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wollt ihr länger Leben? Joggt nicht so viel

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Rolli hat geschrieben:Und starben sogar viel früher... weil sie sich falsch ernährt haben und/oder zu langsam weg gerannt sind.
Tja, das kommt davon. Hätten die immer schön Paläo-Diät gemacht, hätten sie schneller rennen können und wären nicht vom Säbelzahntiger gefressen worden.

Und wenn sie nicht gestorben wärn, dann lebten sie noch heute.
Дуа кинум йах иди, ту пуц ца бофт тар ту-хез йатов̌!

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Taube hat geschrieben:Die Steinzeitvorfahren sind täglich 10-20km unterwegs gewesen. Man kann davon ausgehen, dass sie nicht kontinuierlich eine konstante Geschwindigkeit gelaufen sind, da die Bewegung damals Mittel zum Zweck war, um sich Nahrung zu beschaffen oder Sachen von A nach B zu transportieren. Auf die Woche hochgerechnet waren sie also 70-140km die Woche auf den Beinen, meist gehend, gelegentlich sprintend (auf der Jagd), vereinzelt in mittlerer Geschwindigkeit. Wohlgemerkt bei viel geringerem Nahrungsangebot.
Klingt plausibel.
Also extreme Sachen, wie lange Tempoläufe, waren wohl eher die Ausnahme.
Insofern ist für die Gesundheit richtig: Überwiegend GA0 (Gehen) und GA1, mit gelegentlichen GA2-3 Einsprengseln.

Da muss ich sagen:
Ich gehe im Alltag echt wenig. Ich fahre lieber Rad.
Hmm ...
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Live simple, train hard.
Running is a superpower.

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Wenn da unterschiedlich große Vergleichsgruppen, wobei anscheinend auch nicht besonders ausgeprägt differenziert wird, und alle Todesfälle einfach so genommen werden, ist das wieder mal komplett sinnfrei. Interessanter wäre es wenn bei den Unsportlichen nur die Todesfälle genommen werden, die mit mangelnder Bewegung zusammen hängen, und bei den Läufern nur die, die mit sportlicher Betätigung in Verbindung gebracht werden können. Warum mehr als 3 mal Laufen, im moderaten Tempo, pro Woche ungesund sein sollte ist ja auch nicht wirklich herausgekommen. Dass auch solche Sportler sterben lass ich als Ersatz für einen medizinischen Grund nicht gelten.
Mir fällt aber auch niemand ein der beim Ultralaufen den Gesundheitsaspekt betont und mir hat auch noch nie jemand erklären können was so ungesund bei einem richtigen Halbmarathontraining sein sollte.

Für mich sieht es so aus als läge die Aussagekraft der Studie einfach darin, dass auch Läufer irgendwie sterben und nicht immer lange leben. Hätt ich ihnen auch erzählen können.
Aber gut, ich hab ja keinen Zugriff auf das Ding (geht glaub ich über meine Uni auch nicht), allerdings ist auch nix besonderes über die Studie kommuniziert worden.

Aber ja, WIR WERDEN ALLE STERBEN :teufel: :nick: :zwinker4:

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severin2 hat geschrieben:Eine neue Studie sagt ,wer mehr als 2 Std pro WOCHE joggt stirbt genauso wie unsportliche Menschen.
Zum Glück ich laufe ja,da betrifft mich die Studie nicht.

Negative Folgen vom Training: Exzessives Joggen belastet Kreislauf - n-tv.de


In Altenburg habe ich beim Marathon gelesen:
" Ich laufe nicht um länger zu leben,sondern um gesund zu sterben"
Es geht in besagter Studie um exzessives Joggen. Ausreichend Bewegung durch schnelles Laufen sei dagegen gut für den Körper! :hihi: Oder habe ich da etwas falsch verstanden?


Sportliche Grüße!

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kobold hat geschrieben:Schon das riesige Konfidenzintervall lässt ahnen, dass an dem Befund für die "strenuous joggers" was faul ist. Und die Tabelle mit den Stichprobengrößen zeigt's: In dieser Teilstichprobe waren gerade einmal 40 Personen, von denen 2 im Lauf der 12 Jahre gestorben sind
Oder anders ausgedrückt: die Mortalität unterscheidet sich nicht signifikant, egal ab man nu lightly oder strenuously joggt:
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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severin2 hat geschrieben:Negative Folgen vom Training: Exzessives Joggen belastet Kreislauf - n-tv.de[/url]
Und jetzt geh ich erst mal exzessiv joggen!

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HerbertRD07 hat geschrieben:Abgesehen davon: für MICH ist "alt werden" kein erstrebenswertes Ziel. Für mich ist ein erstrebenswertes Ziel, alt zu werden und dabei die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit eines wesentlich jüngeren Menschen zu behalten......
Das wollen Alle: Alt werden aber nicht alt sein. :D

Nur deswegen haben solche Studien so viele geneigte Leser und nur deswegen wird zum Thema gesundes Altern ein unüberschaubarer Wust an mehr oder weniger seriösen "Studien" veröffentlicht.

Sicher ist nur soviel: in den westlichen Industrie- Nationen nimmt die Lebenserwartung ständig zu. Trotz Übergewicht und anderer Zivilisationskrankheiten. Ein Schlüssel zur hohen Lebenserwartung scheinen ausreichende Ernährung, Hygiene und medizinische Versorgung zu sein.

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@KlausiHH

Interessant zu lesen, nur leider liest so etwas niemand.

Die Leute lesen einen kurzen Artikel irgendwo im Netz, oder davon nur die Überschrift.

Und mit diesen "Informationen" bombardieren sie einen dann bei nächster Gelegenheit.

Da braucht man als Läufer mitunter schon ein dickes Fell. Vor allem, weil derjenige, der andere wegen ihres Sport angeht, sich bei gesellschaftlichen Anlässen immer zahlreicher Fürsprecher gewiss sein darf. Versuch das mal analog, wenn du andere z.B. wegen ihres Alkoholkonsums angehst...

