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Der Tot des Ehrenamtes

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HerbertRD07 hat geschrieben:....Das finde ich völlig legitim und normal. ...
Das will ich ja gar nicht bewerten.

Das Problem ist doch, wenn die ehrenamtlichen Helfer die kleinen Geldbusen akzeptieren, dann geben sie zu einen Fehler gemacht zu haben. Und damit können Rechtsanwälte, wie Herr Stückemann, ihre Arbeit aufnehmen.

- - -

Dennoch finde ich Rollis Aussage übertrieben, denn von den ehrenamtlichen Helfern wird zwar verlangt, dass sie mitdenken. Sollten sie aber einen Fehler machen, dann werden sie nicht alleine gelassen. siehe hier: Ehrenamtsversicherung

Ich vermute, im konkreten Beispiel wird es so ausgehen, dass die Versicherung, bzw. ihre Anwälte, die Schadensersatzsumme auf einen niedrigeren (angemessenen) Betrag herunterhandeln wird.

Den "Tod des Ehrenamtes" kann ich also nicht erkennen.
Sorry Rolli. :sorry:

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HerbertRD07 hat geschrieben:....Das finde ich völlig legitim und normal. ...
Das will ich ja gar nicht bewerten.

Das Problem ist doch, wenn die ehrenamtlichen Helfer die kleinen Geldbusen akzeptieren, dann geben sie zu einen Fehler gemacht zu haben. Und damit können Rechtsanwälte, wie Herr Stückemann, ihre Arbeit aufnehmen.

- - -

Dennoch finde ich Rollis Aussage übertrieben, denn von den ehrenamtlichen Helfern wird zwar verlangt, dass sie mitdenken. Sollten sie aber einen Fehler machen, dann werden sie nicht alleine gelassen. siehe hier: Ehrenamtsversicherung

Ich vermute, im konkreten Beispiel wird es so ausgehen, dass die Versicherung, bzw. ihre Anwälte, die Schadensersatzsumme auf einen niedrigeren (angemessenen) Betrag herunterhandeln wird.

Den "Tod des Ehrenamtes" kann ich also nicht erkennen.
Sorry Rolli. :sorry:

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Da hast du vermutlich Recht.

Unabhängig davon, ob hier dem Ehrenamtler (oder einem anderen) ein strafrechtlicher Vorwurf zu machen ist, sollte jeder daraus lernen, dass eine private Haftpflichtversicherung existentiell ist. Die dann natürlich auch ausdrücklich Versicherungsschutz bei Ausübung eines Ehrenamtes bieten muss. Sich darauf zu verlassen, dass derjenige, für den das Ehrenamt ausgeübt wird, schon entsprechend versichert sein wird, kann im Zweifel bös nach hinten losgehen.

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M.E.D. hat geschrieben: Den "Tod des Ehrenamtes" kann ich also nicht erkennen.
Sorry Rolli. :sorry:
Du nicht, aber die Anderen...

Meine Konsequenzen habe ich für mich gezogen.

Und wie im von Dir geposteten Artikel geschrieben, habe kein Bock auf Schmarotzer, die auf Grund der Unglück ihrer armen, verunglückten Kinder sich bereichen wollen.

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HerbertRD07 hat geschrieben: Wobei eine private Haftpflicht so ziemlich die letzte Versicherung wäre, auf die ich verzichten würde.
+1

Ist vergleichsweise günstig, sichert aber Risiken ab, die wirklich existenziell werden können. Von einer Zahnersatz-, Handy- oder Glasbruchversicherung kann man das nicht behaupten ...

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[font=&amp]Ich habe die Beiträge hier seit einiger Zeit mitgelesen, und es hat mich schon lange in den Fingern gejuckt, mich zu äußern. Im Moment finde ich ein wenig Zeit dazu.[/font]

[font=&amp]Um da gleich drastisch einzusteigen: Bei so manchem Beitrag habe ich den Eindruck, dass dort der Blinde von der Farbe redet. Da wird so leichtfertig von „Fehlverhalten“ und „schuldhafter Pflichtverletzung“ gesprochen. Vom warmen Schreibtisch aus und NACH einem Unglücksfall lässt leicht schwadronieren. Bei so einem tollen Rat „Gefahrenquellen suchen und den Hauptverantwortlichen melden“ wird sich so mancher ehrenamtliche Trainer oder Übungsleiter reichlich verarscht vorkommen, denn das (nach Gefahrenquellen schauen) tut er bei jeder Übungseinheit. Die Frage ist nur, was er billigerweise ermitteln und somit abstellen kann.[/font]

[font=&amp]Es gibt zig Gefahrenquellen, die verhängnisvoll werden können. Im Rahmen einer Trainingsstunde ist es unmöglich, sämtliche Risikoaspekte abzuchecken. Unsere Leichtathletikkinder trainieren im Winter in der Halle. Diese Halle wird mit anderen Vereinen geteilt, u. a. mit Bogenschützen, die dort auf Scheiben schießen. Vor einigen Monaten fiel beim Tragen der Matten in die Halle einem der Kinder ein verirrter und liegengebliebener Pfeil vor die Füße. Selbstverständlich sind die da nun jedesmal besonders aufmerksam, aber wer wäre vorher auf die Idee gekommen, den Geräteraum nach irgendwo herum liegenden Pfeilen abzusuchen? So gibt es theoretisch gesehen etliche weitere mögliche Risikofelder. Wollte der Übungsleiter die jedesmal sorgfältig überprüden, dann wäre die Stunde beendet, bevor er damit fertig wäre.[/font]
Det_isse hat geschrieben: In dem Verein wo ich ehrenamtlich tätig bin, gibt es selbstverständlich Versicherungen und nebenher auch gleich die hauseigenen Juristen. Ohne dem könnte man in verschiedenen Bereichen nicht arbeiten.
[font=&amp]Sorry, wenn ich das so sage, aber das ist ein Konstrukt aus dem Labor. Haftpflichtversicherung ist quasi selbstverständlich und ist im Rahmen der „Sportversicherung“ enthalten, die jeder vernünftige Verein abschließt. Aber eigene Juristen??? Ich wohne in einer mittelgroßen Stadt und gehöre dem dort größten Sportverein an mit ca. 1.800 Mitgliedern. Da es nach dem Ausscheiden der „alten Garde“ – Idealisten, die ihre Freizeit fast komplett dem Verein geopfert haben, unentgeltlich natürlich -, schwer geworden ist, gleichermaßen Nachfolger in jüngeren Jahren zu finden, zahlt der Verein für bestimmte arbeitsintensive Posten eine kleine Aufwandsentschädigung. Das ist schon eine finanzielle Belastung. Woher soll der das Geld nehmen, einen eigenen Juristenstab zu finanzieren???[/font]
setembrini hat geschrieben: Es ist bedenklich, wenn jetzt die Spirtfunktionäre und -verbände "aufjaulen", statt die Ehrenamtlichen entsprechend zu schulen.
[font=&amp]Selbstverständlich bieten die Verbände Schulungen an, und selbstverständlich nimmt das juristische Thema breiten Raum ein. Mit dem Ergebnis übrigens, dass beide Übungsleiter, die ich (auf Vereinskosten) zu den Lehrgängen geschickt habe, anschließend völlig verunsichert waren. Denn der Jurist neigt nicht dazu, sich festzulegen und antwortet bei konkreten Fragen so, dass ihm hinterher keiner einen Strick drehen kann („Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie dieses und jenes tun.“) Meine Leute sagten mir daher: „Das, was wir aus juristischer Sicht eigentlich alles tun müssten, sprengt komplett den zeitlichen Rahmen. Wenn wir es aber nicht tun, stehen wir im Grunde genommen mit einem Bein im Gefängnis.“ Nur mal so am Rande: Um sich nicht dem Vorwurf der sexuellen Belästigung auszusetzen darf die Übungsleiterin keinesfalls den Umkleideraum der Jungen betreten, Übungsleiter und Mädchen das gleiche. [/font]

