Hallo Christoph,
nimm's mir nicht böse, aber irgendwie geht mir das hier zu harmonisch zu, alle stoßen irgendwie ins gleiche Horn, tanzen Ringelpitz mit anfassen und und drehen sich dabei fröhlich im Kreis und 7 Tagebuchseiten und 4 Lala-Temposeiten nach Deinem Ursprungspost geht es jetzt schon wieder darum, das LaLa-Tempo zu erhöhen.
Warum? Meiner Ansicht nach weil bei den Beteiligten eine Art Konsens herrscht, dass Deine gefühlte untere Temposchwelle für einen runden Laufstil gesetzt ist - zumindest wird sie hier nicht hinterfragt. Ich glaube das nicht! Ich weiß, dass ich hier im Forum relativ alleine stehe mit der Meinung, jeder könne bis ca. 8:30-9:00 einigermaßen sauber und rund laufen (= sauber traben), wenn er sich bemühen würde. Mein Sohn spielt Fussball. Die ganze Mannschaft läuft vor einem Spiel locker ein und nachher locker aus - in Trabtempo und die meisten ganz intuitiv ohne zu schlurfen, obwohl das keinen interessieren würde. Jeden Sonntag ist unser Wald voll von Gelegenheitsjoggern (also einmal die Woche sonntags), die richtig langsam unterwegs sind. Die allermeisten davon laufen recht ordentlich und einige davon beim jährlichen Stadtlauf die 10 km dann gut unter 1h . Warum sollen Fussballer und Gelegenheitsjogger das können, Läufer aber nicht (wie einem hier im Forum immer wieder suggeriert wird)?
Ich bin 1,90 m groß und kann mit meinen langen Stelzen im Rahmen meines individuellen Laufstils sauber eine Pace von 8:00 laufen - wenn ich mich ein klein wenig bemühe! Will sagen, Fehler, die ich beim "richtigen" Laufen mache, mache ich beim Traben und umgekehrt. Wir reden jetzt nicht über Laufeffizienz im Sinne möglichst geringen Energieaufwands für das Tempo, sondern von einer sauberen, wenn auch im Umfang natürlich eingeschränkten Bewegungsausführung, die bei stärkerem Abstoß nach vorne dann auch schneller und energieeffizienter (bezogen auf den Vortrieb) wird. Warum solltest Du das nicht können?
Wenn ich Deine Berichte lese, glaube ich, dass Du so sehr von der Vorstellung getrieben bist, Laufen finge erst bei 6:30 oder schneller an, dass Du Dich für "sinnvolle" LaLas selbst blockierst. Dass Du die Schlurfgrenze auch noch ständig zu schnellerem Tempo verschiebst, trägt aus meiner Sicht klare Züge einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Das zieht sich aus meiner Sicht durch diesen Faden und begann mit Deinem Vorgängerfaden:
RunningPotatoe hat geschrieben:Wenn ich mich zu 7:20/km zwinge, bleibt mein Puls recht lange fast konstant bei 75 bis 77% HFmax (Anstieg 1 bpm/km), wie es sich für einen ruhigen LaLa ja eigentlich auch gehören sollte. Wenn ich dann irgendwo jenseits der 12 km müde werde, kann ich das Tempo noch weiter halten, muss mich aber anstrengen und der Puls steigt dann deutlich stärker an, um 3 bis 5 bpm/km. Wenn ich in diesen "leichten Kämpfermodus" gerate, merke ich aber, dass insbesondere meine Waden bis dahin deutlich unterfordert sind und jetzt noch einiges zulegen könnten. Aber da der Rest langsam müde wird, ist mit den Waden allein natürlich auch kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Die Endphase meiner LaLas von derzeit 16 km artet daher regelmäßig in einen rechten K(r)ampf aus, obwohl ich noch ungenutzte Reserven zu haben scheine.
Dass Du da ungenutze Reserven hast nur weil Deine Waden noch weiter könnten, halte ich für einen völligen Trugschluss. Langsames Tempo und Schlurfen haben die gleiche Ursache, aber das eine ist nicht Ursache des anderen. Hättest Du noch wirkliche Reserven, könntest Du noch "anständig" laufen. Genauso gut könnte ich sagen, ich habe ein Problem mit meinem Kraftausdauer-Tempo. Ab 14 km kann ich im Training mein HMRT nicht mehr halten. Dann fange ich an, mit dem Oberkörper einzuknicken (trotz intensiven Kraft- und Kraftausdauertrainings, an schlechter Rumpfmuskulatur liegt es sicher nicht) und laufe unsauber. Sicher überzeichnet, aber die Logik ist die gleiche. Ich bin schlicht erschöpft, und dann konzentriert mein Körper die Energie auf die unmittelbar wichtigsten Muskelgruppen, die Beine. Da falle ich im Oberkörper zusammen, obwohl ich jederzeit anhalten und Sitpus oder Kreuzheben machen könnte. Dabei habe ich doch jede Menge ungenutzte Reserven, weil meine Armmuskulatur nicht im Ansatz erschöpft ist.
Ich geb Dir mal meine Interpretation Deiner zuletzt gelaufenen LaLas:
Du läufst in "Wohlfühltempo" los. Was ist "Wohlfühltempo"? Bei Dir ist es in meiner Wahrnehmung schon eine ganze Weile nicht mehr das Tempo, in dem Du physisch rund und theoretisch endlos laufen könntest. Nein, es ist das Tempo, bei dem Du Dich in dem Sinne "wohl fühlst", dass Du es gerne endlos Laufen können würdest und in dem Du Dich als "richtiger Läufer" und nicht als "Schlurfer" fühlst. Mit dem Ergebnis, dass Du nach 12 km das Tempo nicht mehr halten kannst, mangelnde Kraftausdauer Dich zwingt, langsam zu laufen, Du mangels Kraft und Konzentration (nicht aufgrund des geringen Tempos, das ist ebenso eine Folge und keine Ursache) "schlurfst", und hinterher mit der Überzeugung heimkehrst, Du könntest selbst bei 6:50 nicht mehr anständig Laufen, weil Du ab km 12 ja langsam warst und prompt geschlurft bist. Dabei ist aus meiner Sicht ist Dein größtes Problem Deine Ungeduld (und die mangelnde Akzeptanz Deines eigenen Leistungsstandes.)
Mein Rat wäre daher: Wenn Du Dich partout nicht auf ein Tempo einbremsen willst, welches Du über die geplante LaLa-Strecke einigermaßem halten kannst, ohne in Dich zusammenzusacken, dann lass die LaLas ganz sein und laufe nur so lange, wie ein vernünftiger Laufstil noch geht (12 km?) und dehne sie von dem Level aus ganz langsam und schrittweise weiter aus. Oder Lauf die LaLas in 7:00-7:10 und mache sie zu einem mentalen Training, indem Du sie konzentriert und sauber duchläufst ohne zu schlurfen. Das schult auch etwas Resistenz gegen Deine Ungeduld
Vielleicht mal ein anderer Ansatz, über den es sich nachzudenken lohnt.
Grüße,
Jep