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runningOnHopjesvla hat geschrieben:Interessant zu lesen, nur leider liest so etwas niemand.

Die Leute lesen einen kurzen Artikel irgendwo im Netz, oder davon nur die Überschrift.
Das Problem liegt auch darin, dass insbesondere der Zusammenhang zwischen der Grösse einer Stichprobe und der Aussagekraft der Resultate nicht selbsterklärend ist. Intuitiv macht es keinen sehr grossen Unterschied, ob nun 10, 100 oder 10000 Fälle untersucht werden. Da würde nur mehr Statistik-Unterricht in der Schule helfen, damit jeder solche Zahlen richtig einzuschätzen wüsste.
19. April 2015: Zürich Marathon

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PescheMAX hat geschrieben:Das Problem liegt auch darin, dass insbesondere der Zusammenhang zwischen der Grösse einer Stichprobe und der Aussagekraft der Resultate nicht selbsterklärend ist. Intuitiv macht es keinen sehr grossen Unterschied, ob nun 10, 100 oder 10000 Fälle untersucht werden. Da würde nur mehr Statistik-Unterricht in der Schule helfen, damit jeder solche Zahlen richtig einzuschätzen wüsste.
Das Problem liegt viel eher darin, dass die Journalisten, die diese unseriösen Studien verwursten, entweder selbst keinen Dunst von Statistik haben oder wider besseren Wissens möglichst pointierte Schlagzeilen veröffentlichen, damit ihre kriselnde Branche über Wasser gehalten werden kann.

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Das ist wohl eine Kombination: Da das statistische Wissen fehlt, sehen die Journis auch kein Problem darin, die Aussagen vermeintlich "ein wenig pointiert" zu präsentieren. Mit mehr Verständnis für das Zahlenmaterial wär da schon viel zu machen. Also mehr Statistikunterricht für alle, auch für Journalisten.
19. April 2015: Zürich Marathon

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"Mehr Statistikunterricht" würde ja bedeuten, dass es jetzt nur daran liegt, dass die Journalisten jetzt nur aus Unwissenheit verfälschende Artikel mit reißerischen Überschriften verfassen würden.

Glaubt jemand ernsthaft, dass in der Wirklichkeit der ums Überleben strampelnden Online-Redaktionen irgendwer auf "Zu viel Sport tötet!" und die damit verbundenen Klicks verzichten würde? Ich glaube es nicht.

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PescheMAX hat geschrieben:Das ist wohl eine Kombination: Da das statistische Wissen fehlt, sehen die Journis auch kein Problem darin, die Aussagen vermeintlich "ein wenig pointiert" zu präsentieren. Mit mehr Verständnis für das Zahlenmaterial wär da schon viel zu machen. Also mehr Statistikunterricht für alle, auch für Journalisten.
Wenn's mal was nützen würde! Es gibt Studien, die zeigen, dass selbst fundierte Kenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht ausreichen, um bestimmte fehlerhafte Schlussfolgerungen zu vermeiden. Wenn emotionen angesprochen werden, bleiben Vernunft und Reflexion leider oft auf der Strecke - die verkaufen sich leider in der Öffentlichkeit sehr schlecht, wie rOH schon schrieb.

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Die Bestätigung, das die oben genannte Studie offensichtlich totaler Mist ist, habe ich grad im Fernsehen bekommen. RTL hat diese Studie im Mittagsfernsehen zitiert. Einen besseren Beweis für die Unsinnigkeit kann es kaum geben.

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kobold hat geschrieben:Wenn's mal was nützen würde! Es gibt Studien, die zeigen, dass selbst fundierte Kenntnisse in Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht ausreichen, um bestimmte fehlerhafte Schlussfolgerungen zu vermeiden. Wenn emotionen angesprochen werden, bleiben Vernunft und Reflexion leider oft auf der Strecke - die verkaufen sich leider in der Öffentlichkeit sehr schlecht, wie rOH schon schrieb.
Das stimmt natürlich. Selbst wenn es nicht um Auflagensteigerung geht, ist der Mensch nicht so rational, wie er sich gerne einbildet. Aber vielleicht ein ganz kleines bisschen besser würde es ... *naivhoffend*
19. April 2015: Zürich Marathon

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McAwesome hat geschrieben:Das Problem liegt viel eher darin, dass die Journalisten, die diese unseriösen Studien verwursten, entweder selbst keinen Dunst von Statistik haben oder wider besseren Wissens möglichst pointierte Schlagzeilen veröffentlichen, damit ihre kriselnde Branche über Wasser gehalten werden kann.
Das Problem ist aber, dass mittlerweile oftmals schon auf eine polpulistischen Verwertbarkeit von Ergebnissen hingearbeitet wird, wenn man keine aussagekräftige Studie zusammenbringt.

Aber ja, schreibt man ein seriöses, umfassendes und aktuelles Buch über Ernährung, interessiert das keinen, aber mit sowas wie Weizenwampe kannst du deine Karriere durch die Aufmerksamkeit enorm vorantreiben. Bei Studien kannst du ein ambivalentes Ergebnis eben auch nicht so gut verkaufen wie "Sport tötet!".

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Ja, so ist es wohl. Da hilft nur: ignorieren. Auf Gespräche mit chronischen Sportverweigerern lass ich mich längst nicht mehr ein. Letztens noch versuchte mich ein guter Bekannter, der mittlerweile bei so etwas 30 kg Übergewicht angekommen sein dürfte und der kaum noch in die 1. Etage kommt ohne Pause auf halber Strecke, von den Gefahren des Laufens beim Minusgraden zu überzeugen. Er hat's nicht geschafft.

Manche sind echt besorgt, denen erklär ich dann auch mal was. Aber der Typ "Ich tu nichts, und was du tust, mach ich dir mies" geht mit mittlerweile recht weit am Arsch vorbei.

