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von Jen Zi
[INDENT]»Organisatorisch
schon damals meisterlich«
Reinhard Rasch: Dritter beim 1. Hermannslauf
Von Hans Peter Tipp
Paderborn (WB). Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Das war beim 1. Hermannslauf nicht anders als heute. Als Westfalenmeister auf der Bahn bereitete sich Reinhard Rasch 1972 im Trikot der LG Gütersloh akribisch auf eine ungewöhnliche Premiere im Teutoburger Wald vor.
Vor der 40. Austragung des kultigen Volkslaufes zwischen Bielefeld und Detmold an diesem Sonntag erinnert sich der jetzige Leiter des Paderborner Sportamtes an jene Premiere, bei der er als Dritter die Sparrenburg erreichte.
»Es war jedem klar, dass hier etwas Besonderes seinen Anfang genommen hatte«, sagt Rasch, dem vor allem »das ungeheure Gewimmel vor dem Start« im Gedächtnis geblieben ist: »Das war damals bereits eine organisatorische Meisterleistung«, zollt er den Hermannslauf-Initiatoren des Bielefelder Skiklubs nachträglich ein großes Lob. Rasch und seine »sechs, manchmal auch acht« Gütersloher Mitstreiter gingen das Laufexperiment als Gruppe an. Viele der Erfahrungen, die sie sich hart erarbeiteten, zählen heute zum Grundwissen jedes Hermannsläufers. Damals aber gab es weder Erfahrungswerte noch hilfreiche Hinweise der Trainingslehre. Allein der gesunde Läuferverstand wies den Weg zum Ziel.
»Wir hatten einen Heidenrespekt und wussten, dass kein Straßenlauf mit dieser Strecke zu vergleichen ist. Es war klar, dass wir uns ganz gezielt vorbereiten mussten«, erzählt Rasch, damals als 22-Jähriger ein Spitzenmittelstreckler: »Wir sind die Strecke zwei Mal abgelaufen, vom Hermannsdenkmal nach Oerlinghausen oder von Oerlinghausen nach Bielefeld - aber niemals länger als die halbe Distanz an einem Stück.« Noch heute ist das eine gute Richtschnur, um sich auf die gut 30 Kilometer vorzubereiten.
Gelaufen wurde 1972 nach Gefühl, alles andere wurde ausprobiert: das Essen ebenso wie das Trinken. Rasch: »Wir haben sehr schnell gemerkt, dass Äpfel uns nicht weiterbrachten, eine halbe Banane aber Wunder wirkte. Getrunken haben wir damals aus heutiger Sicht eher zu wenig.« Doch selbst am Tag des Laufes gab es mehr Fragen als Antworten: Wie machen wir das mit den Zwischenzeiten? Wie lange sollen wir uns warmlaufen? Rasch: »Klar war uns nur, dass wir ganz kontrolliert, ja fast mit angezogener Handbremse laufen mussten.« Auch das ist für alle Aktiven immer noch der wichtigste Ratschlag. Selbst die Zeit der Premierenläufer wäre heute noch Spitze: Rasch brauchte gut 1:52 Stunde. Der erste Sieger, der Bielefelder Helmut Bode war nach 1:51:26 im Ziel.
Nur ein Trainingsrezept hat nicht überlebt. Nach harten Einheiten belohnten sich die ersten Hermänner aus Gütersloh an der Bar des Sennestädter Hallenbades mit einem speziellen Fitness-Shake: Sanddorn, ein rohes Ei, Vanilleeis und viel Milch. Das dürfte kaum zur Nachahmung empfohlen sein - alles andere schon.[/INDENT]
Quelle: WB, 14.04.11
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[INDENT]Der Quereinsteiger
Sprintstarker Ex-Handballer Wortmann nimmt den Trailrunning-Cup ins Visier
VON CLAUS-WERNER KREFT
Bielefeld. Tim Wortmann hat es selbst in der Hand: Beim „Hermann“, der den Active Trailrunning-Cup abschließt, kann er sich noch vom dritten auf den ersten Platz verbessern, also Gesamtsieger der populären Sechserserie werden. „Vor allem dieses Ziel motiviert mich“, verrät der 27-Jährige, „das Hermannslauf-Treppchen dürfte Sonntag kaum erreichbar sein.“
Der Männer-Cup bleibt ein bis zuletzt spannendes Rechenspiel. Noch führt Dirk Strothmann mit der Gesamtpunktzahl 8; doch er greift nicht mehr ins Geschehen ein und startet Sonntag als Duathlet bei der Powerman-EM in Holland. Läuft Tim Wortmann als erster Cup-Absolvent ins Ziel vor der Sparrenburg, zieht er um einen Zähler an Strothmann vorbei. Gut möglich aber auch, dass sich am Ende ein Trio mit je acht Punkten den Gesamtsieg teilt – falls der erfahrene M40-Senior Volkmar Rolfes, im Vorjahr immerhin Hermannslauf-Vierter, erneut vor Wortmann einläuft.
Tim Wortmann, noch nicht vereinsgebunden und für das Active-Sportshop-Team startend, mischt als erfolgreicher Newcomer die OWL-Laufszene auf. 2009 hatte er sich erstmals beim „Hermann“ getestet und auf Anhieb eine 2:09-er Zeit abgeliefert. Ein Jahr später gelang ihm mit 1:58:57 schon der Sprung unter das Zwei-Stunden-Limit und fast in die Top Ten. Vielversprechend schnupperte er auch schon am Marathon: 2009 mit 2:48:47 Std. in Köln und im Sommer 2010 mit 2:49:34 Std. in Bad Pyrmont, wo er auf bergigem Landschaftskurs fast neun Minuten Vorsprung herauslief. Für den Spätsommer 2011 fasst er den Münster-Marathon ins Auge.
Lange hat der gebürtige Herforder Handball gespielt. Sein Engagement in der Hardcore-Band Patsy O’Hara, mit der er als Bassist auch Europatouren unternahm, führte aber zu Zeitproblemen. Als praktische Alternative bot sich ihm, der schon immer viel Freude an der Bewegung hatte („Ohne sie werde ich schnell unzufrieden“), das zu jeder Tageszeit mögliche Laufen an. Zumal der Teuto vor der Tür liegt. „Zeit in freier Natur verbringen, abschalten, ‚Läuferromantik’ genießen, im bergigen Terrain den Wettkampf mit sich selbst suchen“, so beschreibt er einige der ihm wichtigen Motive. Für Wortmann, der nach dem Sportstudium in Bielefeld (Bachelor-Abschluss, dann Master in Public Health) jetzt wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sportmedizin der Uni ist, verbinden sich mit dem Laufen auch berufliche Interessen: „Ich war an einer Studie zur Ausdauer-Leistungsdiagnostik beteiligt und zugleich erster Proband.“ Kein Wunder also, dass er sein Training selbst steuert – Theorie und Praxis kreuzen sich.
Ein Rückschlag in der Schlussphase seiner Hermannslauf-Vorbereitung: „Das Bein überm Sprunggelenk wurde dick, vermutlich eine Folge des auf steinigem Boden forcierten Bergab-Trainings, mit dem ich an meiner Schwäche arbeiten wollte.“ Hält sein Bein, dann kann er vielleicht zwei Vorteile nutzen: „Sollte es warm werden, komme ich damit ganz gut klar. Und im Spurt traue ich mir einiges zu.“ Bei der Leichtathletikprüfung an der Uni ist er die 100 Meter in 11,4 Sek. gesprintet. Ohne Spikes, in einfachen Turnschuhen.[/INDENT]
Quelle: NW, 14.04.11