Graz Marathon 2014 – Mein Debüt mit der einen oder anderen Panne
12. Oktober 2014 – 06.00 Uhr
Es ist soweit! Heute soll es sein. Ich will ein Marathoni werden. Raus aus dem Bett, der Marathon in Graz steht am Programm.
Vorbereitungen sind seit gestern Abend getroffen. Die Startnummer 370 ist am Laufshirt befestigt, Tape für die Brustwarzen, der Zeitchip, die geliebten Kompressionsstutzen, der Forerunner, Laufhose, Laufschuhe sowie ein Gel für Kilometer 30 liegen bereit.
Vorbereitet habe ich mich konsequent. Ich spulte alle – wirklich alle – vorgesehenen Trainingseinheiten des hier im Forum verfügbaren 4:00-Trainingsplanes (danke dafür) sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht exakt ab. In den Test-Trainingsläufen erreichte ich in den Unterdistanzen Halbmarathon eine 1:41 und auf den 10k eine 45er-Zeit. So spielte ich zwischendurch mit dem Gedanken, auf eine 3:45-Endzeit zu laufen.
Mittlerweile ist es 07.00 Uhr und ich habe mein Toastbrot mit Honig im Magen verstaut. Auch auf meinen Morgen-Kaffee wollte ich nicht verzichten. Der Wettermoderator im Radio ist ganz aus dem Häuschen und teilt freudig mit, dass wir uns auf einen sommerlichen Sonntag mit deutlich über 25 Grad im Schatten freuen können. Warum gerade heute? Den ganzen Sommer lang hätte ich mich über Sonnenschein und ausreichend Plus-Grade gefreut, aber heute? Auch deshalb habe ich entschieden, bei meiner Premiere über die 42,2 km wie trainiert auf 4:00 zu laufen. Naja, eigentlich sollen es dann doch 3:59:59 werden.
Es ist 15 Minuten vor 10 Uhr geworden und ich stehe im vermeintlichen Startblock 2. Hier sollen Läuferinnen und Läufer Aufstellung nehmen, die den Marathon in 4 Stunden schaffen wollen. Will ich und daher stehe ich hier. Falsch gedacht … Marathon-Panne Nummer 1!
In Graz wird offensichtlich das Ende des Startblockes 2 mit einer „2“ gekennzeichnet. Die „2“, die am Beginn des Startblockes 2 steht, habe ich wohl übersehen.
Punkt 10 Uhr - Start des Blockes 1! Hier haben sich die „Elite-Läufer“, die Teilnehmer der Polizei-EM sowie Marathonläuferinnen und –läufer eingefunden, die die Strecke in unter 3:15 hinter sich bringen möchten. Pünktlich zum Knall der Startpistole weicht die Hochnebeldecke der Sonne und diese wird uns wie prognostiziert bis zum Nachmittag erhalten bleiben und Temperaturen an die 27 Grad bescheren. 5 Minuten später wird Startblock 2 auf die Reise geschickt. Dazwischen Zeit, bis an die Startlinie nachzurücken. Es rücken alle nach; alle bis zum Schild mit der „2“. Dahinter ein Absperrband! Marathon-Debütant Wolfgang steht irrtümlich im Startblock 3. Eine gute Möglichkeit für eine Fehlentscheidung. Unerfahrene Debütanten übersteigen das Absperrband um doch im Startblock 2 mit dabei zu sein. Konsequenz? Man findet sich am Ende einer sich langsam loswälzenden Masse wieder. Da lacht sich die erste Reihe des Blockes 3 ins Fäustchen, die eine freie Strecke vorfinden. Das Positive? Verbesserungspotenzial beim nächsten Marathon-Start!