[font=&amp]Nochmal zum Thema Schulung: Der Übungsbetrieb funktioniert (u. a. aus den o. g. Gründen) nur dann, wenn die offiziellen und in der Regel geschulten Übungsleiter durch Helfer unterstützt werden. Das sind dann meistens engagierte Eltern, die ihre Freizeit dafür einbringen. Wie viele bleiben von denen wohl übrig, wenn man ihnen sagt: Ihr könnt gerne helfen, aber erstmal müsst ihr eine Schulung mitmachen?[/font]
Det_isse hat geschrieben: In der Konsequenz musste reagiert werden,
[font=&amp]Warum? Warum muss bei einem Unglück immer jemand zur Rechenschaft gezogen werden? Der Unfall ist tragisch, und ich empfinde mit dem Jungen und seinen Eltern. Aber man muss sich dennoch vor Augen halten: Es gibt ein Lebensrisiko. Der Junge hätte mit dem Fahrrad stürzen können, auf der Treppe ausrutschen oder irgendetwas anderes. Hätte man dann auch suchen müssen, wer dafür die Verantwortung trägt? Gibt es immer jemanden, der für so etwas verantwortlich ist und der durch sein Tun oder Nichttun den Unfall hätte verhindern können? (Ja, wenn die Tore anders gesichert gewesen wären, wäre dieses Unglück nicht passiert. Die Frage ist aber: Kann man von dem oder den ehrenamtlich Tätigen erwarten, dass sie das hätten sehen müssen?)[/font]

[font=&amp]So schrecklich das klingen mag: Man muss akzeptieren, dass jeden Tag und überall etwas passieren kann. Der 100%-Risikolos-Ansatz führt nur dazu, dass man sich nach allen Seiten absichert. Und dennoch gibt es diesen 100%-Schutz nicht.[/font]
M.E.D. hat geschrieben: Ich vermute, im konkreten Beispiel wird es so ausgehen, dass die Versicherung, bzw. ihre Anwälte, die Schadensersatzsumme auf einen niedrigeren (angemessenen) Betrag herunterhandeln wird.
[font=&amp]Hier wird auch wieder einiges durcheinander geschmissen: Wenn der Verein eine Sportversicherung abgeschlossen hat, und das nicht zu tun, wäre sehr fahrlässig, dann sind darüber auch Sportunfälle versichert. Es ist also nicht erforderlich, jemanden strafrechtlich zu belangen, damit der Junge entschädigt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass ggfs. Die Versicherung und der Trainer sich streiten, inwieweit er persönlich herangezogen werden kann. Bei einer strafrechtlichen Verurteilung könnte ich mir wiederum vorstellen, dass die Versicherung ganz gute Karten hat. Aber was das anbelangt, ist das meine Laieneinschätzung.[/font]

[font=&amp]Bernd[/font]
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Rolli hat geschrieben:habe kein Bock auf Schmarotzer, die auf Grund der Unglück ihrer armen, verunglückten Kinder sich bereichen wollen.
Rolli,
in der Beurteilung dieses juristischen Urteils bin ich ganz nah bei dir.
Die obige Aussage halte ich aber für absolut daneben. Egal, was an Schäden zurück bleibt, für das Kind muss allein schon der Unfall ein Schock gewesen sein. Welche zusätzlichen Folgen und Folgekosten entstehen, muss man prüfen und danach auch eine angemessene Entschädigung festlegen. Wenn sie sich dafür nicht im Interesse ihres Kindes einsetzen würden, würden die Eltern einen Fehler machen.

Bernd
Das Remake
Infos zum Laufen und Vereinsgedöns gibt's auf www.sgnh.de

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Kann sein...
Leider sehe ich genug Eltern, die nie für ihre Kinder Zeit haben, nie die Kinder zu Wettkämpfen fahren, sie beim Training begleiten oder mit Sportbekleidung unterstützen oder die Trainingslager nicht bezahlen wollen... Wenn es aber ums Geld geht: müssen sie sich "im Interesse ihres Kindes einsetzen".

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burny hat geschrieben:[font=&amp]Um da gleich drastisch einzusteigen: Bei so manchem Beitrag habe ich den Eindruck, dass dort der Blinde von der Farbe redet. Da wird so leichtfertig von „Fehlverhalten“ und „schuldhafter Pflichtverletzung“ gesprochen. Vom warmen Schreibtisch aus und NACH einem Unglücksfall lässt leicht schwadronieren. Bei so einem tollen Rat „Gefahrenquellen suchen und den Hauptverantwortlichen melden“ wird sich so mancher ehrenamtliche Trainer oder Übungsleiter reichlich verarscht vorkommen, denn das (nach Gefahrenquellen schauen) tut er bei jeder Übungseinheit. Die Frage ist nur, was er billigerweise ermitteln und somit abstellen kann.[/font][font=&amp][/font]
Da ich mehrfach zitiert werde, antworte ich mal auf diesen Teil. Du hast mit Deinem letzten Satz ins Schwarze getroffen: die Frage ist, was er bei Beachtung der üblichen Sorgfaltspflichten an Gefahren erkennen und beseitigen kann. Mehr nicht. Einstürzende Turnhallendecken (als Beispiel) würden für den Übungsleiter gemeinhin nur dazu gehören, wenn vorher schon Putzbrocken auf dem Turnhallenboden oder unübersehbare Risse in der Decke vorhanden waren. Nicht abgeschlossene Lagerräume mit ungesichertem Sportgerät (das übrigens anscheinend demselben Sport und nicht etwa dem Bogenschießen zuzurechnen war) bei der Durchführung eines Turniers für eine die einer typischen Trainingsgruppe deutlich übersteigende Anzahl von Kindern schon eher.

Niemand hat gefordert, sämtliche Gefahrenquellen auszuschließen. Das von Dir Beschriebene zu den Pfeil-Geschichte reicht doch vollkommen aus (finde ich sogar vorbildlich): "hoppla, ein Pfeil, bei Dienstagstrainings sollte man da wegen des Montagabendtrainings der Bogenschützen ein Auge drauf haben, ob da noch mehr herumliegen."

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burny hat geschrieben: [font=&amp]Warum? Warum muss bei einem Unglück immer jemand zur Rechenschaft gezogen werden? Der Unfall ist tragisch, und ich empfinde mit dem Jungen und seinen Eltern. Aber man muss sich dennoch vor Augen halten: Es gibt ein Lebensrisiko. [/font]
Weil ein dauerhafter Schaden des Jungen zugrunde liegt, hiermit immense Kosten entstanden sind und die Lebensqualität eingebüßt wurde.
burny hat geschrieben: [font=&amp]Aber eigene Juristen??? [/font]
Burny, mein Ehrenamt hat nichts mit sportlichen Aktivitäten zu tun und die Juristen ergeben sich aus unserem Tätikeitsprofil, hierbei fast ausschließlich im Strafrecht. Diese haben im Tätigkeitsumfeld hauptsächlich andere Aufgaben zu erledigen und wären eigentlich nicht da, um unsere Schäden abzuwenden. Würde sich jedoch ein Schaden ergeben, würden sie vermutlich eingreifen. Ich persönlich nehme meine beiden Ehrenämter unheimlich ernst, schule mich, nehme jedes Semiar und jede Fachtagung mit. In meinen Beratungen habe ich jedoch auch noch keinen? (gravierenden) Fehler begangen, zum Glück wohl!