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AiAi hat geschrieben:Das Problem ist aber, dass mittlerweile oftmals schon auf eine polpulistischen Verwertbarkeit von Ergebnissen hingearbeitet wird, wenn man keine aussagekräftige Studie zusammenbringt.
Richtig, das wiederum liegt an ganz grundlegenden Vorstellungen von Wissenschaft und seiner wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Wenn halt zu wenig Zeit/Geld für Forschung zur Verfügung steht, wird halt automatisch auf eine möglichst marktschreierische Art versucht, auf sich aufmerksam zu machen - egal, wie bescheiden das eigene "Forschen" ist. Und dann kommt u.a. so eine Grütze heraus.

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runningOnHopjesvla hat geschrieben:Ja, so ist es wohl. Da hilft nur: ignorieren. Auf Gespräche mit chronischen Sportverweigerern lass ich mich längst nicht mehr ein. Letztens noch versuchte mich ein guter Bekannter, der mittlerweile bei so etwas 30 kg Übergewicht angekommen sein dürfte und der kaum noch in die 1. Etage kommt ohne Pause auf halber Strecke, von den Gefahren des Laufens beim Minusgraden zu überzeugen. Er hat's nicht geschafft.

Manche sind echt besorgt, denen erklär ich dann auch mal was. Aber der Typ "Ich tu nichts, und was du tust, mach ich dir mies" geht mit mittlerweile recht weit am Arsch vorbei.
Der klassische "Sport ist Mord" Kandidat. Kenn ich. Klagt ständig über Kopf- und Rückenschmerzen und muss jeden Tag 10 Stunden schlafen.

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Fall das keine rhetorische Frage gewesen sein soll: Es sind fast alle nur geringfügig umgeschriebene Agentur-Meldung und nur ausgesprochen wenige selbst geschriebene oder gar selbst recherchierte Artikel.

Heute Abend steh ich wieder vor der Wahl: "Exzessiv-Jogging" oder "Rumsitzen". Da ja beides "gleich tödlich" ist, entscheid ich mich fürs vergnüglichere "Exzessiv-Jogging".

Das Anstrengende an unserer Informationsgesellschaft ist ja, dass es so viele Tabletts mit Informations- und Desinformations-Häppchen gibt, dass sich jeder einfach das nehmen kann, was ihm am besten schmeckt. Diskussionen werden sinnlos, weil man ja zu jeder noch so kruden Aussagen noch Quellen findet, die einen bestätigen. Ich diskutier übers Laufen nur noch mit Läufern. Mich als Eistee-Trinker lädt man ja auch nicht zur Whiskey-Degustation ein.

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PescheMAX hat geschrieben:Das ist wohl eine Kombination: Da das statistische Wissen fehlt, sehen die Journis auch kein Problem darin, die Aussagen vermeintlich "ein wenig pointiert" zu präsentieren. Mit mehr Verständnis für das Zahlenmaterial wär da schon viel zu machen. Also mehr Statistikunterricht für alle, auch für Journalisten.

Genau....z.B. erfolgen 15% der tödlichen Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluß. Für einen pfiffigen Journalisten bedeutet diese Meldung, dass man nur die nüchternen Idioten aus dem Verkehr ziehen muß, um die Anzahl der Todesfälle im Strassenverkehr um 85% zu senken.

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Hallo, hier spricht ein exzessiver, folglich dem Tode geweihter oder zumindest ein Stück näher kommender Jogger,

Studien und Gegenstudien. Der eine glaubt dieses beweisen zu können, der nächste jenes. Wären nicht schon allzu häufig solche Studien als fehlerhaft entlarvt worden, man könnte verrückt werden angesichts der tatsächlichen oder scheinbaren Widersprüche, die Wissenschaftler unablässig in wohl gesetzten Worten und stimmigen Beweisketten in die Welt setzen.

Angesichts dieser "Studie" möchte ich eigentlich nur anmerken, dass das eigentliche Problem zivilisierter Gesellschaften nicht "exzessives Joggen" ist, dass die Sterblichkeitsrate von Vielläufern kaum, dafür von übergewichtigen oder exzessiv konsumierenden Bewegungsneurotikern vehement in die Höhe getrieben wird. Es besteht ein Konsens darin, dass Bewegungsmangel ein gigantisches Gesundheitsrisiko darstellt und uns (zusammen mit anderem Fehlverhalten) im 21. Jahrhundert ein Explodieren von Zivilisationskrankheiten bescheren wird. Es sei denn, entsprechenden Aufklärungskampagnen gelingt es gegenzusteuern.

Ein Problem ist auch, dass jeder Universitätsabschluss, jeder Doktortitel und jede Habilitation auf einer schriftlichen Arbeit beruht. Das zeugt jedes Jahr abertausende von "Studien", die dieses oder jenes untersuchen. Glücklicherweise bleiben wir von den meisten dieser Arbeiten verschont. Die eine oder andere taucht aber dann doch an der Oberfläche des medialen Haifischbeckens auf, weil es einem - leider nur noch bildlich gesprochen - verzweifelt am Bleistift kauenden Schreiberling gerade an verwertbarem Stoff mangelt.

Wer sich durch dergleichen aus der Läuferruhe bringen lässt - egal ober er nun exzessiv joggt oder nur "normal" (ich weiß auch nicht was zum einen und was zum anderen gehört) - ist selber schuld.

Gruß Udo
"Faszination Marathon", die Laufseite von Ines und Udo auch für Einsteiger. :hallo:
Mit Trainingsplänen für 10 km, Halbmarathon, Marathon und Ultraläufe

PB: HM: 1:25:53 / M: 3:01:50 / 6h-Lauf: 70,568 km / 100 km: 9:07:42 / 100 Meilen: 17:18:55 / 24h-Lauf: 219,273 km
Deutsche Meisterschaft im 24h-Lauf 2015: 10. Gesamtplatz, Deutscher Meister in AK M60 (200,720 km) / Spartathlon 2016: 34:47:53 h

