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Jetzt hat es mich auch erwischt…

Jetzt hat es mich auch erwischt…

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… nach mehr als 10 Jahren Lauferei.
Am letzten Samstag habe ich mich bei einem Lauf schön lang gemacht.
Hier die Vorgeschichte in Stichworte: Vor dem Zwischenfall wurde es vorher schon zweimal eng. Auf einem breiten Weg musste ich einer Horde von weilblichen Nilpferden (BMI>30) ins Gras ausweichen und 20 min später musste mir eine entgegenkommende Spaziergängerin 5m vor mir, mir unbedingt in die Laufbahn reinspringen (absolut meschugge :tocktock: ).

Ich hätte gewarnt sein müssen, ich lief aber gelassen weiter. In der Ferne sah ich eine Gruppe von 20 Leuten (Erwachsene + Kinder auf Pferden) in Laufrichtung wieder die volle Breite des Weges einnehmen. Jetzt aber im Wald mit kaum Ausweichmöglichkeiten.

Ich machte auf mich aufmerksam. Die hinteren Leute machten mir eine sehr schmale Gasse frei und riefen nach vorne freizumachen. Wieder eine Frau, die mit dem Kopf irgendwo anders in der schmalen Gasse stand. Ich lief moderat (nicht brettern) hinter ihr vorbei, als sie sich in mich hineindrehte. Ich flog dann ordentlich auf dem schotterigen Weg und stand mit blutenden Händen wieder auf. Ihr ist übrigens überhaupt nichts passiert bis auf die Überraschung.

Ich war dann ordentlich geladen und ging dann zum Pulk hin :motz: . Blafferei hin und her bis zur Drohung mir körperliche Gewalt angedeihen zu lassen.
Nun ja, ich hab dann in aller Ruhe mit einem Taschentuch die Wunden gereinigt. Bin wieder zum Kerl zurück + wir haben uns gelassen miteinander unterhalten. Er hat sich nach meinen Händen erkundigt + auch seine aggressive Reaktion erläutert.

Jetzt kommt aber das Wesentliche: Zu meiner Verblüffung lief ich danach die weiteren Abschnitte ohne jeglicher Absicht und Anstrengung unbewusst mit einer teilweise um 20 Sekunden schnelleren Pace als bei schon früheren schnellen Einheiten. :gruebel:
Ich war in Gedanken nur damit beschäftigt, bei der nächsten Wasserstelle den Dreck und die Steinchen ordentlich auszuwaschen.

Ich hab immer wieder gelesen, wie Wut oder Adrenalin im Körper Athleten zu überragenden Leistungen getrieben hat.
Das zu lesen oder selbst zu erleben ist ein himmelweiter Unterschied. Ist zum Glück glimpflich ausgegangen + so etwas ist mir auch zu riskant (es darauf ankommen zu lassen :zwinker5: ), um es wieder erleben zu können.

So im Nachhinein bin ich überrascht, dass ich hier im Forum nie etwas über „adrenalingetränkte“ Leistungssteigerungen gelesen habe.

Habe ich vielleicht etwas verpasst? :zwinker5:

:hallo:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)

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Ich habe mich am 23. 5. beim Keufelskopf UT auch nach ca 10 Jahren erstmalig hingelegt, aber ohne Feindberührung. Das linke Knie war der hauptleidtragende Körperteil, hat geblutet wie Sau, mit Steinchen und Dreck in der Wunde. Ich war bergab ziemlich zügig unterwegs und bin auch mit der linken Stirnseite aufgeschlagen. Eine blutende Schürfwunde und ein blaues Auge waren das Resultat, das rechte Handgelenk war geprellt.
Langer Rede kurzer Sinn: nachdem ich nach dem Aufstehen Inventur gemacht hatte und festgestellt habe dass " noch alles dran" war bin ich weiter gelaufen und zwar fast schmerzlos und für meine Verhältnisse recht zügig. Das hielt so für 4 bis 5 km an, danach wurde es etwas ungemütlich. Ganz definitiv war da das Adrenalin am Werk. Gefinished habe ich übrigens auch noch, 29 km nach dem Vorfall :D .

Walter
You can only fail if you give up too soon

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caramba hat geschrieben:
So im Nachhinein bin ich überrascht, dass ich hier im Forum nie etwas über „adrenalingetränkte“ Leistungssteigerungen gelesen habe.

Habe ich vielleicht etwas verpasst? :zwinker5:
Was willst auch darüber lesen? Adrenalin hat viele Funktionen im Körper und sorgt unter anderem auch dafür, dass man über kurze Zeit wachsamer und leistungsfähiger ist (Stichwort: Fluchthormon). Willst du jetzt jedesmal beim Laufen mit irgendjemanden auf Konfrontationskurs gehen, damit du hormongesteuert für ein paar Minütchen schneller laufen kannst? Nicht wirklich, oder??? :streit:

Ich denke, die meisten laufen, um genau diesen Zustand nicht zu erreichen

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caramba hat geschrieben:
So im Nachhinein bin ich überrascht, dass ich hier im Forum nie etwas über „adrenalingetränkte“ Leistungssteigerungen gelesen habe.