Start! Der Pacemaker mit dem blauen 4:00-Luftballon ist ein paar Meter vor mir. Zusammen mit mir am Ende des Feldes. Los geht es in der Grazer Innenstadt am Opernring. Die Erläuterung der konkreten Streckenführung spare ich mir hier. Im Groben: Die Schleife führt in den Norden von Graz bis in etwa auf Höhe des Golfplatzes Andritz, wieder retour nach Süden bis zum Citypark (einem großen Einkaufscenter), auf Höhe Keplerbrücke gibt es bei rund 20 Kilometer für die Halbmarathon-Teilnehmer die Abzweigung zum Ziel. Künftige Marathonis müssen nochmals nach Norden zur Wendeschleife Golfplatz Andritz, anschließend neben der Mur durch die Stadt in den Süden von Graz bis knapp vor das Heimstadion des Fußballclubs Sturm Graz, von hier wieder retour in die Innenstadt durch die mit Zuschauern gut besuchte Herrengasse zurück auf den Opernring zum Ziel. Interessierte finden die genaue Streckenführung und weitere Informationen zum Grazer Marathon unter dem Link Graz Marathon - Kleine Zeitung.
Dafür möchte ich Euch meine Marathon-Panne Nummer 2 nicht vorenthalten. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen nehme ich mir vor, von Start weg an jeder Verpflegungsstelle zwei Becher zu trinken. Und dies im Gehschritt, da ich laufenderweise den Großteil verschütten würde. Bei der dritten Labestation stelle ich fest, dass ich wohl den virtuellen Trainingspartner des Forerunner nicht gestartet habe. Dies hat zur Folge, dass „Auto-Stopp“ nicht deaktiviert ist. Dies hat wiederum zur Folge, dass bei meinen Labe-Stopps immer wieder die Zeit für ein paar Sekunden angehalten wird (Auto-Stopp halt). Wolfgang läuft nicht, Garmin zählt die Sekunden nicht. Ich weiß, die angegebene Zeit auf der Laufuhr ist zu gering bemessen. Als Orientierung soll nun zusätzlich der blaue 4:00-Luftballon dienen.
Ich laufe ein recht gleichmäßiges Tempo, trinke reichlich und halte den blauen Luftballon auf Distanz. Bei Kilometer 30 gönne ich mir ein Gel. Mein Körper nimmt das Gel wohlwollend zur Kenntnis und hätte sich bei Kilometer 35 über ein weiteres gefreut. Vielleicht darf in Zukunft eine zweite Portion mit.
Ab Kilometer 38 wird es mühsam. Die Beine haben das Laufen satt und freuen sich auf das Ziel. Quälen ist angesagt. Der blaue Ballon hinter mir, neben mir, wieder hinter mir. Der Ballonträger meint, er sei rund 2 Minuten unter seiner Zeit. Das gibt mir Zuversicht, eine Punktlandung knapp unter die angepeilte 4:00-Stundenmarke hinzulegen. Der letzte Kilometer ist angebrochen und die Strecke führt in die von Zuschauern gut besuchte Herrengasse. Klar, ausgerechnet hier muss ich im linken Oberschenkel einen Krampf kriegen. Wer will hier stehenbleiben müssen, um seine beleidigte Muskulatur zu dehnen? Gerade hier! Warum nicht bei Kilometer 37, wo sich keine Zuschauer haben blicken lassen. Niemand will das. Doch ich muss. All das innerliche Fluchen nützt nichts. Auf die aufmunternden Worte von Zuschauern mit Bierbecher in der Hand „Komm Wolfgang, ist ja nur mehr ein Stück! Jetzt bloß nicht aufgeben! Geht schon noch!“ pfeife ich in diesem Augenblick und es liegen mir schmutzige Worte auf den Lippen. Ich bezeichne diesen ungewollten Boxenstopp als Marathon-Panne Nummer 3.
Zum Glück ist nach ein paar Sekunden Dehnen ein vorsichtiges Laufen wieder möglich und ich mache mich auf die letzten paar hundert Meter. Am Ende der Herrengasse an der 90-Grad-Kurve zum Ziel erwartet mich meine liebe Familie und gibt mir die Kraft, per Punktlandung mit dem blauen 4:00-Luftballon ins Ziel zu laufen. Geschafft, Wolfgang du bist ein Marathoni! Heiß war es, schmerzhaft war es aber geil war es!