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U_d_o hat geschrieben: Ein Problem ist auch, dass jeder Universitätsabschluss, jeder Doktortitel und jede Habilitation auf einer schriftlichen Arbeit beruht. Das zeugt jedes Jahr abertausende von "Studien", die dieses oder jenes untersuchen. Glücklicherweise bleiben wir von den meisten dieser Arbeiten verschont. Die eine oder andere taucht aber dann doch an der Oberfläche des medialen Haifischbeckens auf, weil es einem - leider nur noch bildlich gesprochen - verzweifelt am Bleistift kauenden Schreiberling gerade an verwertbarem Stoff mangelt.
Also, ich will ja gar nicht, dass das ganze hier jetzt zu einer noch weiteren Grundsatzdiskussion (als sowieso schon) ausartet, aber prinzipiell: Wie wenn nicht durch Wissenschaft/Forschung (also durch Studien) soll denn Wissenserweiterung funktionieren? Forschung ist ja letztendlich nur systematisches beobachten und testen. Daran, wie Forschung praktisch betrieben wird gibt es häufig viel zu kritisieren, aber DASS es viele Studien gibt, ist meiner Ansicht nach nicht das Problem. Das Problem ist viel mehr, (unter anderem) welche Art von Studien es gibt und welche dann tatsächlich veröffentlich werden (und einiges mehr). Aber Forschung und damit die Veröffentlichung von Studien einzustellen (oder zu minimieren) würde das Problem ja nicht lösen. Im Gegenteil bin ich dafür, dass auch negative (nicht hypothesenkonforme) Ergebnisse zumindest veröffentlich werden sollten um dem Publication Bias etwas entgegen zu wirken. Leider würde sich keiner dafür interessieren. Das ist ein gesellschaftliches Problem.

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...das war keine Forschung. Das war nur Manipulation, Dummheit, Ignoranz und ... mir fehlen fast die Worte. Hier wollte man sich nur ins Rampenlicht stellen, ohne vorher die Hausaufgaben gemacht zu haben.

a) ab 2,5 Stunden schon von exzessivem Laufen zu sprechen - wohl mehr als willkürlich!
b) von 2 Einzelfällen eine Verallgemeinerung zu treffen???

...und ich habe hier nur keine Zeit den ganzen Unfug in der Luft zu zerreißen

Falls von den beteiligten Wissenschaftlern und Journalisten überhaupt einer ein bischen im Studien gelernt hätte, hätte so was nie veröffentlicht werden dürfen. Hier wollte man einfach trotz völlig unzureichender Datenlage überhaupt etwas veröffentlichen und hat sich dann noch auf marktschreierische Art und Weise engagiert.

Mittlerweile ist ja bekannt, dass genauso viel Unfug bei Zulassungen von Medikamenten gemacht wurde. Natürlich auch in diesen Fällen des persönlichen Vorteils wegen und mit geschätzt einem vielfachen an Todesfolgen durch Einnahme von unnötigen/falschen Medikamenten als z.B. im Straßenverkehr.

Hier sollte man ähnlich wie bei abgeschriebenen Doktorarbeiten vorgehen und den Leuten Ihre Titel aberkennen.

Meine Meinung.

Matthy
Keep smiling, be optimistic, do something good...

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M.Skywalker hat geschrieben:...das war keine Forschung. Das war nur Manipulation, Dummheit, Ignoranz und ... mir fehlen fast die Worte. Hier wollte man sich nur ins Rampenlicht stellen, ohne vorher die Hausaufgaben gemacht zu haben.
Das was ich geschrieben habe bezieht sich auf das Zitat von U_d_o und nicht auf die verlinkte Studie. Die verlinkte Studie kommt mir auch extrem zweifelhaft vor, aus noch mehr Gründen als den bereits genannten. Aber leider habe ich auch keine Zugriff auf die Studie, ist aber vielleicht auch gar nicht nötig...

Nur deshalb Studien gleich pauschal zu verurteilen finde ich etwas "voreilig". Womit ich nicht mal behaupten will, dass die heutige Forschung gut ist/gut "läuft" (haha). Aber das Problem ist ein gesellschaftliches. Das Problem liegt meiner Meinung nach nicht darin, dass mit jeder Dr.-Arbeit oder jeder Habilitation eine Studie veröffentlicht wird. Klar, so kommen auch ein paar Studien zusammen und wahrscheinlich nicht die qualitativ besten, aber eins der Hauptprobleme ist meiner Meinung nach, dass eben gerade NICHT alle Ergebnisse veröffentlicht werden, oder dass Ergebnisse verzerrt dargestellt werden. Dafür ist die hier zitierte Studie doch ein super Beispiel. Damit die Daten nicht im Papierkorb landen (oder mehrfach verwendet werden können... hab da noch mehr gefunden) werden sie einfach verzerrt dargestellt. Die Geschichte machts. Und das ist falsch.

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M.Skywalker hat geschrieben:...das war keine Forschung. Das war nur Manipulation, Dummheit, Ignoranz und ...
Ganz so arg sehe ich das nicht. Das eine oder andere Ergebnis sieht doch ganz brauchbar und signifikant aus.

Da aber der O’Keefe dabei war, war ja eine gewisse Voreingenommenheit zu erwarten. Wahrscheinlich werden die anderen Autoren die einseitige Schlussfolgerung in dieser Arbeit bald bereuen, ähnlich wie Lieberman seine Vibrams-unterstützte Vorfuß-Publikation in Nature (s. meine Signatur...).

Im Grunde hätten die Autoren ja nur die strenuous jogger wegen fehlender Aussagekraft weglassen sollen, oder zumindest auf die fehlende Aussagekraft in beide Richtungen hinweisen sollen. Statt

"Light and moderate joggers have lower mortality than sedentary nonjoggers, whereas strenuous joggers have a mortality rate not statistically different from that of the sedentary group. "

besser

"Light and moderate joggers have lower mortality than sedentary nonjoggers, whereas strenuous joggers have a mortality rate not statistically different from any of the other groups. "

oder noch besser
"Light and moderate joggers have lower mortality than sedentary nonjoggers. The group of strenuous joggers was too small to allow for any conclusions regarding its mortality rate. "
"If you want to become a better runner, you have to run more often. It is that easy." - Tom Fleming

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M.Skywalker hat geschrieben: Falls von den beteiligten Wissenschaftlern und Journalisten überhaupt einer ein bischen im Studien gelernt hätte
Gelernt. So doof ist keiner. Also nehm ich mal an. Kann auch sein, dass exzessives Forschen das Gehirn schädigt. (Ich glaube fast.)
Die Journalisten haben aber garaniert auch gelernt, die man reiserische Schlagzeilen schreibt... und die Wissenschaftler lernen es über learning-by-doing (wie so vieles) (oder von anderen). Dann bleibt es eine Frage der Ehrlichkeit! Den Vergleich mit abgeschriebenen Doktorarbeiten finde ich in sofern gar nicht falsch.