Thema Aufwandsentschädigungen, ich habe jahrelang meine Aufwandsentschädigungen gespendet und sie mir nicht auszahlen lassen. Inzwischen bekomme ich das Handy und deren Kosten vom Verein bez.. Dieses ist nur für deren Gespräche zulässig. Die Fahrkarte zahlt mein Chef auf Arbeit. Für meine Seminare nehme ich meinen Jahresurlaub, sie fangen zumeist an einem Freitag an und enden am Sonntagabend. Meine Arbeit im Ehrenamt mache ich unheimlich gern.
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Schmerzensgeld "nicht unter 80.000 Euro"+ Ersatz des materiellen und immateriellen Zukunftsschaden klingt zusammen mit der Anklage gegen die 4 Personen und die Gemeinde schon heftig, da klingt es schon ein wenig ironisch zu sagen, dass es um einen Ausgleich, nicht um die Bestrafung der Verantwortlichen geht. Aber gut, ich kenn den Fall wohl zu wenig um zu urteilen...

Aber ich verstehe jeden der sagt, dass er lieber keine Tuniere mehr veranstaltet, statt alle Tore, Geräte und jede Tür, zu Räumen die nicht Teil der Veranstaltung sind, zu sichern.

Ich hab als Kind oft auf dem örtlichen Fußballplatz solch eines Vereines mit ehrenamtlichen Mitarbeitern gespielt. Der Platz war für uns zugänglich, aber Aufsicht war da natürlich dann keine (unser Freizeitvergnügen). Die (kleineren) Tore sind da natürlich nur am Rasen gestanden und waren logischerweise nicht festgemacht. Vermutlich kann man den Platz für Kinder und Jugendliche komplett sperren, wenn solche Fälle wirklich Standard werden und dann gibts halt keine Freizeitsportangebote für den Nachwuchs mehr.
Man muss da schon aufpassen wie schnell man eine Schuld definiert (unabhängig von dem Fall jetzt und bei allem Respekt für das Opfer dieses Falles), immerhin gibts beim Sport ein gewisses Risiko und nicht jeder Unfall hat einen Schuldigen.

Det_isse hat geschrieben:Weil ein dauerhafter Schaden des Jungen zugrunde liegt, hiermit immense Kosten entstanden sind und die Lebensqualität eingebüßt wurde.
Es gab im Profi- und Amateurbereich auch schon etliche Fälle wo Sportler aufgrund innerer Verletzungen am Platz zusammengebrochen und verstorben sind. Kann ich da den Arzt zur Verantwortung ziehen, wenn dieser vor kurzem einen Check gemacht hat?
Oder wenn z.B. bei einem Amateurmatch zwischen Minderjährigen einer durch ein brutales Foul monatelang verletzt ausfällt, kann ich den Gegenspieler verklagen und vllt den Trainer auch noch, weil er einen Spieler aufgestellt hat der vllt zu solchen Fouls neigt?
Und wenn ich am Zebrastreifen angefahren werde, kann ich da neben dem Autofahrer noch denjenigen verklagen, der den Zebrastreifen so schlecht aufgemalt hat?
Bewusst übertriebene Beispiele, ich weiß, aber aus meiner rechtsunkundigen Perspektive schaut es so aus als würde man immer mehr in die Richtung solcher Sphären gehen...


Bezüglich "Tod des Ehrenamtes": Insgesammt natürlich nicht, aber möglicherweise trifft das schon ein paar Leute, es könnte auch eine Vorlage für manch andere Fälle sein (ob jetzt berechtigt oder nicht mal außen vorgelassen) und letztendlich kann ich mir gut vorstellen das der Verein, im von diesem Fall betroffenen Gebiet, wenig bis keine Ehrenamtlichen mehr findet bzw keine solchen Veranstaltung mehr macht.

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AiAi hat geschrieben:Bewusst übertriebene Beispiele, ich weiß, aber aus meiner rechtsunkundigen Perspektive schaut es so aus als würde man immer mehr in die Richtung solcher Sphären gehen...
Aus laienhafter Perspektive erscheint vieles, was Profis machen, unsinnig. Jeder darf sich soviel Ignoranz gönnen, wie er es will, man sollte sich aber vielleicht keine Pauschalurteile über etwas erlauben, was man nicht versteht. Wenigstens keine abschließenden, so halte ich es jedenfalls (meine hier nicht selten gezeigte Ignoranz läuferischer Steckenpferde darf hier gern als Beispiel herhalten).

Juristen (ich bin keiner) sind durchaus zu logischem Denken fähig und leben in derselben Welt wie wir alle auch. Wenn man sich mit Recht näher beschäftigt, wird man feststellen, dass Recht sogar extrem logisch ist und sich übrigens auch fortlaufend entwickelt, wo es sich den verändernden allgemeinen Lebensumständen und Überzeugungen nicht angemessen erscheint.

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Zak_McKracken hat geschrieben:Jeder darf sich soviel Ignoranz gönnen, wie er es will, man sollte sich aber vielleicht keine Pauschalurteile über etwas erlauben, was man nicht versteht.
Ich gönn mir keine Ignorenz, ich geb nur meine Meinung aus einer eben rechtsunkundigen Perspektive :wink:
Und da ich selbst schon von solch Unfällen betroffen war (wenn auch nicht im Sport und mit weitaus mehr Glück als der Junge da) und auch sportlich engagiert bin interessiert mich so etwas eben.
Zak_McKracken hat geschrieben: Juristen (ich bin keiner) sind durchaus zu logischem Denken fähig und leben in derselben Welt wie wir alle auch.
Ganz richtig, aber genau deswegen machen auch diese Menschen Fehler (explizit nicht auf diesen Fall bezogen).
Ich erinnere mich an einen Prozess, nicht so lange her, bei dem jemand schuldig aufgrund einer einzigen Zeugenaussage gesprochen worden ist, mit der Basis dass der Zeuge glaubwürdig sei und die Versprecher das eher bestätigen als ändern. Da darf ich mir als Laie dann auch meinen Teil denken...

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Zak_McKracken hat geschrieben: Juristen (ich bin keiner) sind durchaus zu logischem Denken fähig und leben in derselben Welt wie wir alle auch. Wenn man sich mit Recht näher beschäftigt, wird man feststellen, dass Recht sogar extrem logisch ist und sich übrigens auch fortlaufend entwickelt, wo es sich den verändernden allgemeinen Lebensumständen und Überzeugungen nicht angemessen erscheint.
Erinnert mich sofort an:
"Operation gelungen, Patient tot"

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M. M. n. darf hier die Frage, ob ein strafbares Verhalten vorliegt, nicht mit der Tatsache verknüpft werden, dass hier ein Ehrenamtler betroffen ist.

Maßgeblich für die Frage der Strafbarkeit ist einzig und allein, ob ein Verantwortlicher vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hat und dadurch jemand zu Schaden gekommen ist. Die Tatsache, dass hier jemand im Ehrenamt Verantwortung übernommen hat, kann dann bei einer möglichen Strafzumessung gebührend berücksichtigt werden.
Im vorliegenden Fall hat ein Gericht entsprechend geurteilt und eine fahrlässige Körperverletzung erkannt. Urteilsschelte steht mir nicht zu, da mir nicht die Informationen bekannt sind, die zu dem Urteil geführt haben.
Grundsätzlich erscheint mir aber logisch, dass Ehrenamt nicht vor Strafverfolgung schützen kann bzw. darf.