Freudestrahlend teile ich meinem Schatz mit, dass ich plangemäß wohl ein paar Sekunden unter 4 Stunden geblieben bin, da ich einige Meter hinter dem Pacemaker gestartet und mit ihm gleichzeitig ins Ziel gelaufen bin. Mein Forerunner sagt mir, dass ich für die 42,6 km (wohl nicht die Ideallinie gelaufen) rund 3:58 Stunden benötigt habe (jedoch mit Auto-Stopp-Gehpausen).
Marathon-Panne Nummer 4: Enttäuschung zu Hause beim Studieren der Einlauflisten. Der 4:00-Pacemaker hat mit 4:00:59 eine Minute länger als gehofft benötigt. So bin ich zwar 12 Sekunden schneller als der Pacemaker gelaufen, mit einer 4:00:47 jedoch an der 4:00-Stundenmarke vorbei geschrammt *seufz*.
Im Frühjahr 2015 soll es den nächsten Marathon geben: Salzburg oder Wien, ich komme 2015! Luft für Zeitkorrekturen nach unten ist ja vorhanden.
2
Danke für den Bericht! Graz war vor 10 Jahren auch mein erster Marathon!
Schade dass du dein Ziel nicht erreicht hast, aber hohe Temperaturen sind leider unangenehm. Dass der Pacemaker seine Zeit verfehlt sollte allerdings nicht passieren!
Schade dass du dein Ziel nicht erreicht hast, aber hohe Temperaturen sind leider unangenehm. Dass der Pacemaker seine Zeit verfehlt sollte allerdings nicht passieren!
"Only that day dawns to which we are awake." - H.D.Thoreau
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
Meine Wettkämpfe in der km-Spiel Tabelle
Meine Lauf-Fotoalben (mit vielen Tiroler Laufstrecken)
3
Autsch, dass mit der Zielzeit tut weh.
Auto Stop im Wettkampf war natürlich nicht das Richtige.
Ich glaub den Fehler machst du nicht nochmal. Ja und Pacemaker, die bei ner SUB 4 versagen sollte es eigentlich nicht geben. Hat der damit seine eigene PB
geschafft. Nee im Ernst. Ist ja durchaus möglich, dass er einen schlechten Tag erwischt. Dann sollte er aber seine Schäffchen rechtzeitig vorschicken. Soviel Zeitgefühl sollte er schon mitbringen.
Dafür hast du für den nächsten Marathon eine glasklare Motivation vor Augen. Denn die SUB 4 hast du drauf. Nimm die Sache am besten selbst in die Hand und ich bin sicher du wirst das mit Bravour schaffen.
Freue mich schon auf den entsprechenden Bericht



Dafür hast du für den nächsten Marathon eine glasklare Motivation vor Augen. Denn die SUB 4 hast du drauf. Nimm die Sache am besten selbst in die Hand und ich bin sicher du wirst das mit Bravour schaffen.

2025
05.07. Heuchelbergtrail 47 k 1400 hm 06:42:48
19.07. 24-h Dettenhausen 102,458 km (in 15 h)
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm 05:45.09
16.08. 100 Meilen Berlin
05.07. Heuchelbergtrail 47 k 1400 hm 06:42:48
19.07. 24-h Dettenhausen 102,458 km (in 15 h)
03.08. Nordschwarzwald-Trophy 47 k 1300 hm 05:45.09
16.08. 100 Meilen Berlin
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AiAi: Wie ist es dir gestern ergangen?
Danke für Eure Zeilen. Ich will dem Pacemaker gar keinen Vorwurf machen. Immerhin hatte er 4:00 auf seinem Ballon stehen; die ist er schließlich mit 4:00:59 auch gelaufen ;-).
Hätte ich nicht den dämlichen "Auto-Stopp-Modus" aktiviert, hätte ich auf mich selbst vertrauen können.
Aber nach dem Marathon ist vor dem Marathon
. Ich denke, Wien wird im Frühjahr der nächste werden .... kennt jemand günstige Quartiere in Wien?
Viele Grüße
Wolfgang
Danke für Eure Zeilen. Ich will dem Pacemaker gar keinen Vorwurf machen. Immerhin hatte er 4:00 auf seinem Ballon stehen; die ist er schließlich mit 4:00:59 auch gelaufen ;-).