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Tweek hat geschrieben:So doof ist keiner. Also nehm ich mal an.
Das halte ich für eine gewagte Behauptung.
Tweek hat geschrieben:Kann auch sein, dass exzessives Forschen das Gehirn schädigt. (Ich glaube fast.)
So ist es. Ich habe tagtäglich mit vergleichbaren Leuten wie den Protagonisten aus "The Big Bang Theory" zu tun. Der Konsument hält den Klamauk für Komik - es ist leider in weiten Teilen die bittere Realität!
Steif
---------------------------------------
Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Dass die Anzahl der "extremen" Läufer mit 40 für eine seriöse Studie viel klein ist, wurde ja bereits mehrfach angemerkt. Ansonsten halte ich es aber durchaus für plausibel, dass mehr und härter laufen keineswegs gesünder ist als "moderates" Laufen. Mal ehrlich: Wenn ich 8 km im entspannten 5er-Schnitt laufe fühle ich mich danach deutlich besser, als wenn ich gerade einen Marathon abgespult habe.

Aus gesundheitlicher Sicht fragwürdiges Verhalten findet man bei leistungsorientierten Läufern zudem massenhaft:

- Training trotz Verletzung und Krankheit. Besonders schlimm finde ich es, wenn Leute meinen, Trainingspläne sklavisch abspulen zu müssen, ohne hierbei Rücksicht auf ihr jeweiliges Empfinden zu nehmen.

- Einnahme von Medikamenten, um überhaupt die Schmerzen des Marathons aushalten zu können (da gab es ja auch mal Studien zu).

- Aneinanderreihung von Wettkämpfen, ohne dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben. Mein persönlicher "Favorit" hat innerhalb eines Monats zwei Iron-Männer und zwei Marathons absolviert.

- Selbstgeißlerische Ernährungsprogramme mit zweifelhaften Langzeitwirkungen (gerade im Trend: Low-Carb).

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Steif hat geschrieben:Ich habe tagtäglich mit vergleichbaren Leuten wie den Protagonisten aus "The Big Bang Theory" zu tun. Der Konsument hält den Klamauk für Komik - es ist leider in weiten Teilen die bittere Realität!
Die bittere Realität, die dort dargestellt wird ist die, dass Menschen, die zwar echt was drauf haben, aber halt auch mit ein paar Einschränkungen bei der menschlichen Interaktion zu kämpfen haben, von den Normalos nicht akzeptiert und ausgegrenzt werden.
Mach bitte nicht irgendwelche Nerds verantwortlich für den Mist und die Schlagzeilen, die von Journalisten (und nicht von den Forschern) produziert werden.
19. April 2015: Zürich Marathon

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Bevor hier das Wissenschaftler-Bashing weiter geht ("Dummheit"," Ignoranz", "Titel aberkennen", "Forschen schädigt das Gehirn"), sollte der eine oder andere vielleicht auch mal drüber nachdenken, in welchen Strukturen Wissenschaft betrieben wird und wie die zu einem solchen groben Unfug beitragen, wie er mit dieser Studie in den Medien verbreitet wird. Einige scheinen diese Strukturen gut zu kennen, andere aber nicht, darum mal ein Stück Binnenperspektive:

Wie Forschung heute betrieben wird, ist ein gesellschaftliches Problem ebenso wie ein Problem von Dynamiken innerhalb der "scientific community" von WissenschaftlerInnen. In Letzterer gibt es so viele schriftlich ausformulierte Regeln zu "guter wissenschaftlicher Praxis" wie nie zu vor - und trotzdem wird nach meinem Eindruck massenhaft und systematisch dagegen verstoßen, weil die Praxis wissenschaftlichen Publizierens das fast schon nahelegt. Diese Verstöße sind nicht so offenkundig wie in den bekannt gewordenen Fällen von Datenfälschung oder Plagiarismus. Sie sind unauffälliger und daher in der Regel nicht beweisbar. Vielleicht der wichtigste, bereits genannte Punkt: Veröffentlicht wird fast nur, was statistisch bedeutsam ist - nicht-signifikante Ergebnisse wandern in die Schublade, auch wenn die Studie theoretisch und methodisch noch so sauber war. Es ist daher beispielsweise üblich (auch wenn es kaum einer zugibt), in Studien mehr Variablen zu erheben als für die Prüfung der Kernhypothesen nötig wäre, um ggf. in den Daten so lange rumzustochern, bis man doch irgendwo etwas Signifikantes findet, von dem man dann behauptet, man habe das von Anfang an vorhergesagt. Eine weitere Unart: Die Ergebnisse von Studien scheibchenweise zu veröffentlichen statt "en bloc" in einer wirklich aussagekräftigen Arbeit. Wenn man vier oder fünf abhängige Variablen erhoben hat, war früher klar, dass man in einem Paper alle Befunde darstellt und ggf. auf unerwartet widersprüchliche Befundmuster für die einzelnen Variablen eingeht. Heute macht man mindestens 2 bis 3 Papers daraus.