Habe ich vielleicht etwas verpasst? :zwinker5:

:hallo:
Vor einem Wettkampf steigt normalerweise der körpereigene Adreanlin Spiegel automatisch an und führt so zu einer Leistungssteigerung gegenüber dem Training. Gezielt den Adrenalinspiegel auf natürliche Weise zu erhöhen wird nicht so einfach funktionieren ausser du gehst zum Training in ein Löwengehege oder suchts ständig Streit mit deinen Mitmenschen, aber auch das flacht in der Wirkung irgendwann mal ab.

Künstlich zugeführtes Adrenalin = Epinephrin, nennt man im Allgemeinen Doping.

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oskar999 hat geschrieben:
Künstlich zugeführtes Adrenalin = Epinephrin, nennt man im Allgemeinen Doping.
...oder einfach nur "Nasenspray".... :hihi: sorry, konnt ich mir jetzt nicht verkneifen

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Den beiden Betroffenen erstmal mein aufrichtiges Mitleid! Zu den körperlichen Schmerzen kommt dann ja auch immer noch das angeknackste Ego.
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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Ich hatte mal eine ähnliche Erfahrung, als ich von einem Hund angegriffen wurde. Schon meine Reaktion gegenüber der Hundehalterin war für mich eher ungewöhnlich aggressiv, danach bin ich dann auch noch deutlich schneller gelaufen als sonst.

Bewusst so etwas für einen Wettkampf herstellen? Vielleicht über der Startzone mit dem Fallschirm abspringen? :hihi:

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Zak_McKracken hat geschrieben: Vielleicht über der Startzone mit dem Fallschirm abspringen? :hihi:
das ist dann eher was für den Rest, wenn sie die Flucht vor deinem Landeversuch ergreifen

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Adrenalinproduzierende Situationen brauche ich momentan nicht zu suchen. Sie finden momentan mich, wie heute. :zwinker5:

Fing schon sehr gut an, als eine Ausflugsgruppe von ca. 30 Leuten im Alter von Abiturienten den kompletten Bürgersteig auf eine Länge von 50m vollständig belegte. Vollkommen aussichtslos den etwas zu zurufen. Ich musste auf der Straße im dichten Gegenverkehr ausweichen. Pace auf dem Abschnitt 10s schneller als die Schnellsten auf dem Abschnitt. So eine Verstopfung der Wege habe ich bis jetzt nicht erlebt.

5km später lief ich in einem selten gelaufenen Abschnitt, der momentan Brutrevier von einem imposanten Greifvogel ist. Die hat mich drei mal von hinten lautlos „freundlich“ angeflogen und berührte meine Haare ohne mich zu skalpieren. Auch da war ich für das Profil schnell unterwegs. Bis Heute waren diese Greifvogelattacken für mich nur kuriose Geschichten. :gruebel:

Als würde ich momentan solche Situationen anziehen, beobachtete ich die Hunde skeptisch. :rolleyes: Die zeigten zum Glück alle kein Interesse. Ach ja, ich hab heute "galoppierende" Reiter überholt und der begleitende Hund war von mir irritiert. :hihi:

Insgesamt bin ich heute ohne die üblichen häufigeren Unterbrechungen (Vereinsheim, Treppen) eine wesentlich längere und welligere Strecke am Stück mit einer um 3s schneller Pace als die schnellen kürzeren Strecken mit Unterbrechungen + Erholungen dank Adrenalin gelaufen.

Wie auch immer bin ich nach dem geschilderten Erlebnis vom letzten Samsatg mit einer anderen Einstellung unterwegs.

Ich weiß jetzt, dass ich körperlich viel ausdauernder und leistungsfähiger bin.
Glaubte ich früher an meinem Limit zu sein, lies ich mich heute bei dem Trainigslauf von einem aktuellen Belastungsgefühl nicht mehr so beeindrucken.

Heute hatte ich ein sehr dynamisches Gefühl und viel Spaß beim Laufen.

Fazit: Dieses Joggen im eingeengten Wohlfühlmodus ist für mich überhaupt nicht mehr erstrebenswert. :zwinker2:

:hallo:
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caramba hat geschrieben:Fazit: Dieses Joggen im eingeengten Wohlfühlmodus ist für mich überhaupt nicht mehr erstrebenswert. :zwinker2:

:hallo:
Ich weiß, was Du meinst, komme gerade von einem Lauf bei Gewitter zurück. Bin heilfroh, wieder ein blitzableitergeschütztes Dach über dem Kopf zu haben, aber es läuft sich wirklich sehr dynamisch.

Für einen Wettkampf könnte ich mir folgende Methode vorstellen: Suche Dir einen Lauf mindestens 100 km weg, an dem Du noch nicht teilgenommen hast. Leere den Tank Deines Wagens bis auf 5 Liter. Fahre bewusst spät los, verwende kein Navi, nur Karten von vor der Jahrtausendwende. Prüfe nicht, ob Du Geld im Geldbeutel hast. Lasse Deine Lauftasche von einem Nichtläufer packen.