Die Frage einer zivilrechtlichen Entschädigung ist wieder eine ganz andere: 80.000 Euro hört sich vielleicht viel an. Ich zumindest würde meinen Geschmackssinn für diese Summe allerdings nicht verkaufen. Und vermutlich auch nicht für wesentlich mehr. Für mich stellt der Verlust des Geschmackssinnes eine ernstzunehmende Behinderung dar, die meine Lebensqualität sehr einschränken würde.

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Santander hat geschrieben:Mir fehlen heutzutage eindeutig die Menschen, die sagen: O.k., ich habe eine Fehler gemacht und stehe dafür gerade. Fertig.
Hier steht immer noch die Frage im Raum: wer trägt die Schuld?

Du übernimmst natürlich gerne die Verantwortung für die Fehler, die Anderen gemacht haben, oder?

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Tvaellen hat geschrieben: keine Ahnung von strafrechtlicher Kausalitäts- und Zurechnungslehre. Es gilt die sogenannte Äquivalenztheorie, alle Ursachen sind in gleicher Weise kausal für den Schaden, egal, wer ihn am Ende verursacht.
Zak_McKracken hat geschrieben:
Juristen (ich bin keiner) sind durchaus zu logischem Denken fähig
Kurz mal off topic zum Thema "strafrechtlicher Kausalitäts- und Zurechnungslehre" und logischen Denken:
Wenn ich besoffen mit dem Auto jemanden überfahre und tödlich verletze, bekomme ich eine härtere Strafe, weil ich ja besoffen war.
Wenn ich besoffen jemanden mit der Axt die Rübe spalte und in die ewigen Jagdgründe befördere, bekomme ich eine mildere Strafe, weil ich ja besoffen war.

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Det_isse hat geschrieben:Weil ein dauerhafter Schaden des Jungen zugrunde liegt, hiermit immense Kosten entstanden sind und die Lebensqualität eingebüßt wurde.
Rolli hat geschrieben:Hier steht immer noch die Frage im Raum: wer trägt die Schuld?....

Das ist ein Reflex in unserer Gesellschaft: Man will einen Schuldigen, welcher im moralischen Sinne für ein Unglück verantwortlich ist. Wird dieser nicht auf Anhieb gefunden wird halt jemand gesucht, der im juristischen Sinne verantwortlich ist.

Unglück im wahren Sinne des Wortes wollen wir nicht akzeptieren, sondern statt dessen mit dem moralischen Finger auf einen Verantwortlichen zeigen. Im Zusammenhang mit Unglücksfällen über Geld zu reden ist juristisch allgemein üblich, moralisch nach meiner Meinung fragwürdig.

Wie viel Geld ist ein Geruchsinn, ein Schicksal, eine Behinderung "wert ?"

Geht es dem Jungen besser, wenn der Trainer finanziell, moralisch, seelisch ruiniert ist?

Findet man Genugtuung, wenn man die Verantwortung auf einen Sündenbock abschieben kann?

Muß auch im übertragenen Sinne immer einer "Bezahlen" damit man sich mit einem Unglück abfinden kann?

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Plattfuß hat geschrieben:Wie viel Geld ist ein Geruchsinn, ein Schicksal, eine Behinderung "wert ?"

Geht es dem Jungen besser, wenn der Trainer finanziell, moralisch, seelisch ruiniert ist?

Findet man Genugtuung, wenn man die Verantwortung auf einen Sündenbock abschieben kann?

Muß auch im übertragenen Sinne immer einer "Bezahlen" damit man sich mit einem Unglück abfinden kann?
Ach, darum geht es! Ich dachte bisher immer, wir lebten in einem Rechtsstaat.
Gruß vom NordicNeuling

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Plattfuß hat geschrieben:Das ist ein Reflex in unserer Gesellschaft: Man will einen Schuldigen, welcher im moralischen Sinne für ein Unglück verantwortlich ist. Wird dieser nicht auf Anhieb gefunden wird halt jemand gesucht, der im juristischen Sinne verantwortlich ist.


Wie viel Geld ist ein Geruchsinn, ein Schicksal, eine Behinderung "wert ?"

Geht es dem Jungen besser, wenn der Trainer finanziell, moralisch, seelisch ruiniert ist?

Findet man Genugtuung, wenn man die Verantwortung auf einen Sündenbock abschieben kann?

Muß auch im übertragenen Sinne immer einer "Bezahlen" damit man sich mit einem Unglück abfinden kann?

Könnte es sein, dass deine Argumentation ein wenig einseitig belastet ist?

Das Unglück geschah im Training unter der Obhut von Trainern. Rutscht du auf einem Privatweg aus, verletzt dich schwer wegen ungenügender Streupflicht, kannst du deine Forderungen auch geltend machen. Ist halt nicht so emotional belastet, wie dieses Unglück hier.

Das Tor schlug dem Jungen, damals 11, auf die eine Gesichtshälfte und verletzte schwer. Was stellt denn für dich Behinderung dar? Einzig was andere sehen müssen? Was ist mit den psychischen Folgen, was ist mit mit dem Verlust des Geschmacksinnes? Was ist mit dem teilweisen Hörverlust? Und nochmals, der Junge war damals 11, der hat noch locker ein paar Jahre vor sich.

Dem Jungen wurde Lebensqualität genommen. Er hat nicht mehr die Möglichkeit, bestimmte Berufe zu erlernen. Es steht ihm nicht frei, zu kosten, zu schmecken, zu genießen, Essen zu erleben. Ebenso ist ein Teil der Hörfähigkeit beeinträchtigt. Wiegt das nichts, weil du als Außenstehender dies nicht wahrnimmst? Es bleibt aber die Beeinträchtigung und dies vielleicht ein Leben lang!

Wie kommst du darauf, dass der Trainer "finanziell, moralisch, seelisch ruiniert" wurde. Ist das Urteil schon durch im Zivilprozess, ist die Schadenssumme festgestellt worden, ist das Verfahren abgeschlossen? Woher kommt deine Annahme, dass der Junge den Trainer ruiniert? Es ist kein Vorsatz festgestellt worden, so Vers. existieren, müssten diese greifen. Dafür gibt es Versicherungen! Es ist auch nicht der Trainer alleine veranwortlich, es werden mehrere Personen hinzugezogen, gegen diese das Zivilverfahren ggf. laufen wird, weil es im Training geschah.

Wenn die 80.000,00 Euro im Prozess durchkommen, ist das nicht einzig materielle Entschädigung, es geht auch um immaterielle Nachteile.

Bei allen Emotionen die hier hochkochen, wäre eine sachliche Darstellung erstrebenswert.
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Plattfuß hat geschrieben:Das ist ein Reflex in unserer Gesellschaft: Man will einen Schuldigen, welcher im moralischen Sinne für ein Unglück verantwortlich ist. Wird dieser nicht auf Anhieb gefunden wird halt jemand gesucht, der im juristischen Sinne verantwortlich ist.


Wie viel Geld ist ein Geruchsinn, ein Schicksal, eine Behinderung "wert ?"

Geht es dem Jungen besser, wenn der Trainer finanziell, moralisch, seelisch ruiniert ist?

Findet man Genugtuung, wenn man die Verantwortung auf einen Sündenbock abschieben kann?

Muß auch im übertragenen Sinne immer einer "Bezahlen" damit man sich mit einem Unglück abfinden kann?

Könnte es sein, dass deine Argumentation ein wenig einseitig belastet ist?

