch nicht, weil es eine Mode ist. Modetrends gehen meist unbemerkt an mir vorbei - auf dem Auge bin ich wohl von Geburt an nahezu blind.
  • auch nicht, um mich von irgendwem abzuheben oder besser zu sein als wer auch immer oder überhaupt einen Vergleich zu ziehen. Von mir aus kann jeder auf den Kopf ziehen, um den Hintern wickeln an die Füße binden, .... was er will - und wenn's Betonklötze wären (dann aber nur sich selber bitte ;)
Ja ... warum mach' ich das denn dann überhaupt :gruebel: Ich glaub', ich hab's :idee2: Weil es mir in erster Linie SPASS macht und gut tut (von den spitzen Steinen und Blasen mal abgesehen ;)

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Also wenn mich wer fragt warum ich ab April oder so meistens barfuß anzutreffen bin - also, das mit Trainingseffekt und Gesundheit und so mag alles stimmen - aber das wäre es nicht (sonst würde ich auch regelmäßiger meine Rückenübungen machen) - Tatsache ist, dass ich mich bei warmen Temperaturen (und das ist alles über 20°C für mich) ohne Schuhe einfach wohler fühle. Ich bin kühle Temperaturen gewöhnt und blanke Füße tragen offenbar so viel zur Temperaturregulierung bei, dass es für mich einfach einen gewaltigen Unterschied im Wohlbefinden ausmacht ob ich Schuhe anziehen muss oder nicht.
Drum leidet wohl auch immer mein Laufpensum im Sommer unter anämischer Schwindsucht ...
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Sohlenlos hat geschrieben:Barfuß-warum machen das so wenige
Jetzt hab' ich doch noch eine mögliche Antwort auf die Frage :rolleyes:

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Der einige Beiträge vorher geschilderte Barfußlauf über 9 km incl. 6x400m Tempointervalle ist jetzt 6 Tage her. Zwei oder drei Tage später fiel mir zum ersten Mal auf, dass der Außenrand der rechten Ferse irgendwie dunkler aussieht. Als ich dann vorgestern bemerkte, dass es dort inzwischen schwarz ist, vermutete ich zuerst, in Teer o. ä. getreten zu sein. Aber es ist wohl ein Bluterguss. Und das bei mir, die im Sommer ca. halbtags barfuß unterwegs ist und eigentlich gar keine Fersenläuferin. Schätze, dass einige wenige harte Aufprallereignisse (z. B. nach dem Tritt auf die Steine?) dafür ausgereicht haben. Gab's mit Schuhen jedenfalls noch nie sowas.

Tut nicht weh und ist beim Gehen oder Laufen in keiner Weise spürbar. Sieht aber nicht gesund aus und außerdem denkt jetzt jeder angesichts meiner oft naggischen Füße, sie wären dreckig :wink: bin gespannt, wie lange die Macke braucht, bis sie wieder völlig verschwunden ist ...

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Solche Blutergüsse oder Blasen unter der Hornhaut kenne ich auch :) - ist an sich nicht weiter schlimm, aber kann lästig sein. Ich hab' mir sowas schon einmal weggeschnitten, die Hornhaut baut sich ja zum Glück schnell wieder auf. Beliebte Stelle bei mir ist z.B. auch am Ballen der großen Zehe, seitlich. Lösung wäre vermutlich, die Hornhaut immer schön wegzuhobeln mit so einem Reibschwamm oder so; das ist mir aber meisten zu lästig und abgesehen davon schützt die Hornhaut ja auch die Sohle ganz gut vor Verletzungen und Stößen.
Wenn man beim Barfußlaufen Brandblasen kriegt sind die übrigens auch unter der Hornhaut, die tun dann wirklich weh ...
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Lizzy hat geschrieben:Tut nicht weh und ist beim Gehen oder Laufen in keiner Weise spürbar. Sieht aber nicht gesund aus und außerdem denkt jetzt jeder angesichts meiner oft naggischen Füße, sie wären dreckig :wink: bin gespannt, wie lange die Macke braucht, bis sie wieder völlig verschwunden ist ...
Es handelt sich hier um eine "Black heel" oder auch mdizinisch Calcaneal petechiae.

Siehe auch : Altmeyer: Enzyklopädie Dermatologie ... .
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Was ist Folding@home?:geil: Mach doch mit in unserem Folding@home-Team!:geil:

Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.
14.11.´10 Tenero M: 2:58:06 :)
13.11.´11 Tenero HM: 1:23:02
29.7.´12 Radolfzell 10k: 37:33
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