Warum das Ganze? Weil die Währung, nach der sich der Wert von WissenschaftlerInnen bemisst, nicht mehr ihre Ideen per se, sondern ihre Veröffentlichungen sind. Und für die gilt: Möglichst viel, möglichst schnell und möglichst mit einer plakativen, öffentlichkeitswirksamen Message - Wissenschaft (hier spreche ich jetzt mal für Psychologie als meine Disziplin) soll ja in weiten Bereichen nicht mehr reine Grundlagenforschung sein (dürfen), sondern Potenzial für einen zügigen Wissenstransfer in Anwendungspraxis und Gesellschaft bieten - da liegt also auch die Mitverantwortung der Gesellschaft, die von Forschung Nützlichkeit erwartet, die aber nicht immer und unmittelbar gegeben sein kann. Ergo werden dann Schlussfolgerungen spekulativ aufgeplustert, um irgendwas Medienwirksames und angeblich praktisch Verwertbares rauszuholen, das breite Aufmerksamkeit sichert. Natürlich darf man das nicht zu platt machen. Aber trotzdem: Selbst wenn man zu dick aufgetragen hat und von manchen Menschen (WissenschaftlerInnen der "alten Schule" zum Beispiel) belächelt wird - der eigene Name ist bekannt und man ist "im Geschäft" (woher die Bekanntheit rührt, wird dann allzuoft vergessen). Und diese Bekanntheit hilft z.B. bei Forschungsanträgen an potenzielle Drittmittelgeber.

Wer das Spiel nicht mitspielt, hat es heute schwer, noch Nischen im System zu finden, und sollte sich besser sehr frühzeitig gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheiden. Ich hab das Glück gehabt, eine solche Nische zu erwischen. Aber meinem wissenschaftlichen Nachwuchs gleichzeitig zu vermitteln, dass man den Bogen nicht überspannen darf und dass "Gute wissenschaftliche Praxis" eben doch zählen muss, wenn man morgens mit reinem Gewissen in den Spiegel gucken will, kommt manchmal fast der Quadratur des Kreises gleich. Schließlich will man den Doktorandinnen und Doktoranden trotz aller Bemühungen, sie zu wissenschaftlicher Redlichkeit zu motivieren, ihre berufliche Zukunft nicht verbauen - kein Output = keine publikationsbasierte Promotion = berufliche Neuorientierung nach Auslaufen des 2- oder 3-jährigen Zeitvertrags.

Das ganze Geschreibsel soll keine Rechtfertigung für jedweden Mist sein, den Wissenschaft produziert - auch ich ärgere mich über unsinnige, Geld verschleudernde Studien und über KollegInnen, die fast jegliches wissenschaftliche Fehlverhalten mit Hinweis auf das ach so böse Wissenschaftssystem legitimieren. Jede/r ist für sein/ihr ethisches, verantwortungsbewusstes Verhalten in erster Linie selbst verantwortlich. Punkt.

Dann ist aber auch jede/r Wissenschaftler/in mitverantwortlich dafür, das System so zu verändern, dass es ethisches Verhalten besser unterstützt. Eine vielfach diskutierte Möglichkeit besteht darin, Studien VOR ihrer Durchführung begutachten und genehmigen zu lassen. Das würde bedeuten: Wenn eine Studie auf theoretisch sauber abgeleiteten Hypothesen beruht bzw. eine interessante, innovative Fragestellung aufwirft und vernünftige Operationalisierungen vorsieht, wird ihre Publikation unabhängig vom Ergebnis garantiert (vorausgesetzt natürlich, sie wurde wie geplant durchgeführt). Auf diese Weise ließen sich viele der aktuellen Probleme vermeiden.

VG,
kobold

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PescheMAX hat geschrieben:Die bittere Realität, die dort dargestellt wird ist die, dass Menschen, die zwar echt was drauf haben, aber halt auch mit ein paar Einschränkungen bei der menschlichen Interaktion zu kämpfen haben, von den Normalos nicht akzeptiert und ausgegrenzt werden.
Die Frage ist, wer wen ausgrenzt, ob sie sich nicht selbst ins Off manövrieren und dieses Anderssein in gewisser Weise pflegen und damit kokettieren. Und ja, sie werden erst von ihrem Umfeld zu Nerds gemacht. Die Normalos unter diesen Hochintelligenten bringen es dann auch zu etwas. Auch dafür könnte ich zahlreiche Namen nennen.
PescheMAX hat geschrieben:Mach bitte nicht irgendwelche Nerds verantwortlich für den Mist und die Schlagzeilen, die von Journalisten (und nicht von den Forschern) produziert werden.
Da ist was dran. Die Folgekette der Zwangsverblödung ist länger und endet nicht bei den Wissenschaftlern, sondern beginnt dort.
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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kobold hat geschrieben:Bevor hier das Wissenschaftler-Bashing weiter geht ("Dummheit"," Ignoranz", "Titel aberkennen", "Forschen schädigt das Gehirn"), sollte der eine oder andere vielleicht auch mal drüber nachdenken, in welchen Strukturen Wissenschaft betrieben wird und wie die zu einem solchen groben Unfug beitragen, wie er mit dieser Studie in den Medien verbreitet wird.
Ja, genau. Das meinte ich. Das ist nämlich das eigentliche Problem.
Wie Forschung heute betrieben wird, ist ein gesellschaftliches Problem
Genau. Es ist schließlich auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Letztendes wird die Forschung so gemacht wie es in die Gesellschaft "passt". Wenn die Gesellschaft (ist natürlich ein Abstractes Wort und jeder einzelne ist anders) lieber sensationsheischende Nachrichten liest, dann werden von den Fernsehsendern, Zeitschriften, Online-Portalen und eben auch von den wissenschaftlichen Journals in erster Linie solche veröffentlicht. Da es bei Wissenschaftlern (wie bei Journalisten auch) um "publish or perish" geht wird dann eben das veröffentlicht, was gelesen werden will (von der Mehrheit, bzw. was der Editor erwartet), von der Themenauswahl her (Hypothesen), tw. von den Ergebnissen und natürlich von der Aufmachung also von der Geschichte die präsentiert wird. Ich finde das schlecht, aber es ist nicht in erster Linie ein Problem der Wissenschaft/Forschung (das natürlich auch), sondern ein gesellschaftliches, meiner Meinung nach.

