Manfred28 hat geschrieben:Ich bin ein 52 Jahre alter Laufanfänger, ( 1 Jahr und 2 Monate Lauferfahrung ), der sich ein bischen mitgeteilt hat...!
Manfred, das Problem ist, dass Du Dich hier nicht nur ein paar Freunden und Bekannten bei einem Gläschen Rotwein, sondern einem nicht unerheblichen Teil der deutschsprachigen Läuferschaft mitteilst (> 70.000 Forumsmitglieder!). Die Aktivität in einem Forum ist m.E. mit einer gewissen Verantwortung verbunden.
Wie Michi_MUC ganz richtig schreibt: Eine überinterpretierte Laufanalyse kann eben auch in eine ungesunde Richtung führen. Ich analysiere die Teilnehmer meiner Laufschule im Prinzip sehr gerne, insbesondere wenn konkrete Beschwerden vorliegen oder jemand meint, nur mit orthopädischen Hilfsmitteln laufen zu können. Bei manchen Leuten hilft es dem Körpergefühl auf die Sprünge, wenn sie sich einmal selbst laufen sehen.
Bei den kommerziell durchgeführten Analysen ist ein Problem, dass aus geometrischen Messwerten gerne direkt auf die vermeitliche Notwendigkeit einer bestimmten Schuh- oder Einlagenversorgung oder bestimmter Übungen geschlossen wird. Eine langanhaltende Trainingsbegleitung durch die "Analysatoren" findet dagegen nicht statt, es sei denn, man bucht für noch eine Größenordnung mehr Geld ein längeres "personal Training". Es gibt Fälle, in denen die Beinhaltung wirklich abenteuerlich aussieht, das System aber trotzdem funktioniert, weil sich der Körper über Jahre darauf eingestellt und die fehlbelasteten Strukturen entsprechend verstärkt hat. Eine absichtliche Veränderung der Körperhaltung - aktiv oder passiv - kann dann unnötig Probleme entstehen lassen. Andererseits kann das Erkennen einer suboptimalen Technik auch einen notwendigen Anreiz zum Lauftechniktraining erzeugen, der auf Dauer Schäden vermeidet. Zum Erkennen grober Fehler genügt es allerdings, sich mit ein paar lauftechnischen Grundregeln durch Literaturstudium vertraut zu machen und sich dann mal beim Laufen filmen zu lassen. Eine großartige, detailierte Analyse ist dazu normalerweise gar nicht erforderlich. Wichtig ist vielmehr eine dauerhafte Betreuung, die es ermöglicht, Trainingsmethoden immer wieder zeitnah zu modifizieren, wenn sich eine frühere Empfehlung, die aufgrund des geometrischem Befundes gegeben wurde, als nicht zielführend erweist. (Einer meiner Laufschülerinnen "erlaube" ich mittlerweile ausdrücklich ihre starke Pronation, nachdem sie sich durch eine bewusst herbeigeführte Haltungskorrektur [Supination] eine Achillessehnenreizung zugezogen hatte!) Leute, die Spaß dran haben, sich selbst mit den Details der Laufbewegung zu befassen, können sich so vielleicht selbst coachen, andere lassen sich lieber anleiten.
All diese Dinge sind von Person zu Person so unterschiedlich, dass eine allgemeine Empfehlung zu einer großen Laufbandanalyse keinesfalls gegeben werden kann.
Sportliche Grüße
Martin