runner00 hat geschrieben:Antrittsgelder werden unterm Tisch bezahlt und somit nicht öffentlich, aber es ist bekannt, dass sie immens hoch sind. Mo Farah zum Beispiel soll für sein Debüt über 1 mio kassiert. .
Zu den Antrittsprämien: Die Veranstalter von HH konnten sich 2013 den Kipchoge nur leisten, weil das sein Debut war. Im nächsten Jahr wollte er nachdem was ich gehört habe 250000 haben und das war nicht drin – Berlin hat ihn sich 2013 und 2015 leisten können. Mittlerweile dürfte Kipchoge noch etwas teurer sein, aber nicht so teuer wie Farahs Debut … das ist schon eine Ausnahme. Aber klar ist auch, dass Läufer wie Kipchoge nur noch bei den Marathons mit Top Budget starten … im Frühjahr sind das nur London und mit deutlichem Abstand Boston. (2014 war es noch Rotterdam, aber das wird jetzt auch nicht mehr reichen). Kipchoges Marathons waren 2013 HH u. Berlin, 2014 Rotterdam und Chicago, 2015 London und Berlin, 2016 London.
Es gibt natürlich verschiedene Strategien, manche Läufe setzen mehr auf einen oder wenige Topstars (Berlin in einigen Jahren mit Haile z. B. ), andere eher auf ein breites Feld. London hat normalerweise die Topstars und ein breites Feld. Man kann sich das ja mal ansehen und zusammenrechnen …
Elitefeld Männer London 2016/
Kipchoge, Kimetto, Kipsang und Bekele sind alle richtig richtig teuer. Zusammen kosten die sicher über 1 mio €, gut möglich sogar über 1,5 mio – nur an Antrittsgeldern Der Hamburg Marathon kann sich keinen einzigen dieser Läufer leisten.
Die Läufer am Ende des Elitefeld bekommen teilweise vermutlich in erster Linie die Unkosten bezahlt, also Flug, Hotel und eben die Betreuung der Elite. Ein Mottram allerdings ist durch die Bahn schon so bekannt, dass da vermutlich auch Antrittsgeld fließt.
Gabius ist mit der 13. Zeit gemeldet, dazu als zweitbester Europäer. Kann durchaus sein, dass es auch für „bester Europäer“ am Ende ne Prämie von Sponsor oder Veranstalter gibt, sicher für einen neuen DR.
Natürlich spielen die nationalen Erfolge auch eine Rolle, gerade im eigenen Land. Aber wie sehr man das finanziell verwerten kann, hängt auch von der Finanzkraft der Marathons im eigenen Land ab.
Ein US-Amerikaner mit 2h12 Bestzeit bekommt sehr wahrscheinlich nirgendwo so viel Antrittsgeld wie in NY. Auch für die besten AmerikanerInnen sind die einzigen finanzielle Alternativen dazu im Frühjahr vermutlich London, im Herbst Berlin. Natürlich werden diese Alternativen auch gesucht, wenn es um einfachere bzw. rekordfähige Strecken geht.
Dann gibt es in den USA aber das Trials System – weshalb Rupp sein Debut dort geben musste, um in Rio starten zu dürfen. Für Rupp gibt es grundsätzlich dann genau drei Möglichkeiten für den ersten richtig großen Marathonzahltag: NY 2016 (3 Marathons im ersten Marathonjahr?), Boston 17 oder London 17.
In D ist das etwas anders. Berlin hat da einen großen Abstand was die Finanzkraft angeht. Frankfurt hat den Vorteil des späteren Termins und die DM, die vor allem im vorolympischen Jahr 2015 wichtig war (Kann 2017 wieder richtig interessant werden wegen Konkurrenz um Plätze für die EM 18) . Also versuchen es HH und DDorf mit Verpflichtungen. Maisch hatte z. B. mal einen längerfristigen Vertrag mit HH … am Ende war sie aber lange verletzt und war dann zum kommentieren da oder so.
Einige in der nationalen Spitze haben international einen so geringen Marktwert, dass sie nur in D anständig verdienen können und außerhalb von D froh sein müssen, wenn sie überhaupt ins Elitefeld kommen. Für die gibt es dann wenig alternativen.
Gabius brauchte im Herbst 2015 einen neuen Verein, aber sicher nicht, weil er finanziell noch davon abhängig wäre. (Dann hätte er ja trotz Sponsorenrückzug in Tübingen bleiben können, mögen einige denken. Allerdings geht das dann wohl gegen das Profiselbstverständnis und wäre eine Entscheidung gewesen, die seinen Marktwert gesenkt hätte) In D braucht man den Verein eben für den Startpass.
Aber ich nehme an, dass die finanzielle Unabhängigkeit von Gabius der Grund war, dass die LT Haspa Marathon Hamburg Gabius nicht auf einen Start in HH verpflichten konnte – das hätte sie vermutlich mehr Geld gekostet, als sie zahlen wollten – Geld auf das Gabius nicht angewiesen ist. Also hat man das vermutlich vertraglich nicht festgehalten, Gabius hat den Start in HH zu dem Zeitpunkt vermutlich nicht ausgeschlossen ...
Meine These ist: Die Verantwortlichen vom Verein u. Marathon waren naiv bzw. haben schlecht verhandelt und wollen jetzt Gabius den schwarzen Peter zuschieben …
Man darf auch nicht vergessen, dass ein Marathonsieg in HH zwar den Marktwert erhöht, aber natürlich nicht bei jedem Läufer gleichermaßen. Fürs Debüt war das sogar gut für Kipchoge, aber ob das für Gabius jetzt als Inhaber des DR den Bock so viel fetter macht?
Am Ende nicht vergessen dass auch Termine entscheidend sein können, je nach Saisonplanung kann auch der geringe Abstand zwischen Berlin und Chicago z. b. eine Rolle spielen. Gerade die etablierten LäuferInnen sind sicher bereit auf ein paar 1000 € zu verzichten, wenn sie sich dadurch mittel- oder langfristig mehr läuferischen Erfolg versprechen.
Gruß
C