Veröffentlicht wird fast nur, was statistisch bedeutsam ist - nicht-signifikante Ergebnisse wandern in die Schublade, auch wenn die Studie theoretisch und methodisch noch so sauber war.
Ja, aber/und das ist aber ja nicht die "Schuld" vom Wissenschaftler (es sei denn er möchte es nicht veröffentlichen, weil es ihm nicht passt weil er früher immer behauptet hat, es gäbe einen signifikanten Zusammenhang). Es ist einfach so, dass nicht signifikanten Ergebnissen zu wenig Wert beigemessen wird (und signifikanten zu viel, dabei ist ab genügend großer Stichprobengröße alles signifkant) und es deshalb nicht veröffentlicht wird.
Es ist daher beispielsweise üblich (auch wenn es kaum einer zugibt), in Studien mehr Variablen zu erheben als für die Prüfung der Kernhypothesen nötig wäre, um ggf. in den Daten so lange rumzustochern, bis man doch irgendwo etwas Signifikantes findet, von dem man dann behauptet, man habe das von Anfang an vorhergesagt.
Ja, genau. Dabei ist das dann - wahrscheinlich - nicht mehr wirklich signifkant, da die Signifikanzschwelle wegen den Mehrfachtests angepasst werden müsste. Das kommt noch dazu.
Eine weitere Unart: Die Ergebnisse von Studien scheibchenweise zu veröffentlichen statt "en bloc" in einer wirklich aussagekräftigen Arbeit. Wenn man vier oder fünf abhängige Variablen erhoben hat, war früher klar, dass man in einem Paper alle Befunde darstellt und ggf. auf unerwartet widersprüchliche Befundmuster für die einzelnen Variablen eingeht. Heute macht man mindestens 2 bis 3 Papers daraus.
Ja, richtig. Allerdings würde der Leser bei Papern mit 7000 oder mehr Variablen auch durchdrehen ;).
Warum das Ganze? Weil die Währung, nach der sich der Wert von WissenschaftlerInnen bemisst, nicht mehr ihre Ideen per se, sondern ihre Veröffentlichungen sind. Und für die gilt: Möglichst viel, möglichst schnell und möglichst mit einer plakativen, öffentlichkeitswirksamen Message - Wissenschaft (hier spreche ich jetzt mal für Psychologie als meine Disziplin) soll ja in weiten Bereichen nicht mehr reine Grundlagenforschung sein (dürfen), sondern Potenzial für einen zügigen Wissenstransfer in Anwendungspraxis und Gesellschaft bieten - da liegt also auch die Mitverantwortung der Gesellschaft, die von Forschung Nützlichkeit erwartet, die aber nicht immer und unmittelbar gegeben sein kann. Ergo werden dann Schlussfolgerungen spekulativ aufgeplustert, um irgendwas Medienwirksames und angeblich praktisch Verwertbares rauszuholen, das breite Aufmerksamkeit sichert. Natürlich darf man das nicht zu platt machen. Aber trotzdem: Selbst wenn man zu dick aufgetragen hat und von manchen Menschen (WissenschaftlerInnen der "alten Schule" zum Beispiel) belächelt wird - der eigene Name ist bekannt und man ist "im Geschäft" (woher die Bekanntheit rührt, wird dann allzuoft vergessen). Und diese Bekanntheit hilft z.B. bei Forschungsanträgen an potenzielle Drittmittelgeber.
Ja, genau!
Wer das Spiel nicht mitspielt, hat es heute schwer, noch Nischen im System zu finden, und sollte sich besser sehr frühzeitig gegen eine wissenschaftliche Karriere entscheiden.
:(
Dann ist aber auch jede/r Wissenschaftler/in mitverantwortlich dafür, das System so zu verändern, dass es ethisches Verhalten besser unterstützt. Eine vielfach diskutierte Möglichkeit besteht darin, Studien VOR ihrer Durchführung begutachten und genehmigen zu lassen. Das würde bedeuten: Wenn eine Studie auf theoretisch sauber abgeleiteten Hypothesen beruht bzw. eine interessante, innovative Fragestellung aufwirft und vernünftige Operationalisierungen vorsieht, wird ihre Publikation unabhängig vom Ergebnis garantiert (vorausgesetzt natürlich, sie wurde wie geplant durchgeführt). Auf diese Weise ließen sich viele der aktuellen Probleme vermeiden.
Wie meinst du das mit der Begutachtung? Studien werden doch (zum Teil zumindest) vor ihrer Durchführung begutachtet und genehmigt aber damit ist die Veröffentlichung nicht sicher. Die hängt schließtlich von den Journals ab.

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Das Kernproblem ist meiner Meinung, dass wir einfach zu viel Zeit und Ressourcen haben, uns mit allem Möglichen zu beschäftigen. Wer nicht mehr wertschöpfend arbeiten möchte, muss sich halt seine Nische suchen, wo er seine Brötchen verdienen kann.
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Steif hat geschrieben:Die Frage ist, wer wen ausgrenzt, ob sie sich nicht selbst ins Off manövrieren und dieses Anderssein in gewisser Weise pflegen und damit kokettieren.
Das Anderssein ist von Anfang an da. Ich hab mir nie ausgesucht, so zu sein, dass das von den Normalos als seltsam angeschaut wird. So war ich schon im Kindergarten. Du kennst offenbar nur die Facade von solchen Leuten, sonst würdest du nicht so etwas absurdes in den Raum stellen.
Und dass diese Leute, wenn sie schon häufig Ausgrenzung erleben (durch Normalos, die der Meinung sind, die sollen doch einfach auch normal sein), aus der Not eine Tugend machen und auch die guten Seiten des Andersseins annehmen, hat das rein gar nichts mit "sich selbst ins Off manövrieren" zu tun.
Guckst du mal hier: Asperger-Syndrom, die Betroffenen haben sich definitiv nicht "selbst ins Off manövriert"
19. April 2015: Zürich Marathon