Das Unglück geschah im Training unter der Obhut von Trainern. Rutscht du auf einem Privatweg aus, verletzt dich schwer wegen ungenügender Streupflicht, kannst du deine Forderungen auch geltend machen. Ist halt nicht so emotional belastet, wie dieses Unglück hier.

Das Tor schlug dem Jungen, damals 11, auf die eine Gesichtshälfte und verletzte schwer. Was stellt denn für dich Behinderung dar? Einzig was andere sehen müssen? Was ist mit den psychischen Folgen, was ist mit mit dem Verlust des Geschmacksinnes? Was ist mit dem teilweisen Hörverlust? Und nochmals, der Junge war damals 11, der hat noch locker ein paar Jahre vor sich.

Dem Jungen wurde Lebensqualität genommen. Er hat nicht mehr die Möglichkeit, bestimmte Berufe zu erlernen. Es steht ihm nicht frei, zu kosten, zu schmecken, zu genießen, Essen zu erleben. Ebenso ist ein Teil der Hörfähigkeit beeinträchtigt. Wiegt das nichts, weil du als Außenstehender dies nicht wahrnimmst? Es bleibt aber die Beeinträchtigung und dies vielleicht ein Leben lang!

Wie kommst du darauf, dass der Trainer "finanziell, moralisch, seelisch ruiniert" wurde. Ist das Urteil schon durch im Zivilprozess, ist die Schadenssumme festgestellt worden, ist das Verfahren abgeschlossen? Woher kommt deine Annahme, dass der Junge den Trainer ruiniert? Es ist kein Vorsatz festgestellt worden, so Vers. existieren, müssten diese greifen. Dafür gibt es Versicherungen! Es ist auch nicht der Trainer alleine veranwortlich, es werden mehrere Personen hinzugezogen, gegen diese das Zivilverfahren ggf. laufen wird, weil es im Training geschah.

Wenn die 80.000,00 Euro im Prozess durchkommen, ist das nicht einzig materielle Entschädigung, es geht auch um immaterielle Nachteile.

Bei allen Emotionen die hier hochkochen, wäre eine sachliche Darstellung erstrebenswert.
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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HerbertRD07 hat geschrieben:....Für mich stellt der Verlust des Geschmackssinnes eine ernstzunehmende Behinderung dar, die meine Lebensqualität sehr einschränken würde.
Det_isse hat geschrieben:...Dem Jungen wurde Lebensqualität genommen.....
Naja, die Sache mit der "Lebensqualität" ist halt so ein WischiWaschi-Argument.

[INDENT]- Wie kann man das messen?
- Hat ein Behinderter keine Lebensqualität?
- Wo kann ich mir eine Portion "Lebensqualität" kaufen?[/INDENT]

Ich denke ein Schadenersatz muss sich an messbaren Schäden orientieren.
Ansonsten hat man schnell absurd hohe Summen für absurde Schäden.
Roy Pearson
Stella Liebeck


p.S.:
Natürlich kann ich nicht wissen, wie "ernst" die Verletzungen des Kindes sind. Aber auf mich wirkt diese 80.000,- Euro Forderung wie.... :noidea:

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M.E.D. hat geschrieben:Naja, die Sache mit der "Lebensqualität" ist halt so ein WischiWaschi-Argument.
Mit anderen Worten: Die haben unseriös argumentiert.
Ich denke ein Schadenersatz muss sich an messbaren Schäden orientieren.
Ansonsten hat man schnell absurd hohe Summen für absurde Schäden.
Roy Pearson
Stella Liebeck
Aber der Abweg ins US-amerikanische Haftungsrecht macht es besser?
Wie kann man das messen?
Letztlich geht es bei Gericht nicht ums Messen, sondern ums Beziffern.
- Hat ein Behinderter keine Lebensqualität?
- Wo kann ich mir eine Portion "Lebensqualität" kaufen?
Diese Fragen muß letztlich jeder für sich selbst beantworten. Und genau deshalb steht es weder Dir noch mir zu, darüber zu urteilen, ob die Bezifferung eines Verlustes an Lebensqualität auf eine bestimmte Summe angemessen ist oder nicht.
Ich denke ein Schadenersatz muss sich an messbaren Schäden orientieren.
Dann sag aber auch, wie (nicht ob!) Du das messen willst. Mit dem Totschlagargument, ein Schaden sei nicht messbar, läßt sich ja jeder Schadensersatz- und Schmerzensgeldanspruch abschmettern.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Det_isse hat geschrieben: Das Unglück geschah im Training unter der Obhut von Trainern.
Eigentlich nicht. Es war in einer Nebenhalle, bei bei einer Veranstaltung und anscheinend hat diese nicht zum eingeplanten Areal gehört.
Det_isse hat geschrieben: Dem Jungen wurde Lebensqualität genommen.
Ich glaub das wird niemand bestreiten oder schönreden wollen. Mir kann aber auch Lebensqualität genommen werden, ohne das jemande Schuld ist (und letzteres meine ich jetzt unabhängig von diesem Fall).
Det_isse hat geschrieben: Wie kommst du darauf, dass der Trainer "finanziell, moralisch, seelisch ruiniert" wurde.
Wenn das Urteil so durch geht, wie die Forderung kommuniziert wird, ist der Durchschnittsmensch in allen diesen Belangen ruiniert.
Det_isse hat geschrieben:Es ist auch nicht der Trainer alleine veranwortlich, es werden mehrere Personen hinzugezogen, gegen diese das Zivilverfahren ggf. laufen wird, weil es im Training geschah.
Anscheinend werden 4 aus dem Verein und die Gemeinde verklagt. Wer jetzt genau was verbrochen hat wurde interessanterweise noch nicht erwähnt...
Und laut Bericht war es wie gesagt nicht im Training, sondern beim Aufwärmen in einer Nebenhalle bei einem Turnier.
Santander hat geschrieben:Mir fehlen heutzutage eindeutig die Menschen, die sagen: O.k., ich habe eine Fehler gemacht und stehe dafür gerade. Fertig.
Wenn du danach ruiniert bist ist nix mit Fertig... Mich würds sowieso interessieren wer bei dem Fall an was Schuld sein sollte (hab da noch nichts genaues vernommen), immerhin sind anscheinend 4 Leute und die Gemeinde angeklagt.


Ich hab btw inzwischen mit einigen Ehrenamtlichen geredet. Viele sagen sie können sowieso nicht mehr viel frei machen und manch einer hinterfragt seine Tätigkeit auch. Die meinen eben, dass die Rechtslage selbst von Anwälten ihnen nicht klar kommuniziert werden konnte.

Gab auch Fälle in meiner Umgebung in denen sich Eltern um ihre Kinder in Sachen Freizeitgestaltung gar nicht gekümmert haben, aber sobald in der Schule, im Verein oder mit Freunden nur irgendetwas passierte die sofort einen Aufstand gemacht haben und letztendlich auch so Geld erstritten haben, selbst wenn deren Kind anderer Meinung war. Sagt natürlich nix über den Fall hier oder andere individuelle Fälle aus und das soll es auch nicht.

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AiAi, um es abzukürzen, warten wir den Prozess ab, warten wir das Urteil ab, warten wir die Schadenssumme ab. Und nebenbei, wenn du verurteilt wurdest im Strafprozess und das Urteil rechtswirksam wurde, heisst das noch lange nicht, dass du im Zivilprozess automatisch das Geld zuerkannt bekommst. Es müssen wieder Fakten erbracht werden, Beweise, sehr wahrscheinlich ärztl. Gutachten. Die gesamte Spirale geht für den Jungen und alle Beteiligten von vorne los.