Hätte ich nicht den dämlichen "Auto-Stopp-Modus" aktiviert, hätte ich auf mich selbst vertrauen können.
Aber nach dem Marathon ist vor dem Marathon

Viele Grüße
Wolfgang
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Rund 4:00h ist trotzdem ein toller Marathon Einstand!
Glückwunsch und mit Vermeidung diverser Pannen ist eine lockere Sub4 ja eigentlich schon vorprogrammiert
Glückwunsch und mit Vermeidung diverser Pannen ist eine lockere Sub4 ja eigentlich schon vorprogrammiert

Tonic ohne Alkohol ist Ginlos...
Mein Blog: GinFit.de
Gabelstapler Glukose // Wie man NICHT auf Sub3 trainiert // GeckoanalysisDie bekanntesten FORENBANANEN // Guter Laufstil vs. schlechter Laufstil
Ewige Bestenliste Saison 2016/2017 : 5km: 19:24 ---- 10km: 40:20 --- HM: 1:29:02 --- M: 3:25:52
Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...
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Ziele 2019: Zunehmend abnehmen...
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Hallo,
Gratulier zum sub 4 Marathon!
Ich hatte ebenfalls meinen Marathon Einstand beim Graz-Marathon. Und auch ich hab mich fälschlicherweise in den startblock drei gestellt, obwohl ich für den 2ten angemeldet war und ich eine Zeit zwischen 3:45 und 3:30 angepeilt habe
. Trotzdem mir war der Lauf bis ca km 38 eine wahre Freude, Stimmung, Wetter, Verfassung, ich hatte einfach Freude am Laufen. Die Letzen 4-5 km, waren zwar auch nicht sehr schlimm, allerdings brach ich etwas ein und lief die letzen paar kilometer fast 30 sek langsamer. Trotzdem bin ich voll zufrieden mit meinen 3:34:20, auch da ich mich die Woche zuvor nicht top gefühlt habe und mir beim Start noch nicht sicher war ob ich den Lauf nicht zumindest bei der Halbdistanz abbrechen werde.
Auch war ich mir bezüglich Ernährung beim Lauf ansich nicht ganz sicher: Ich habe bis km 20 nur wasser getrunken, danach isotonisches, und hab bei km 15 und 25 jeweils ein power gel zu mir genommen. Inwiefern das gut, okay, oder nicht relevant war, kann mir sicher jemand hier verraten.
Auf jedenfall kann ichs jetzt da sich auch meine Beine wieder gut anfühlen, gar nicht warten bis die 2 Wochen Regeneration vorbei sind. Das Laufen hat mich nach nach dem Marathon wohl endgültig in seinen Bann gezogen
.
Gratulier zum sub 4 Marathon!
Ich hatte ebenfalls meinen Marathon Einstand beim Graz-Marathon. Und auch ich hab mich fälschlicherweise in den startblock drei gestellt, obwohl ich für den 2ten angemeldet war und ich eine Zeit zwischen 3:45 und 3:30 angepeilt habe

Auch war ich mir bezüglich Ernährung beim Lauf ansich nicht ganz sicher: Ich habe bis km 20 nur wasser getrunken, danach isotonisches, und hab bei km 15 und 25 jeweils ein power gel zu mir genommen. Inwiefern das gut, okay, oder nicht relevant war, kann mir sicher jemand hier verraten.
Auf jedenfall kann ichs jetzt da sich auch meine Beine wieder gut anfühlen, gar nicht warten bis die 2 Wochen Regeneration vorbei sind. Das Laufen hat mich nach nach dem Marathon wohl endgültig in seinen Bann gezogen

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Bin voll zufrieden, knapp unter 3:30 gefinished. Eigenverpflegung (3 gels, ca 10-20-30, und jeweils eine flasche eigengemisch mit maltodextrin bei 20 und 30) hat gut geklappt (hab ich sogar mal gereicht bekommen), wettertechnisch fand ichs nicht wirklich schlimm (auch wenns warm war) und ich konnte ohne Krämpfe durchlaufen.stoepsel hat geschrieben:AiAi: Wie ist es dir gestern ergangen?