Unheard hat geschrieben:Es ist meine Hoffnung, dass die Rumpfmuskulatur sich mit den Anforderungen entwickelt.
Hallo Unheard,
diese Hoffnung kannst du leider vergessen. Ausdauertraining wirkt lediglich auf die bewegte (Bein-) Muskulatur ein - aber auch da nur sehr begrenzt, ein wenig kräftigend, jedoch nicht aufbauend. Muskulatur, deren Aufgabe es ist, die Laufhaltung zu (er-) halten, wird nicht die Bohne gekräftigt. Solltest du Defizite im Bereich Bauch, Rücken besitzen, die für deine "Schaukelei" beim Laufen ursächlich sind, dann kannst du sie nur durch gezielte Kräftigungsübungen ausgleichen.
Alle Laufeinsteiger verstehen, dass sie laufen müssen, um Läufer zu werden. Dass sie Ausdauer trainieren müssen, um über Ausdauer zu verfügen. Sie verstehen auch noch, dass diese Ausdauer binnen Kurzem wieder verschwindet, wenn sie ihr Training unterbrechen. Den Wenigsten ist bewusst, dass am Laufen weit mehr Muskelgruppen - in grober Näherung übrigens: ALLE - beteiligt sind, als man an den Beinen findet. Laufen ist nämlich nur möglich, wenn der Oberkörper aufrecht bleibt, wenn also der Halteapparat dafür sorgt, dass er nicht nach vorne, hinten oder zur Seite abkippt. Und diese Haltemuskulatur muss ihre Halteaufgabe über lange Zeit erfüllen. Sogar die Armmuskulatur ist am Laufen beteiligt, weil sie das harmonische Mitschwingen der Arme gewährleistet. Wie wichtig die Arme fürs Laufen sind kann ein Selbstversuch zeigen: Einfach mal versuchen sie am Körper seitlich zu fixieren und loslaufen. Viel Vergnügen dabei.
Und diese Anekdote vielleicht auch noch, um die Sache zu unterstreichen: Nach meinem ersten 100 km-Lauf (2007 in Biel/Schweiz) hatte ich keinerlei Muskelkater in den Beinen, dafür jedoch einen gewaltigen in meinen Armen. Gute 9 Stunden mussten die in Laufstellung verbringen. Seitdem zweifele ich nicht mehr daran, dass ein Gutteil des Lauferfolgs nicht von den Beinen erbracht wird.
Da die Rolle der nicht unmittelbar an der "Erzeugung" der Laufbewegung beteiligten Muskaltur in Rumpf und Armen nur eine jeweils geringe Kraftentwicklung pro Zeiteinheit fordert oder auch nur die Aufrechterhaltung eines gewissen Muskeltonus zum Halten einer Stellung, ist der Reiz auf die Partien zu gering, um sie zu kräftigen. Das muss man, wenn Defizite bestehen, schon mit gezielten Übungen auslösen.
Relativierung (= Kirche im Dorf lassen): Die meisten Freizeitläufer verfügen über genügend Muskelkraft in Rumpf und Armen, um moderates Lauftraining ohne Entwicklung irgendwelcher Beschwerden zu überstehen. Im Klartext: Den Meisten wird gedeihliches Laufen möglich sein, ohne sich mit irgendwelchen zusätzlichen Kräftigungsübungen schinden zu müssen.
Gruß Udo