Es gibt eine Schmerzensgeldtabelle, danach könnte ein Richter festlegen, muss er aber nicht (soviel ich mitbekommen habe) Es wird die Schuld jedes Einzelnen geprüft, es wird geprüft, wie alt der Junge war, wie schwer die Verletzungen gewesen sind, ob die Verletzungen tatsächlich dauerhaft sind usw.usf. Die 80.000,00 Euro sind nicht in Stein gemeißelt und nebenher betrifft es mehrere Menschen.

Wer sagt denn, dass der Junge je wieder seinen Sport ausführen kann oder möchte. Vl. ist er dahingehend so traumatisiert, dass er nur ein Tor von weitem sehen muss und es löst Angstimpulse und andere Befindlichkeiten aus. Die psychischen Beschwerden werden gern mal unterschätzt, genau das halte ich jedoch für falsch! Vermutlich wird er auch dauerhafte Narben im Gesicht behalten haben.

Warum werden sich hier die Hirne zerbrochen, wenn noch nicht einmal ein Prozess dahingehend eröffnet wurde. Nebenher, schaut euch mal eine Schmerzensgeldtabelle an, da kommen ganz andere Summen zutage, wenns dumm läuft.

Vl. könne Tvaellen doch mal einen Satz schreiben und ein wenig aufklären.
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
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NordicNeuling hat geschrieben:Ach, darum geht es! Ich dachte bisher immer, wir lebten in einem Rechtsstaat.
Sind im Rechtsstaat keine Fragen mehr erlaubt?

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Det_isse hat geschrieben: Warum werden sich hier die Hirne zerbrochen, wenn noch nicht einmal ein Prozess dahingehend eröffnet wurde.
Weil es eben ein Thema ist das viele betrifft. Ähnlich ist es ja auch mit Fouls im Fußball.
Ehrenamtliche werden solche Fälle wohl im Auge behalten...

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AiAi hat geschrieben:...Wenn du danach ruiniert bist...
Jetzt mal völlig unabhängig von dem hier diskutierten Fall: jedem halbwegs vernunftbegabten Menschen sollte klar sein, dass er innerhalb von Sekundenbruchteilen Schäden verursachen kann, für die er bis ans Ende seines Lebens finanziell haftbar gemacht werden kann.
Und niemand von uns wird dieses Risiko für sich ausschließen und davon ausgehen können, dass ihm so etwas nicht passieren wird. Da vermutlich nur die allerwenigsten von uns über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen, um Schadenersatzforderungen in beliebiger Höhe aus eigener Tasche zu bezahlen, ist der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung in meinen Augen zwingend notwendig, um so ein Risiko abzusichern. Zumindest, so lange ich den Schaden nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht habe.

Wer das nicht tut und damit für sich das Risiko in Kauf nimmt, am Ende tatsächlich finanziell ruiniert zu sein, der handelt in meinen Augen wirklich grob fahrlässig.

Das Argument, sich so eine Versicherung nicht leisten zu können, lasse ich hier nicht gelten. In aller Regel sind die Prämien hier so gering, dass die im Budget kaum spürbar sind.

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AiAi hat geschrieben:Ich hab btw inzwischen mit einigen Ehrenamtlichen geredet. Viele sagen sie können sowieso nicht mehr viel frei machen und manch einer hinterfragt seine Tätigkeit auch. Die meinen eben, dass die Rechtslage selbst von Anwälten ihnen nicht klar kommuniziert werden konnte.
Schlechte Anwälte. Über Vorsatz brauchen wir wohl nicht zu reden, bliebe also Fahrlässigkeit: fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer acht lässt. "Verkehr" bedeutet hier weder Auto noch Sex, sondern die jeweilige Tätigkeit. Bei Sportlern wäre die erforderliche Sorgfalt wohl, dass Sportgeräte und -anlagen regelmäßg geprüft und gewartet werden und dass außerhalb der Intervalle auffallende Schäden unverzüglich gemeldet und behoben werden. Eine ordnungsgemäße Sicherung der Einrichtungen sowie Beaufsichtigung im altersgerechten Rahmen gehören auch dazu (wieviel Aufsicht es erfordert, wird gemeinhin vom Alter der Beaufsichtigten abhängiggemacht). Wenn Personal mit diesen Aufgaben betraut ist, sollte das nicht nur für seine jeweilige Aufgabe kompetent sein, sondern auch regelmäßig geschult werden.

Wenn man das jetzt in der Praxis anzuwenden versucht, sollte es eigentlich kein Hexenwerk sein, entsprechende Turnusse und Checklisten auszuarbeiten und mit den Kontaktdaten des Hausmeisters der Turnhalle etc. bekanntzumachen.

Ironischerweise scheint mir die Verunsicherung der Ehrenamtlichen auf denselben Effekt zurückzuführen zu sein wie die hier kritisierte Vollkaskoversicherungsmentalität der Eltern: wir hören soviel über Risiken, können diese nicht realistisch einschätzen, werden ängstlich und wollen lieber sichergehen.

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HerbertRD07 hat geschrieben:Das Argument, sich so eine Versicherung nicht leisten zu können, lasse ich hier nicht gelten. In aller Regel sind die Prämien hier so gering, dass die im Budget kaum spürbar sind.
:daumen:

Meine Privathaftpflichtversicherung kostet mich im Jahr soviel wie ein Laufschuh und sichert auch die restliche Familie ab :nick:

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Zak_McKracken hat geschrieben:Schlechte Anwälte. Über Vorsatz brauchen wir wohl nicht zu reden, bliebe also Fahrlässigkeit: fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer acht lässt. "Verkehr" bedeutet hier weder Auto noch Sex, sondern die jeweilige Tätigkeit. Bei Sportlern wäre die erforderliche Sorgfalt wohl, dass Sportgeräte und -anlagen regelmäßg geprüft und gewartet werden und dass außerhalb der Intervalle auffallende Schäden unverzüglich gemeldet und behoben werden. Eine ordnungsgemäße Sicherung der Einrichtungen sowie Beaufsichtigung im altersgerechten Rahmen gehören auch dazu (wieviel Aufsicht es erfordert, wird gemeinhin vom Alter der Beaufsichtigten abhängiggemacht). Wenn Personal mit diesen Aufgaben betraut ist, sollte das nicht nur für seine jeweilige Aufgabe kompetent sein, sondern auch regelmäßig geschult werden.

Wenn man das jetzt in der Praxis anzuwenden versucht, sollte es eigentlich kein Hexenwerk sein, entsprechende Turnusse und Checklisten auszuarbeiten und mit den Kontaktdaten des Hausmeisters der Turnhalle etc. bekanntzumachen.

Ironischerweise scheint mir die Verunsicherung der Ehrenamtlichen auf denselben Effekt zurückzuführen zu sein wie die hier kritisierte Vollkaskoversicherungsmentalität der Eltern: wir hören soviel über Risiken, können diese nicht realistisch einschätzen, werden ängstlich und wollen lieber sichergehen.
Ich, als Ehrenamtlicher, wurde nicht darauf hingewiesen, dass ich die Lagerordnung der Tore:

1. prüfen soll
2. wurde nicht daraufhin geschult,
3. mir war das Risiko mit kippenden Toren nicht bekannt,
4. es gab/gibt kein Hinweis darauf in den Hallen
5. war nicht vor Ort, wo es geschah...

Warum werde ich (er) jetzt verurteilt?

