Hallo Chianti_67,
herzlich willkommen im Forum
Den Winter mag man oder auch nicht. Mit Langlauflatten unter den Füßen, 80 km weiter südlich in den Alpen, wenn strenger Frost die Loipe zum Knarren und Sonne aus blauem Himmel jedes der Billiarden Schneekristalle einzeln zum Blinken bringt, dann liebe ich den Winter. Hier daheim, mit Laufschuhen an den Füßen, auf glatten Wegen und mit halb erfrorenen Fingern (mit Handschuhen versteht sich - ich friere so leicht an den Händen) da hasse ich den Winter. Hassliebe hin oder her - laufen, mich bewegen - ist trotzdem "Pflicht". Es gibt absolut keinen Grund im Winter nicht zu laufen. Stunden- oder tageweise müssen Läufe ausfallen, etwa bei Eisregen oder im Sturm. Aber das ist selten. Gegen Mistwetter - und sei es noch so eklig - gibt es die richtige Laufbekleidung.
Selbstverständlich ist der Winter die schlechteste Jahreszeit, um schneller zu werden. Nur ein paar Verrückte (

), die unbedingt auch im Winter Wettkämpfe absolvieren wollen, trainieren in dieser Zeit mit höchsten Belastungen. Freizeitläufer überwintern bei reduziertem Programm. Reduzieren kann man Strecken, Wiederholungen und Tempo. Und je nach Wetter, muss auch mal eine komplexe Methode wie Intervalltraining einem einfachen Dauerlauf Platz machen.
Wenn ich sage, dass es kaum einen Grund gibt im Winter nicht zu laufen, dann ist das gleichermaßen eine Tatsache, wie der Umstand, dass ausgefeilte Trainingsprogramme oft nicht möglich sind. Beispiele: Wenn man sich vornimmt mit einem bestimmten Tempo zu laufen (das eine bestimmte Trainingsintensität repräsentiert), dann wird das auf glattem Untergrund oder im Schnee, ggf auch auf tiefem Boden nicht sinnvoll umzusetzen sein. Unter solchen Bedingungen schafft man das Tempo entweder nicht, oder es ist gefährlich so schnell zu laufen oder man muss sich für die angepeilte Geschwindigkeit deutlich mehr anstrengen als beabsichtigt. Diesem Problem kann man ggf. durch die Verwendung eines Herzfrequenzmessers begegnen. Die Höhe der Herzfrequenz repräsentiert die Intensität und so wird man unter schwierigen Bodenverhältnissen entsprechend langsamer laufen, sobald die vorgesehene Hf erreicht ist.
Harte Trainings wie Intervalle, Fahrtspiele oder Tempoläufe stellen an vielen Tagen ein Gesundheitsrisiko dar, insbesondere wenn das Quecksilber Minusgrade anzeigt, weil man die eisige Luft tief einatmen muss. Das betrifft zwar nur die oberen Atemwege (wenn die Luft in den Tiefen der Bronchien angekommen ist, hat sie sich längst erwärmt, auch bei hartem Frost), doch ein Infekt bedeutet auch mindestens eine Woche "sehr bescheidene Lebensqualität" und zudem einen Trainingsausfall.
Es wird also vielfach nötig sein Trainings ausfallen zu lassen, durch einfachere zu ersetzen oder zu verschieben. Das ist aber kein Beinbruch. Letztlich geht es darum die vor dem Winter erreichte Leistung zu konservieren - über den Winter zu bringen -, um im Frühjahr darauf aufbauen zu können. Und diese "Konservierung" von Leistung ist mit geringerem Aufwand möglich. Sie erlaubt durchaus weniger weit, weniger oft, vor allem weniger oft sehr schnell zu laufen. Dabei wird das Leistungsniveau etwas sinken. Das sollte einem keine grauen Haare bescheren: Zwei, drei Wochen harte Laufarbeit mit Tempoeinheiten im Frühjahr und man ist wieder da, wo man im Herbst aufgehört hat.
Entscheidend ist keine wie auch immer geartete Winterpause einzulegen. Nicht mal eine Woche, nicht mal vier Tage, wenn einen nicht äußere Umstände (Reise, Krankheit, Arbeit) dazu zwingen. Immer weiter laufen!
Du solltest dir also weniger Gedanken zum Winter an sich machen, sondern eher überprüfen, ob deine Ausrüstung jeder denkbaren Winterwitterung gewachsen ist.
Alles Gute. Ich wünsche dir rutsch- und verletzungsfreien Laufspaß im Winter 2011/12
Gruß Udo