Gee

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Bei mir reicht es schon, bei einem lockeren Lauf über einen Tempolauf oder Intervalle nur nachzudenken und schon laufe ich merklich schneller, was ich aber erst merke, wenn ich auf die Uhr gucke.
Dunkel, nass, windig, kalt. - "Yeah, let's go!!!"
Live simple, train hard.
Running is a superpower.

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caramba hat geschrieben: So eine Verstopfung der Wege habe ich bis jetzt nicht erlebt.

5km später lief ich in einem selten gelaufenen Abschnitt, der momentan Brutrevier von einem imposanten Greifvogel ist. Die hat mich drei mal von hinten lautlos „freundlich“ angeflogen und berührte meine Haare ohne mich zu skalpieren. Auch da war ich für das Profil schnell unterwegs. Bis Heute waren diese Greifvogelattacken für mich nur kuriose Geschichten. :gruebel:

Als würde ich momentan solche Situationen anziehen, beobachtete ich die Hunde skeptisch. :rolleyes: Die zeigten zum Glück alle kein Interesse.
Da lobt man sich doch den goldenen, kalten und nassen Herbst, oder? Dann wird es wieder ruhig auf Deutschlands Straßen und Wegen und in Wald und Flur.

Ich werde im Moment laufend nach Uhrzeit oder dem Weg zu der und der Straße angesprochen - gefährlich ist das freilig weniger, aber dennoch nervig weil man aus dem Tritt kommt und artig eine Vollbremsung machen muss. ... und dann sind da noch Roller und Fahrrad fahrende Kinder. :nene: Entweder sie gucken sonstwo hin und eiern mir entgegen oder sie fixieren mich aufmerksam und fahren genau auf mich zu. Wenn ich so Motorrad fahren würde wie die Fahrrad fahren, wäre ich schon zehn mal tot.
Steif
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Also, dann muss ich meine Hund-Adrenalin-Story ja wohl auch noch beisteuern.

Herrlicher herbstlicher Sonntagmorgen, beim LaLa läuft alles cremig, also beste Laune. Kommt ein Mann mit Schäferhund (freilaufend) entgegen. Hund zeigt zunächst freundliches, gelassenes Interesse an mir. Hund bleibt ruhig vor mir stehen, ich ruhig vor ihm. Auf einmal richtet sich das Viech auf die Hinterbeine, legt seine Vorderpfoten auf meine Schultern. Ich bin völlig perplex, zwinge mich zur Ruhe und warte geduldig auf den Ordnungsruf des zugehörigen Zweibeiners. Nichts. Nach einer gefühlten Ewigkeit bellt mir das Riesenviech - absolut in Augenhöhe - anhaltend und unendlich laut ins Gesicht. Ich überlege, was helfen könnte und entscheide mich für die Schreckmethode. Warte noch ein, zwei Sekunden (nein Ewigkeiten) ganz mucksmäuschenstill ab und brülle dann das Tier urplötzlich an, so laut ich kann: "Hau ab, du verdammter Scheißköter ...", etc. etc. Der Hund lässt tatsächlich leicht verstört von mir ab und bewegt sich die zwei, drei Meter zu seinem Zweibeiner hin, der bis dahin seine Kiemen immer noch nicht auseinander bekommen hat.

Was meinen Adrenalinpegel dann aber erst richtig hochputschte war die nun folgende Reaktion des Zweibeiners, nämlich ein unflätiges Gepöbel darüber, wie ich seinen Hund derart beschimpfen könnte. Da fiel mir nichts mehr ein, als mich mit einem gut hörbaren "Arschloch" wieder auf den Weg zu machen. Ein Vorher/Nachher-Vergleich meiner Pace ist zwar nicht mehr überliefert, aber ich bin sicher, die Differenz war beträchtlich.

LG Christoph

mein Blog: Die Rennkartoffel will's nochmal wissen.

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Steif hat geschrieben:...Entweder sie gucken sonstwo hin und eiern mir entgegen oder sie fixieren mich aufmerksam und fahren genau auf mich zu. Wenn ich so Motorrad fahren würde wie die Fahrrad fahren, wäre ich schon zehn mal tot.
Das spricht absolut für dich, denn wie heißt es so schön? Gott schützt Kinder und Betrunkene. Du bist doch weder das eine noch das andere, oder? :zwinker5:

Btw, so ein kleiner Tipp für alle wettkampffixierten Adrenalinjunkies: Wenn ihr euch Stunden vor dem WK mit Adrenalin vollpumpt (egal ob mit dem nackten Arsch in einem Ameisenhaufen oder sonst was :rolleyes: ), dann seid ihr beim WK mental ausgelaugt. :traurig:
Beim WK sollte der Adrenalinspiegel hoch genug sein. Dann läuft Ihr auch schnellere Zeiten, Luft nach oben gibt es, wie ich es gesehen habe, sehr viel. :hihi:
Success is knowing that you did your best to become the best that you are capable of becoming (John Wooden)
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