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HerbertRD07 hat geschrieben: ist der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung in meinen Augen zwingend notwendig, um so ein Risiko abzusichern. Zumindest, so lange ich den Schaden nicht vorsätzlich oder grob fahrlässig verursacht hat.
Privathaftpfl. halte ich auch für notwendig.

Nach dieser Diskussion hier schrieb ich gestern meinen Verein an und bat um Auskunft, wie es um die Versicherungsleistungen unserer Ehrenämtler (incl. mich) bestellt ist. Ich erhielt kurze Zeit später die konkreten Inhalte der Vers. per Mail zugesandt.

Darin heißt es:
[font=&amp]Versichert sind einfach und grob fahrlässig verursachte Schäden.
[/font][font=&amp]Vom Versicherungsschutz ausgeschlossen bleibt Vorsatz.[/font]
weiterhin heißt es:
[font=&amp]Mitversichert[/font][font=&amp] sind Ansprüche, die durch wissentliche Pflichtverletzungen(wissentliches Abweichen[/font]

[font=&amp]von Gesetzen, Verordnungen, Satzungen, Beschlüssen, Vollmachten, Weisungen)[/font]
[font=&amp]entstanden sind.[/font]
Würde der Verein um den es hier geht, ebenso eine solche Versicherung abgeschlossen haben, würde ich bescheiden jetzt davon ausgehen, dass vermutlich die Folgekosten durch den Verein getragen werden.
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Rolli hat geschrieben:Ich, als Ehrenamtlicher, wurde nicht darauf hingewiesen, dass ich die Lagerordnung der Tore:

1. prüfen soll
2. wurde nicht daraufhin geschult,
3. mir war das Risiko mit kippenden Toren nicht bekannt,
4. es gab/gibt kein Hinweis darauf in den Hallen
5. war nicht vor Ort, wo es geschah...

Warum werde ich (er) jetzt verurteilt?
Weil hier der alte Rechtsgrundsatz gilt "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe".

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Rolli hat geschrieben:Ich, als Ehrenamtlicher, wurde nicht darauf hingewiesen, dass ich die Lagerordnung der Tore:

1. prüfen soll
2. wurde nicht daraufhin geschult,
3. mir war das Risiko mit kippenden Toren nicht bekannt,
4. es gab/gibt kein Hinweis darauf in den Hallen
5. war nicht vor Ort, wo es geschah...

Warum werde ich (er) jetzt verurteilt?
Weil der Betreffende - so wenigstens die Auffassung des Richters lt. Artikel, den du in deinem Eingangsposting verlinkt hast - nicht ein x-beliebiger Ehrenamtlicher war, sondern "als Jugendvorstand in die Turnierorganisation verantwortlich mit eingebunden". Der Organisator ist für die Sicherheit verantwortlich - dazu gehört vorausschauendes Denken und Ausschalten von Gefahrenquellen. Wenn es innerhalb des Orga-Teams keine klaren Zuständigkeiten gab (in dem Sinne, dass z.B. ein/e Sicherheitsbeauftragte ernannt wurde), finde ich nachvollziehbar, dass alle Teammitglieder haften. Bei einem ergänzend rekrutierten Helfer wäre das Urteil möglicherweise anders ausgefallen, das suggeriert wenigstens die von mir zitierte Formulierung.

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Dann bleiben trotz allem noch die Fragen übrig, was alles gesichert sein muss (ein Teilnehmer kann sich ja schnell mal vom offiziellen Veranstaltungsgelände absetzen, sprich in eine Nebenhalle o. ä. gehen) und inwiefern die Verantwortung verteilt ist (Sicherheitsbeauftragter o. ä.). In dem Fall wird ja sogar die Gemeinde verklagt. Man könnte ja auch sagen, dass die Umkleiden nicht ordnungsgemäß gesichert worden sind wenn da drinnen jemand auf einen rostigen Nagel steigt und sich verletzt.

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NordicNeuling hat geschrieben:Ach, darum geht es! Ich dachte bisher immer, wir lebten in einem Rechtsstaat.
Wenn Du meinen Post nochmals durchliest, wirst Du bemerken, daß ich zwischen juristischer und moralischer Verantwortung unterscheide. Ich finde es gut in einem Rechtsstaat zu leben, denn sonst würde, wie man sieht, jeder Fall von Verantwortung ohne Ergebnis diskutiert.
Det_isse hat geschrieben:Könnte es sein, dass deine Argumentation ein wenig einseitig belastet ist?
Nein
Das Unglück geschah im Training unter der Obhut von Trainern. Rutscht du auf einem Privatweg aus, verletzt dich schwer wegen ungenügender Streupflicht, kannst du deine Forderungen auch geltend machen.
Das ist so und das ist auch gut so. Dafür gibt es die Rechtsprechung. Hier kann es nur über die Meinung darüber gehen
Das Tor schlug dem Jungen, damals 11, auf die eine Gesichtshälfte und verletzte schwer. Was stellt denn für dich Behinderung dar? Einzig was andere sehen müssen? Was ist mit den psychischen Folgen, was ist mit mit dem Verlust des Geschmacksinnes? Was ist mit dem teilweisen Hörverlust? Und nochmals, der Junge war damals 11, der hat noch locker ein paar Jahre vor sich.

Dem Jungen wurde Lebensqualität genommen. Er hat nicht mehr die Möglichkeit, bestimmte Berufe zu erlernen. Es steht ihm nicht frei, zu kosten, zu schmecken, zu genießen, Essen zu erleben. Ebenso ist ein Teil der Hörfähigkeit beeinträchtigt. Wiegt das nichts, weil du als Außenstehender dies nicht wahrnimmst? Es bleibt aber die Beeinträchtigung und dies vielleicht ein Leben lang!
Ich verstehe deine Argumentation nicht richtig: Was den Ausdruck Behinderung betrifft, ich bin selbst behindert und habe keine Probleme mit dem Begriff. Behindert ist, wer über einen langen Zeitraum (3 Jahre und mehr) hinweg in seinen körperlichen oder geistigen Fähigkeiten mehr als dem Alter entsprechend beeinträchtigt ist.

Zudem ist klar, daß der Junge tragischer Weise eine bleibende Schädigung davongetragen hat, wie immer Du das jetzt genau nennen willst. Ich habe das weder bestritten noch schön geredet. Ich sehe es lediglich kritisch, hier unbedingt einen Schuldigen verantwortlich machen zu wollen.

Schließlich hat niemand das Kind absichtlich verletzt, sondern es handelt sich um einen Unglücksfall.
Wie kommst du darauf, dass der Trainer "finanziell, moralisch, seelisch ruiniert" wurde. Ist das Urteil schon durch im Zivilprozess, ist die Schadenssumme festgestellt worden, ist das Verfahren abgeschlossen? Woher kommt deine Annahme, dass der Junge den Trainer ruiniert? Es ist kein Vorsatz festgestellt worden, so Vers. existieren, müssten diese greifen. Dafür gibt es Versicherungen! Es ist auch nicht der Trainer alleine veranwortlich, es werden mehrere Personen hinzugezogen, gegen diese das Zivilverfahren ggf. laufen wird, weil es im Training geschah.
Dazu hat AiAi eigentlich schon alles gesagt. Ich weiß nicht wie es dem Trainer geht. Er muß 80 000 Euro zahlen und soll die Schuld am tragischen Schicksal des Kindes tragen. Ich sprach in diesem Zusammenhang schon vom moralischen Zeigefinger. Das wird er nicht mit einem Lächeln wegstecken.