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Tweek hat geschrieben:Wie meinst du das mit der Begutachtung? Studien werden doch (zum Teil zumindest) vor ihrer Durchführung begutachtet und genehmigt aber damit ist die Veröffentlichung nicht sicher. Die hängt schließtlich von den Journals ab.
Die Idee wird zumindest in der Psychologie von einigen Leuten diskutiert (ich weiß leider nicht, ob auch in anderen Disziplinen, und hab nicht nach etwaigen Veröffentlichungen, Blogposts etc. dazu recherchiert). Bestehende Journals sollen überzeugt werden oder neue gegründet werden, die einen zweistufigen Reviewprozess haben: Studien werden vor ihrer Durchführung dort eingereicht und mit Blick auf ihre wissenschaftliche Qualität (Theorie, Fragestellungen und Hypothesen, Methode, geplante statistische Auswertung) bewertet. Wenn die Studie den Qualitätsstandards entspricht, wird die Studie unabhängig vom Ergebnis grundsätzlich zur Publikation akzeptiert. Wenn sie dann durchgeführt ist und mit Ergebnissen und Diskussion eingereicht wird, erfolgt eine weitere Begutachtung. In der geht es aber nur noch darum, ob die Studie wie geplant (oder mit kleineren, nicht entscheidenden Änderungen) umgesetzt wurde und ob die Analysen lege artis durchgeführt und dargestellt werden - wird das bejaht, wird das Paper veröffentlicht, auch wenn die Hypothesen sich nicht bestätigt haben.

Daneben würde es aber natürlich weiterhin traditionelle Journals geben, in denen z.B. auch unerwartete "Nebenbefunde" publizieren werden können. Solche Neben- oder Zufallsbefunde sind ja wissenschaftlich nicht wertlos - im Gegenteil, sie können spannende Fragen aufwerfen und ganze Forschungsfelder neu erschließen, auf die man sonst nicht gekommen wäre. Nur muss eben transparent gemacht werden, dass es Zufallsbefunde waren, die unbedingt in weiteren Studien repliziert werden müssen.

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Steif hat geschrieben:Das Kernproblem ist meiner Meinung, dass wir einfach zu viel Zeit und Ressourcen haben, uns mit allem Möglichen zu beschäftigen. Wer nicht mehr wertschöpfend arbeiten möchte, muss sich halt seine Nische suchen, wo er seine Brötchen verdienen kann.
Du meinst also, dass "der Wissenschaft" generell zu viele Ressourcen zur Verfügung stehen? Aus meiner eigenen Erfahrung und den Erzählungen einiger Anderer behaupte ich mal das genaue Gegenteil. Aufgrund des finanziellen Drucks (gekoppelt mit dem von kobold gut dargelegten "Veröffentlichungsdruck/-wahn") entstehen oftmals unsaubere Arbeiten, die dann aber möglichst groß aufgeplustert werden (vom Ersteller selbst, von der Uni, die auch um finanzielle Mittel konkurrieren muss und dann von den Zeitschriften), um dem Laien-Leser möglichst noch eine Lebensanweisung aus der Studie schustern zu können. Ich denke eher, dass viel zu wenig finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um eine wirklich freie Lehre und Forschung zu gewährleisten, weil ja alles immer gleich einen wirtschaftlichen Mehrwert haben muss oder irgendwie dem "self-improvement" dienen soll. So, genug populistisch daher geschwätzt.

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McAwesome hat geschrieben:Du meinst also, dass "der Wissenschaft" generell zu viele Ressourcen zur Verfügung stehen? Aus meiner eigenen Erfahrung und den Erzählungen einiger Anderer behaupte ich mal das genaue Gegenteil.
Nein, das meine ich nicht. Es geht mehr um unsere gesellschaftliche Entwicklung und unser Wirtschaftssystem. Immer weniger Menschen müssen etwas produzieren oder eine wichtige Dienstleistung verrichten, weil die Abläufe immer mehr rationalisiert und ökonomisiert werden. Da alle anderen Menschen aber weiterhin beschäftigt werden wollen, entstehen viele (m.M. viel zu viele) sinnlose Jobs, die dann ein Deckmäntelchen der Wichtigkeit ihrer Existenz bekommen. Gute Beispiele sind die Wissenschaft und die Medienberufe. Wie kobold schreibt, ist es dann Masse statt Klasse, die das Gehalt bspw. des Wissenschaftlers oder Journalisten rechtfertigt. Ich frage mich, wie diese Entwicklung in Zukunft weiter gehen wird und ab wann es dann kollabiert und sich alles selbst blockiert.
Steif
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PescheMAX hat geschrieben: Guckst du mal hier: Asperger-Syndrom, die Betroffenen haben sich definitiv nicht "selbst ins Off manövriert"
Ich glaube kaum, dass hier auf dem Campus ausschliesslich Menschen mit Asperger iclusive einer Hochbegabung herumlaufen. Sicher erfordert die hier erforschte Physik sehr viel abstraktes Denken und so ist die Hochbegabung hilfreich. Ich beobachte in jedem Fall, dass je theoretischer gedacht wird und werden muss, umso mehr die Realität abhanden kommt. Anders gefragt: was nützen uns all die Genies, wenn keiner mehr da ist, der ihre Flausen und Visionen in die Realität umsetzen kann oder das ganze finanzieren will?
Steif
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Eure Diskussion in allen Ehren. Aber interpretiert ihr in diesen albernen Artikel (aus der Threaderöffnung) nicht zuviel hinein? Nach dem lesen der Überschrift "Exzessives Joggen belastet Kreislauf" muss doch jedem denkenden Menschen klar sein was nun kommt.

"Exzessives Joggen" ist wie: [INDENT]
  • Barfußschuhe
  • kostenpflichtige Geschenke
  • kontrollierte Panik[/INDENT]
Natürlich kann man nun die dem Artikel zugrundeliegende Studie kritisieren. Aber, ist es dieser Artikel wert sich darüber Gedanken zu machen.

Zudem, absichtliche oder unabsichtliche Fehlinterpretationen kann man niemals ausschließen. Selbst wenn "die Wissenschaftler" perfekt arbeiten würden. (Was nach meiner Meinung nicht möglich ist)
Antworten

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