pingufreundin hat geschrieben:Aber im Berufsleben gibt es genau das ja auch. Dass msnche sich selbst (oder auch andere) für was Besseres halten. Weil sie studiert haben oder was "schwieriges" studiert haben.
Es soll vorkommen, dass ein Mensch etwas besser kann als jemand anders. Deswegen muss er sich noch lange nicht allgemein für "etwas besseres" halten. Gerne wird das jedoch einem Menschen, der etwas gut kann, unterstellt. Von Menschen die sich z. B. unterlegen fühlen, neidisch sind, Minderwertigkeitskomplexe haben, was auch immer der Grund sein mag. Vor allem wenn jemand den Fehler macht, zuzugeben, dass er irgendwo ganz gut ist oder die Info irgendwie durchsickert.
Dann wird - wenn entsprechender Aufwand betrieben wurde - der Schüler zum Streber, der Läufer zu Laufsüchtigen oder zumindest zum egomanischen Extremsportler, der sicher Freunde, Famile und Beruf um des Laufens willen vernachlässigt .... der Arbeiter zum Workaholic
Wenn nach Ansicht irgendeines selbsternannten Richters zu wenig Aufwand betrieben wurde, ist das auch ungünstig: Dann ist die Leistung eigentlich keine mehr oder zumindest nicht mehr zu würdigen, der schafft das ja einfach so, unverschämt, ich muss so viel dafür tun und Pack trotzdem das Abi nicht / den Marathon nicht unter 3h30 ...
Mittelmaß ist wohl das sicherste. Und wenn die Gefahr von mehr als Mittelmaß besteht: Immer schön das Licht unter den Scheffel stellen.
pingufreundin hat geschrieben:Trotzdem ist nicht die Krankenschwester per se schlechter als der Arzt.
Echt jetzt? Und ich dachte immer, Ärzte wären so etwas wie Halbgötter und stünden über allen anderen Berufen. Danke, dass du mich diesbezüglich aufgeklärt hast, sonst wäre ich am Ende noch dumm gestorben.
Wer hat den hier behauptet, dass die Krankenschwester schlechter sei als der Arzt? Und schlechter worin? Im Laufen?
pingufreundin hat geschrieben:
kein gesunder Schüler der auch nur mimimal fleißig ist rechnet 40 Aufgaben falsch. Es sei denn, der Lehrer ist ein Totalversager.
Das war jetzt ein Extrembeispiel, aber ich habe schon Sachen gesehen, die mich zu der Annahme verleiten, dass auch so etwas möglich sein könnte. Aber natürlich ist auch bei nur 10 oder 20 falschen Aufgaben immer der Lehrer dran schuld. Obwohl er nicht dabei war, als der Schüler die Aufgaben gemacht hat und obwohl er weder den Fernseher dabei angestellt hat noch geraten hat, zwischendurch immer wieder ins ICQ zu schauen und möglicherweise auch nicht empfohlen hat, schon in der ersten großen Pause ne Schultüte zu rauchen....
pingufreundin hat geschrieben:
So wie bei Guttenberg?
Ganz bewusst habe ich es vermieden, diesen Namen im gleichen Thread zu verwenden, im dem sich Menschen befinden könnten, die gerade mit dem nötigen Aufwand und der erforderlichen wissenschaftlichen Sorgfalt an einer Dissertation schreiben. Man will doch niemanden in einen solch fragwürdigen Kontext stellen.
pingufreundin hat geschrieben:
Aber nochmal: mir ging es nicht um die Bewertung durch andere. Ich halte es einfach für Selbstbetrug etwas als sportliche Herausforderung zu betrachten was man so aus dem Stand hinbekommt.
Natürlich ist sowas keine sportliche Herausforderung, obwohl man durchaus auch Argumente dafür finden kann, dass ein Marathon ohne Training mutiger und herausfordernder sein kann als mit ... selbst wenn jemand den aus dem Stand und mit Schmerzen irgendwie hinbiegt. Aber ein wenig zu trainieren und dann den Marathon etwas schneller als aus dem Stand zu absolvieren ist möglicherweise auch keine große Herausforderung.
Und es geht hier nicht nur um Herausforderung, sondern Du scheinst konsequent zu verdrängen, dass du auch von Leistung geschrieben hast, und es in unserem Sport durchaus üblich ist, Leistung nachvollziehbar zu messen. Es ist völlig normal, dass im Laufsport jemand erstmal die Kombination aus Strecke und Zeit bewertet, vielleicht noch relativ zum Alter.
Was du meintest ist vielleicht, dass Fleiß und Disziplin von wenig Talentierten belohnt werden sollten. Das passiert im Ausdauersport zum Glück ja meistens fast automatisch, siehe deine Verbesserung. Ein wenig trainiert und verbessert, schöne Belohnung für einen selbst. Mit besonderer Leistung oder Herausforderung muss das aber nix zu tun haben.
Nochmal ein Beispiel: Ich habe kürzlich 3 Monate fast nix trainiert. Da wäre es jetzt eine viel größere Herausforderung, morgen persönliche Bestzeit im HM zu laufen, wäre sogar eine gigantische sportliche Herausforderung, weil ziemlich sicher unmöglich. Wenn ich morgen mit Ach und Krach ne Zeit 6 Minuten oder mehr über meiner PB hinbiegen würde, wäre das dann deiner Meinung nach die größere Leistung als meine PB, die sich im WK gar nicht so qualvoll angefühlt hat? Es wäre ja die größere Herausforderung, für die PB hatte ich ja anständig trainiert und war viel besser vorbereitet.
Wenn du in ein Restaurant essen gehst, was ist dir lieber:
das der Chefkoch mit Leichtigkeit in kurzer Zeit ein nahezu perfektes Gericht serviert, oder dass jemand in der Küche eine große Herausforderung angenommen hat, daran aber, wie du schon nach dem ersten Bissen merken wirst, kläglich gescheitert ist?
Und für die Fleiß-Preiser: Ein nahezu talentloser Koch hat in 3h Fleißarbeit ein völlig verkochtes und verwürztes etwas zubereitet, der Wille und der Fleiß waren definitiv da - lieber das oder das vom Supertalent mal schnell hingezauberte, dennoch sehr schmackhafte Gericht? Wenn ihr einen Handwerker beauftragt, seid ihr froh, wenn ein paar Arbeitsstunden mehr auf der Rechnung stehen, denn dann hat er sich wenigstens ordentlich Mühe gegeben, oder?
Fragen über Fragen.
Gruß
C.