Es ist immer leicht auf Andere zu zeigen und zu hoffen, daß einem selbst niemals ein tragischer Fehler passiert.
Wenn die 80.000,00 Euro im Prozess durchkommen, ist das nicht einzig materielle Entschädigung, es geht auch um immaterielle Nachteile.
Ich weiß worum es geht. Man will keine höhere Gewalt akzeptieren, sondern statt dessen eine oder mehrere greifbare Personen verantwortlich machen. Die sollen jetzt "bezahlen," materiell und moralisch, damit man seine Genugtuung hat.

Juristisch gesehen ist das einwandfrei, moralisch gesehen habe ich hier Probleme.

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HerbertRD07 hat geschrieben:Weil hier der alte Rechtsgrundsatz gilt "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe".
Dieses Statement, sagt eigentlich alles aus: Hauptsache es wird Jemand bestraft.

Genau diese Geisteshaltung kritisiere ich, mag sie auch juristisch in Ordnung sein!

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Plattfuß hat geschrieben: Schließlich hat niemand das Kind absichtlich verletzt, sondern es handelt sich um einen Unglücksfall.



Dazu hat AiAi eigentlich schon alles gesagt. Ich weiß nicht wie es dem Trainer geht. Er muß 80 000 Euro zahlen und soll die Schuld am tragischen Schicksal des Kindes tragen.
Von nichts anderem ist hier die Rede, als von einem Unglücksfall.

Überdenke nochmal deine Worte. Es hat noch nicht einmal der Zivilprozess stattgefunden. So, und nu is gut jetzt.
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Det_isse hat geschrieben:Von nichts anderem ist hier die Rede, als von einem Unglücksfall.
Dann verstehe ich nicht, warum Du die Diskussion über Entschädigung von entgangener Lebensqualität angestoßen hast.... :noidea:

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Plattfuß hat geschrieben:Dieses Statement, sagt eigentlich alles aus: Hauptsache es wird Jemand bestraft.

Genau diese Geisteshaltung kritisiere ich, mag sie auch juristisch in Ordnung sein!
Es geht in erster Linie nicht darum, jemanden zu bestrafen, sondern darum festzustellen, ob jemand Verantwortung für ein Geschehen trägt - und mag sie auch noch so gering sein.

Natürlich hat niemand das Kind absichtlich verletzt und natürlich handelt es sich um einen Unglücksfall. Trotzdem muss die Frage geklärt werden, ob der Unfall vermeidbar gewesen wäre, wenn entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen bzw. eingehalten worden wären. Und wenn man zu dem Schluss kommt, dass der Unfall vermeidbar gewesen wäre, muss die Frage erlaubt sein und beantwortet werden dürfen, wer die Verantwortung dafür trägt, dass die Sicherheitsvorkehrungen nicht eingehalten wurden.

Ob es in DIESEM Fall wirklich den richtigen getroffen hat, kann ich mangels Sachverhaltskenntnis nicht beurteilen.

Mit den Schultern zu zucken und zu sagen "das habe ich nicht gewollt" oder "das habe ich nicht gewusst" befreit i. d. R. nicht von Verantwortung.

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Plattfuß hat geschrieben:Schließlich hat niemand das Kind absichtlich verletzt, sondern es handelt sich um einen Unglücksfall.
Ich würde einen Unglücksfall als etwas auffassen, für das es keinen Verantwortlichen gibt. Da stimmst Du vermutlich zu. Allerdings sehe ich hier durchaus Verantwortliche dafür, dass Kinder bei einem Turnier in einem unabgeschlossenen Nebenraum toben konnten, in dem ungesicherte Sportgeräte aufbewahrt wurden. Auch kleine Verfehlungen können große Wirkungen zeitigen.

Ich weiß nicht wie es dem Trainer geht. Er muß 80 000 Euro zahlen und soll die Schuld am tragischen Schicksal des Kindes tragen. Ich sprach in diesem Zusammenhang schon vom moralischen Zeigefinger. Das wird er nicht mit einem Lächeln wegstecken.
Was meinst Du, wie es erst Eltern ergeht, die aus leichter Fahrlässigkeit einen Autounfall verursachen, bei denen ihr im Auto befindliches Kind ums Leben kommt? Sicherlich ist es dann auch alles andere als schön für die, wenn sie anschließend noch ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung am Hals haben. Aber soll man vielleicht nur für die fahrlässige Tötung von Nichtverwandten belangt werden? Oder gleich gar nicht? Wenn also jemand am Steuer eine SMS schreibt und Dich überfährt, war das dann "höhere Gewalt"? Oder bist Du dann wieder einer von denen, die "Mord" schreien?

Dass der Ehrenamtliche die 80.000€ zahlen muss, steht doch sowieso nicht fest. Wenn er nämlich versichert ist, dann richtet sich der Anspruch zwar gegen ihn (und muss erst einmal vom Gericht festgestellt werden), ist aber dann von der Versicherung auszugleichen.

Es ist immer leicht auf Andere zu zeigen und zu hoffen, daß einem selbst niemals ein tragischer Fehler passiert.
Wer zeigt denn hier auf andere? Das geht doch sehr in die Richtung, dass man als Deutscher ja immer... Naja, Du weißt schon.

Dieses Statement, sagt eigentlich alles aus: Hauptsache es wird Jemand bestraft. Genau diese Geisteshaltung kritisiere ich, mag sie auch juristisch in Ordnung sein!
Du interpretierst ziemlich viel an den Haaren herbei. Unwissenheit schützt vor Strafe vor allem deshalb nicht, weil sich sonst jeder Ersttäter auf Unwissenheit berufen könnte. Und Wiederholungstäter könnten sich dann auf Vergesslichkeit berufen.

Wer fähig ist, ein Ehrenamt auszuüben, dem darf man auch zutrauen, sich über seine Pflichten zu informieren.

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HerbertRD07 hat geschrieben:Weil hier der alte Rechtsgrundsatz gilt "Unwissenheit schützt nicht vor Strafe".
Im Vorsatz.

Sonst könnte man jeden Beliebigen Fußgänger, der an der Halle vorbei ging, verklagen.

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Rolli hat geschrieben:Im Vorsatz.

Sonst könnte man jeden Beliebigen Fußgänger, der an der Halle vorbei ging, verklagen.
Das ist -wie du sicherlich selber weißt- ziemlicher Quatsch.

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kobold hat geschrieben:Weil der Betreffende - so wenigstens die Auffassung des Richters lt. Artikel, den du in deinem Eingangsposting verlinkt hast - nicht ein x-beliebiger Ehrenamtlicher war, sondern "als Jugendvorstand in die Turnierorganisation verantwortlich mit eingebunden". Der Organisator ist für die Sicherheit verantwortlich - dazu gehört vorausschauendes Denken und Ausschalten von Gefahrenquellen. Wenn es innerhalb des Orga-Teams keine klaren Zuständigkeiten gab (in dem Sinne, dass z.B. ein/e Sicherheitsbeauftragte ernannt wurde), finde ich nachvollziehbar, dass alle Teammitglieder haften. Bei einem ergänzend rekrutierten Helfer wäre das Urteil möglicherweise anders ausgefallen, das suggeriert wenigstens die von mir zitierte Formulierung.
Nein.
Laut dem Artikel hat der Richter das so festgelegt, um sein Urteil zu begründen.

Nach Aussage der Verurteilten wurde er nur mit Betreuen seiner Mannschaft beauftragt.

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HerbertRD07 hat geschrieben:Das ist -wie du sicherlich selber weißt- ziemlicher Quatsch.
Natürlich ist das Quatsch, genau wie Deine Aussage, wenn nicht pauschal über beliebige Personen urteilt.
Antworten

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